MUSTASCH   EXILIA  
10.05.2016 @ Chelsea

Zwar besuchten wir bereits im vergangen Oktober die Schweden MUSTASCH auf ihrer „Testosterone“-Tour in München, doch oder gerade deswegen, wollten wir uns den später dazugekommenen Wien-Termin nicht entgehen lassen, war das Konzert im Backstage doch eine Metal-Party sondergleichen, die uns noch lange in Erinnerung bleiben wird. Statt DEVILLE hatten die Schnauzbärte nun aber die italienischen Herren und Dame von EXILIA mit.

Die Nu-Metaller geistern schon seit Mitte der 90er in der Szene herum und wandeln auf den Spuren von den GUANO APES und KITTIE, soweit ich mich erinnere. Wirklich große Erfolge konnten die Südländer meines Wissens aber nicht erzielen, weshalb ich auch überrascht war, dass es die Truppe, rund um Frontfrau Masha Mysmane, überhaupt nocht gibt. Knapp eine halbe Stunde durfte die Truppe die Zuschauerschaft im Chelsea, das sich als recht abgefuckte, aber für kleinere Konzerte passende Spelunke mitten in Wien, anheizen. Der Konzertsaal war knapp halb gefüllt und man lauschte gespannt den Tracks der bereits sieben veröffentlichten Alben. Masha kündigte auch zwischendurch immer wieder extra die Songs des aktuellen, im September veröffentlichten Werkes „Purity“ an, doch so wirklich Stimmung wollte bei dem durchschnittlich anmutenden Material nicht aufkommen, auch wenn die Truppe durchaus den einen oder anderen Fan vor der Bühne versammeln konnte. Mag es daran liegen, dass EXILIA stilistisch nicht sonderlich zu MUSTASCH passen wollten, oder auch am recht schammigen Sound, doch mich konnte das Quartett an diesem Abend zu keiner Sekunde begeistern.





Umso größer war dann dementsprechend die Vorfreude auf MUSTASCH, die aber nicht wie angekündigt um 22:15 auf den kleinen Brettern des Chelsea standen, sondern erst gut 20 Minuten später. Ralf und seine Jungs bahnten sich überraschenderweise ihren Weg quer durch die Zuschauer um die Bühne zu erklimmen, starteten aber sogleich fulminant mit „It´s Never To Late“ ins Set. Etwas merkwürdig mutete aber von Anfang an, der neue Schlagzeuger Robban Bäck, der auch scho für SABATON trommelte, an. Saß er im Herbst noch hinter einem dicken Drumkit, begnügte er sich auf dieser Tour mit einem E-Drumkit. Ich nehme an, das Teil ist kompakter und leichter zu transportieren, da MUSTASCH auf diesem Tour-Leg nur mit leichtem Gepäck reisen, doch auch wenn der Sound des Drumkits nicht irrsinnig störte, zu bemerken war das E-Drum auf jeden Fall.

Aber genug der Kritik, denn MUSTASCH kamen, sahen und siegten. Es dauerte nicht lange und das gut gefüllte Chelsea feierte mit den Schnauzbärten gewaltig ab. Ralf Gyllenhammar zeigte sich zu Beginn bei den Tracks „Down In Black“, „Mine“ und dem neuen Hit „Be Like A Man“ nicht nur stimmgewaltig, sondern auch verdammt gut aufgelegt. Zudem bewies der Mann erneut Entertainer Qualitäten. So sprang der Schwede zwischendurch auch mal samt Gitarre ins Publikum, bahnte sich seinen Weg durch dieses und steuerte auf die Bar zu. Enttäuscht, kehrte er – weiter solierend wohlgemerkt – zurück und meinte in gutem, aber bei weitem nicht akzentfreiem Deutsch: „Kein Schnaps für mich.“ Diese Aussage sollte er dann aber fast bereuen, servierten die Fans doch nach fast jedem Song der Band eine Runde Schnaps, Jägermeister oder anderen Fusel. Erst freudig, später tapfer, genehmigten sich die vier Herren von MUSTASCH einen nach dem anderen und wurden immer heiterer.





Der Songqualität und dem guten Sound tat das aber keinen Abbruch. Das Hitfeuerwerk quer durch die Diskografie mit Highlights wie „Thank Your For The Demon“, „Double Nature“, „Bring Me Everyone“ oder „I Hunt Alone“ funktionierte immer noch wunderbar, wurde lautstark mitgebrüllt und wenn mal gerade kein Schnaps da war, krallten sich Ralf, aber auch David und Stam mal das eine oder andere Bier eines Zuschauers in der ersten Reihe, die bereitwillig teilten. Auch Robban durfte zeigen, was er drauf hat und zertrümmerte kurz mal sein E-Drumkit bei einem gelungenen, aber zum Glück nicht ausufernden Drum Solo. Ralf scherzte zwischendurch immer wieder munter weiter, stachelte das Publikum an und meisterte fast alle Ansagen auf Deutsch, was oftmals für weitere Lacher sorgte, wie auch die immer wiederkehrenden "Prost ihr Säcke...". Zudem zeigte sich die Band auch bei technischen Schwierigkeiten unbeeindruckt und hoch professionell, indem sie diese schnell beseitigten und in der Zwischenzeit souverän überspielten.





Nach dem immer wieder fett tönenden „I Hunt Alone“ suchten MUSTASCH das Weite – erneut quer durch das Publikum inklusive einingen Bier-Stopps beim einen oder anderen Fan – kehrten aber nach einigen Minuten, die mit lautstarken Zugabe-Rufen gefüllt waren auf die Bühne zurück um zwei weitere Hits abzufeuern. „Black City“ wurde noch mit einem kurzen Mitsingspielchen aufgepeppt und „Parasite“ rockte nochmal gewaltig die Bude.

Setlist MUSTASCH:

It´s Never Too Late
Down In Black
Mine
Be Like A Man
Thank You For The Demon
Testosterone
Borderline
Feared And Hated
Double Nature
Bring Me Everyone
Drum Solo
Speed Metal
Down To Earth
Deep In The Woods
Heresy Blasphemy
I Hunt Alone
-
Black City
Parasite
(Dreamers)

Was für ein Ritt - MUSTASCH sind live eine wahre Macht und darum ist es mir unverständlich, warum sich diese Band in so einer kleinen Spelunke austoben muss. Klar, das macht es intimer und sympathischer, verdient hätten die Schweden auf jeden Fall aber mehr. Die Band verabschiedete sich zum Outro „Dreamers“, das zwar vom Band kam, von Ralf aber trotzdem noch live intoniert wurde und begab sich zur Bar bzw. dem Merch-Stand um noch mit den Fans zu quatschen, trinken und feiern. Zuvor blödelte Gyllenhammar aber noch etwas auf der Bühne herum und verschenkte ein Handtuch, das er sich noch genüsslich in die Unterhose schob, an eine Dame in der ersten Reihe. Ei ei ei... das wird doch nicht der Schnaps gewesen sein?

Zwar tauschte man nur wenige Songs im Gegensatz zum Herbst aus, änderte aber die Reihenfolge komplett, doch bei der Hitdichte im Set von MUSTASCH, hätte das Publikum auch exakt das gleiche Set wie in München ebenso abgefeiert, wie diese Abwandlung. MUSTASCH sind und bleiben eine Live-Macht, die immer wieder mehr als nur Spaß macht. Bitte bald wieder!


FOTOS + E-CARDS
www.mustasch.net

maxomer
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Beitrag vom 14.05.2016
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