SUMMER BREEZE: NAPALM DEATH   BLUES PILLS   PAIN   STEEL PANTHER   ILLDISPOSED   UNEARTH   MY DYING BRIDE   THE OTHER   THUNDERMOTHER  
20.08.2016 @ Festivalgelände

Wie schnell die Zeit doch immer vergeht. Erst denkt man noch, dass so ein Festival über vier Tage doch recht lang und anstregend ist, doch kaum ist man am letzten Tag angekommen, mag man es kaum glauben, dass es schon wieder fast vorbei ist.

Doch zu tun und sehen gab es am Samstag auch noch genug. Zwar starteten erneut deutsche Bands in Form von GOIZISCHE FRONT und COPPELIUS den Tag, doch wir fanden uns zur Mittagsstunde in der Tent Stage ein, denn dort rockten die schwedischen Newcomer und Power-Girls von THUNDERMOTHER.

Der erste Eindruck, den ich mir vor gut einem Monat am Masters Of Rock holen konnte, wiederholte sich am SB. Die vier Damen zelebrierten eine souveräne und energische Show, bei der vor allem Frontdame Clare Cunningham, die nicht nur stimmlich glänzte, sondern auch vom Stageacting her agierte wie ein alter Hase, überzeugte. Die Stimmung war großartig und die gebotenen Songs vom Debüt mit dem Titel „Deal With The Devil“ gingen runter wie Öl. Frech und rotzig rockten sich THUNDERMOTHER durch den Morgen und bemühten die anwesenden Metalheads munter zu bekommen, was mühelos funktionierte. Zur Unterhaltung der Fans, stellte sich auch Gitarristin Filippa Nässli mal eben ins Publikum um ein Solo zum abschließenden „Shoot To Kill“ runter zu reissen. Entertainment haben die schwedischen Damen offensichtlich ebenso verstanden wie anständigen Rock.





Setlist THUNDERMOTHER:

Deal With The Devil
The Dangerous Kid
Cheers
Thunderous
It´s Just A Tease
Enemy
Thunder Machine
Rock ´n Roll Disaster
Roadkill
Shoot To Kill


Im Anschluss durften in der Tent Stage die Horror Punk Rocker THE OTHER ran. Die letzten Alben machten alle ziemlich Spaß und so konnte man sich auch live auf eine kleine Party mit einem Haufen Ohrwürmer einstellen. Und so sollte es dann auch kommen, denn die Kölner marschierten mit Horror-Outfits und Make-Up inklusive aufgestellten Kerzen auf die Bühne um loszurocken. So düster wie es den Anschein machte, war die Performance dann aber doch nicht, denn auch wenn man sich bei allen Horror-Klischees bedient was die Texte betrifft, so rockte man eigentlich recht positiv dahin. Überraschenderweise startete man auch gleich mit einem deutschsprachigen Text, ehe man mit „My Home Is My Casket“, „Back To The Cemetary“ oder „We All Bleed Red“ einige Hits der angesprochenen Alben abfeuerte. THE OTHER machen auch live einen überaus soliden Eindruck und versprühen trotz Horror-Klischees eine Menge Spaß und geben ordentlich Gas.





Setlist THE OTHER:

Nie Mehr
Bloodsucker
Back To The Cemetery
Dreaming Of The Devil
My Home Is My Casket
Puppet On A String
Black Sails
The Price You Pay
Lovers Lane
Beware Of Ghouls
We All Bleed Red
Transylvania


Als dann der Nachmittag anbrach, steuerten wir einmal mehr auf die Pain Stage zu, denn dort standen mit UNEARTH echte Metalcore-Veteranen auf der Bühne. Doch wer die Band kennt, weiß auch um den Titel „The Oncoming Storm“, der hier wortwörtlich zu nehmen war, denn hinter der Bühne braute sich schon etwas zusammen, so dass die Verantwortlichen auch schon erste Warnungen über die Bildschirme ausschrieben, dass man doch seine Zelte festmachen sollte. Zum glück blieb der echte Stum noch aus, doch UNEARTH wurden ihrem Namen gerecht und fegten vor der Bühne alles weg. Es wurde gemosht, gebangt und abgegangen was das Zeug hielt. Trevor Phipps gab stimmlich alles und brüllte was noch stand in Grund und Boden, während Gitarrist Buz McGrath optisch für Unterhaltung sorgte, schmiss er doch immer wieder seine Gitarre durch die Luft, kletterte munter auf Gerüsten herum und ließ sich sogar von der Crew durch die Gegend rollen. Ansonsten bekam man das, was man von UNEARTH erwartet: fetten Metalcore ohne Kompromisse sowie einen guten Mix aus der Diskografie der Amerikaner.





Setlist UNEARTH:

The Great Dividers
Watch It Burn
The Swarm
Zombie Autopilot
This Lying World
Giles
Endless
Last Wish
Only The People
My Will Be Done
Black Hearts Now Reign


Aufgrund des sprunghaften Wetters und der anstrengenden Tage legten viele eine Pause ein. Zwar war mit SUBWAY TO SALLY, NOCTE OBDUCTA, KORPIKLAANI oder ROTTEN SOUND für jeden etwas dabei, doch wir trotzten erst zu PAIN dem Wetter.

Doch der Auftritt von Peter Tägtgren stand unter keinem guten Stern. Zum Einen krankte es erneut am Sound auf der Pain Stage, zum Anderen fehlte der Keyboarder, was Peter nach ein paar runtergebretterten Songs damit erklärte, dass die ganze Band krank sei, aber trotzdem tapfer mit Fieber auf der Bühne stand. Man merkte auch irgendwie dass sich die Truppe nicht wohl fühlte und ohne Keyboards kamen einem manche Songs trotz einiger eingespielter Samples etwas roher vor als sonst. Doch Hits wie „Same Old Song“ mit dem gleich fett eingeleitet wurde, „I´m Going In“, „End Of The Line“, das fetzige „Dirty Woman“ oder der Dauerbrenner „Shut Your Mouth“ entschädigten die Fans mühelos für die widrigen Umstände. Peter versuchte zu retten, was zu retten war, entschuldigte sich abermals, da man auch den neuen Song „Black Light Sattelite“ nicht ohne Keyboarder intonieren konnte, verwies aber auf die anstehende Tour zum neuen Album „Coming Home“. Gegen Ende der Show setzte dann aber wirklich Regen ein, der den restlichen Abend etwas zur Tortur für die anwesenden Festivalbummler macht. Nichts desto trotz war der PAIN-Auftritt ein Highlight des Tages.





PAIN Setlist:

Same Old Song
Zombie Slam
Suicide Machine
I´m Going In
Nailed To The Ground
End Of The Line
It s Only Them
The Great Pretender
Dirty Woman
On And On
Monkey Business
Shut Your Mouth


Leider verpassten wir aufgrund der Überschneidung die Österreicher HARAKIRI FOR THE SKY, die tapfer auf der Camel Stage durchhielten und auch einige Fans zu sich locken konnten. Die paar gehörten Töne zeugten aber davon, dass der Gig durchaus sehenswert gewesen wäre. Die nächste Chance die Truppe live zu erleben kommt aber bestimmt.

Erneut gab es die Qual der Wahl. STEEL PANTHER vs. ILLDISPOSED. Erstere sind sowieso bald auf Tour und ILLDISPOSED sagen immer mal wieder gern einen Gig ab, weswegen wir uns für die dänischen Death Metaller entschieden, anstatt zum Glam Spektakel zu gehen. Aber im Endeffekt gab es auf beiden Bühnen so einiges zu erleben, aber dazu gleich mehr.

ILLDISPOSED starteten mit fetten Tönen im Zelt. „I Believe In Me“ bretterte fett aus den Boxen, Frontsubwoofer Bo Summer war bei bester Stimme und brüllte alles kurz und klein, fiel aber vor allem durch seine außergewöhnlichen und in gebrochenem Deutsch vorgetragenen Ansagen auf. Da ging es gerne mal um Wikinger, schwule Umstände oder Bandmitglieder, Behindertes und dass er auf dem Weg zum Festival aufgrund von Stau als über 40-jähriger Mann in den Wald kacken musste. Dazu kam noch das interessante Shirt mit der Aufschrift „Je Suis Illdisposed“.

Die viel zu kurze Setlist bot einen wunderbaren Überblick über das Schaffen der abgefahrenen Truppe, die sich mühelos und brutal durchs Set groovten. „Submit“ und „Psychick Cyclis I – II stellten die alte Ära der Band dar, während „Throw Your Bolts“, „Wak Is Your God“ und „A Child Is Missing“ starke Kracher der letzten Jahre darstellen. Neue Songs vom aktuellen Werk gab es in Form von „The Way We Choose“ und „In Light Of The Moon“, während „Dark“ und das geniale „Now We´re History“ die melodische und synthie-geschwängerte Ära ILLDISPOSEDs repräsentierten. Da war für alle Fans der Truppe etwas dabei. Unterhaltsam, brutal und absolut geniale dieser Auftritt der verrückten Death Metal-Schweden, die sich immer mal wieder als „Die eierlosen Nutten aus dem Norden“ bezeichnen.





Setlist ILLDISPOSED:

In Believe In Me
In Light Of The Moon
The Way We Choose
Weak Is Your God
Dark
Throw Your Bolts
A Child Is Missing
Psychic Cyclus I - III
Submit
Now We´re History


Gerade am Weg zur Mainstage, erlebten wir noch Töne von „17 Girls In A Row“ und dem unterhaltsamen „Gloryhole“, zu dem STEEL PANTHER plötzlich allerlei Nackedeis auf der Bühne hatten, mit denen sie tanzten, feierten und wohl auch etwas rummachten. Den männlichen Fans hat definitiv gefallen, aber auch die Damen auf der Bühne hatten sichtlich ihren Spaß – wenn da mal kein Alkohol im Spiel war?

Im Endeffekt hatten Fans dieser Glam Metal-Parodie auf jeden Fall das bekommen, was sie erwrteten und an STEEL PANTHER schätzen. Für mich wirkte diese Show wirklich als Show, nämlich durchkonstruiert und aufgesetzt, so dass sich der Spaß daran schnell auflöste. Der eine oder andere Hit zündet dennoch live immer noch. Wems Spaß macht, der hat auch weiterhin Spaß an der Truppe, denn die weiß absolut was sie da tut und macht demnach auch alles richtig.





Setlist STEEL PANTHER:

Eyes Of A Panther
Tomorrow Night
Fat Girl (Thar She Blows)
Party Like Tomorrow Is The End Of The World
Asian Hooker
Turn Out The Lights
Ten Strikes You´re Out
Girl From Oklahoma
17 Girls In A Row
Glory Hole
Community Property
Party All Day (Fuck All Night)
Death To All But Metal


Etwas schräge Töne gab es im Anschluss von MR. HURLEY UND DIE PULVERAFFEN auf der Camel Stage. Verrückte Piraten mit Plastik-Sound zogen bei strömenden Regen hunderte Leute vor der Bühne. Wohl ein Running-Gag oder Insider, den ich nicht verstehe? Denn das Ganze klang defintiv nicht nach ernstgemeinten Klamauk, der weder lustig noch interessant tönt, doch die Leute liebten es, tanzten und sangen mit MR. HURLEY jeden Song mit. Da war sogar der Fronter selbst überrascht und fragte, warum denn sich so viele Leute auf einem Metalfestival so eine kleine Piratenband anschauen. Er, so wie auch wir werden es wohl nie erfahren.

Setlist MR. HURLEY:

Leinen los!
Booty Island
Plankentanz
Komm zur Marine
Ach ja?!
Blau wie das Meer


Schnell über die Planke gesprungen und geflüchtet, denn im Zelt wartete schon das letzte große Highlight des Tages auf uns: NAPALM DEATH. Die Herren aus Birmingham sind immer wieder einen Besuch wert. Die Show der Truppe ist eine Ohren- und Augenweide und der sympathische und quirlige Mark „Barney“ Greenway führte wie immer unterhaltsam und kurzweilig durch das extrem lange Set. Die Grindcore-Geschosse wurden uns von Barney, Shane Embury, Mitch Harris und Danny Herrera nur so um die Ohren geschossen, doch der Frontmann konnte nicht nur über die Bühne epilepsieren, wie wahnsinnig brüllen, grunzen und schreien, sondern hatte zum einen oder anderen Track eine passende Anekdote parat. Geboten wurde alles möglich aus allen Dekaden der Band und da gibt es in 35 Jahren Amtszeit als regierende Grindcore Legende so einiges zu bieten. So ballerten die Briten in einer Stunde über 20 Tracks raus, verzichteten auch nicht auf die letzte Single „Smash A Single Digit“, Klassiker wie „Scum“, „Suffer The Children“ oder dem kurz mal in einer Sekunde rausgehusteten „You Suffer“. Was für ein Ritt – NAPALM DEATH sind und bleiben ein Ausnahmephänomen das man erlebt haben muss, egal ob Grindcore-Fan oder nicht.





Setlist NAPALM DEATH:

Apex Predator - Easy Meat
Silence Is Deafening
When All Is Said And Done
Smash A Single Digit
Timeless Flogging
Continuing War On Stupidity
Dear Slum Landlord...
Scum
Social Sterility
Deceiver
Suffer The Children
Breed To Breathe
Mentally Murdered
Hierarchies
The World Keeps Turning
Conform (SIEGE-Cover)
Lucid Fairytales
How The Years Condemn
You Suffer
Nazi Punks Fuck Off
Adversarial / Copulating Snakes


Danach gab es noch ein paar letzte Tracks der Durchstarter BLUES PILLS, deren Namen wohl schon alles erklärt, zu hören. Gerade der Schluss war natürlich durch das JEFFERSON AIRPLANE-Cover „Somebody To Love“ sowie das geniale „Devil Man“ noch einen kurzen Besuch auf der Main Stage wert, ehe es zurück ins Zelt ging.

Unsere letzte Station am Summer Breeze waren die britischen Melancholiker von MY DYING BRIDE, die alles andere als positive Stimmung versprühten. Dunkel, traurig und erdrückend erschien das Set der Herren rund um Aaron Stainthorpe die mit stoische Konsequenz ihren düsteren Auftritt durchzogen, als wären sie die Einzigen auf der Welt. Ein würdiger und gelungener Abschluss, wenn auch das SB noch ein paar Stunden weiterging und mit ZODIAC, KATATONIA und PRIMORDIAL für Nachtschwärmer, die eine nicht zu weite Heimreise vor sich hatten, einiges zu bieten hatte.

Abschließend geht erneut ein Lob an die Veranstalter raus. Selten funktioniert ein Festival mit einer so großen Besucherzahl so reibungslos und entspannt. Abgesehen von den Getränke- und Essenspreisen, die leider abgesehen von Festivals im Ostblock sowieso überall zu bemängeln sind, fällt mir keine Kritik für das Summer Breeze 2016 mehr ein und so freuen wir uns auf ein Wiedersehen im kommenden Jahr!


FOTOS + E-CARDS
www.summer-breeze.de

maxomer
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Beitrag vom 29.08.2016
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