ROCK IM PARK - TAG3: LINKIN PARK   MACHINE HEAD   GOSSIP   GUANO APES   LAMB OF GOD   ANTHRAX   TRIVIUM   STEEL PANTHER   TOM BECK  
03.06.2012 @ Zeppelinfeld Nürnberg

Der letzte Festivaltag bricht an und die Knochen melden sich schon schmerzhaft zu Wort, egal, denn die ringsum friedliche Stimmung auf den überraschend immer noch sehr sauberen Camping Plätzen motiviert schnell und so wird sich auf den Weg zu den Stages gemacht. ROCK IM PARK glänzt durch die mehr als zahlreichen Stände mit wirklich gutem Essen zu erschwinglichen Preisen (Eine ganze Pizza wie vom Restaurant: 7 Euro). Auch das Bier ist immer schon gekühlt und von deutscher Qualität, die für ein Festival dieser Größe typischen 4 Euro zahlt man da natürlich gerne. Weiters gibt’s Chill Out Areas, Trampoline, ein riesiges Partyzelt, Cocktailbars, Bierbars, Accessoire Shops und und und. Selbst wäre man kein Fan der auftretenden Bands, auf RIP hätte man genug zu tun.


Genug zu tun wird‘s auch bei den Glammetalern von STEEL PANTHER geben. Doch zuvor dürfen wir noch in den Genuss eines bodenständigen bayrischen Beach Boys kommen: TOM BECK bringt Sonne an diesem verregneten Sonntagmorgen. Die Soundeinstellungen sind genial und der perfekte Mix zwischen authentischem bayrischen Sound und erdigem BON JOVI Rock kommt überraschend gut an. Man merkt schon, wenn der Herr nicht gerade als Hauptkommissar bei „Alarm für Cobra11“ Bösewichte umballert, sitzt er wahrscheinlich zu Hause und schreibt Songs – gute Songs. Die Band – und besonders der Gitarrist (ein wahrer Saitenkünstler) spielt tight und somit wird TOM BECK zum kleinen aber feinen Geheimtipp des RIP 2012.

Die Songs von TOM BECK:
Welcome To The Snow
Barenaked Ladies
Life's Too Short
Holding Hands When We Die
Going With The Flow
Useless


Einige Minuten später wird bei STEEL PANTHER die Faust gen Himmel gereckt, textsicher mitgesungen und lautstark abgelacht. Wer außerdem von niemand geringeres als LAMB OF GODs Randy Blythe angesagt wird, kann nur gewinnen. Die Sonne kommt noch mehr zum Vorschein und der Sound ist schön heavy und klar. Viele Fans der Jungs aus Los Angeles befinden sich bereits im Publikum und die Band ist in Topform. Mit superanstößigem Backdrop im Rücken, den vielen eindeutigen Sexposen und extremen Föhnhaarfrisuren ist es schwer zu glauben, dass es sich hierbei nicht eher um übertriebene Parodie handelt. Dennoch, so tight wie die Hosen ist auch die Spielweise von STEEL PANTHER, speziell Gitarrist Satchel gibt sich in bester VAN HALEN Manier die Kante und glänzt durch rigoroses Saitenspiel. Natürlich darf bei all dem Glam nicht auch noch der regelmäßige Blick in den Spiegel fehlen (Bassist Lexxi Foxxx). Der hochpräzise, ordinäre Humor der sich gegenseitig neckenden Bandmitglieder sorgt für schallendes Gelächter und weckt viel Sympathie im Publikum. So manche Lady ist sogar so angetan, dass sie ihre Brüste preisgibt, mit derartigem trifft man bei der Band natürlich genau ins Schwarze: „Some one of the crew please give that Lady a backstage pass, so I can fuck her“. „If that woman was my mom I’d still be sucking milk from her.“ – “No no no, if that woman was your mom you’d be a fucking retarted child.” – herrlich. Bei all dem Humor kommt trotzdem nicht die Musik zu kurz und Songs wie „Asian Hooker“ oder das abschließende “Death To All But Metal” zünden mehr als leicht. STEEL PANTHER, wir waren positiv überrascht.

Die Songs von STEEL PANTHER:
In The Future
Supersonic Sex Machine
Tomorrow Night
Asian Hooker
Just Like Tiger Woods
Community Property
17 Girls in a Row
Death to All but Metal


TRIVIUM sind leider auf einen viel zu frühen Slot gelegt worden, was in einer viel zu kurzen Spielzeit resultiert. Viele Fans sind der gleichen Meinung, denn die Alterna Stage blickt schon so früh einer enormen Masse an Metal Heads entgegen. Naja, immerhin darf jetzt die geballte Energie auf weniger Songs verteilt werden: Auf das Intro folgt wie schon bei der Tour zuvor das mächtige „In Waves“ und die Nackenmuskeln werden direkt ohne Aufwärmen massig strapaziert. Leider ist der Sound direkt vor der Bühne sehr verwaschen und Nick Augustos Drums wälzen etliche Melodien nieder. Jener scheint auch weniger tight zu spielen als zu Anfang seiner TRIVIUM-Karriere: Viele Songs werden viel zu schnell gespielt, das Tempo wird nicht immer gehalten und auch die Fill Ins wollen oft nicht so ganz dazu passen – da hoffen wir mal, dass der Herr bloß einen schlechten Tag hatte. Immerhin ist die Setlist fein und altbekannte Evergreens („Pull Harder…“, „Rain“) wechseln sich mit neueren Hits („Black“) ab. Das Publikum geht erwartungsgemäß, aber nicht minder beeindruckend, ab wie Schmidts Katze und ein Circle Pit folgt dem nächsten. Die Band ist angetan und Heafy behauptet mit Recht, dass mit dieser Show ROCK AM RING mächtig in den Arsch getreten wird. „Throes Of Perdition“ ist der letzte Song der Floridianer und am Ende ist man sich einig: TRIVIUM waren intensiv. Definitiv eine der besten Stimmungen hier am ROCK IM PARK.





Die Songs von TRIVIUM:

Capsizing The Sea
In Waves
Pull Harder on the Strings of Your Martyr
Rain
Black
Drowned and Torn Asunder

Leaving This World Behind


Die Thrashlegenden von ANTHRAX sind jetzt an der Reihe: Ein (im Positiven) ziemlich abgefuckter Joey Belladonna singt mit sicherer Stimme und crazy Blick, während ein etwas ergrauter Scott Ian wie ein Jungspund auf der Bühne seine Kreise stampft, so sind ANTRHAX – bei all den Mitgliederwechseln - immer noch so wie wir sie kennen und lieben. Belladonna fühlt sich anscheinend besonders wohl, blödelt mit den Kameramännern und heizt das Publikum an, so soll es sein. Der Sound ist wie bei den vorhergehenden Bands sehr gut abgestimmt (Respekt an die Soundmänner) und die Songs vom neuen Album „Worship Music“ werden gut aufgenommen. Natürlich werden auch die besten Kultsongs ausgepackt und ANTHRAX verabschieden sich nach einem durchaus genialen Gig von einer dankbaren truen Meute. Gerne hätte die Spielzeit länger sein können!





Die Songs von ANTRHAX:

Caught In A Mosh
Got The Time
Fight 'Em Till You Can't
Antisocial
Indians
The Devil You Know
I Am The Law


Jene Spielzeit ist bei LAMB OF GOD um immerhin sehr intensive 10 Minuten länger. Die NWOAHM-Vorreiter ernten bereits nach dem ersten Song lautstarke LAMB OF GOD Rufe, zurecht, denn auch hier ist man mit viel Freude und Motivation am Werke. Randy Blythe mimt den Bösewicht, lässt aber auch öfters den Spaßmacher raus, was in Kombination viel Sympathie im Publikum weckt. Da darf sich auch mal in schöner Südstaaten Manier mit dem Mittelfinger gegrüßt werden. Der Sound ist trotz der Frickeleien immer noch mehr als in Ordnung und „Walk With Me in Hell“ und „Set to Fail“ werden mit tödlichen Moshpits und einer Wall Of Death quittiert. Aber auch auf der Bühne herrscht viel Bewegung. Randy Blythe freut das natürlich und mit seinem schönen Akzent heißt es „Come on Deutschländ! Right now it‘s heavy metal time, alright motherfuckers?“ „Redneck“ und das finale „Black Label“ machen keine Gefangenen und auch hier wird im Publikum abgegangen als kenne man keine Angst vor Verletzungen. LAMB OF GOD wissen eben wie’s gemacht wird.





Die Songs von LOG:

Desolation
Ghost Walking
Walk With Me in Hell
Set to Fail
Now You've Got Something to Die For
Laid to Rest
Redneck
Black Label


Etwas später haben es die GUANO APES trotz des einsetzenden Platzregens leicht, das heimische Publikum zu begeistern. Sandra Nasić fegt wie ein Bad Ass über die Bühne, die Band ist tight und alltime Hits wie „Open Your Eyes“ oder „Big In Japan“ sprechen für sich. Zum Schluss wird auch noch in schöner Rockstarmanier Stefan Udes Bass in der Bassdrum versenkt, was natürlich die lautstark geforderte Zugabe unmöglich macht.





Die Songs von den GUANO APES:

She's A Killer
Oh What A Night
You Can't Stop Me
Open Your Eyes
Dick
Fanman
Sunday Lover
Tiger
All I Wanna Do
Money and Milk
Big in Japan
(Alphaville cover)
Lords of the Boards


Zeitgleich haben es GOSSIP auf der Center Stage schwer das pitschnasse Publikum aus der Kältestarre zu holen. Klar, der Sound ist gut und Frontfrau Beth Ditto glänzt durch sehr gute Live Stimme, doch alles in allem wirkt die Band auf der großen Stage doch etwas verloren. Das Trio sollte sich nicht nur auf Ditto als Aushängeschild verlassen, sondern auch ruhig mal der Instrumentalfraktion Bewegung erlauben, schade.

Die Songs von GOSSIP:

Long Love Distance
8th Wonder
Move In The Right Direction
Listen Up
Melody Emergency
Four Letter Word
Men In Love
Job
Eyes Open
Perfect World
Your Mangled Heart
Get Lost
Into The Wild
Standing In The Way
Casualties Of War
Heavy Cross


„Fuck you Germany, fuck you all!“ – Robert Flynns Art zu sagen: “Danke Deutschland, ihr seid wirklich klasse!” Der Regen lässt nach und MACHINE HEAD bringen Zerstörung über die Alterna Stage. Die Neo-Thrasher werden von vielen Fans gefeiert und haben von Anfang an ein leichtes Spiel. Spielerisch einwandfrei und mit viel Leidenschaft wird der erwartungsgemäß geringfügig schwammige Sound wettgemacht. Mehr als einmal dankt der Frontmann den Fans, dass sie MACHINE HEAD ermöglichen, ihren Traum zu leben und ihre Musik global durchziehen zu können, das erntet natürlich viel Respekt und somit wird bei „Imperium“ oder „Locust“ besonders gerne mitgemosht.





Die Songs von MACHINE HEAD:

I Am Hell (Sonata in C#)
Be Still and Know
Imperium
Beautiful Mourning
Locust
Aesthetics of Hate
Darkness Within
Halo


Bereits im Vorhinein hört man viele LINKIN PARK Fans begeistert sagen: LINKIN PARK werden fast nur alte Songs spielen! Ähnlich wie METALLICA bringen LINKIN PARK zwar stets neues Material hervor, doch gehört wollen immer nur die alten Songs. Und so ist es dann auch: Noch ein letztes Mal Energiereserven hervorholen, denn an diesem Sonntagabend heißt es: letzter Headliner für das ROCK IM PARK. Absolut professionell und etwas zu routiniert entern LINKIN PARK die Stage und hauen gleich den ersten Hit raus: „Given Up“. Die sehr aufwendigen Visuals bilden zusammen mit der Präsenz der Bandmitglieder ein geiles Gesamtkunstwerk. Auch der Sound ist tipp top, denn jedes Instrument, sei es Klavier, Keyboard, Gitarre oder Turntables kann schön rausgehört werden. Die technischen Probleme bei „Numb“ werden kurzerhand professionell vom Tisch gefegt und der Song wird sodann in gewohnter Manier gefeiert.

Das Hitfeuerwerk will einfach nicht aufhören und die paar neueren Songs fügen sich ohne große Flaute gut in die Set ein. „Lies Greed Misery“ vom neuen Album sorgt sogar für positive Überraschung, ein echt geiler Partysong, passt ebenso gut zu LINKIN PARK wie ins Jahr 2012. Da darf man gespannt in die Zukunft blicken. Eine noch viel größere Überraschung gibt es schließlich bei „Bleed It Out“: Mitten unterm Song hört die Band auf zu spielen, das Licht geht aus und ein einzelner Lichtscheinwerfer scheint auf einen offensichtlich nicht zur Band gehörenden jungen Herrn. Das Publikum ist perplex und schnell befürchtet man, der Auftritt werde aus unerfindlichen Gründen abgesagt oder ähnliches. Sichtlich aufgeregt grüßt der Typ die Crowd, nur um sich dann zur schüchtern dastehenden jungen Frau hinter ihm umzudrehen. Er liebe sie, sie sei perfekt. Er kniet vor ihr hin und durchs Publikum gehen plötzlich kollektive Jubelschreie. „Willst du mich heiraten?“ Den Mädels neben uns schießt’s Tränen in die Augen, dem Paar wird zugejubelt und viele können’s nicht fassen. Ein schöner Moment, sie sagt ja. Weiterer Applaus und die Frontmänner Chester Bennington und Mike Shinoda sind die ersten die dem frisch verlobten Paar gratulieren. Na wenn das nicht für die Ewigkeit hält. Besagte Frontmänner wirken nicht nur deswegen besonders sympathisch, sondern zeichnen sich auch durch ihre musikalischen Fähigkeiten und omnipräsente Bühnenpräsenz aus. Besonders Chester scheint praktisch überall zu sein und tanzt von einer Bühnenecke in die andere. „Papercut“ und „One Step Closer“ beenden ein geniales Set mit viel Abwechslung und tollen Songkombinationen. LINKIN PARK sind zwar routiniert, aufgrund der Sympathie, der genialen Visuals und der sehr tighten Spielweise aber immer wieder verdammt geil live anzusehen!






Die Songs von LINKIN PARK:
A Place for My Head
Given Up
Faint
With You
Runaway
From the Inside
Somewhere I Belong
Numb
Lies Greed Misery
Points of Authority
Waiting for the End
Breaking the Habit
Leave Out All the Rest / Shadow Of The Day / Iridescent
(Ballad Medley)
The Catalyst
Burn It Down
What I've Done
Crawling
New Divide
In the End
Bleed It Out
Papercut
One Step Closer

Und somit wird für viele Fans das ROCK IM PARK 2012 würdevoll mit einer sehr guten Show des letzten großen Headliners abgeschlossen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass das RIP zwar groß ist, aber nicht minder friedlich und sauber. Die Bands waren allesamt sehr professionell, der Sound stets über dem Durchschnitt und man bewegte sich einfach gerne auf dem Gelände, egal ob vor der Stage, bei den Ständen oder am Campingplatz. ROCK IM PARK: Wir sehen uns nächstes Jahr!
www.rock-im-park.com/

Doano
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Beitrag vom 10.06.2012
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