ICED EARTH   WARBRINGER   ELM STREET  
06.02.2014 @ Szene

Mit dem düsteren "Plagues Of Babylon" konnten ICED EARTH nach Jahren der unstetigkeit endlich wieder einen guten Aufwärtstrend vorweisen. Schuld daran ist sicher nicht nur das abwechslungsreiche und konsequente Songwriting von Mastermind Jon Schaffer, sondern auch die Tatasache, dass der neue Frontmann Stu Block auf dem zweiten Werk auf dem er mitwirken durfte, seinen Platz gefunden zu haben scheint. Natürlich waren wir gespannt wie sich das neue Material zwischen den Klassikern machen würde und so begaben wir uns des Abends in die Szene um ICED EARTH und dessen abwechslungsreichen Support-Reigen zu lauschen.

Den Beginn machten die noch recht unbekannten Heavy Metaller ELM STREET aus Australien. Zwar zeigten die vier Jungspunde viel Elan und Einsatzkraft, doch wirklich überzeugen konnten sie die bereits halbwegs gut gefüllte Halle nicht sonderlich. Der recht schwammige Sound sollte natürlich auch nicht wirklich förderlich sein. Nach gut 30 Minuten Heavy Metal der 80er, die hauptsächlich aus Songs des aktuellen Werkes "Barbed Wire Metal" besteht, war dann aber auch schon wieder Schluss und wir freuten uns über eine deftige Portion Thrash.





Setlist ELM STREET:

Heartracer
Bared Wire Metal
Merciless Soldier
Heavy Metal Power
Face The Reaper

Als zweite Bands des Abends spielten die kalifornischen WARBRINGER mit ihrem soliden Thrash Metal der alten Schule auf. Auf der Bühne bekam man das bisschen Platz zugestanden, dass sich vor dem Equipment von ICED EARTH noch so als Rest ergab. Mit einem minimalistischen und eher für Rock’n Roll ausgelegten Schlagzeug fand man aber sogar genug Platz um sogar etwas Bewegung ins Bühnenbild zu bringen. Sichtlich bemüht setzte man dazu an, möglichst viele rhythmische Kopfbewegungen hervor zu rufen. Das gelang mal besser, mal schlechter, aber das Los einer Vorband ist nun mal ein hartes, aber immerhin brachte die Tontechnik einen passablen Sound zusammen. Auch nicht ganz typisch für eine Vorband. Den Leuten schien es auf jeden Fall ganz gut zu gefallen – der Saal war schließlich auch die meiste Zeit eigentlich gut gefüllt, sogar einige größere Moshpits bildeten sich zu Headbangern wie "Living In A Whirlwind" oder "Living Weapon" – aber trotzdem wirkte es immer so, als ob man gedanklich schon irgendwo bei den Headlinern oder dem nächsten Kaltgetränk stecken würde. Alles in allem ein solider Auftritt und die Jungs um Frontschreier Jon Kevill und Gitarrist John Laux hatten sichtlich Spaß daran.





Setlist WARBRINGER:

Scars Remain
Iron City
Severed Reality
Living Weapon
The Turning of the Gears
Total War
Living in a Whirlwind
Towers of the Serpent
Hunter-Seeker


Für den Headliner des Abends war die ausverkaufte Halle dann natürlich dicht gepackt. Sozusagen in Uniform betraten die Herren um Jon Schaffer die Bühne. Ärmel an der Oberbekleidung waren tatsächlich nur den Roadies erlaubt, die dafür ihrerseits schamlos ausgebeutet wurden als lebende Schaufensterpuppen jene T-Shirts zur Schau zu Stellen die sich als wahre Ladenhüter bewiesen. Slogans wie „Poop – Even hot chicks do it“ oder „Fuck Yo Couch“ lassen sich eben nur schwer verkaufen.





Eröffnet wurde die Show mit dem überlangen „Plagues of Babylon“, dem Titeltrack des aktuellen Albums, was wiederrum einen etwas verhaltenen Start bedeutete. Wie bei den meisten Songs der letzten beiden Alben „Dystopia“ und „Plagues Of Babylon“ wollte der Funke anfangs nicht so wirklich auf das Publikum überspringen. Erst mit „Dark Saga“, also dem ersten älteren Song der Setlist schien die Menge aufzuwachen. Immerhin war der Sound von Anfang an gelungen, was in der Szene Wien alles andere als eine Selbstverständlichkeit ist. Das war insofern auch sehr erfreulich, da sich die gesamte Band spieltechnisch von ihrer Zuckerseite präsentierte. Jon Dette, der neue Mann hinter den Fellen interpretiere Teile der älteren Songs neu und brachte eine bisher unbekannte Dynamik ein. Stu Block gab sich stimmlich ohnehin kaum Blößen, Troy Seele erwies sich bei den Gitarrensoli ausnahmsweise als sehr treffsicher während Jon Schaffer und Luke Appleton für ein sicheres Klanggerüst im Hintergrund sorgten.





Beim Intro zu „V“ ließ Jon Schaffer dann wieder kurz seine politische Ansichten Fox News’scher Endzeitszenarien durchblitzen, mit Maschinenpistolenklängen und darüber gelegten „We’re from the government, we’re here to help“ -Lautsprecherdurchsagen, worauf hin sich Stu Block dann die Guy Fawkes-Maske aufsetzen durfte. Immerhin wurde dieses Mal Schaffers Bandana mit Südstaaten-Flaggen-Aufdruck durch ein dezentes schwarzes ersetzt. Das passte auch besser zu den schwarz gefärbten Haupt- und Barthaaren und man muss es mit den unterschwelligen Botschaften auch nicht übertreiben.

Insgesamt fiel die Setlist mit 19 Songs und einer Dauer von fast zwei Stunden recht stattlich aus und vor allem auch länger als die meisten anderen Shows dieser Tournee, was wahrscheinlich daran lag, dass man das Konzert auf Video aufzeichnete. Mit fortschreitender Uhrzeit kamen auch Band und Publikum immer mehr in Fahrt und vor allem bei älteren Nummern formten sich auch Publikumschöre. Zum Glück, muss man fast sagen, da das Konzert von einer eigens abgestellten Filmcrew samt Kamerakran mitgeschnitten wurde und man hat als Stadt ja schließlich einen Ruf zu verlieren. Eine großartige Version von „My Own Saviour“ und das lange nicht mehr gehörte „Blessed Are You“ bildeten Höhepunkte des Sets, wobei selbstverständlich auch dem Pathos mit „Watching Over Me“, „A Question Of Heaven“ und dem neuen und Gänsehaut erzeugenden „If I Could See You Now“ Tribut gezollt. Dennoch fiel es stark auf, dass es hauptsächlich die Klassiker alter Alben waren, die die größte Freude im Publikum hervorriefen. Natürlich besitzen auch einige neue Nummern gute Live-Qualitäten, wie zum Beispiel das kraftvolle „Cthulhu“ und auch das einzige aus der Ära Tim Ripper Owens stammende "Red Baron/Blue Max" wussten zu gefallen und fügten sich nahtlos in das Set ein, doch die Highlights des Abends stammten nach wie vor aus alten Tagen. Nach dem obligatorischen Rausschmeißer "Iced Earth" verabschiedeten sich die Amerikaner ausgiebig und vergönnten uns noch den neuesten Cover-Song "Highwayman" über Band und schickten uns sehr zufrieden in die Nacht hinaus.





Setlist ICED EARTH:

Plagues Of Babylon
Democide
Dark Saga
V
If I Could See You
The Hunter
Disciples Of The Lie
Among The Living Dead
Burning Times
Red Baron/Blue Max
Blessed Are You
Vengeance Is Mine
Cthulhu
My Own Savior
The End?
A Question Of Heaven
-
Dystopia
Watching Over Me
Iced Earth
(Highwayman)


Mit diesme Konzert zeigten, dass ICED EARTH, vor allem das Duo Schaffer/Block endlich wieder ein eingespieltes Team sind und fast wieder an alte Taten anknüpfen können. Gerade Stu ging an diesem Abend mehr denn je auf, unterhielt sich mit dem Publikum, mimte den perfekten Fronter und genoß sichtlich die großartige Stimmung. Bleibt nur zu hoffen, dass diese seit jahrzehnten immer wieder sehr instabile Band endlich mal wieder auf Kurs bleibt.


FOTOS + E-CARDS
www.icedearth.com

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Beitrag vom 11.02.2014
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