PROPAGANDHI   SHAI HULUD   WAR ON WOMEN  
25.04.2013 @ Arena

Da kommen die kanadischen Hardcore-Punk Urgesteine endlich mal wieder nach Europa und so ist es keine Überraschung, dass sich die Arena, trotz sommerlicher Temperaturen doch ordentlich füllen sollte an jenem lauen Donnerstagabend.

Den Bandreigen eröffnen durfte die feministische Hardcore-Punkband WAR ON WOMEN, da war die Verblüffung doch groß als sich die zierliche Dame, mit der man gerade Backstage noch ein paar Worte gewechselt hatte, als Frontderwischin der Band von der Ostküste entpuppte. Es folgten 25 Minuten an 80er Jahre geschultem Hardcore-Punk Geknüppel, musikalisch nicht aufregend, aber mit ordentlich Attitüde und eindeutiger politischer Message. Was einigen, vor allem der mit Testosteronüberschuss gesegneten Herrschaften doch ein wenig zu viel war. Wenn eine, zugegeben sehr hübsche Dame, auf der Bühne herumhüpft „Abortion“ schreit und sich in wilden Gesten die Gebärmutter rauszureißen scheint. Da fühlt man sich gemahnt an L7 und BIKINI KILL. Und im Vorprogramm der politisch eindeutig positionierten PROPAGANDHI eindeutig am richtigen Platz.





Das interessante Gespräch mit Gitarrist und Bandgründer Matt Fox über seine Band und Hardcore im Allgemeinen, machte schon gehörig Bock auf SHAI HULUD und der Fünfer von der Westküste wusste nicht zu enttäuschen. Der derzeitige Shouter Justin Kraus, machte seine Sache mehr als gut, wetzte über die Bühne, reckte unzählige Male die linke Faust, forderte den obligatorischen Circle Pit. Aber wie so oft funktioniert dieser in Wien nicht mehr wirklich und so musste ein Haufen schwer tätowierter slowakischer Hardcore-Heads zur Ehrenrettung des Wiener Publikums antreten. Doch ob der tighten Show des Quintetts füllte sich die Halle zusehends, und der Funke der schweißtreibenden Performance auf der Bühne sprang so langsam auch auf die Anwesenden über. Matt Fox bedankte sich beim Wiener Publikum und im Speziellen beim Shelter am Wallensteinplatz für eine der besten Shows ever, in dem er Teile des vorgegangen Interviews paraphrasierte: „If the Shelter explodes, it fuckin' explodes!“ SHAI HULUD bewiesen einmal mehr, warum sie aus der Hardcoreszene auch nach fast 20 Jahren nicht mehr wegzudenken sind und in einem Atemzug mit Bands wie UNBROKEN, INTEGRITY oder COALESCE genannt werden sollten.





Nach längerer Umbaupause durften dann vor PROPAGANDHI die Herren von Sea Shepard ihre Organisation vorstellen. Wenig später legt das kanadische Quartett los, dass schon seit gut 20 Jahren sein Hardcore-Punk Unwesen treibt und wie Wein mit dem Alter immer besser wird. So zählen PROPAGANDHI zumindest für den Autor dieser Zeilen, zu einen der wenigen Bands die wirklich von Album zu Album noch besser werden. „Failed States“ das aktuelle Album der Band unterstreicht diese Theorie mehr als nachhaltig. Sehr zur Freude vieler fortgeschrittener Semester spielten PROPAGANDHI nicht nur Songs der aktuelleren Alben, deren Metaleinfluss doch deutlich höher ist, sondern auch zahlreiche alte „Hadern“ aus der Hardcorepunk-Blütezeit der Band Anfang/Mitte der 90er mit Alben wie „How To Clean Everything“ und „Less Talk, More Rock“. Die Bühnenshow der Herren rund um Frontmann Chris Hannah ist mit statisch wohl noch am schmeichelhaftesten umschrieben. Zwar stehen die Großteils grandiosen Songs der Band durchaus für sich, aber dennoch wirkte es bei aller positiven politischen Attitüde doch ein wenig zu lustlos runtergespielt. Da wirft sich dann doch die Frage auf, wie viele der Anwesenden sich mit dem Weltbild der Kanadier identifizieren können. Denn wie bei näherem Studium der Songtexte oder gar der Booklets, sofern die Alben als Vinyl oder CD erstanden wurde, schnell offensichtlich sein sollte, sind die Mitglieder der Band politisch aktiv, setzen sich für die Gleichstellung aller Menschen, unabhängig von ihrer Nationalität, ihrer Klassenzugehörigkeit, ihres Geschlechts und ihrer Sexualität ein, macht sich für Tierrechte und Veganismus stark... – wie der Songklassiker „Refusing To Be A Man“ unterstreicht, der ja auch von den deutsch Punkveteranen ...BUT ALIVE gecovert wurde.






An diesem Abend galt, je älter der Song, desto mehr abgefeiert wurde die Band – Nostalgietreffen quasi. Nach einer guten Stunde und einigen Zugaben war dann Schluss. Fazit des Abends: Sieg nach Punkten für SHAI HULUD und WAR ON WOMEN, somit Dank an PROPAGANDHI, dass sie bei der Supportauswahl wieder einmal so viel Fingerspitzengefühl bewiesen haben.



FOTOS + E-CARDS
propagandhi.com

tsunemoto
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Beitrag vom 06.05.2013
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