MASTERS OF ROCK 2013 - TAG4: AVANTASIA   POWERWOLF   LEAVES EYES / ATROCITY   ANNEKE   SANCTUARY   XANDRIA  
14.07.2013 @ Areál likérky Jelínek

Tag Nummer vier stand zu Beginn ganz im Zeichen der Erholung. Da XANDRIA die ersten waren die mich reizten, musste ich mich erst gegen 14 Uhr in Richtung Gelände bewegen. Die Zeit wurde für ein ausgiebiges Frühstück und die ein oder andere lustige sportliche Betätigung mit dem Frisbee genutzt. Die fünf Musiker aus Bielefeld hatten nun eine Stunde Zeit die Anwesenden von ihren Qualitäten zu überzeugen. Wer die musikalischen Vorbilder sind, war sofort zu erkennen, der Geist von NIGHTWISH oder teilweise auch KAMELOT war in fast jedem Song zu spüren. Doch recht viel mehr als Geister waren es dann leider nicht. Die neue Dame am Mikro, Manuela Kraller, die seit 2010 den Posten inne hat, hat zwar eine wunderbare Stimme, doch mir fehlte die Power oder eine gewisse Eigenständigkeit, die zum Beispiel WITHIN TEMPTATION sich abheben lässt von der Flut an Bands mit weiblicher Sängerin.

Setlist XANDRIA:

A Prophecy Of Worlds To Fall
Valentine
The End Of Every Story
Blood On My Hands
Forevermore
Euphoria
Cursed
The Dream Is Still Alive
Soulcrusher
The Lost Elysion
Ravenheart

Nach so viel holder Weiblichkeit wurde es Zeit die „Balls To The Wall“ auszupacken und echten Männern das Mikro zu übergeben. Und wer hätte das besser machen können als die Urgesteine von SANCTUARY. Manch daheim Gebliebener hatte sogar überlegt nur wegen den Jungs aus Seattle nach Tschechien zu fahren, was eindeutig zeigt, welchen Stellenwert Warrel Dane und seine Mitstreiter in der Szene genießen. Gegründet 1985, aufgelöst 1992, dazwischen beschäftigte sich Warrel bekanntlich mit NEVERMORE und startete 2010 eine Reunion, bei der vor den Streitigkeiten auch Saitenhexer Jeff Loomis mitwirkte. Da NEVERMORE nun nicht mehr sind, fokustiert Mr. Dane seine ganze Kraft, die er dank mehreren Monaten ohne Alkohol fleißig tanken konnte, komplett auf SANCTUARY - und es lohnte sich! Und nun stehen wir hier in der brütenden Hitze und dürfen mit den Jungs zu Songs aller „Future Tense“ oder „Die For My Sins“ bei brachial geilem Sound abgehen. Zwei neue Nummern vom 2014 erscheinenden Werk, gab es auch bereits. Die Meute ging mit, wie es sich jeder Musiker wünschen würde. Warrel gab sich sichtlich Mühe jeden mitzureißen, erwischte stimmlich einen perfekten Tag und ließ seinen einzigartigen Charme spielen - unglaublich diese Ausstrahlung in Kombination mit dem Stimmvolumen. Großartiger Gig einer sympathischen Truppe, die sicher an diesem Tag jede Menge neuer Fans ihr eigen nennen darf . Vom Sound mit DEVIN TOWNSEND PROJECT sicher die Besten und Wuchtigsten. Gerne wieder. Gerüchten zu Folge dürften sich Dane und Loomis wieder riechen können und so könnte in ein paar Jahren einem Bestehen beider Bands nicht viel im Weg stehen - zu hoffen wäre es auf jeden Fall.





Setlist SANCTUARY:

Taste Revenge
Seasons Of Destruction
Die for My Sins
Battle Angels
Frozen
(Neuer Song)
The Mirror Black
White Rabbit (JEFFERSON AIRPLANE cover)
Soldiers Of Steel
Future Tense


Die Wölfe heulen wieder! POWERWOLF haben sich in den letzten Jahren eine fette Fanbase erspielt, was aber nicht unverdient ist, sind die Alben der Deutsch-Rumänisch-Holländischen Band nicht nur mit einzigartigem Stil versehen, sondern überzeugen auch durch Qualität und Ideenreichtum. Live sind POWERWOLF auch zweifellos eine Wucht, wie sie schon mehrmals bewiesen. Da man mit "Preachers Of The Night", das einige Tage später erscheinen sollte, auch noch ein neues Werk in den Hinterhand hatte, war natürlich auch mit neuem Material zu rechnen.

Doch zuvor starteten die Wölfe, wie zu erwarten, mit ihren bekannten Hits. "Sanctified With Dynamite" schlug sofort ein wie... klar, Dynamit! "Pray In The Dark" und die Mitsinghymne "We Drink You Blood" standen dem Ganzen um nichts nach. Optisch war das Ganze auch wieder eine Freude, denn die Gebrüder Greywolf wirbelten hin und her, so dass man oft gar nicht mehr wusste, wer denn jetzt wer war. Angepinselt und in coolem Outfit präsentierte sich die Band und animierte die Fans zum Abgehen, wobei das eigentlich gar nicht mehr nötig gewesen wäre. Frontmann Attila Dorn wird von Show zu Show souveräner und gibt mittlerweile die Rampensau, währen Organist Falk Maria Schlegel auch immer mal wieder nach vorne trabte und auch eine mächtige POWEROWOLF Flagge schwenkte. Mit "Amen & Attack" präsentierte man dann den ersten neuen Song. Ein flotter Banger mit coolem Riff und tollem Refrain. Der zweite neue Song "Coleus Sanctus" ist das genaue Gegenstück. Episch, hymnisch und verspielt. Beide Nummern fügen sich nahtlos in das Set ein.





Einzige Kritik: POWERWOLF ziehen seit gut vier Jahren genau die gleiche Show ab. So schön diese auch sein mag, aber immer wieder die gleichen Ansagen zu den gleichen Songs wie "..a Song not for the ladies" ("Resurrection By Errection") oder die Festivalweihe gegen Ende, sind nach fünf besuchten Auftritten nicht mehr so unterhaltsam wie damals. Aber gut, mit dem fetten Finale "Raise Your Fist, Evangalist" und "Lupus Dei" machte man diesen Umstand schnell vergessen. Ein Auftritt der Extraklasse.





Setlist POWERWOLF:

Sanctified With Dynamite
Prayer In The Dark
We Drink You Blood
Amen & Attack
Werewolves Of Armenia
Resurrection By Errection
Coleus Sanctus
All Wee Need Is Blood
Saturday Satan
Raise Your Fist, Evangalist!
Lups Dei

Vier Tage Festival par Excellence vergingen erneut wie im Flug und schon standen wir vor dem fetten, aber für das Mammutprojekt AVANTASIA trotzdem fast minimalistischen Bühnenaufbau und warteten gespannt auf die angekündigte 3-Stunden Show. Obwohl ich von den vorangegangenen Tourneen von Tobias Sammets Projekt mehr als begeistert war, erwartete ich aufgrund des kleineren Star-Aufgebots und dem mittelmäßigen „“The Mystery Of Time“ Album nicht all zu viel. Doch, wie heißt das 11te Gebot? „Du sollst dich nicht täuschen“. Eine schlechte Nachricht ereilte uns dann doch noch, denn PRETTY MAIDS Fronter Ronny Attkins verletzte sich am Vortag und musste aussetzen.





Gewohnt pompös startete man in die Show mit dem RICHARD STRAUSS Soundtrack „Also Sprach Zarathustra“, welches vom Band kam. Kurz darauf stolzierte aber schon der bunte Vogel und Mittelpunkt des Geschehens Tobias Sammet auf die Bühne, auf der sich schon das prominente Ensemble mit Oliver Hartmann (Ex-AT VANCE, HARTMANN), Produzentenlegende Sasha Paeth, Keyboarder Miro, EDGUY Schlagwerker Felix Bohnke, Bassist André Neygenfind und die beiden zu diesem Zeitpunkt als Backround Sänger agierenden Amanda Somerville (TRILLIUM) und Thomas Rettke von HEAVEN´S GATE befanden. Tobi startete mit dem neuen Track „Spectres“ solo und eher unspektakulär ins Set, doch der Jubel und die Stimmung auf dem proppenvollen Masters Of Rock Gelände war jetzt schon überschwänglich. Der Sound glasklar und die ganze Band mit vollem Elan dabei. Beim folgenden und ebenso vom aktuellen Werk stammenden „The Watchmakers Dream“ durfte Oli nicht nur Gitarre spielen, sondern auch zeigen, dass er ein tolles Organ hat, während beim ersten älteren und ruhigeren Song „The Story Ain´t Over“ Gesangslegende und Bandopa Bob Catley (MAGNUM) die Bühne betrat und mit seinem rauen, aber angenehmen Organ für noch mehr Stimmung sorgte. Nach zwei Songs und ein paar Worten an die Fans verließ er vorerst wieder die Bühne und machte diese für Michael Kiske (UNISONIC, Ex-HELLOWEEN) frei.





Zuvor wurde es aber etwas leerer und dunkler auf der Bühne, damit das legendäre Intro „Prelude“ vom Debüt richtig wirken konnte. Und das verfehlte wirklich nicht die Wirkung. Gerade als man die erste Gänsehaut bekam, stimmte man schon die Klänge vom UpTempo Kracher „Reach Out For The Light“, bei dem Michi und Tobi um die Wette trällerten, an. Leider war ersterer zu Beginn etwas schwerer zu hören, was sich aber bald besserte. Auch Mr. Kiske sprach mit den Fans und plauschte öffentlich mit Sammet, der bisher überraschend wenig gefaselt hat, ist er doch eigentlich bekannt für überlange und überschwängliche Reden. So wirkte die Musik aber umso besser.





„Promised Land“, welches im Original von Jorn Lande (Ex-MASTERPLAN, JORN) eingesungen wurde, übernahmt MR. BIG Fronter Eric Martin, der sich mit seinen 52 Lenzen als wahrer Entertainer herausstellte. Erst gemütlich auf der Treppe sitzend, startete er seine großartige Gesangsleistung, hüpfte im Anschluss aber agil und voller Freude quer über die Bühne. Neben seiner tollen Stimme, lieferte er auch einige unterhaltsame Ansagen, in der er auch zugab, dass er schon einige dutzend Male „...motherfucker“ auf diese Tour ausrufen musste, um seine Begeisterung Kund zu tun.





Bisher konzentrierte man sich hauptsächlich auf die AVANTASIA Alben der neueren Ära, jedoch die „Metal Opera“ wurde zum Glück nicht vergessen, denn mit „In Quest For“ gab es erneut Gänsehaut zu spüren, während bei „The Wicked Symphony“ auch Amanda und Thomas endlich nach vorne treten und einige Lead-Vocals übernehmen durften. Die Setlist war wirklich gelungen und abwechslungsreich gestaltet, wobei ich auf das kitschige „Lost In Space“ schon hätte verzichten können, aber irgendwie gehört´s ja dann doch dazu. Eric Martin stieß erneut zum Ensemble und zeigte bei „Twisted Mind“ und vor allem bei „Dying For An Angel“, für das er niemand geringeren als Klaus Meine (SCOPRIONS) ersetzte, eine ausgezeichnete Leistung. Als Tobi dann meint, dass nun schon Schluss sei, protestierte Eric lautstark und holt die Fans auf seine Seite. Klar, dass man dann nochmal auf die Bühne zurückkehren musste. Und zu meiner großen Freude gehörte der Zugabenblock ganz allein den beiden ersten Alben. Das ruhige, aber geniale „Farewell“ mit wunderschönem Duett zwischen Amanda und Tobi, war schon stark, aber der Dauerbrenner „Avantasia“ und vor allem das überlange „The Seven Angels“ brachten die Stimmung nochmal zum Kochen, bis sich dann beim finalen „Sign Of The Cross“ die Bühne nochmals mit allen Musikern und Sängern füllte. Ein fettes Finale und der einzigartigen Canon am Ende von "Farewell" mit einem unerreichbaren Michael Kiske, der sich die Seele aus dem Leib schrie, lässt mich beim Gedanken daran noch einmal Gänsehaut bekommen.
[maxomer]





Setlist AVANTASIA:

(Also Sprach Zarathustra)
Spectres
The Watchmakers´ Dream
The Story Ain´t Over
The Great Mystery
Prelude
Reach Out For The Light
Breaking Away
Promised Land
The Scarecrow
Shelter From The Rain
In Quest For
The Wicked Symphony
Lost In Space
Twisted Mind
Dying For An Angel
-
Farewell
Avantasia
The Seven Angels
Sign Of The Cross

Eine perfekt inszenierte Show ging viel zu schnell zu Ende, vor allem weil man die drei Stunden nicht wirklich einhielt. Zieht man die 15 Minuten Verspätung, die 20 Minütige Vorstellrunde und die 15 Minuten, die früher aufhörte ab, so bleiben gerade mal 2 Stunden und 10 Minuten Musik. Diese haben sich aber mehr als gelohnt!

Man kann nur von einem traurigen Moment sprechen, wenn man bemerkt, dass vier Tage wie nichts verflogen sind und man am nächsten Tag die Zelte abbrechen muss, um die Heimreise anzutreten. Es bleibt die Erinnerung an jede Menge starke Bands, einige Neuentdeckungen, Spaß mit den Mitgereisten und ordentliche Augenringe, ehe man sehnsüchtig das Internet durchforstet um festzustellen, wer denn nächstes Jahr vorbei kommen könnte. Master Of Rock Nummer acht - aber sicher doch!


FOTOS + E-CARDS
www.mastersofrock.cz

maxomer
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Beitrag vom 30.07.2013
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