TUSKA 2017: HIM   AMORPHIS   SOILWORK   SLEEP OF MONSTERS   IMPALED NAZARENE   AVATARIUM  
01.07.2017 @ Suvilahti, Helsinki

An Tag zwei brauste ein kühler Wind durch Helsinki und der Himmel war wolkenverhangen, auch wurde Regen gemeldet und die frostigen Temperaturen zwangen uns dazu, fast alles an Klamotten übereinander anzuziehen, die bei der Abreise den Weg in den Koffer fanden. Da für den heutigen Tag das groß angekündigte HIM-Abschiedskonzert anstand, war der Samstag schon seit längerem ausverkauft und zog alle finnischen Altersschichten aufs Gelände, um mit den Nationalhelden noch einmal gebührend abzufeiern.

Wir ließen uns vom eisigen Klima nicht aufhalten und standen pünktlich um 14:15 Uhr vor der Tent Stage um die Doom Rocker AVATARIUM live zu erleben. Die Band, geboren aus den Ideen von Leif Edling (CANDLEMASS), der jedoch nur als kreativer Kopf im Hintergrund fungiert, startete gleich mit "Into The Fire/Into The Storm" ins Set. Ausnahmetalent am Mic, Jennie-Ann Smith, begeisterte sowohl mit bluesiger, rauer als auch klarer Stimme. Diese schien teilweise so zerbrechlich, doch schon im nächsten Moment entpuppte sie sich als schwedische Powerfrau und griff hin und wieder selbst, umrahmt von ihrer Band, zur Akustikgitarre. Tracks wie "Moonhorse" oder "The Starless Sleep" erzeugten eine Stimmung, die das noch etwas müde Publikum doch noch aufmerksam werden ließ. Gerne wieder auf einer großen Bühne!

Mit den letzten freudigen Verabschiedungsworten der Schweden starteten auf der Main Stage auch schon IMPALED NAZARENE und wer bis jetzt noch nicht wach war, dem wurde der brachiale Extreme Metal der Finnen um die Ohren gedroschen. Uns war es noch etwas zu früh dafür und es hätte uns zu abrupt aus der AVATARIUM-Stimmung gerissen. Hinzukommend kämpften wir mit den niedrigen Temperaturen, daher ging es erst mal festivallike zum Aufwärmen auf ein günstiges Koff in ein Zelt, wobei mir ein Glühwein lieber gewesen wäre.





Als nächstes am Programm standen dann etwas später und zum Glück in der Wärme der Inferno Stage in der Halle, die aus Helsinki stammenden SLEEP OF MONSTERS, die kurz nach 17 Uhr die Bühne enterten. Diese schien dezent zu klein, standen doch bei den ersten Takten insgesamt zehn Musiker auf der Bühne. Wunderschön und hymnisch umrahmt von ihren Backgroundsängerinnen, den drei Furien, wie sie liebevoll genannt werden, wurde ein straffes Gothic Acid Rock Set von einer halben Stunde vollzogen. Frontman Ike Vil, der mit seiner düster dunklen Stimme durch die melancholisch epischen Lieder führte, lieferte sogar zwischendurch kurze Ansagen in deutscher Sprache und Highlight war definitiv "Murder She Wrote", das er mit einer seiner Sängerinnen als Duett performte. Zu schnell war dieses fast choreographische Set vorbei und wir drängten uns wieder hinaus in die finnische Kälte.

Und dank weniger Überschneidungen im Lineup und kurzen Wegen von Bühne zu Bühne kamen wir genau richtig, um auf der Radio Rock Main Stage die schwedischen Melodic Deather von SOILWORK mit "The Ride Majestic" loslegen zu sehen. Die Truppe rund um Vocalisten Bjørn „Speed“ Strid heizte den Leuten vor der Bühne gleich mal ordentlich ein und Bjørn machte Scherze darüber, ob denn eh jeder das "tropische Klima" heute spürt. In der Spielzeit von einer Stunde feuerten sie Granate um Granate ab, um dann mit "Stabbing The Drama" in ein furioses Finale zu gehen.





Von vielen erwartet standen dann auf der Hauptbühne die Landeshelden AMORPHIS am Programm und pünktlich mit dem Erscheinen der Truppe und den ersten Klängen von "Under The Red Cloud" setzte dann auch der angekündigte Regen ein, was die sowieso schon durchgefrorene Zuschauerzahl dann leider doch etwas schmälerte. Doch Tomi ließ sich davon nicht beirren, schleuderte immer wieder seinen steampunkig anmutenden Mic-Ständer über die Bühne und zeigte sich stimmlich wieder einmal von seiner besten Seite. Dass AMORPHIS live fast besser als auf jeder Aufnahme klingen ist ja kein Geheimnis und bei Hits wie "Silver Bride" oder "Smoke" blieben kaum Hände unten. Die dazu abgefeuerten Pyros auf der Bühne lieferten nicht nur großartige Effekte, sondern wärmten hin und wieder bei der eisigen Witterung ganz gut. Bei "Death Of A King" beschwor Tomi dann Publikumssprechchöre herauf und als dann beim Abschlusstrack "House Of Sleep" mit virtuosem und überlangen Intro zum Schluss hin dann bei den Pyros ein gewaltiger Kracher losging, erschrak auch Sänger Tomi so dermaßen, dass er aus dem Takt kam und die letzten Zeilen nur mehr mit erschrockenen Lachern singen konnte.





Setlist AMORPHIS:

Under The Red Cloud
Sacrifice
Silver Bride
Hopeless Days
Bad Blood
The Smoke
Into Hiding
Against Widows
My Kantele
Death Of A King
House Of Sleep

Da sich dann bei uns schon leichte Ermüdungserscheinungen und Hunger einstellten, beobachteten wird dann das Black / Death Gewitter von TRIPTYKON aus sicherer Entfernung und mit leckerem Pulled Pork Burger und Pommes, vor gefräßigen Möwen beschützend, in der Hand.

Gestärkt wanderten wir dann wieder vor die Hauptbühne um den Hauptact des heutigen Tages, HIM, unsere letzte Ehre zu erweisen. Von Weitem sah man schon ein riesiges Konstrukt in Form des Heartagrams auf der Bühne schweben. Und als die Klänge des BEATLES Songes "Bye Bye Love" erklangen, erschienen nach und nach die Musiker, allem voran natürlich Ville Valo und schon jetzt schien der Jubel nicht mehr abzureißen.





Ohne große Umschweife legte man aber auch gleich mit "Buried Alive By Love" los, um nachfolgend mit den großen Hits der älteren sowie auch neueren Scheiben weiterzumachen. Die Menge sang Zeile für Zeile bei jedem Track mit und feierte ihre Helden. Ville Valo schenkte dem Publikum wie gewohnt nur wenige Worte, aber hin und wieder seinen verschmitzten Grinser und wenn mal eine Ansage gemacht wurde, dann in Finnischer Sprache. Da es Probleme mit der Tontechnik gab, wirkte er hin und wieder aus dem Konzept gebracht und deutete wirr an ein Ende der Bühne. Und was mich immer wieder aus dem Konzept brachte, war der langgelockte und bebartete Drummer Jukka Kröger, der seit 2015 bei der Band die Schlagstöcke schwingt, da der vorherige Mann immer mit Glatze und nacktem Bierbäuchlein hervorstach. Bassist Mikka / Mige Amour wirkte wie immer deutlich bewegungsfreudiger und agiler als sein frontender Bandkollege und verrenkte sich mit seinem Instrument. Überhits wie "Join Me (In Death)" und "Wicked Game" wurden sogar ziemlich bald gespielt und von der Menge bejubelt. Gitarrist Linde aka Daniel Lioneye solierte sich zudem furios durch die verschiedenen Songs. Wie immer ein durchgehender Ohrenschmaus waren die gesanglichen Künste des Herrn Valo, dessen Stimme ja bekanntlich über mehrere Oktaven agiert und der sich zum Ende hin beim BILLY IDOL Cover "Rebel Yell" so richtig verausgabte und über die Bühne tigerte. Dann blieb die Frage nach dem letzten Song des Abends und dafür wählten die Finnen dann "When Love And Death Embrace", der auch wie jeder andere Track vom Publikum inbrünstig mitgesungen wurde. Abschließend sprach Ville noch einige Abschiedsworte, doch relativ rasch verließ die Band nach einigen Verbeugungen vor der Menge die Bühne, während ein gigantisches Feuerwerk hinter der Hauptbühne den Abschied der Band beschloss.





Setlist HIM:

Buried Alive By Love
Heartache Every Moment
Your Sweet Six Six Six
Resurrection
The Kiss Of Dawn
The Sacrament
Tears On Tape
Rip Out The Wings Of A Butterfly
Stigmata Diaboli
Gone With The Sin
Bleed Well
It´s All Tears (Drown In This Love)
Wicked Game
Killing Loneliness
Poison Girl
Heartkiller
Join Me In Death
In Joy And Sorrow
Right Here In My Arms
The Funeral Of Hearts
Rebel Yell
When Love And Death Embrace

Aufgekratzt und mit Melodien der verschiedenen HIM-Songs im Ohr zog es uns dann relativ schnell in unser Hotel, von der Mitternachtssonne war in dieser Nacht auch nicht viel zu sehen, zu wolkenverhangen war der Himmel. Aber uns war dafür eine ruhige und finstere Nacht garantiert.
www.tuska.fi/en

Catrine
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Beitrag vom 11.07.2017
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