LEPROUS   SPHERE   RENDEZVOUS POINT  
18.10.2015 @ Backstage

Mit „The Congregation“ ließen die Meister des melancholischen Progressive Metals, LEPROUS, dieses Jahr ein neues Meisterwerk auf Fans des Prog und Ambient auf die Hörerschaft los. Die Norweger, die bis vor kurzem auch als Backing-Band für IHSAHN bekannt waren, kredenzen uns nicht nur regelmäßig geniale Alben die einen in den Bann ziehen, sondern sind auch schon seit Jahren Garant für intensive Live-Shows. Schön, dass die Herren trotz leider noch recht überschaubarem Fankreis, was mich bei dem progressiven Stil leider auch nicht wundert (nichts für Musikliebhaber mit der Aufmerksamkeitsspanne eines Goldfischs), bereits zum zweiten Mal in Folge auf Headlinertour gingen. Ein Besuch im Münchner Backstage war trotz potentiellem Grenzfiasko auch an einem Sonntag ein Muss.

Im Backstage halbwegs pünktlich angekommen, standen bereits die Special Guests RENDEZVOUS POINT auf der Bühne und zeigten von den ersten Tönen an, dass sie stilistisch absolut passend zu LEPROUS gewählt wurden. Die Norweger orientieren sich stilistisch auch an düsterem, schwer melancholischem Progressive Metal. Im Gegensatz zum Sound der Headliner wirkt die Musik der Nordmänner dynamischer und sprunghafter, oftmals sogar wie ein Puzzle. Die Songs nehmen viele Wendungen und immer wieder werden überraschende Parts eingebaut, die oftmals auf den ersten Blick etwas unpassend erscheinen. Deshalb wollte auch nicht wirklich die gewünscht dichte Atmosphäre aufkommen und man merkte auch, dass die Zuschauer nicht sonderlich vertraut mit dem Material waren. Dennoch zeigten RENDEZVOUS POINT absolut Potential und technisches Können, das neugierig auf das Studio-Schaffen der Band machte.





Nach kurzer Umbaupause füllte sich die Halle des Backstages etwas mehr und die aufdringliche, aber wirkungsvolle Leuchtreklame von SPHERE erstrahlte am aufgezogenen Backprint. Die Polen zogen gleich ganz andere Seiten auf und boten verdammt brutale Prog-Death Metal Kost, die entfernt an das frühe Schaffen von DEVIN TOWNSEND bzw. STRAPPING YOUNG LAD oder auch MESHUGGAH erinnerte. Fronter Th0rn brüllte sich zu Death Metal Salven, gepaart mit Industrial Elementen, die alle vom Band kamen, die Seele aus dem Leib, während Gitarrist Diego immer mal wieder ein paar cleane Vocals mit einstreute. So wirkungsvoll der Sound der Polen auch war, es blieb stets anstrengend und nur wenig eingängig. Definitiv auch eine Band, die man zuvor kennen sollte. Doch dank großer Spielfreude und technischer Präzision, konnten die Polen schon einige Headbanger in den ersten Reihen animieren fleißig mitzugehen. Auch wenn SPEHERE nicht so ganz ins Gesamtbild des Abends passen wollten, die Abwechslung tat gut und die Ohren waren definitiv mal wieder durchgeputzt.





Nach gut 20 Minuten wurde es dunkel im Saal und LEPROUS betraten die Bühne um die ersten sphärischen Töne zu „The Flood“ einzuleiten. Hoch konzentriert, mit starrem Blick bei minimalistischer aber wirkungsvoller Beleuchtung, bedienten die Norweger ihre Instrumente, ehe Frontmann und Keyboarder Einar Solberg abbrach und mit den Worten „That wasn´t a pretty good start“ die Bühne wieder verließ... Gründe dafür konnte ich eigentlich keine hören, doch die Männer sind wohl Perfektionisten.

Roadies stolperten über die Bühne, schraubten dort herum, stimmten da etwas nach und gaben dann das „Go“ für den Neustart. Dieses Mal zogen LEPROUS ihre geniale Show von Anfang bis zum Schluss durch. Keine Ansagen, keine Pause, keine Spielereien. Und das ist auch gut so, denn so funktioniert der Sound von LEPROUS am besten. Die Truppe schaffte es wie immer mühelos den Zuschauer für gut 100 Minuten in den Bann zu ziehen und in ihre Musik eintauchen zu lassen. Dass das komplette Konzert wie aus einem Guss wirkte, lag womöglich auch daran, dass sich die Herren fast ausschließlich auf „The Congregation“ und den nicht minder starken Vorgänger „Coal“ konzentrierten. Zwischendurch gab es nur einem einen Ausflug in Richtung „Bilateral“ in Form von „Aquired Taste“.





Die Band wirkte das ganze Konzert über hoch konzentriert und schwer in die Musik vertieft, dennoch gaben sich Gitarrist Tor Odmund Surke und der Neuzugang am Bass Simen Daniel Børven sehr bewegungsfreudig. Überraschend aber auch das Wiedersehen mit Petter Hallaråker an der zweiten Gitarre, den wir bereits bei RENDEZVOUS POINT zu Gesicht bekamen und offensichtlich den nicht anwesenden Øystein Landsverk vertrat. LEPROUS haben in der Vergangenheit schon mehrere LineUp-Wechsel mühelos weggesteckt und so merkte man auch trotz Live-Aushilfe keinen qualitativen Unterschied.

Bis ins kleinste Detail durcharrangierte Prog-Meisterwerke wie „Third Law“, „Rewind“ oder „The Price“ funktionierten live ebenso fantastisch wie auf ihren dazugehörigen Platten, was definitiv auch an der grandiosen Umsetzung lag. Nicht nur, dass der glasklare Sound ebenso wie Einars eindringliche Stimme live genauso klingen wie ihre Vorlagen, die gelungene Licht-Show und die über vier TVs projizierten Visuals fügten sich wunderbar ins Gesamtbild ein und untermalten die Musik auch visuell. Dazu kommt noch das Auftreten und das Stageacting von Einar, der sich immer wieder in hypnotisierende Rage singt und dennoch irgendwie zerbrechlich wirkt. Dass manche Songs leicht an die zehn Minuten Marke heranreichen, merkte man nur selten, denn die Zeit verging wie im Flug und bald verabschiedeten sich LEPROUS kurz hinter die Bühne, doch der umfangreiche Zugabenblock brachte mit „Down“, „The Valley“ und der zweiten Zugabe „Forced Entry“, mit dem man dann doch noch ein zweites Mal „Bilateral“ bedachte, versöhnte schnell.





Setlist LEPROUS:

The Flood
Foe
Third Law
Chronic
Rewind
The Cloak
Acquired Taste
Red
Slave
-
The Price
Moon
Down
The Valley
-
Forced Entry

LERPOUS schaffen es wie keine andere Band eine Live-Atmosphäre zu schaffen, die sofort in den Bann zieht und einen nur verdammt schwer wieder loslässt. Zwar kratzten die Norweger dieses Mal nicht an der 2-Stunden Marke wie vor knapp zwei Jahren, doch in den 100 Minuten zogen die Herren alle Register und ließen fast keine Wünsche offen. Ich persönlich hätte mir zwar noch mehr Songs von „Bilateral“ sowieso das geniale „Passing“ vom Debüt „Tall Poppy Syndrom“ gewünscht, doch man kann bekanntlich nicht alles im Leben haben. Jederzeit wieder!



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maxomer
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Beitrag vom 21.10.2015
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