THE MORRICONES  
14.10.2016 @ Hemingway, Linz

Das Hemingway in Linz ist zwar eher als Bar bekannt und die Größe lässt für einen Konzertabend zu wünschen übrig, noch dazu besteht eine Glastrennwand zw. Raucher- und Nichtraucherbereich, dass es von Vornherein nicht erahnen lässt, was für eine Akustik hier möglich ist, doch immer wieder treten hier noch nicht so bekannte Truppen, die sich aber als absoluter Geheimtipp entpuppen, auf.

Und so war es auch als die Linzer THE MORRICONES zum kleinen aber feinen Stelldichein baten. Das Italo-Western-affine Quartett brachte gerade diesen Juli ihren ersten Longplayer "Tales Of The Wasteland" auf den Markt und die 5€ Eintritt zahlte auch die Kundschaft gerne, die noch nicht so konform mit dem Whiskey- und Klapperschlangen-geschwängerten Material sind.

Doch zunächst nahm mir eine halbe Stunde vor Beginn ein kurzer Stromausfall in der Bar das Vertrauen in die Technik, außerdem blieben nach wie vor Zweifel an der guten Akustik, das alles wurde aber sofort nach Beginn des ersten Songs hinweggefegt.

Nach herzlicher Begrüßung durch die Truppe ließ man auch gleich mit "Charles Bronson" den Revolverheld los und das Publikum konnte schon einmal Saloonfeeling spüren. Da das Publikum großteils auf Barhockern bzw. bei Bartischen bis vor die Bühne saß, blieb wenig Bewegungsfreiheit, vor allem, da nach und nach immer mehr Leute ins Hemingway strömten. Aber wenn man einen Platz in den vorderen Reihen ergatten konnte, konnte man den Musikern wunderbar auf die Finger sehen. Aber allein schon das akustische Erlebnis machte den Anwesenden klar, hier verstehen die Jungs was von ihrem Fach und virtuos wurde auch schon mal zwischendurch gejammed, um ihr Können und Spielfreude zu beweisen. Dramatik und flotte Rhythmen wechselten und was über alles einen Bogen spannt ist die Wüsten-gegerbte Stimme von Vocalist und Gitarrist Wolf Jacobi und die zwischendurch eingestreuten sympathischen Ansagen ließen das Ganze zu einem richtig familiären Event werden. Es wurden Tarantino-Django-Kracher mit Alternative-Rockern abgewechselt und zum Schluss hin wurde auch noch "Dead Man Walk On" rausgehauen, zu dem vor kurzen auch ein Video gedreht wurde. Die Stimmung war - soweit es im Sitzen ging - am Kochen, im Rhythmus wurde mitgeklatscht und als großes Schmankerl gabs zum Schluss noch einen Titel aus dem O Brother, Where Art Thou-Soundtrack, "I Am A Man Of Constant Sorrow" (vielen auch bekannt vom True Detective-Soundtrack), der den Jungs wie auf den Leib geschneidert scheint und uns von der italienischen Prärie sogar in den amerikanischen Süden entführte.

Setlist THE MORRICONES:

Charles Bronson
Yucatán
Davy Crockett
Pinbell
Chasing The Sun
Carter
Lobo
Sunny Cooper
Cheyenne Lady
Lullaby
Dead Man Walk On
Windmill
Wish You Were Here
How We Walk Alive
I Am A Man Of Constant Sorrow


Man fühlte sich wie in einem verrauchten Saloon, das Gitarrenspiel sowie der perfekt inszenierte zweistimmige Gesang von Wolf und Chris versetzen einen sofort in die richtige Stimmung und sind authentisch. Einzig vernachlässigbar sind meiner Meinung nach die Tracks, die zu sehr in Richtung Alternative-Schiene schielen, hier klingt Vieles zu auswechselbar, aber auch nicht schlecht gemacht. Alles in allem ein absolut gelungener Abend im akustisch überraschend sehr gut angelegten kleinen Hemingway in Linz.



www.themorricones.com

Catrine
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Beitrag vom 22.10.2016
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