LOCAL HEROES 2013 - FINALE NORD: BEDA MIT PALME   CONCLAVE   BOOST CLUB   LUNA RISE   15GB   UVM.  
20.04.2013 @ Spinnerei

Das Local Heroes ist DIE Chance für aufstrebende Bands sich professionell und unter einer ansehnlichen Besucherzahl den österreichischen Musikliebhabern zu zeigen und zu beweisen, dass sie die besten Österreichs sind. Nachdem die Vorrunden in Oberösterreich und Salzburg für manche erfolgreich, für andere weniger – es können ja nicht alle weiterkommen – zu Ende gegangen sind, durften sich die Sieger dieser Runden im Finale Nord beweisen. Aufeinander trafen somit in der Spinnerei Traun gleich 16 Bands, die um den Einzug ins Finale in Wien kämpften. Die musikalische Vielfalt hätte abwechslungsreicher nicht sein können. Alle möglichen Genres, Bandkonstellationen und Instrumente wurden geboten.

Wie immer wurden die Slots ausgelost und so durfte oder musste als erstes die junge Truppe JFT-TRIO ran, die kurzerhand den Opener mimen mussten, da CANCER FOR BREAKFAST aus mir unbekannten Gründen erst als zweite starteten. So oder so – da das Ganze bereits um 14:40 anfing, hatten gerade diese beiden Bands noch sehr wenige Zuschauer und viel Platz vor der Bühne. Davon durften sich die drei jungen Musiker aber nicht abschrecken lassen, denn auch wenn man somit eher schwer auf das Zuschauer-Voting hoffen konnte, so gab es ja auch noch die Jury, die man beeindrucken konnte.

Im Falle vom JFT-TRIO war das aber noch nicht so einfach, denn ohne Zuschauer kann man natürlich auch nicht die große Stimmung aufbauen oder eine dichte Atmosphäre schaffen. Der lockere Gitarrensound, der tanzbare Rhythmus und die Leichtigkeit der Musik vom JFT-TRIO gefielen aber auf Anhieb. Zwar waren nicht sonderlich viele Höhen in der Musik, die irgendwo zwischen Pop, Rock, Blues und Funk angesiedelt ist, oder der Performance, doch wirklich kritisieren konnte man auch nichts. Die drei Jungs aus Gallneukirchen boten somit einen überaus soliden Einstieg in den Nachmittag und nutzten ihre 25 Minuten gekonnt.





Wie gesagt war die Genrevielfalt groß und so gab es mit CANCER FOR BREAKFAST aus Salzburg danach einen kleinen Kulturschock für Fans der zuvor aufgetretenen Truppe. Brutaler Metalcore mit modernen Death Metal-Elementen wurde auf hohem Niveau geboten. Die Jungs gaben von der ersten Minute an Vollgas. Vor allem Sänger Dominik nutzte jeden Zentimeter auf und sogar einige vor der Bühne (inklusive Solo-Circle Pit mit einer Stange), was seine Kollegen, die dagegen eher starr auf den Brettern standen und nur ab und an den Kopf etwas schüttelten, etwas in Verlegenheit brachte. Technisch souverän, energisch und voller Wut im Bauch zogen die Jungs den härtesten Gig des Abends ab.





Im Anschluss durfte schon einer der großen Favoriten ran. Die Zuschauermenge wuchs stetig und so hatten LUNA RISE aus Oberösterreich schon einen guten Ausgangspunkt. LUNA RISE zeigten an diesem Tag einen der professionellsten und ausgefallensten Auftritt. Mit zur Musik passenden Outfits, einer dichten Atmosphäre und gelungene Songs überzeugten die Dark Rocker schnell die Zuschauer, hatten aber dann noch ein paar Trümpfe in der Hand. Neben ein paar netten Lichteffekten, einer futuristischen Brille mit eingebauten Taschenlampen, fingen beim letzten Song auch noch die Hände des Keyboarders Feuer. Da musikalisch und gesanglich auch alles top war, sollten LUNA RISE ihren Favoritenstatus auch halten können. So der Eindruck zu diesem Zeitpunkt auf jeden Fall.






Aber es sollte ja noch einiges Nettes kommen. Die LOS LUCERITOS spielten, wie man ihrem Namen nach schon vermuten konnte, Reggae mit spanischem Flair. Mit viel Schwung und Spaß an der Musik konnten die sympathischen Herren und die Dame mit Spielfreude, ausgefallenem Sound und alternativen Instrumenten wie Saxophon und Akkordeon überzeugen. Leider mangelte es etwas an Abwechslung, denn die typischen Reggae-Rhythmen wirken auf Dauer doch etwas langatmig. Highlights waren aber das flotte „Soldier“ und die erste Minute einer schönen Ballade, die aber leider kurz darauf wieder in das typische Schema verfiel. Unterhaltungswert haben die LOS LUCERITOS - die hier und da etwas Zeltfest-Atmosphäre versprühten - aber auf jeden Fall.





Es folgten die Punkrocker 4 STRAIGHT, die durch viel Bewegung und energischen Sound an Boden gut machen konnten. Musikalisch konnte man den Jungs nicht wirklich etwas vorwerfen, auch wenn es vielleicht nicht die innovativste Musik des Abends war, doch 4 STRAIGHT hatten ihre Instrumente im Griff, Spaß an der Sache und holten noch einen Schmunzler dank ihrem Drummer der mit Sombrero und Poncho nochmal auf die Bühne stapfte, was ja auch zu dem gerade gespielten Songeinstieg perfekt passte.





Kommen wir zu meiner persönlichen Überraschung des Abends. Wer oder was ist BEDA MIT PALME – genau das haben wir uns bis zu diesem Zeitpunkt gefragt. Ganz einfach: es is da Beda, und wie sollte es anders sein: mit einer Palme. Der einzige Solo-Musiker des Abends hatte nur eine Akustikgitarre und eine kleine Topfpalme mit auf der Bühne, verzichtete ansonsten aber komplett auf eine Bühnenshow oder sonstigen Schnickschnack. Der sympathische Freistädter startete nach kurzer Vorstellung, die bereits zu Beginn die Leute zum Lachen brachte mit positiven Akustik-Songs, die zum Mitsingen und –wippen einluden und hatte sofort das Publikum auf seiner Seite. Die auf Mundart vorgetragenen Songs gefielen auf Anhieb und erzählten einfach Geschichten des Alltags. Doch das große Highlight dieses Auftritts war die Stimme vom BEDA. Der Mann trifft alle Töne und erzeugt Gänsehaut, wenn er in höhere Regionen abdriftet. Zum Schluss packte er noch die Mandoline aus und erntete lauten Applaus für diese Performance.





Es folgten die NASTY DUDES – eine Rockband aus Mondsee. Die Jungs hatten entweder eine kleine Fangemeinde selbst mitgebracht oder hatten sich schnell einen Vorort erspielt. Der Sound zwischen MOTÖRHEAD, AC/DC und Co. rockte ungemein und erzeugte großartige Stimmung. Innovativ war das Ganze natürlich nicht, dafür umso energischer und verdammt unterhaltsam, was die Kuttenträger und Altrocker hier lieferten. Noch Stunden später hörte man immer mal wieder in der Halle oder der Bar NASTY DUDES-Chöre – also irgendwas haben die Salzburger auf jeden Fall richtig gemacht.





Es wurde wieder härter. STEEL SUN lieferten gutklassigen Melodic Death mit Core-Elementen und modernen Riffs. Sängerin Sophia hat eine gute Stimme, wollte aber beim besten Willen nicht in den brutalen Sound der Band passen. Ansonsten hatte die Truppe auch nicht den besten Sound. Der Bass schepperte viel zu laut und Sophia überschlug sich bei den hohen Tönen, was sich über die 25 Minuten nur marginal besserte. Technisch und von der agilen Bühnenperformance kann man aber nur Gutes behaupten.





Und weiter ging es mit den Punkrockern DELAYED, die mich nicht sonderlich überzeugen konnten. Die Salzburger boten einfach zu gewöhnliche Genre-Kost und mit dem Gesang von Fronter, Gitarrist und (zwischendurch auch mal) Keyboarder Sebastian konnte ich mich einfach nicht anfreunden. Auch wenn DELAYED alles andere als schlecht sind, so ist hier einfach nichts herausgestochen. Nichts Halbes, aber auch leider nichts Ganzes.






SLIDE waren an diesem Abend die einzigen Vertreter des Glam Rock und versuchten gleich mal Jury und Zuschauer mit leichtbekleideten GoGos zu ködern, die sich an den Stangen räkelten. Sollte aber nicht viel bringen. Der Sound der Band konnte nur bedingt überzeugen. Zwar rockten die Herren schon ganz gut, doch auch SLIDE ließen große Momente vermissen. Die Performance war professionell und gut einstudiert, vielleicht aber auch etwas aufgesetzt – was wiederrum in dem Genre nicht als Kritik gelten muss. Apropos Kritik – auch hier war der Gesang nicht über dem Durchschnitt, hier muss einfach mehr passieren.





SOUNDTOG war die nächste Combo und hier wurde wahrlich alles kombiniert, was möglich war. Ein musikalischer Mix aus Funk, Reggea und Soul wurde hier geboten, und durch Saxophon und Trompete komplettiert. Technisch sauber, aber auf Dauer dann doch ein bisschen langatmig, lieferten die Damen und Herren einen soliden Auftritt und wem das Genre zusagt, für den war bestimmt auch die ein oder andere nette Nummer dabei.

Mit 15GB (15 GIGABYTE) hatten wir die mit Abstand jüngste Band des Tages bzw. Abends, der bereits hereingebrochen ist, und die gab sich alle Mühe nicht den Anschluss zu verlieren. Mit gutem Rock mit ein paar Grunge-Einflüssen konnte man schnell überzeugen. Der Auftritt selbst war aber sehr verhalten, wenn nicht sogar eine Spur nervös, doch das ist den Jungs und Mädel auf jeden Fall zu verzeihen. Vielleicht fehlt der Band noch das gewisse Etwas und die Bühnenshow verdient natürlich auch noch etwas mehr Elan, doch konnten 15GB Akzente setzen, die ihnen Bands in diesem Alter einmal nachmachen müssen. So ließen sie in der Wertung auch so manch Band mit Musikern des doppelten Alters hinter sich. Etwas auf das man auf jeden Fall stolz sein kann. Von den jungen Marchtrenkern werden wir auf jeden Fall noch hören – und das ist gut so.





Nun war es Zeit für BOOST CLUB und mit ihnen für vielleicht die musikalisch höchsten Ebene des Abends. Modern Jazz Pop nennt die Gruppe ihr Genre und sie präsentierten uns einen extrem chilligen Sound mit Spuren von Funk bis Salsa. Ein rundum stimmiges Paket, das man sich gern auch für einen anderen Veranstaltungsrahmen wünschen könnte. Hier wurde man in eine ganz andere Welt entführt. Weit weg von harten Klängen hin zu fantasievollen Melodien, die alle sehr gut arrangiert waren. Gäbe es ein Lokal mit dem Namen der Band und würde dort diese Musik laufen, was könnte man sich für einen gemütlicheren Ort um den Abend ausklingen zu lassen wünschen?





Aber von Ausklingen war noch keine Rede. CONCLAVE enterten nun die Bühne. Die vier Rocker aus Steyr lieferten uns nämlich Alternative Rock der Güteklasse 1A. Gekonnte Riffs, tighte Hooklines und eine starke Performance zündeten den Funken sofort, der im Publikum ein wahres Lauffeuer entfachte. Nach dem sehr verträumten Sound der Vorband, war man jetzt endlich wieder hellwach und konnte sich an vielen starken Songs erfreuen. Wer Alternative Rock á la FOO FIGHTERS liebt, der sollte hier auf seine Kosten kommen. Wenn die Band weiterhin so professionell an sich arbeitet, wird man in Zukunft noch viel von ihnen hören dürfen. Kritikpunkte finde ich hier kaum, was bei einem Nachwuchscontest schon für ein hohes musikalisches Level spricht.





Die Jungs und Damen von RENT A FENCE versuchten die Stimmung weiter auf diesem Niveau zu halten und gaben sich dabei alle Mühe. Der funkig-, jazzige Sound der Feldkirchner stieß auch schnell auf Anklang und die Party ging fetzig weiter. Im schicken Bühnenoutfit und mit gekonnter Performance gehörten die jungen Musiker in derlei Hinsicht zu den professionelleren des Abends. Musikalisch und technisch war eigentlich auch alles beim Besten, doch irgendwo fehlte mir persönlich dann doch der letzte Kick.





Ein langer Abend neigte sich dem Ende und als 16te und allerletzte Band des Finale Nord durften JAZZUP kurz vor Mitternacht noch ihr Können unter Beweis stellen. Und nochmal regierten der Jazz und Funk in der Spinnerei. Dank Trompete und Saxophon war dies von Anfang zu hören und auch zu spüren. Partylaune war überall und auch JAZZUP zeigten trotz ihrer Jugend schon professionelles Können, wodurch die Stimmung sowohl auf als auch vor der Bühne bis zum Schluss großartig und positiv war.






Nach über neun Stunden Musik quer durch das Gemüsebeet stand auf jeden Fall eines fest - Oberösterreich und Salzburg haben starken Nachwuchs aus allen Richtungen. Doch weiterkommen durften, obwohl ich es sicher vielen vergönnt hätte, nur drei der anwesenden Bands. Dank der Jury durfte der Überraschungshit PEDA MIT PALME und seiner außergewöhnlichen Darbietung, der sich knapp vor LUNA RISE durchsetzte, ins Finale einziehen. Das Publikum entschied sich für die Rocker CONCLAVE, während BOOST CLUB den Lucky Loser-Slot ergattern konnten.

Alle Sieger der lokalen Finals werden beim Finale am 25. Mai in der Arena, Wien aufeinander treffen. Es bleibt auf jeden Fall spannend und wir wünschen allen Teilnehmern viel Glück!


FOTOS + E-CARDS
www.local-heroes.org

maxomer
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Beitrag vom 26.04.2013
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