OBITUARY   M-PIRE OF EVIL   DUST BOLT   POSTHUM  
22.01.2015 @ Szene

Fünf lange Jahre mussten Old-School Death Metal-Jünger auf ein neues Album ihrer nicht tot zu bekommenden Legende OBITUARY warten. Seit ihrer Reanimation im Jahr 2003 haben sich die in Florida ansässigen Männer trotz diverser Rückschläge und LineUp-Wechsel beständig zurück in die Herzen ihrer Fans gespielt und auch so manch neuen Jünger für sich gewinnen können. Wir sind nun im 32. Jahr von OBITUARY angekommen und das lang erwartete neue Werk „Inked In Blood“ zeigt mühelos, dass man mit Trevor Peres und den Gebrüdern Tardy noch immer rechnen kann. Nachdem im vergangenen Jahr die Festivals schon heftigst beackert wurden, war ein Besuch in der Wiener ((Szene)) für uns unumgänglich.

Ganze drei Supporter schleppten die Amerikaner mit und der Reigen stellte sich als recht bunte Mischung des gepflegten Geknüppels heraus. Den Anfang machten die Jungspunde POSTHUM aus Norwegen, die fleißig ihren heimischen Black Metal-Vorbildern Tribut zollten. Der melodische, eindringliche und intensive Sound mag für Genre-Fans sicher ein kleines Fest gewesen sein, doch davon waren weit und breit keine zu sehen, denn der Saal in der ((Szene)) war doch noch recht spärlich besetzt. Trotzdem gaben die vier jungen Männer alles und zeigten Freude am Präsentieren ihres Materials vom kürzlich erschienen und insgesamt dritten Werkes „The Black Northern Ritual“, das für einen Opener verhältnismäßig in sehr gutem Soundgewand präsentiert wurde. Nach knapp 30 Minuten verabschiedeten sich die Nordmänner unter dezentem Applaus von dem Wiener Publikum und wünschten diesem viel Spaß mit den weiteren Acts.





Setlist POSTHUM:

Sacrificed
Red
Resiliant
Condemned
To The Pits
The Black Northern Ritual
Demon Black Skies

Apropos Spaß – den hatten die deutschen Springinsfelde von DUST BOLT sichtlich in ihren knapp 40 Minuten Spielzeit. Die Thrash Metaller hatten auch dieses Mal Hummeln im Arsch und fegten pausenlos über die kleine und sehr zugestellte Bühne. Und wenn sie dann doch mal an einem Ort stehen blieben, dann rotierten die überlangen Haare nur so im Kreis, so dass Fronter Lenny bald Büschelweise davon in der Gitarre hängen hatte. Gezockt wurden kompromisslose Thrash-Brocken ihrer beiden Werke „Violent Demolition“ und „Awake The Riot“ die nicht nur keine Gefangene machten, sondern auch ihren Helden EXODUS, DESTRUCTION, KREATOR oder WARBRINGER alle Ehre machten. Vor der Bühne kam aber trotzdem noch nicht wirklich Bewegung zu Stande. Machte nichts, denn den vier Bayern beim Abgehen zusehen war auch so eine Freude. Über die ganze Distanz stellte sich trotz technisch starkem Material, viel Spielfreude, enormer Bewegung, viel Elan und Kracher wie „Living A Lie“, „Agent Thrash“ oder „Toxic Attack“ leider bald eine gewisse Eintönigkeit ein. Etwas mehr Variation auf den nächsten Werken täte sicher auch der energischen Live-Darbietung ganz gut.





Als nächsten folgten die erst 2010 gegründeten M-PIRE OF EVIL. Doch so jung sahen die beiden Herren für Unwissende gar nicht aus, denn die beiden alten Säcke auf der Bühne, die ihr Equipment selbst vorbereiteten, waren alles andere als Unbekannte, handelte es sich beim Gitarristen sogar um eine Legende. Jeffrey „Mantas“ Dunn, seines Zeichens Mitbegründer der britischen Urgesteine VENOM will es mit seinem alten Mitstreiter Anthony „Demolition Man“ Dolan auf seine alten Tage nochmal wissen. Der Mitfünfziger gab von der ersten Minute an Vollstoff und präsentierte ein paar Songs von M-PIRE OF EVIL, die wie eine Mischung aus VENOM und MOTÖRHEAD auf Speed klingen, setzte den Fokus aber klar auf seine Klassiker aus längst vergangenen Tagen. Spätestens als er dann „Black Metal“ als einen Song, der damals die Geschichte des Metal verändern sollte, ankündigte, sollte jedem im Saal, wenn auch vielleicht mit Hilfe eines Smartphones und Wikipedia, klar gewesen sein, wer hier eigentlich auf der Bühne steht. Irgendwie war es ja nett das Trio, das durch Drummer Francesco „Frullo“ La Rosa komplettiert wurde, live zu erleben und die VENOM-Klassiker wie „Welcome To Hell“, oder „Witching Hour“, die ja teilweise schon 30 Lenze am Buckel haben zu hören, doch so richtig zünden wollte das rumpelnde Material nicht. Irgendwie wirkte das Ganze eher wie ein nett gemeinter Gag, denn eine ernst zu nehmende (Thrash) Metal Combo.





Um 22:45 war es endlich soweit. Das Banner zum aktuellen Artwork von „Inked In Blood“ – einmal mehr von niemand geringerem als Andreas Marshall gezeichnet – wurde gehisst und die Bühne wurde dunkel. Ein typisches OBI-Intro ertönte mit tonnenschwer-sägendem Riff, während die Truppe gemütlich auf die Bühne schlenderte. Neben Gründer und Urgestein Trevor Peres machen sich nun Kenny Andrews an der Gitarre und Bassist Terry Butler (Ex-DEATH, Ex-SIX FEET UNDER) auf der Bühne bereit, während ein grinsender Donald Tardy hinter der Schießbude platzt nimmt. Und schon preschen die Floridianer mit dem neuen Kracher „Centurie Of Lies“ los. John Tardy stürmt auf die Bühne und röchelte was das Zeug hält. Der nicht mal drei Minuten anhaltende Song brachte sofort Bewegung in den Saal und zeigte, dass OBITUARY in den letzten Jahren nichts verlernt haben. Das technisch perfekt umgesetzte „Visions In My Head“ wurde prompt nachgeschoben, ehe John das Wort für ein einfaches „Infected“ erhob. Der Klassiker, der uns prompt 25 Jahre zurück zu „Cause Of Death“ katapultierte schmiegte sich mühelos an die neuen Songs, ehe man mit „Intoxicated“ den ersten von vielen Songs des legendären Debüts „Slowly We Rot“ abfeuerte.





Moshpits, verzeinzelte Crowdsurfer und Headbanger regierten den mittlerweile fast komplett gefüllten Saal der Szene und verwandelten diese in eine kleine Sauna der guten Stimmung. Teilweise wurde es aber zum Ende hin nicht nur anstrengend für den vorne allein stehenden Security, sondern auch gefährlich für so manchen Fan. Haar-Monster John, der immer Grimassen-ziehende Trevor sowie der dauergrinsende und auch gerne herumblödelnde Donald hatten das Publikum gut im Griff, Terry und der meist seitlich weggedrehte Kenny hielten sich hingegen dezent im Hintergrund und fielen ob ihrer Bewegungslosigkeit leider so gut wie gar nicht auf. Wie für das Genre üblich verhielt man sich in den kurzen Pausen ziemlich ruhig und feuerte das Publikum nur selten großartig an, das war aber auch nicht wirklich nötig. Tervor ließ es sich trotzdem nicht nehmen, ein kleines „Yeah“-Ruf-Spielchen mit dem Publikum anzuzetteln. Eine gute Stunde mit einer interessanten Reise durch die Diskografie der Veteranen verging bei bestem Sound und guter Stimmung wie im Flug, ehe sich OBITUARY kurz hinter die Bühne begaben um dann nochmal auf die Bühne zu schreiten, um mit einem weiteren neuen Song namens „Back On Top“ ein weiteres Death Metal-Brett zu liefern. Vielleicht mag es täuschen, aber zu diesem Zeitpunkt kam die Soundwand von Riffmeister Tervor nochmal fetter rüber als zuvor. Auch der Titeltrack des neuen Werkes wurde fleißig abgefeiert, ehe man mit dem unumgänglichen „Slowly We Rot“ den Kreis zurück in die 80er mehr als genial schloss.





Setlist OBITUARY:

Centuries Of Lies
Visions In My Head
Infected
Intoxicated
Bloodsoaked
Immortal Visions
´Til Death
Don´t Care
Violence
Stinkupuss
Back To One
Dead Silence
-
Back On Top
I´m in Pain
Inked In Blood
Slowly We Rot

OBITUARY verabschiedeten sich ausgiebig mit Handshakes, Verbeugungen und Give-Aways. Knapp 75 Minuten ist für eine Band dieses Genres auch eine ansehnliche Spielzeit, wobei mir so manch Klassiker wie „Find The Arise“, „Chopped In Half“ oder „Final Thoughts", sowie dem einen oder anderen Track vom Comeback-Werk „Frozen In Time“ abgingen. Da diese in den letzten Dekaden aber im Stammprogramm waren, ist das auch zu verstehen und verzeihen. Vielleicht hatten OBITUARY in den vergangenen Jahren etwas mehr an Intensität zu bieten, dieser Konzertabend ließ aber eigentlich keine Wünsche offen. Gerne wieder!


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www.obituary.cc

maxomer
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Beitrag vom 23.01.2015
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