AVANTASIA  
28.03.2016 @ Športová hala Elán

Zwar hat Tobias Sammet sein Mega-Projekt AVANTASIA schon mehrmals kurzzeitig zu Grabe getragen und betont, dass der Aufwand eines Albums und vor allem einer dazugehörigen Tour so enorm seien, dass diese vielleicht nicht mehr realisierbar sind. Doch sei es der Spaß daran, die Kreativität oder einfach nur der Erfolg – AVANTASIA ist nich tot zu bekommen und das ist verdammt gut so. Bester Beweis dafür ist das aktuelle Werk „Ghostlights“, das dieses Projekt endlich wieder zurück in Richtung Wurzeln getragen hat und das vielleicht abwechslungsreichste Album der Bandgeschichte darstellt. Von Stargästen wie Geoff Tate (QUEENSRYCHE), Dee Snider (TWISTED SISTER) oder Robert Mason (WARRANT), die sich zu bereits bekannten Gesichtern gesellten, ganz zu Schweigen.

Dieses Album schreit förmlich nach einer Live-Umsetzung, und Tobi war so klug sich die Arbeit nochmal anzutun, denn es sollte sich lohnen, vor allem für die Fans. Wir reisten dafür nach Bratislava um dieses Spektakel, das für ganze drei Stunden (ohne Supportband), voll und ganz im Zeichen von AVANTASIA stattfinden sollte.

Nicht ganz pünktlich gegen 20:10 startete die Band unter tosendem Applaus, in der nicht annähernd vollen Halle in Bratislava, mit der neuen Hitsingle „Mystery Of A Blood Red Rose“. Zwar kann ich mit diesem Track am wenigsten vom neuen Album anfangen, doch man muss schon sagen, dass diese MEAT LOAF-Hommage sich mit der Zeit ganz fies ins Ohr frisst und live sogleich für bombastische Stimmung sorgte. Danach begrüßte Herr Sammet kurz und bündig (ja wirklich nur kurz) Bratislava, ehe er niemand Geringeres als Michael Kiske (UNISONIC) für einen weiteren neuen Kracher, nämlich den Titeltrack „Ghostlights“, auf die Bühne bat. Die Chemie zwischen den zwei stimmte wie gehabt sofort und das Doublebass-Gewitter, erzeugt durch EDGUY Schlagwerker Felix Bohnke, tat sein Übriges dazu.





So genial die Stimmung hier schon sowohl auf der Bühne als auch im Publikum war, fand ich es dennoch schade, dass die Halle nicht annähernd gefüllt war. Zwar passen in die Športová hala Elán sicher mal eben 8000 Leute, davon waren aber maximal 2500 zu sehen. Das tat dem Hitfeuerwerk aber zum Glück keinen Abbruch, denn auch Ronnie Atkins (PRETTY MAIDS), der sein Debüt auf „The Mystery Of Time“ gab, bei der letzten Tour aber wegen eines Unfalls am Bang Your Head kürzer treten musste, zeigte, dass er zu den Größten des Genres gehört und begeisterte mit seiner Bühnenpräsenz, ehe man für „Unchain The Light“ erneut Michi auf die Bühne holte.





Wie schon erwähnt gab sich Tobi überraschend wortkarg, was aber wahrscheinlich an der enorm langen Spielzeit lag, was auch dazu führte, dass der Frontmann auch bei drei Songs komplett aussetzte. Bei der Starbesetzung störte das aber bei Weitem nicht, denn es sollten ja auch noch Bob Catley (MAGNUM), Eric Martin (MR. BIG) und Dauergast Jorn Lande (Ex-MASTERPLAN) folgen. Dazu kommen dann aber auch noch Backgroundsängerin Amanda Somerville (TRILLIUM), Herbie Langhans (SINBREED), der einige Tobi-Parts in seiner Pause sowie das grandiose „Draconian Love“ Duett übernahm, sowie Gitarrist Oliver Hartmann (Ex-AT VANCE), der neben einigen kleinen Beiträgen den kompletten Part von Joe Lynn Turner bei „Watchmaker´s Dream“ sang und sich vor der restlichen Starbesetzung definitiv nicht verstecken brauchte, auch was die Gitarrenarbeit betraf, die er sich erneut mit Produzenten-Legende Sascha Paeth teilte.





Auch wenn man den Fokus auf die beiden zuletzt veröffentlichten Platten legte, kam die Dynamik nicht zu kurz, denn Bob holte mit den ruhigeren Songs wie „A Restless Heart And Obsidian Sky“ oder „The Tory Ain´t Over“ immer mal wieder runter, während Kiske und Lande in den flotten Nummern ziemlich Gas gaben. Eric Martin entpuppte sich erneut als Geheimwaffe, der Klaus Meine (SCOPRIONS) bei „Dying For An Angel“ perfekt ersetzte, aber auch in Zusammenarbeit mit Ronnie Atkins „Twisted Mind“ auf eine neue Ebene hievte. Auch ohne Tobi funktionierte das wunderbar, vor allem weil die zwei Stimmtalente die Parts von Tobi und Roy Khan (Ex-KAMELOT) wild durchmischten. Richtig Gänsehaut gab es beim ersten Ausflug zurück zur „Metal Opera“. Auch Tobias musste gestehen, dass „Farewell“ bei dem Amanda auch mal in den Vordergrund rücken durfte zu seinen absoluten Lieblingssongs zählt - Zurecht!





Auch wenn Herr Sammet seine Stimme für die Songs schonte, waren einige Späßchen sowie eine kurze Bandvorstellung unumgänglich. So kündigte er „The Scarecrow“ mit der rhetorischen Frage: „What is better than an epic song? Two epic songs!“ an und scherzte auch munter gemeinsam mit Kiske (die sich kurz mal “The Saskes” oder “The Kismets” nannten), Jorn und auch Eric herum. Nichts davon wirkte aufgesetzt oder einstudiert, sondern sehr sympathisch. Für Jorn, der laut Tobi halbböse ist, musste er unbedingt eine Halbballade schreiben, die prompt in Form von „Lucifer“ serviert wurde und kündigte Songs vom Debüt mit einem charmanten und unterhaltsamen Vergleich mit den Erstwerken der BEATLES und IRON MAIDEN an. Denn eines haben die Alben gemeinsam, vielleicht nicht den Erfolg, aber sie sind jeweils ein Debüt. Wo er recht hat, hat er recht. Aber auch abgesehen davon kam das Publikum nicht zu kurz, den Atkins und Martin veranstalteten ein paar Singspielchen und die enthusiastische Crowd durfte immer wieder Songpassagen übernehmen, wie bei Ohwürmern wie „Avantasia“ oder „Lost In Space“.





Nach drei viel zu schnell verflogenen Stunden, verabschiedeten sich AVANTASIA hinter die Bühne, doch hier stellte Jorn Lande schon klar, dass es das nicht gewesen sein kann und so wurden eben noch „Lost In Space“ sowie ein Medley aus den beiden Epen „Sign Of The Cross“ und „The Seven Angels“ geboten.

Setlist AVANTASIA:

(Also Sprach Zarathustra)
Mystery Of A Bood Red Rose
Ghostlights
Invoke The Machine
Unchain The Light
A Restless Heart And Obsidian Skies
The Great Mystery
The Scarecrow
Lucifer
The Watchmakers´ Dream
What´s Left Of Me
The Wicked Symphony
Draconian Love
Farewell
Stargazers
Shelter From The Rain
The Story Ain´t Over
Let The Storm Descend Upon You
Promised Land
Prelude
Reach Out For The Light
Avantasia
Twisted Mind
Dying For An Angel
-
Lost In Space
Sign Of The Cross / The Seven Angels


Knapp 3 Stunden und 15 Minuten servierten AVANTASIA zahlreiche Hits, Ohrwürmer und Hymnen. Ich durfte dies schon mehrmals in verschiedenen Besetzungen, unter anderem auch mit André Matos, Kai Hansen, Cloudy Young und Tomas Rettke erleben, doch AVANTASIA scheinen auf dieser Tour in der Form ihres Lebens zu sein. Noch nie wirkte das Projekt so perfekt eingespielt, so abgestimmt und so genial umgesetzt. Und das obwohl Sammet abgesehen von einem überaus schönen Bühnenbild auf irgendwelche Effekte, Pyros oder sonstigen Schnickschnack komplett verzichtet. Ich freue mich schon irrsinnig auf die Festival-Saison und hoffe, dass dies nicht der letzte Tour-Anlauf von AVANTASIA war, zumal Sammet schon andeutete, dass, sollte es nochmal machbar sein, Bratislava erneut angesteuert werden soll. Ein Erlebnis das man nicht verpassen sollte.



FOTOS + E-CARDS
www.tobiassammet.com

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Beitrag vom 01.04.2016
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