KARMøYGEDDON: SAXON   SEPTICFLESH   MARDUK   PRIMAL FEAR   DARK TRANQUILLITY   ALCEST   DISSECTION TRIBUTE   ART OF DECEPTION   ARTILLERY   ASPHERIUM   EVIG NATT  
05.05.2017 @ Kopervik, Norwegen

Auch am zweiten Tag herrschte Kaiserwetter, und so schlenderte ich gemütlich durch das Städtchen in Richtung Festival. An diesem Tag wurde erstmals auf beiden Bühnen gespielt und es sollte bereits Mittags starten, da ein pralles Bandpaket auf dem Programm stand. Beim Betreten der Terrasse kam einem bereits ein Fernsehteam entgegen, das einige Leute interviewte. Es waren auch viele Familien mit Kindern zu sehen – Metal ist nämlich in Skandinavien absolut familientauglich!

Bereits um 12.40 enterte die erste Band die kleine Scandic-Stage, und nachdem EVIG NATT aus der Region stammten, standen abermals trotz der frühen Stunde schon sehr viele Fans in den Startlöchern. Das Intro fiel noch relativ monoton aus, aber dann ging es durchaus variantenreich und melodisch zur Sache. Zwar war der Basissound von der härteren Sorte, aber durch melodiebetonte Ergänzungen ergab sich ein gelungener Mix. Dieser wurde durch zwei sehr unterschiedliche Stimmen ergänzt. Während Stein Roger Sund kraftvolle Growls vom Stapel ließ, und immer wieder auf die Absperrung kletterte um die Leute auf Touren zu bringen, beteiligte sich die hübsche, lila-haarige Sängerin Kirsten Jørgensen mit angenehmen cleanen Vocals. EVIG NATT gelang es, die Scandic Stage in einen Hexenkessel zu verwandeln, und bei keiner anderen Band an diesem Tag waren mehr Besucher anwesend, was bei einem Opener ja nur selten vorkommt.





Setlist EVIG NATT:

Svartsinn
Sjelelaus
Stille Før Stormen
Silence Falls (with Lindsay Schoolcraft)
How I Bleed


Aber auch die nächste Band auf der Scandic Stage konnte sich über viel Publikum freuen, auch wenn nicht gar so viele fanatische Fans da waren. ASPHERIUM stammten ebenfalls aus Norwegen und feiern dieses Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum. Die Truppe startete mit einem sehr epischen Intro, aber die darauffolgenden Sounds ließen keinen Zweifel an der musikalischen Ausrichtung der Truppe aufkommen, die offensichtlich im Melodic Death Metal verankert ist. Es dominierten zwar die harten Klänge, aber wenn melodische Parts eingestreut wurden, dann wunderschöne. Ebenso verhielt es sich mit dem abwechslungsreichen Gesang. Zwischen den einzelnen Songs gab es zudem mystische Überleitungen vom Band, sodass der Spannungsbogen durchgehend erhalten blieb. Die Leute zeigten sich begeistert und so war dieser Gig für alle Anwesenden als gelungen zu begleichen.





Setlist ASPHERIUM:

The Revenant
Landfall
Reality Unfolds


Wenn man den Bandnamen ARTILLERY liest, neigt man dazu, erst einmal in Deckung zu gehen. Der Beginn war mit einem Gitarrenintro vom Band noch relativ harmlos, aber dann wurde von der Scandic Stage eine Thrash-Salve nach der anderen auf das Publikum abgeschossen, zu denen Michael Bastholm Dahl eher hohe Screams zum Besten gab. Die Show war perfekt organsisiert, denn die Dänen machen mit Unterbrechungen schon seit 35 Jahren Thrash Metal, was man auch zu jeder Sekunde spürte. Zu Beginn waren die Reaktionen der Leute noch etwas verhalten und mehr als ein Mitnicken war nicht drin. Aber dann kam immer mehr Stimmung auf und so mancher ließ seine Mähne kreisen. Michael machte auch viele Ansagen in Dänisch, die ich leider nicht verstand, aber von den einheimischen Besuchern laut beklatscht wurden. So wurde aus der anfänglichen Zurückhaltung doch noch eine richtige Metalparty.





Setlist ARTILLERY:

In Defiance Of Conformity
Legions
The Challenge
By Inheritance
Live By The Scythe
Deeds Of Darkness
The Almighty
Khomaniac
Terror Squad


In der Zwischenzeit wurde die Treppe hinunter zur Gassco Stage freigegeben, wo ab diesem Tag auch ein Teil der Konzerte stattfand. Diese Bühne war in einem großen Zelt untergebracht und auf der anderen Seite des Abganges gab es noch zwei kleinere Zelte, die den Merchverkäufern zur Verfügung stand, und wo es Tische und Bänke zum Ausruhen gab.

Opener auf der großen Bühne waren die französischen Shoegaze-Könige ALCEST, die relativ kurzfristig für NE OBLIVISCARIS einsprangen. Erstaunlicherweise war das Zelt plötzlich voll, obwohl man vorher gar nicht so viele Leute sah. Bereits ab den ersten Klängen hatten ALCEST alle Anwesenden fest im Griff, und die Leute überschlugen sich fast vor Begeisterung, was bei den Norwegern ja eher unüblich ist. Auch die Band zeigte sich hingerissen von diesen Reaktionen, und Sänger Neige bedankte sich immer wieder. ALCEST boten einen Mix aus ihrem bisherigen Schaffen und ständiger Beifall gehörte fest zum Programm des Abends. Für die meisten hätte der Gig deutlich länger ausfallen können, denn als das Quartett beim letzten Titel „Délivrance“ nacheinander die Bühne verließ war das Bedauern groß. Aber die Franzosen gehen ja im Herbst wieder auf Tour, und da kann man dann erneut den phänomenalen Klängen lauschen.





Setlist ALCEST:

Là Où Naissent Les Couleurs Nouvelles
Autre Temps
Oiseaux De Proie
Percées De Lumière
Délivrance


Auch der nächste Gig fand auf der Gassco Stage statt, aber nachdem DARK TRANQUILLITY zu den beliebtesten schwedischen Melodic Death Metal Bands gehört, war das keine Überraschung. Der Umbau ging flott vonstatten, und alles wurde mit bedruckten Tüchern im Design des letzten Albums „Atoma“ verziert, dessen Artwork auch als großes Transparent im Hintergrund prangte, und von dem auch einiges an diesem Tag zum Besten gegeben wurde. Bei einem sehr opulenten Intro kamen nach und nach die Musiker auf die Bühne. Auch bei den Schweden wurde es sehr voll, und zu den sehr druckvollen, aber auch atmosphärischen Melo-Death Klängen ließ Mikael Stanne seine kräftige Stimme erklingen, während er auf der Bühne einen Dauerlauf hinlegte, und immer wieder den Kontakt zum Publikum suchte, indem er einige Ansagen einstreute. Man bemerkte bei DARK TRANQUILLITY zu jeder Minute, wieviel Spaß ihnen dieser Gig machte, und auch das Publikum ließ sich von dieser Stimmung anstecken, und feierte ordentlich mit.





Setlist DARK TRANQUILLITY:

Force Of Hand
The Lesser Faith
Atoma
The Treason Wall
The Science Of Noise
Forward Momentum
Terminus (Where Death Is Most Alive)
State Of Trust
Misery’s Crown


Danach gab es eine längere Umbaupause auf der Gassco Stage und die Leute gingen die Treppen hinauf zur Scandic Stage, wo in der Zwischenzeit ART OF DECEPTION alles für ihren Gig vorbereitet hatten. Durch eine geringfügige Überschneidung mit DARK TRANQUILITY war es zu Beginn noch relativ leer, aber so nach und nach trudeln die Leute ein. Nach einem relativ ruhigen Beginn wurde prompt drauflos gehämmert was das Zeug hält. Auch wenn die Musik von ART OF DECEPTION als Melodic Death Metal bezeichnet wird, so waren die melodischen Parts eher kurz, und die knallharten Sounds überwogen. Dazu wurden den Leuten heftige Growls in die Ohren gebrüllt, was gut ankam und den einen oder anderen zum Mitbangen brachte. Und auch die Musiker machten eifrig mit, wobei sogar der Drummer die Mähne kreisen ließ. Es war deutlich erkennbar, dass viele Fans dieser Truppe anwesend waren, denn trotz des zu Beginn leeren Raumes, wurde nach kurzer Zeit der Platz knapp, und man Gefahr lief tüchtig herumgeschubst zu werden, sodass eine Flucht in den hinteren Bereich durchaus sinnvoll war.





Setlist ART OF DECEPTION:

Lunar Eclipse
Killing
Øyekast
Ocean Turns
Gate 19
Molested By The Beast


Auf der Gassco Stage bereitete man in der Zwischenzeit alles für die nächste Band des Abends, denn ein großes Transparent kündigte PRIMAL FEAR an. Die Speed/Power Metal Band rund um Tausendsassa Mat Sinner aus Deutschland feiert dieses Jahr 20-jähriges Bestehen, und das wird mit vielen Festivalauftritten zelebriert. So hat es die Jungs auch nach Norwegen verschlagen, wo sie von vielen Leuten schon sehnsüchtig erwartet wurden. Bei einem bombastischen Intro wurden die Musiker mit viel Beifall wärmstens empfangen. Zur flotten, dynamischen Spielweise gab Sänger Ralf Scheepers stimmlich wie gewohnt alles und erreichte schwindelerregende Höhen. Die Herren waren echte Energiebündel und strotzten vor Spielfreude, was sich direkt auf das Publikum übertrug. Da war nichts von norwegischer Zurückhaltung zu bemerken, denn es wurde gejubelt und gerufen was das Zeug hielt.





Setlist PRIMAL FEAR:

In Metal We Trust
Angels Of Mercy
Final Embrace
When Death Comes Knocking
Nuclear Fire
Metal Is Forever


Dann gab es auf der Gassco Stage einen extremen Stilwechsel von flotten zu brutalen Sounds. MARDUK zementierten in den letzten Jahren ihren Fixplatz im Spitzenfeld des Black Metals, und so waren die Reihen bereits lange vor Beginn ziemlich dicht gedrängt. Man startete mit einem stampfenden Intro und darauf folgten knallharte Sounds mit hämmernden Drums. Sänger Mortuus präsentierte sich mit wildem Corpsepaint und nassen Haaren, und feuerte schreiende Growls in Richtung Publikum ab. Die Schweden zeigten vollen Einsatz auf der Bühne, und die Besucher schrien und tobten so sehr, dass der Aufenthalt in den vorderen Reihen lebensgefährlich wurde. MARDUK sind einfach live eine Macht die voll mitreißt, und für ängstlichere Wesen war ein Platz weiter hinten empfehlenswert, obwohl auch dort die Leute mitbangten und die Hände hochrissen. MARDUK ließen keine Wünsche offen und am Ende zogen alle erschöpft aber zufrieden in Richtung Bierstand.





Setlist MARDUK:

Frontschwein
The Blond Beast
Of Hell`s Fire
The Levelling Dust
Throne Of Rats
Necropolis III
Cloven Hoof
Wartheland
Legion
Wolves
Panzer Division Marduk


Nicht minder schwarze Klänge standen als nächstes auf der Scandic Stage auf dem Programm. Die Black/Death Metal Band DISSECTION ist trotz ihrer Auflösung vor vielen Jahren noch immer fest im Gedächtnis der Fans verhaftet. Vor einer Weile scharte der Norwegische BLODHEMN-Mastermind Invisus einige Musiker um sich, um die Tracks von DISSECTION auch dem heutigen Publikum zu präsentieren. Fünf Musiker betraten die Bühne, wobei sich einer unter einer Kapuze versteckte. Dabei dürfte es sich wohl um Invisus selbst gehandelt haben, da er auch am nächsten Tag beim BLODHEMN-Gig derart verhüllt auf der Bühne stand. Der Sänger warf seine Growls während er von einer fetten Soundwand flankiert wurde, lautstark ins Publikum, wobei er immer wieder einmal auf die Absperrung kletterte. Die Hütte war voll und die Reaktionen der Leute gewaltig. BLODHEMN stellten mit ihrem DISSECTION-Tribut eindrucksvoll unter Beweis, dass es sich jederzeit lohnt, die alten Tracks den Leuten zu präsentieren.





Setlist BLODHEMN:

Black Horizons
Unhallowed
Retribution/Storm Of The Lights Bane
The Somberlain
Night’s Blood


Auf der Gassco Stage wurde währenddessen ein imposanter Bühnenaufbau für SEPTICFLESH vorbereitet. Dass der Gig der griechischen Symphonic Death Metaller ein absolutes Highlight werden sollte, konnte man an den vielen Leuten lange vor Beginn an der Absperrung deutlich erkennen, und als Spiros Antoniou und seine Mannen auf die Bühne kamen, war das Zelt proppenvoll. Spiros war wie immer in seinen phantasievollen Lederpanzer gehüllt und zeigte sich sehr würdevoll und eher distanziert. SEPTICFLESH gaben ein gemischtes Set aus den letzten drei Alben zum Besten, und natürlich fehlten auch Songs vom letzten Album „Titan“ nicht. Mit einem tollen Mix aus atmosphärischen, epischen Sounds und knallhartem Death Metal, für den diese Band von ihren Fans geliebt wird, konnten die Griechen das Publikum zu Begeisterungsstürmen hinreißen, und viele hätten gerne noch mehr von diesen faszinierenden Klängen gehört, aber das ließ der straffe Zeitplan nicht zu.





Setlist SEPTICFLESH:

Communion
Prometheus
Titan
War In Heaven
The Vampire From Nazareth


Sehr schnell wurde für den groß angekündigten Headliner SAXON umgebaut, und die Techniker wuselten über die Bühne um Verspätungen zu vermeiden. SAXON zählen ja zu den Begründern des NWOBHM, und dass diese Musikrichtung nach wie vor viele Fans in allen Altersklassen hat, konnte man mit einem Blick auf das Publikum deutlich erkennen. Der Beginn fiel sehr theatralisch aus während die Band bei einem Song vom Tongerät auf die dunkle Bühne unter viel Beifall die Bühne betrat. Als dann Vocalist Biff Byford erschien wurde es schlagartig hell und ein Aufschrei ging durch die Menge. Obwohl die Truppe nächstes Jahr bereits 40-jähriges Jubiläum feiert, zeigten die Briten nicht die geringste Schwäche. Biff schlenderte zwar eher gemächlich über die Bühne, nahm jedoch die ganze Zeit über Kontakt auf, und zeigte auch stimmlich keinerlei Schwächen. SAXON bewiesen erneut mit einer überzeugenden Show, dass sie es noch immer drauf haben, und auch dass ihnen Live-Gigs noch immer viel Freude bereiten. Es sei der Band und uns hoffentlich vergönnt, dass wir die Briten noch viele Jahre live erleben können.





Setlist SAXON:

Battering Ram
This Town Rocks
Sacrifice
Power And The Glory
Motorcycle Man
Strong Arm Of The Law
The Eagle Has Landed
And The Bands Played On
Dallas 1 PM
Heavy Metal Thunder
Crusader
Wheels Of Steel
747 (Strangers In The Night)
Princess Of The Night


Eigentlich wären danach noch die Schweizer ELUVEITIE und die Spanier KOLTED am Programm gestanden, aber dadurch dass ich nicht erst mit dem Karmøygeddon-Shuttlebus um 2.15 fahren wollte und auch schon sehr müde vom langen Festivaltag war, erlebte ich diese beiden Bands leider nicht mehr.


Danke an das Karmøygeddon Festival und Freimen für die Bereitstellung der Fotos!
[Pics by Freimen] www.facebook.com/freimensphoto/




Weblinks:
www.facebook.com/saxon
www.facebook.com/septicfleshband/?rf=112102835472332
www.facebook.com/Mardukofficial
www.facebook.com/PrimalFearOfficial
www.facebook.com/ArtofDeceptionofficial
www.facebook.com/dtofficial
www.facebook.com/alcest.official
www.facebook.com/ARTILLERY.DK
www.facebook.com/Aspherium
www.facebook.com/evignattband/?ref=br_rs

karmoygeddon.no

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