WAVE GOTIK TREFFEN: DORNENREICH   ENSLAVED   CREMATORY   SWALLOW THE SUN  
14.05.2016 @ Leipzig

Wenn man in so einer historisch interessanten Stadt wie Leipzig ist, dann lohnt sich auch ein Stadtrundgang. Man kann dabei in Auerbach´s Keller speisen, wie einst Mephistopheles und Doktor Faust, oder einfach nur die zahlreichen Museen und Ausstellungen besuchen, die meist für Wave Gotik Treffen -Besucher freien Eintritt bieten.

Im Stadtgeschichtlichen Museum gab es eine Sonderausstellung mit dem Titel „Leipzig in Schwarz – 25 Jahre Wave Gotik Treffen“ ein Angebot das viele Besucher in Anspruch nahmen. Gleich beim Einlass wurde man mit Friedhofsstimmung begrüßt – ein halboffener Sarg mit Skelett, ein Grabstein und allerlei dazu passendes rund um den Friedhof brachten die Besucher gleich einmal in die richtige Stimmung. Es waren unterschiedliche Kleidungsstücke, einige Erinnerungen und Fotos von den früheren Festivals, SM-Utensilien und Comics ausgestellt. Die Ausstellung vermittelte auch Außenstehenden einen guten Eindruck von der Szene und war wirklich wunderbar gestaltet.

Bisher suchte ich bei jedem Wave Gotik Treffen-Besuch auch das Haus mit der runden Ecke auf, in dem zu DDR-Zeiten die Stasi-Zentrale war und das immer interessante Ausstellungen bereithält. Dieses Mal hieß sie „Gruftis, Punks & Co – Alternative Jugend im Visier der Stasi“. Es ist jedes Mal faszinierend, welche Maßnahmen zur Überwachung der nicht angepassten Jugendlichen veranlasst wurden. Auch auch Überwachungsprotokolle konnten dabei nachgelesen werden. Die schlimmste Band für die Stasi war THE CURE, da sich die Fans schwarz anzogen, weiß schminkten und nachts auf Friedhöfen herumschlichen. Heute kann man ja darüber schmunzeln, aber damals war das für die Jugendlichen sicher alles andere als spaßig.





Ein Fixpunkt bei jedem Wave Gotik Treffen sind die Vorträge des forensischen Biologen Dr. Mark Benecke, der selbst ein begeisterter Anhänger der Grufti-Szene ist, aber auch weltweit als Wissenschaftler sehr geschätzt wird. Nachdem seine Vorträge in den letzten Jahren immer im Schauspielhaus waren, fanden sie dieses Jahr zum ersten Mal im neu renovierten „Haus Leipzig“ statt. Was sich jedoch nicht geändert hatte, war die schier endlose Schlange vor dem Eingang. Vor dem Beginn des Vortrages stand Dr. Benecke noch für Autogramme zur Verfügung und auf der Bühne wureden verschiedenste Dinge als Geschenk für die Zuschauer ausgelegt. Wie immer gab es drei Vortrags-Termine und erfahrungsgemäß waren alle überlaufen. Dieses Mal erzählte der Wissenschaftler über Vampire und wie dieser Mythos entstand. Anhand von Fotos von verwesenden Leichen konnten viele Gruselgeschichten über Vampire aufgeklärt werden. Wie immer war der Vortrag mit vielen Anekdoten gespickt und sehr kurzweilig, interessant und unterhaltsam, zudem hat es Dr. Mark Benecke erneut geschafft, so manchem die Angst vor dem Tod zu mildern, da er einem die Unausweichlichkeit deutlich vor Augen geführt hat. Nach dem Vortrag stand er nochmals den Fans zur Verfügung und signierte zahllose Bücher und vieles mehr, was von den Besuchern sehr gerne in Anspruch genommen wurde.





In Leipzig fanden zur Zeit des WGT auch die Max Reger-Gedenktage statt. Der Komponist starb vor 100 Jahren in Leipzig. Zu diesem Anlass fanden in einigen Leipziger Kirchen Orgelkonzerte statt. Da mir in der Nikolaikirche der Zugang mit der Kamera untersagt wurde, kam ich leider nicht in diesen Genuss. Stattdessen stattete ich dem Kriminal- und Foltermuseum einen Besuch ab. Der Eintritt war hier nicht frei, für WGT-Besucher jedoch ermäßigt. Dabei würde gerade dieses Museum perfekt zum Geist des Wave Gotik Treffens passen, da ja viele der ausgestellten Folterinstrumente in stark abgeschwächter Form in der Schwarzen Szene geschätzt werden. Das Publikumsinteresse war sehr groß und es wurden viele Marter-Instrumente ausgestellt, zudem auf Schautafeln deren Anwendung erklärt. Die Wände der Räume wurden in einem dunklen Rot gehalten und die Vitrinen in der gleichen Farbe ausgelegt, sodass ein besonders düsterer Eindruck entstand. Es fasziniert jedes Mal, wie viel Energie und Erfindergeist die Menschen in das Quälen anderer gesteckt haben – einfach nur grausam.





Nach dieser Reise in die brutale Vergangenheit ging es zum Völkerschlachtdenkmal. Die Geschichte hinter diesem Bauwerk ist aber auch nicht unbedingt harmlos. Es wurde zwar erst 1913 fertig gestellt, erinnert jedoch an die Völkerschlacht bei Leipzig, die im Oktober 1813 gegen Napoleon Bonaparte geführt wurde und binnen vier Tagen fast 100.000 Soldaten das Leben kostete. Das Völkerschlachtdenkmal mit seinen riesigen Steinfiguren hat wirklich etwas Bombastisches an sich und in der Kuppelhalle finden gelegentlich Veranstaltungen statt. Dieses Mal gab es ein Konzert mit dem Titel „Elbish Rock“ das der Posaunist Hubertus Schmidt mit einigen Musikerkollegen aufführte. Die Stücke waren teilweise an die Filmmusik aus „Herr Der Ringe“ angelehnt, aber doch auch sehr experimentell. Das Lied vom Auenland so wie Aragorns Krönungslied waren deutlich erkennbar, einiges andere war frei interpretiert. Die Kuppelhalle war sehr gut gefüllt und so wurde auch dieses Konzert zu einem erfolgreichen Event.





Der Weg vom Völkerschlachtdenkmal zum Kohlrabizirkus war nicht sehr weit und so machte ich mich zu Fuß auf den Weg, um den Abend mit Metal-Klängen zu beenden. Zum Glück gab es an diesem Abend keine lange Schlange, aber als ich ankam war der Auftritt von SWALLOW THE SUN bereits voll im Gange. Obwohl sich an diesem Tag weniger Leute als tags zuvor im Kohlrabizirkus einfanden, war die Stimmung bei diesem Gig großartig. Aber die Musik von SWALLOW THE SUN ist für die eher bedächtigen Gothic-Fans gut geeignet. Viele wiegten sich bei den angenehmen Sounds mit geschlossenen Augen mit und genossen die schönen und intensiven Melodien der Finnen. So wurde dieser Auftritt in Leipzig für SWALLOW THE SUN eine wunderbare Gelegenheit um neue Fans zu gewinnen.





Wahrscheinlich standen auch einige schon wegen der nachfolgenden Band CREMATORY in der Halle. Die Deutschen Gothic Metaller spielten am Wave Gotik Treffen ein besonderes Konzert anlässlich ihres 25-jährigen Jubiläums. Das wollten sich natürlich nicht wenige entgehen lassen. Es wurde bereits vor dem Beginn deutlich voller und als CREMATORY auf die Bühne kamen, gab es unter den Fans kein Halten mehr. Meist sind die Gothic-Fans ja eher ruhig bei Konzerten, aber hier kam richtig Leben in die Menge. Mit druckvoller Spielweise, untermalt von Synth-Sounds und dem harten Gesang von Sänger Felix konnten CREMATORY restlos begeistern und viele rissen die Hände in die Höhe. Es wurde ein gemischtes Set aus verschiedenen Jahren gespielt und auch Songs vom aktuellen Album „Monument“ wurden zum Besten gegeben. CREMATORY gaben ein absolut würdiges Jubiläumskonzert und die Fans dankten es ihnen mit hochgerissenen Armen und restloser Begeisterung.





Danach wurde es wieder etwas leerer in der Halle, aber die Norweger ENSLAVED konnten sich doch noch über eine erkleckliche Schar Zuschauer freuen. Die Progressive Black/Viking Metaller aus Bergen gehören schon seit einer Weile zu den bekanntesten Vertretern dieser Szene und auch sie feierten am Wave Gotik Treffen 25-jähriges Jubiläum. Sänger Grutle Kjellson versuchte, Ansagen auf Deutsch zu machen, wofür es viel Applaus gab. Die Norweger präsentierten einen Mix aus harten Klängen mit vielen melodischen Einlagen. Nach einer Weile taute auch das Publikum auf und so nach und nach konnte man auch einige nach oben gestreckte Arme sehen. Damit hat sich auch für ENSLAVED die weite Anreise nach Leipzig gelohnt und die Metalfans bei diesem Festival freuten sich auch über passende Musik.





Eine österreichische Band war an diesem Tag auch am Start. DORNENREICH sind ja in Deutschland sehr beliebt und so war es nicht verwunderlich, dass die Schlange vor dem Schauspielhaus unendlich lang wirkte. Wer das Glück hatte hinein zu kommen, der durfte sich über ein ausgedehntes Akustik-Set freuen, das ja bei den meisten Konzerten eher zu kurz kommt. Das wurde von den Fans mit viel Beifall honoriert, ebenso wie der Auftritt von DORNENREICH am nächsten Tag im Felsenkeller. Auch dort fanden sich viele Besucher ein, denn bei dieser Gelegenheit wurde eine reines Metal-Set gespielt. Damit konnten sich DORNENREICH am Wave Gotik Treffen gleich zwei Mal präsentieren und damit ihre vielen deutschen Fans zufriedenstellen.





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FOTOS + E-CARDS
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Metalmama
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Beitrag vom 18.06.2016
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