SUMMER BREEZE - TAG2: TESTAMENT   CHILDREN OF BODOM   BEHEMOTH   DOWN   ARCH ENEMY   THE HAUNTED   TWILIGHT OF THE GODS   THE OCEAN   DELAIN   UNGUIDED   ALPHA TIGER  
14.08.2014 @ Dinkelsbühl

Als die Summer Breeze Besucher am zweiten Tag aus ihren Zelten purzelten waren die Meinungen wohl im ersten Moment zweigeteilt, denn während die einen voller Freude auf ganze drei weitere Tage vorausschauten, fragten sich die anderen wie sie das den wohl überleben sollten. Gründe für ein Überleben waren schnell gefunden, denn schon zur Mittagsstunde wurde auf der Pain Stage zum Früh-Moshen eingeladen.

ABORTED knüppelten sich dort nämlich 45 Minuten durch ihr brutales Set aus Klassikern und neuen Krachern vom aktuellen Werk „The Necrotic Manifesto“. Und so ließen sich bereits einige Fans vor der Bühne blicken, um mit den Belgiern die Birne frei zu pusten. Natürlich war die Bewegungsfreude der Leute noch nicht so groß und statt Bier erblickte man meist Kaffee, doch Spaß hatten sowohl diese als auch die Band selbst, der man nur wenig anmerkte, dass sie durch harte Zeiten gingen und bereits einige Wechsel im Bandgefüge hatten.

Setlist ABORTED:

Meticulous Invagination
Parasitic Flesh Resection
Coronary Reconstruction
Hecatomb
Coffin Upon Coffin
Necrotic Manifesto
Fecal Forgery
Expurgation Euphoria
The Holocaust Incarnate
Sanguine Verses (…Of Extirpation)
The Origin of Disease
The Saw And The Carnage Done

Es folgten die Newcomer von THE UNGUIDED, die wie viele sicher wissen, eine Abspaltung von SONIC SYNDICATE darstellen. Somit ist auch klar, in welche Richtung es gehen würde. Die Jungs zeigten sich agil und spielfreudig und dank viel Melodie und zwei Sängern natürlich auch sehr abwechslungsreich. Obwohl die Truppe aus Schweden sichtlich Spaß hatte, wollte der Funke aber noch nicht so ganz überspringen. Doch gerade das jüngere Publikum hatte viel Freude an den eingängigen Hits und den immer wieder auftretenden Moshparts der schwedischen Jungspunde. Somit hatten THE UNGUIDED eigentlich nichts falsch gemacht und eine kurzweilige Mittagszeit geboten.





Setlist THE UNGUIDED:

Inception
Blodbad
Collapse My Dream
Unguided Entity
Betrayer Of The Code
Inherit The Earth
Eye Of The Thylacine
Green Eyed Demon
Phoenix Down

Und dann der nächste Stilbruch: Nach knüppelhartem Death-Grind und modernem Schweden-Tod ging es in Richtung Niederlande und symphonischem Gothic Metal. DELAIN zeigten als erste Female-Fronted Band, dass man auch ohne viel Geknüppel Freude am Summer Breeze verbreiten kann, animierten die Fans zum Mitsingen und lieferten einen gelungenen, wenn auch recht kurzen Querschnitt aus ihrer Diskografie, durch die die sympathische Fronterin Charlotte führte. Diese hatte dank Regen und dem Fehlen von Gründungsmitglied und Keyboarder Martijn gleich doppelt so viel arbeit und musste einige Unsicherheiten der Truppe kaschieren. DELAIN meisterten die Umstände aber und konnten auch mit Keyboards vom Band auf ganzer Linie überzeugen.

Setlist DELAIN:

Go Away
Get The Devil Out Of Me
Army Of Dolls
The Gathering
Mother Machine
Pristine
Virtue And Vice
Not Enough
We Are The Others

Von der Ferne ertönten dann bald die Töne der Rotz-Rocker KÄRBHOLZ. Die Musik selbst mag ja partytauglich tönen, doch was der Mann am Mikro da lyrisch vom Stapel ließ, fanden wir mehr als fragwürdig und auch seine überlangen Ansagen gingen band auf den Senkel, darum blieben wir auf sichere Entfernung und nahmen erstmal sowieso einige Interview-Termine in Angriff, ehe wir uns am Nachmittag wieder Richtung Stages aufmachen konnten.

Zwischendurch düdelten ELUVEITIE gekonnt wie immer durchs Set, lieferten aggressive Moshparts, eingängige Melodien, viel Folk und natürlich gute Stimmung. Für energische Shows ist die Truppe aus der Schweiz ja bekannt, aber in den letzten Jahren einfach etwas überpräsent, weshalb sich bei mir schon länger eine Übersättigung einstellte.

Danach wurde es wieder Zeit zum Moshen, denn die Metalcore-Veteranen von CALIBAN boten nicht nur ein schickes Bühnenbild, sondern auch brachiale Soundwände, Mosh-Party, bratende Riffs und viel Bewegung. Die Deko erinnerte nicht zufällig an das aktuelle Werk „Ghost Empire“, denn die Ruhrpottler präsentierten auch so manch Knaller vom aktuellen Album steckten mit ihrer Bewegungsfreude so manchen Fan an. „We Are Many“ überraschte dann noch mit Gästen von ESCIMO CALLBOY und SIX REASONS TO KILL am Mikro – passte ja auch zum Songtitel. Dass die Deutschen kamen, sahen und siegten, bewiesen auch die nicht enden wollenden Fanchöre – eine Zugabe war aber dennoch nicht mehr drin, denn nach „Your Song“ war erstmal Schicht.

Was soll ich noch großartig zu ARCH ENEMY sagen. Am Nova Rock überzeugten sie mich und am Masters Of Rock überwältigten sie mich. Was konnten die Schweden mit der neuen kanadischen Sängerin also am Summer Breeze noch anrichten? Kurz und knapp: die Meinung der letzten beiden Gigs einfach unterstreichen. Auch der dritte Streich in zwei Monaten saß perfekt und Ermüdungserscheinungen suchte man bei den Melodic-Deathern vergeblich. Klar, hätte ich mir mittlerweile ein paar andere Songs gewünscht, doch sowohl die neuen Kracher wie „As The Pages Burn“ und „War Eternal“, als auch die Klassiker wie das unumgängliche „Nemesis“ und „We Will Rise“ sind live immer noch übermächtig und haben nichts an Atmosphäre und Gewalt verloren. Dieses Mal musste man aufgrund der noch frühen Stunde aber auf eine gewaltige Lichtshow verzichten. Verschmerzbar in Anbetracht diese Performance.





Setlist ARCH ENEMY:

Khaos Overture
Yesterday Is Dead And Gone
War Eternal
Ravenous
My Apocalypse
You Will Know My Name
Bloodstained Cross
As The Pages Burn
Dead Eyes See No Future
No Gods, No Masters
We Will Rise
Nemesis
Fields Of Desolation

Wer gerne Vollgas gibt, der konnte im Anschluss sofort auf der Camel-Stage mit den Hardcore-Fetischisten RISE OF THE NORTHSTAR und der energischen Show der Jungs, die mit ihren Verkleidungen ein wirklich schräges Bild auf der Bühne abgaben. Somit wussten die rumhüpfenden HC-Fans gar nicht so recht wo sie überhaupt hinsehen sollten den auch auf der Bühne ging alles auf und ab und von links nach rechts uns wieder retour. Eine Verdauungspause schadete im Anschluss sicher nicht.

Unser nächster Besuch in die Tent-Stage führte uns zu THE OCEAN und diesen sollten wir nicht bereuen. Der atmosphärische Sound der Herren zog uns sofort in den Bann und ließ uns nicht mehr los. Wie wir bald herausfanden hätte aber alles anders kommen können, denn Robin Stap entschuldigte sich für den späten Beginn der Show, denn Dank eines defekten Tourbuses kamen sie mit reichlich Verspätung an und arbeiteten noch fieberhaft an der visuellen Show, die bei THE OCEAN nicht unerheblich zur Atmosphäre beiträgt. Robin gab sich nicht nur stimmgewaltig, sondern auch bewegungsfreudig und hüpfte trotz verletztem Finger nicht auf, sondern auch vor der Bühne rum und besuchte auch die Zuschauer in den ersten Reihen. THE OCEAN haben vielleicht einen ungewöhnlichen Sound, doch diesen können sie perfekt auf die Bühne transportieren und zeigten, dass sie mehr als nur ein Geheimtipp sind.





Setlist THE OCEAN:

Epipelagic
Mesopelagic: Into The Uncanny
Bathyalpelagic I: Impasses
Bathyalpelagic II: The Wish In Dreams
Bathyalpelagic III: Disequillibrated
Abyssopelagic I: Boundless Vasts
Hadopelagic II: Let Them Believe
Demersal: Cognitive Dissonance

Die Mainstage wurde mittlerweile von den Sludge-Veteranen DOWN und dessen legendären Sänger Phil Anselmo (Ex-PANTERA) bevölkert. Gut, der Ruf eilt sowohl ihm als auch seiner Band voraus und so manch Hit wie „Stone The Crow“ oder „Hail The Leaf“ konnten auch überzeugen, doch so wirklich mitreißen wollte die eher zahnlos wirkende Show nicht. Hinzu kamen die uninspirierten „Fuck-Ansgen“ von Phil, der wirklich nicht glücklich war, wenn er nicht in jedem Satz mindestens ein Fäkalwort einbauen konnte – gut, dass man die Hälfte sowieso nicht verstehen konnte. Zu aller Überraschung enterten dann plötzlich MACHINE HEADS Phil Demmel und Rob Flynn die Bühne um bei „Bury Me In Smoke“ zur unterstützen, ehe Phil das Set mit dem Refrain zu „Stairway To Heaven“ beendet und die Zuschauer in Jubelstürme ausbrechen ließ. DOWN hinterließen an diesem Tag definitiv einen zweischneidigen Eindruck.





Setlist DOWN:

Eyes Of The South
We Knew Him Well
Hogshead
Witchtripper
Lifer
Lysergic Funeral Procession
Pillars Of Eternity
Hail The Leaf
Conjure
Stone The Crow
Bury Me In Smoke

Glück für die Summer Breeze Besucher, dass Nergal und Co. erst am Folgetag ihre Outfits und Schminke verlegten, denn so kamen diese noch in den Genuss der vollen Show des polnischen Death/Black Metal Panzers BEHEMOTH. Wie gehabt gab die Truppe alles und erzeugte eine fette Soundwand, die in Form von „Conquer All“, „As Above, So Below“ oder „Ov Fire And The Void“ so ziemlich alles wegblies. Gut, dass in den ersten Reihen Zäune sind, damit sich die Zuschauer bei diesem Orkan festhalten konnten. Auch die neuen, teils nicht ganz positiv aufgenommenen Songs von „The Satanist“ fügten sich gut ins Set und lockerten das Ganze sogar etwas auf.





Setlist BEHEMOTH:

Blow Your Trumpets, Gabriel
Ora Pro Nobis Lucifer
Conquer All
As Above, So Below
Slaves Shall Serve
Christians To The Lions
Ov Fire And The Void
Alas, Lord Is Upon Me
At The Left Hand Ov God
Chant For Ezkaton 2000 e.v.
O Father, O Satan, O Sun

Nicht ganz so stürmisch ging es bei den Herren von TWILIGHT OF THE GODS in der Tent-Stage zu. Die als BATHORY-Tribute Band gegründeten Norweger zeigten sich gut gelaunt und konnten eine halbwegs große Fanschar vor die Bühne locken, die mit ihnen ihre typisch skandinavisch klingenden Tracks abfeierte. Große Highlights konnte man zwar keine ausmachen, doch auch auf Schwächen verzichteten Alan „Nemtheanga“ Averill (PRIMORDIAL) und seine prominenten Mitstreiter, die man aus Truppen wie CRADLE OF FILTH, DIMMU BORGIR, EINHERJER oder MAYHER kennt.





Setlist TWILIGHT OF THE GODS:

Destiny Forged In Blood
Children Of Cain
Preacher Man
Sword Of Damocles
At Dawn We Ride
Fire On The Mountain

Komplett kontrastreiches Programm lieferten die sympathischen Alternative-Rocker von THE NEW BLACK auf der Camel-Stage. Die Jungs gaben Vollgas und rockten die Zuschauer eine halb Stunde lang bis sie schweißgebadet vor der Bühne standen und nach mehr verlangten. Mit ihren drei Werken haben die Deutschen auch genügend Hits in petto, um diese halbe Stunde wie im Flug vergehen zu lassen. Auch optisch machten sowohl die Musiker, vor allem Fronter Flodid in schickem Schwarz, sowie auch die Bühne einiges her.





Setlist THE NEW BLACK:

Drive
Sharkpool
Cut Loose
The King I Was
Superhuman Mission
Welcome Point Black
Everlasting

Etwas in der Zwickmühle waren wir zu diesem Zeitpunkt, da nun schon CHILDREN OF BODOM bereits einige Zeit auf der Main-Stage standen, aber auch das schwedische Thrash-Inferno THE HAUNTED lockte in die Tent-Stage. Also schnell noch im Vorbeigehen bei COB den „Hatecrew Deathroll“ inhaliert und in das Zelt gespurtet, denn THE HAUNTED, die ja wieder mit Frontmann Marco Aro (THE RESISTANCE) reuniert sind, durften wir bisher noch nicht live erleben, wohingegen COB eh Stammgäste in unseren Regionen sind.





Und wir sollten es nicht bereuen, denn obwohl Gitarrist und Gründungsmitglied Jensen neben Marco auch noch einen neuen Drummer, der mit Heimkehrer Adrian Erlandsson (sein Bruder trommelt bei ARCH ENEMY) gefunden wurde und einen neuen Gitarristen suchen musste, zeigten sich THE HAUNTED als eingespieltes Team. So thrashte die Truppe mehr als souverän durch die Diskografie, wobei man nicht zufällig komplett auf das aus dem Rahmen fallende „The Unseen“ verzichtete, aber trotzdem die Ära bzw. Ären Peter Dolving nicht außer Acht ließ. Mit dem 1-mínütigen Geschoss „My Enemy“ und „Eye Of The Storm“ gab es auch schon einen fetten Vorgeschmack auf das bald erscheinende „Exit Wounds“. THE HAUNTED beweisen zum zweiten Mal, dass sie auch ohne Peter eine wahre Macht sind, denn Marco hatte das Publikum und alle Songs mühelos im Griff und lieferte mit seinen Kollegen eine fette Thrash-Show.





Setlist THE HAUNTED:

The Premonition
The Flood
The Medication
99
Undead
Trespass
All Against All
Eye Of The Storm
Hollow Ground
My Enemy
D.O.A.
No Compromise
The Guilt Trip
Dark Intentions
Bury Your Dead
Hate Song


Apropos Thrash – da war doch noch was! Die Urgestein TESTAMENT luden zum nach-mitternächtlichen Thrashen. Mit „Rise Up“, „More Than Meets The Eye“ und „Into The Pit“, bei dem spontan Alissa White-Gluz von ARCH ENEMY einsprang und mitbrüllte, konnte da auch absolut nichts schief laufen. Chuck Billy hatte sichtlich Freude, würgte seinen Mikro-Ständer und feierte mit seinen Kollegen Alex Skolnik, Eric Peterson, Steve DiGiorgio und Gene Hoglan eine wahre Old-School-Thrash Party. Und obwohl sich seit meiner letzten TESTAMENT Live-Show letztes Jahr am Tuska eignetlich nicht viel geändert hat und die einstündige Darbietung viel zu schnell vergangen ist, hatten wir viel Freude an dem was uns die Amis lieferten. Guter Sound, bratende Gitarren, ein perfekt eingespieltes Team und viel Spielfreude übertrugen sich schnell auf die Besucher, die es ihnen mit Chören, kleinen Pits und viel Applaus dankten. Zu Highlights wie „Practice What You Preach“ und dem abschließenden „3 Days In Darkness“ wurde die Stimmung nochmal etwas besser und so ließen TESTAMENT keine Wünsche offen, außer vielleicht ein paar weitere Hits, wie dem von mir schmerzlich vermissten „Alone In The Dark“.





Setlist TESTAMENT:

Rise Up
The Preacher
More Than Meets The Eye
Native Blood
Dark Roots Of Earth
Into The Pit
New Order
Practice What You Preach
Over The Wall
D.N.R. (Do Not Resuscitate)
3 Days In Darkness

Eigentlich hätte der zweite Tag des Summer Breeze nicht besser enden können, aber als wir uns auf den Weg ins Zelt machten, blieben wir noch bei den Heavy Metallern ALPHA TIGER hängen, die eine coole Old-School Metal Party feierten und die Camel Stage noch ein letztes mal erbeben ließen. Machten die Hits der Band schon mächtig Spaß, so zog es mit zum ANTHRAX Cover „Metal Thrashing Mad“ nochmal einen richtig breiten Grinser auf. So feierten wir noch etwas weiter und fielen erst zu einer wirklich unchristlichen Stunde ins Zelt.


FOTOS + E-CARDS
www.summer-breeze.de

maxomer
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Beitrag vom 25.08.2014
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