HIM   CASPIAN  
13.10.2013 @ Gasometer

Nach langer Österreich Abstinenz haben es die Finnen heuer endlich wieder geschafft uns dieses Jahr am Novarock und nun im Gasometer Wien zu beehren. Nach Label-Wechsel, Krankheiten diverser Bandmitglieder, Villes Alkoholeskapaden und Tournee-Absagen waren wir natürlich neugierig, wie die Band jetzt in Form ist, und machten uns auf den Weg um His Infernal Majesty unsere Aufwartung zu machen.


Als Supporter wurden die Amis von CASPIAN vorgestellt, eine mir gänzlich unbekannte Band, die es wohl noch nicht oft nach Europa geschafft hat. Außerdem stand die aktuelle Tour schon nicht unter einem guten Stern, da Ende August Gründungsmitglied und Bassist Chris Friedrich von uns ging. Seit 2003 spielen die Herren aus Massachusetts instrumentalen und sehr intensiven Post-Rock. Gesang gibt es nur selten von Philip Jamieson zu hören, dieser ist aber wortlos und dient mehr als Stilelement.





Düster, bedrohlich und sehr atmosphärisch präsentierten sich teils überlange Songs wie "The Raven" oder "Malacoda", dabei wurden aber auch mal härtere Klänge angeschlagen, so dass die Kiddies in den ersten Reihen schon mal einen Schreck abbekamen. CASPIAN sind eine wirklich talentierte Band, deren Musik man am Besten im dunklen Kämmerlein ohne störende andere Eindrücke genießt. Als Support von HIM vielleicht etwas deplatziert, da deren Fans ja dann doch schlichte und massenkompatiblere Strukturen gewohnt sind. Der eine oder andere Musikliebhaber im Publikum wusste aber das Talent der Amis sicher zu schätzen.



Setlist CASPIAN:

The Raven
Malacoda
Gone In Bloom And Bough
Halls Of The Summer
Quovis
Further Up
Further In
Sycamore

Um 21.18 Uhr verdunkelte sich dann die Bühne und einzig das riesige Heartagram-Banner als Hintergrund der Bühne erleuchtete den Gasometer. Das Intro „Unleash The Red“ des heuer erschienenen Albums „Tears on Tape“ ertönte und ließ die Fanmenge aufkreischen, als dann auch schon die Mannen rund um Fronter Ville Valo (in winterlicher Montur mit schwarzer Haube und Strickjacke) die Bühne betraten. Die Meute kochte und ohne Umschweife wurde sich schon in die erste Nummer „All Lips Go Blue“ geprügelt. Ville, der sich für dieses Lied eine Akustikgitarre ums erschreckend dünne Gerippe geschnallt hatte, grinste in die Menge und die komplette Band wirkte zu diesem Zeitpunkt auch noch wirklich gut motiviert. Mit Wortmeldungen wurde sich nicht aufgehalten und ein Hit jagte den nächsten. Ich kann auch getrost sagen, dass sich die neuen Nummern live besser als am Album machen, sie wirken zum Glück doch etwas härter und sind gut arrangiert.





Bei manchen Songs durfte dann Mikko Lindström, der Schwiegersohn in spe von Tony Iomi (BLACK SABBATH), sein ganzes Können unter Beweis stellen und begeisterte mit ausschweifenden Soli – Ville verließ während des Konzertes auch immer wieder minutenlang die Bühne, was aber vom Gitarristen genutzt wurde, um sich im Rampenlicht zu sonnen. Das Erscheinen des Sängers wurde dann jedes Mal wieder mit Kreischtiraden der Fans begleitet. Überhaupt sprengte das Publikum wieder sämtliche Altersgrenzen – von 10 – 70 Jahren war alles vertreten und die Stimmbänder der Fans wurden natürlich bei den älteren Hits („Join Me“, „Wicked Game“, „Sweet Six Six Six“) der Band gewaltig strapaziert, obwohl der Fronter nicht wirklich viel dazu beitrug.




Generell hielten aber alle Bandmitglieder mit der Bühnenaction doch recht hinterm Berg, was auf die Dauer dann beim Zusehen etwas eintönig wurde. Keyboarder Jani Purttinen verschlang sitzend hinterm Keyboard eine Zigarette nach der anderen und Schlagzeuger Mika Karppinen saß abgeschirmt hinter seinem Plexiglas-Wall, der wahrscheinlich ob seines Spielstils die restlichen Bandmitglieder vor Sägespäne-Angriffen schützen soll. Bassist Mikko Paananen war so ziemlich der Einzige, der fast durchgehend auf seinem zugeordneten linken Bühnenrand etwas Spiel-Elan verbreitete.

Als kleines Extra wurde dann noch das Crewmitglied Antti mit einem finnischen “Happy Birthday“ bedacht, es wurde kurz über ein auf der Bühne landendes Stoff-Teufelchen gescherzt und schon gings weiter im Set. Nach 80 Minuten war der Spaß viel zu schnell ohne große Höhepunkte oder Überraschungen vorbei und es erklang das Outro „Kiss The Void“.





Setlist HIM:

Unleash The Red (Intro)
All Lips Go Blue
Buried Alive By Love
Rip Out The Wings Of A Butterfly
Right Here In My Arms
The Kiss Of Dawn
I Will Be The End Of You
Join Me In Death
Your Sweet Six Six Six
Passion´s Killing Floor
Tears On Tape
Wicked Game (CHRIS ISAAK Cover)
It´s All Tears (Drown In This Love)
Soul On Fire
Into The Night
The Funeral Of Hearts
-
When Love And Death Embrace
Kiss The Void (Outro)

Wenn man Fan ist, konnte man sich natürlich absolut über den Auftritt der Mannen freuen, es wurde auch kein Hit ausgelassen, aber Ville sollte sich vielleicht doch mehr um seine Gesundheit als um die Umsätze von Schnapsläden kümmern, damit er nicht bald völlig vom Mikro-Ständer verdeckt wird und möglicherweise legt dann seine Stimme auch wieder an Kraft zu, wie wir sie kennen und lieben lernten. Der morbide Charmebolzen von früher hat leider etwas an Ausstrahlung eingebüßt.

Auf eine riesige Bühnenshow darf man bei HIM sowieso nicht hoffen, aber ich muss kleinlaut zugeben, dass ich schon motiviertere und intensivere Gigs der Finnen sehen durfte.


FOTOS + E-CARDS
www.heartagram.com

Catrine
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Beitrag vom 18.10.2013
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