IN FLAMES   WOVENWAR  
27.10.2014 @ Gasometer

IN FLAMES sind seit eineinhalb Dekaden Meister der Polarisation. Keine Band prägte einst einen Sound so, um diesen dann über die Jahre fast komplett zu ändern. Auch wenn ich nicht mit allem was die Band bisher veröffentlichte einverstanden oder zufrieden war, so waren die Veränderungen der Schweden immer nachvollziehbar und meist auch qualitativ hochwertig. Live zeigten Anders Fridèn und seine Jungs sowieso nie Schwächen und so sahen wir es auch dieses Mal als Pflicht an die Göteborg-Veteranen auf der aktuellen „Siren Charms“ Tour zu besuchen.

Den Beginn durften an diesem Abend die Deathcore´ler WHILE SHE SLEEPS machen, die wir auf Grund von Verzögerungen unseres IN FLAMES Interviews mit einem sehr relaxten Anders Fridèn komplett verpassten und uns somit erst zu WOVENWAR im gut gefüllten Wiener Gasometer einfinden konnten. Auf die Truppe rund um die nicht inhaftierten verbliebenen AS I LAY DYING Mitgliedern mit neuem Sänger, war ich schon extrem gespannt.





Das Debüt „Wovenwar“ war zwar kein Meilenstein zeigte die Band aber in komplett neuem Soundgewand mehr als solide. Dank Sänger Shane Blay (Gitarrist bei OH, SLEEPER) kommt das Material auch live extrem eingängig daher. Die größte Überraschung des Gigs war aber der auf der Stage maximierte Härtegrad. So kamen die Tracks des Debüt dank dreifacher Gitarrenattacke und hoch motiviertem Jordan Mancino hinter der Schießbude um einen guten Grad heftiger daher, was dem Sound der Band allgemein ganz gut tut. Auf der ersten Tour von WOVENWAR wirkten die Herren vielleicht noch nicht ganz so souverän wie mit ihrer alten Band, doch die enorme Spielfreude, die grinsenden sowie schwitzenden Musiker und der Elan zeigten, dass die Jungs AS I LAY DYING absolut nicht vermissen und mit ihren neuen Songs wie „All Rise“, „Death To Rights“ oder „Matter Of Time“ durchaus jetzt schon punkten können. Wenn die Herren dran bleiben und weitere starke Alben auf den Markt werfen, könnten die Amis absolut zum Live-Pflichttermin avancieren. Wir bleiben auf jeden Fall gespannt.





Setlist WOVENWAR:

Foreword (Intro)
All Rise
Death To Rights
The Mason
Profane
Identity
Tempest
Matter Of Time
Prophets
Onward (Outro)

Die Spannung stieg ins Unermessliche als die Crew die Bühne mit einem Vorhang versah und die ersten Intro-Töne erklangen, die extra für die Tour kreiert wurden. Die Schatten von Björn, Peter und Niklas leuchteten bereits durch diesen und der Opener „In Plain View“ erklang bei bestem Sound. Schlagartig wurde es laut im Publikum und mit einem Knall fiel der Vorhang und eine grinsende Band angeführt von Anders kam zum Vorschein. Es kam sofort Bewegung vor und auf der Bühne in die Anwesenden und ab diesem Zeitpunkt hatte wohl niemand etwas an dem neuen Material auszusetzen, denn auch das folgende und etwas sperrigere „Everything´s Gone“ wurde lautstark mitgebrüllt. Ein Blick rundherum zeigte, dass das Publikum von IN FLAMES heutzutage dank des viel moderneren Sounds und den zahlreichen Auftritten am Nova Rock, Rock Im Park und dergleichen doch merklich jünger ist als so manch Album der Band. Nicht sonderlich verwunderlich, denn dank Internet war allen bereits klar, dass die Schweden ihren Fokus bewusst auf die letzten drei Alben legten. Fans früherer Tage durften aber bald aufatmen – wenn auch nur kurz, denn mit „Trigger“ sollte das erste Mal Gänsehaut aufkommen, während „Resin“ als Vertreter von „Colony“ den mit Abstand ältesten Song des Sets markierte.





So genial der Song auch heute noch tönt, der Fronter kündigte es bereits an, die alten Songs ziehen bei dem jungen Publikum heute nicht mehr so sehr und so merkte man, dass das Wiener Publikum hier nicht ganz so textsicher war. Anders überging das einfach und scherzte gleich vergnügt mit dem Publikum, sprach sogar einzelne Personen an, bestellte sich von der Ferne ein Bier an der Bar und freute sich über jeden Crowd-Surfer, der den Securitys Arbeit machte. Dass die Jungs aus dem Death Metal Bereich stammen haben sie natürlich auch nicht vergessen und entfesselten riesige Moshpits.

An diesem Abend konnte sich auf jeden Fall jeder Nörgler davon überzeugen, dass IN FLAMES nichts an Elan, Energie und Spielfreude verloren haben. Die alten Songs fügten sich neben den neuen Hits perfekt ein und mit Krachern wie „The Quiet Place“, „Cloud Connected“ und „Only For The Weak“ welches die beste Atmosphäre und die mächtigsten Chöre des Abends hervor rief, zauberte man Grinsen auf sämtliche Gesichter und sorgte nicht selten für Gänsehaut, was das verdammt intensive „The Chosen Pessimist“ nochmals unterstrich. Zu „Only For The Weak“ holte man noch spontan einen schon mehr als gut angeheiterten Fan auf die Bühne, der mit dem Handy mitfilmen durfte und mit der Band fleißig abfeierte, was einige Lacher hervorrief. Auf einen klassischen Zugabeblock verzichteten IN FLAMES nach gut 80 Minuten, ließen es stattdessen kurz finster werden und ein weiterer Vorhang fiel, sodass der neue Jesterhead in Neon zum Vorschein kam und die sowieso schon bombastische Lichtshow nochmal aufpolierte. Einzig ein paar Pyros und weiterer Schnickschnack hätten noch gut getan, was aber im Gasometer nicht immer so einfach zu realisieren ist.





Zum großen Finale und nachdem man ganze sechs neue Nummern präsentierte, die alle bereits textsicher mitgesungen wurden – der Sänger zeigte sich als absoluter Profi und band das Publikum immer perfekt mit ein – ging es mit „The Mirrors Truth“ und „Deliver Us“ mit hohem Härtegrad nochmal zurück über die letzten beiden Alben, bis hin zum „Come Clarity“ UpTempo-Kracher „Take This Life“, der das mehr als nur verschwitzte Publikum, welches Anders gerne riechen wollte – nach etwas mehr als 90 Minuten verabschiedete, natürlich aber nicht ohne Picks, Drumsticks, Verbeugungen und Handshakes der Band. Vor allem das jüngste Mitglied Niklas zeigte sich fannah und enthusiastisch.





Setlist IN FLAMES:

In Plain View
Everything´s Gone
Fear Is the Weakness
Trigger
Resin
Where The Dead Ships Dwell
With Eyes Wide Open
Paralyzed
Through Oblivion
Ropes
Delight And Angers
Cloud Connected
Only For The Weak
The Chosen Pessimist
The Quiet Place
Rusted Nail
The Mirror´s Truth
Deliver Us
Take This Life

Man kann von den neuen IN FLAMES halten was man will, live sind sie eine Macht wie eh und je. Klar, ein paar mehr Klassiker der Ära „The Jester Race“ bis „Clayman“ wären schon wünschenswert gewesen, doch die Schweden präsentierten auch so eine spannende, abwechslungsreiche sowie sehr emotionale Setlist ohne Mängel. Bleibt nur festzuhalten, dass Fans der ersten Stunde auf jeden Fall etwas Zeit mit dem aktuellen Material verbringen sollten, um auch live auf ihre Kosten zu kommen. Ein grandioser Abend, den viele nicht so bald vergessen werden.


FOTOS + E-CARDS
www.inflames.com

maxomer
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Beitrag vom 29.10.2014
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