IN FLAMES   NOCTIFERIA  
24.09.2011 @ Gasometer

Die schwedischen Modern Metal Vorreiter IN FLAMES werden des Tourens nicht müde und starteten nur knapp nach dem Release des neuen Albums und unzähligen Festivalauftritten eine neue Headlinertour. Die Schweden haben ja auch einen Ruf zu verteidigen, denn zum einen wurden sie kürzlich mit dem Metal Hammer Award „Best Live Act“ versehen und zum anderen war der Nova Rock Gig nicht gerade das Gelbe vom Ei, hatte man doch erhebliche Soundprobleme. Ein großer Wermutstropfen aber gleich vorneweg. Diese Tour hat noch nichts mit der darauffolgenden Gigreihe gemeinsam mit TRIVIUM, GHOST und INSENSE zu tun. Stattdessen hat man nur die slowenischen Aufsteiger von NOCTIFERIA im Schlepptau.

Diese legten dann auch schon sehr pünktlich mit einem energiereichen Auftritt los. Mit den modernen Klängen des Göteborger Headliners haben sie nichts gemein, doch ihr Hybrid aus Tribal-Thrash, Death und ein paar industriellen Klängen wurden von dem jetzt schon äußerst gut gefüllten Gasometer sehr positiv aufgenommen. Fans von EKTOMORF, Max Cavalera und Co. kamen bei den derben Klängen zu Tracks wie „Terror“, „Beast“ oder „Democracy“ voll auf ihre Kosten. Bei ganz gutem Sound, noch besserer Stimmung und hohen Temperaturen in der Halle zockten NOCTIFERIA ca. 35 Minuten lang ihr Set mit technischer Versiertheit, jugendlichen Elan und einem ziemlich angepisst klingenden Sänger, der aber etwas Variabilität vermissen lässt.





Setlist NOCTIFERIA:

Terror
Slavedriver
Deluders And Followers
So Devoid
Beast
Demoncracy
Monarch
Cartarsis
Samsara
Holy Men

Auch wenn das ein nettes Vorgeplänkel war, wartete natürlich alles auf IN FLAMES, die natürlich die Misere vom Nova Rock wiedergutmachen wollten. Ich für meinen Teil kann mich nicht beschweren, denn der Sonisphere Gig in Prag war aller erste Güte, nur eben etwas zu kurz. Ein schöner aber schlichter Bühnenaufbau mit dem neuen Artwork im Hintergrund wurde hergerichtet und kurz darauf betraten Daniel, Peter, Björn, Neo-Gitarrist Niklas Engelin, dicht gefolgt von Fronter Anders Fridén, der den größten Applaus ernetete, die Bühne. Die Schweden machten ihre Absichten gleich mit dem Einstiegsduo „Sounds Of A Playground Fading“ und „Deliver Us“ klar. Beide Tracks vom aktuellen Album wurden perfekt und mit lupenreinem Sound live performt und bestätigten die Erwartung oder auch Befürchtung, dass IN FLAMES sich auf die aktuellen Taten besinnen. Im Anschluss zeigte sich, dass ein Großteil der Fans sehr gut mit dem aktuellen Material vertraut ist, denn sogar das viel zu poppige „All For Me“ vom schwachbrüstigen 2008er Release „A Sense Of Purpose“ wurde lautstark und textsicher mitgesungen. Mehr Freude hatte ich dann mit dem Hit „Trigger“, bei dem es im Saal richtig rund ging, dem ersten der wenigen Klassiker „Colony“, das sich aber im Jahr 2011 etwas anders anhört, denn der Track wurde etwas modernisiert und erhielt einige, leider überflüssige, Synthies.





Auch wenn IN FLAMES bisher eine astreine Perfromance hinlegten, der Sound keine Wünsche übrig ließ und die Stimmung großartig war, so musste man sich doch einige Fragen zur Setlist stellen. Klar, die neuen Nummern sind wieder besser, so erzeugten „Where The Dead Ships Dwell“ und „Fear Is The Weakness“ trotz oder gerade wegen des immer moderner werdenden Sounds ihre ganz eigene Atmosphäre, aber warum man gleich so viel Scheiben der letzten beiden Platten spielte und die wenigen Klassiker so willkürlich ausgewählt wurden, erschließt sich mir nicht. „Insipid 200“ und „The Hive“ sind zwar echte Klassiker, doch Überkrachen wie „Episode 666“, „Gyroscope“ oder „Moonshield“ wären doch die bessere Wahl gewesen. Wer mich jetzt als IN FLAMES Fan der ersten Stunde abkanzelt, der täuscht sich, denn auch mehr Tracks von „Reroute To Remain“ und „Soundtrack To Your Escape“ wären mehr als wünschenswert gewesen.

Für €37,- Abendkasse und nur einem Supporter, da hätten IN FLAMES schon etwas mehr als 90 Minuten bieten können. Aber nevermind. Mit „Only For The Weak“ brachte man nochmal alles zum Kochen und die ganze Halle zum kollektiven Hüpfen. Anders gab sich zwischen den Songs sehr ruhig, holte aber zwischendurch sogar einen Fan auf die Bühne, der nicht nur mit ihnen abbangen durfte, sondern auch ein Handyvideo drehen sollte. Zu den weiteren Highlights zählen sicher die Hitsingle „The Quiet Place“, bei dem der Fronter gar das Micro gar nicht gebraucht hätte, denn die Chöre waren atemberaubend und die Powerballade „Cloud Connected“. Ohne Zugabe, sondern in einem Zug zockten die Schweden ihr Set aus 18 Songs in knapp 90 Minuten durch und beendeten leider nicht mit einem Hit oder Klassiker, sondern mit dem schnellen „Take This Life“ ihr, wie schon erwähnt, fragwürdiges Set.





Setlist IN FLAMES:

Sounds Of A Playground Fading
Deliver Us
All For Me
Trigger
Alias
Colony
Swim
The Hive
The Quiet Place
Where the Dead Ships Dwell
Fear Is The Weakness
Come Clarity
Insipid 2000
Only For The Weak
Delight And Angers
Cloud Connected
The Mirror's Truth
Take This Life


IN FLAMES, waren, sind und bleiben eine Live-Macht, die ihresgleichen sucht. Der Award ist mehr als gerechtfertigt, nur ihre Strategie erschließt sich mir einfach nicht. Statt den Fans der alten und auch der neuen Schule das komplette Paket zu liefern, konzentriert man sich auf die letzten zwei Alben und streut halt ein paar alte Nummern rein, um nicht zu viel Kritik zu kassieren. So schrammen sie dann doch eine gute Spur an meinem Live-Event des Jahres vorbei.


FOTOS + E-CARDS
www.inflames.com

maxomer
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Beitrag vom 29.09.2011
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