HEIDENFEST: TWILIGHT OF THE GODS   ENSIFERUM   EQUILIBRIUM   EISREGEN   VARG   SWASHBUCKLE  
10.09.2010 @ Gasometer

Das HEIDENFEST ist wieder da und hält zu Freuden der Wiener auch im Gasometer mit einer "Extended Show"! Mit dabei also zusätzliche Special Guests: EISREGEN und VARG, na wenn das nicht Pflicht für jeden Heiden ist!

Dafür ist die zeitliche Einteilung ein wenig unfreundlich, denn die Grazer von HEATHEN FORAY, die für die ausgefallenen HEIDEVOLK einspringen, müssen schon um 17:00 Uhr ran!



Leider komme ich im Gegensatz zu Fotografin Taipan erst zu den Ami-Piraten von SWASHBUCKLE an. Die entern die Stage dafür in bester Piratenmanier inklusive passender Kostümen. Der recht intransparente Sound fällt uns gleich auf, Admiral Nobeards Bass knackt zwar wunderbar, aber Commodore RedRums Gitarre rauscht relativ nichtssagend aus der Anlage. Vielleicht liegt’s auch an der Tatsache, dass SWASHBUCKLE nur einen Gitarrensäbler haben, dass die Riffs einfach nicht gut rüberkommen. Immerhin ist das Gasometer schon sehr gut gefüllt, und das trotz der frühen Stunde. Anfangs herrscht noch wenig Bewegung im Publikum, nur ein paar hyperaktive Fans geben sich in den ersten Reihen die Zeche. Doch als RedRum die Faust im Takt hebt, tut’s ihm jeder gleich, na es geht ja doch. Der neue Mann hinterm Drum-Steuer, Bootsmann Collins ist definitiv eine Bereicherung für die Band, denn er spielt die ohnehin anspruchsvollen Drumparts hochkonzentriert und verdammt sauber; Hut ab! Leider wirkt die Bühne für die dreiköpfige Piratencrew etwas zu groß und auch die typischen gebieterischen Ansagen wie „Austria, Circle Pit!“ bewirken anfangs noch sehr wenig bis gar nichts. Nach den ersten Songs vor der müden Crowd will Frontmann Nobeard alles sehen, vom Circle Pit bis zur Wall Of Death; „I want you all to have fucking fun!“ Und prompt wird aus dem faulen Publikum ein wahrer Pit-Sumpf! „Make it bigger“ und das Publikum taut in Eiltempo derart auf, dass das Gasometer in kürzester Zeit brodelt.



Bei „Crewed By The Damned“ gibt’s dann eine beachtliche Wall Of Death, zwei Typen in Papagei- und Haikostüm entern die Bühne und es herrscht Partystimmung wie sie im Buche steht. Kurz darauf wird noch das „Fluch der Karibik“ Thema sowie SLAYER angespielt, was das Publikum mit freudigem Mitklatschen quittiert. Die Hits „Back To The Noose“ und „Cruise Ship Terror“ beenden das Set schließlich und die Band verabschiedet sich mit „You are fucking awsome, we’ll be back!“. Fazit: Respekt meine Herren; habe selten eine Band gesehen, die bei einem anfangs so faden Publikum derart das Ruder rumreißen kann!

Gleich danach geht’s für uns zum Interview mit dem verschwitzten Admiral Nobeard, weswegen wir VARG leider größtenteils verpassen. Was wir aber noch mitbekommen ist, dass die Wölfe die gute Stimmung mühelos übernehmen können und mit besserem Sound auftrumpfen. Die zahlreichen coolen eingespielten Intros zünden gut und auch die Songs selbst sind klasse. Das Publikum steigert sich im Laufe des Gigs immer mehr, bis sich die Deutschen mit einem schlichten „Dankeschön, Wien!“ von lautem Jubel und einem Hörnermeer verabschieden.

EISREGEN aus Thüringen geben der Stimmung leider einen kleinen Dämpfer. Irgendwie ist der Sound hier ein bisschen zu leise und die Band kommt auch etwas lustlos rüber, was das Publikum mit entsprechend wenig Bewegung quittiert. Trotzdem erschallen nach einigen Songs lautstarke „Eisregen!“-Chöre und man merkt, dass die Band zwar noch immer keinen Bassisten, dafür aber genug Fans in Wien hat. Die Ansagen von Sänger Michael „Blutkehle“ Roth sind zwar etwas gewöhnungsbedürftig in fiesem Ton gehalten, strahlen aber dennoch eine gewisse Sympathie aus. Leider hört man die Snare von Drummer Ronny „Yantit“ Fimmel kaum, was speziell bei den Blastbeats sehr schade ist. Doch Songs wie „Kai Aus Der Kiste“ zünden trotzdem recht gut, bevor EISREGEN mit „Krebskolonie“ den Wunsch des Publikums erfüllen. Der Song ist in Deutschland verboten, darf aber natürlich in Österreich gezockt werden und ist daher ein besonderer Reiz für die Fans. Bevor mit „Elektrohexe“ der letzte Song zum Besten gegeben wird, lädt Blutkehle alle noch herzlich zur kommenden Headlinershow in Salzburg ein (9. Oktober 2010) und „verlost“ einen Beutel mit Bier und Merch an denjenigen im Publikum, der auf den Schultern seines Kammeraden am meisten abgehen kann. Mit diesem Anreiz folgen natürlich zahlreiche Fans der Aufforderung und so kommt am Ende auch bei EISREGEN noch genügend Bewegung auf.



Danach betreten EQUILIBRIUM auf ihre typische Art, mit erhobenen Metalfäusten die Bühne. Mit „In Heiligen Hallen“ geht’s los und man merkt, dass sich die beiden Neuzugänge, Tuval „Hati“ Refaeli an den Drums und Robert „Robse“ Dahn am Mikro schon sehr gut eingelebt haben. Robse, vom Aussehen ein bisschen an einen größer gewachsenen Glenn Danzig erinnernd, stachelt die Crowd gleich mutig mit Oi-Rufen an und es wird brav gefolgt. Die eingespielten Orchesterparts profitieren vom sehr guten Sound und man kann alle Melodien mühelos heraushören. Mit „Guten Abend, ihr schönen Menschen“ wird man ungewöhnlich begrüßt, bevor es mit „Blut Im Auge“ weitergeht. Das Publikum ist wieder bestens gelaunt und es wird fast überall mitgeklatscht, was auf Dauer zwar etwas einseitig wirkt, aber trotzdem gern gemacht wird. Die Band gibt sich ebenso fit und bewegungsfreudig, denn die Saitenfraktion wechselt munter die Flanken und scheut sich auch nicht vor Ansagen. Bei „Unter Der Eiche“ wird eine Wall Of Death gefordert, die Sänger Robse sodann auch gleich bekommt, zwar nicht so riesig wie bei SWASHBUCKLE, aber trotzdem von beachtlicher Größe. Die Stimmung steigert sich stetig und verwandelt das Gasometer wieder in einen einzigen riesigen Kessel. „Hier ist für euch "Der Wassermann" und schonmal danke für alles!“ gibt sich Robse dankbar, bevor der Hitdreier „Met“, „Die Affeninsel“ und „Unbesiegt“ wieder einen von unzähligen verdammt guten EQUILIBRIUM-Gigs beendet. Die Zugabe-Rufe sind leider umsonst.



Die Songs von EQUILIBRIUM:
1. In Heiligen Hallen
2. Blut im Auge
3. Der Ewige Sieg
4. Unter der Eiche
5. Der Wassermann
6. Met
7. Die Affeninsel
8. Unbesiegt

ENSIFERUM erscheinen ähnlich wie VARG mit Kriegsbemalung, epischem Outfit und ebenso epischem Intro auf der Stage. Der Drumsound fällt gleich als ziemlich gut gemischt auf und auch die anderen Instrumente erschallen mit gut hörbaren Melodien. Das Publikum ist zwar ziemlich gut gelaunt, kann das Stimmungsbarometer von EQUILIBRIUM aber nicht mehr übertrumpfen, da ist vielen schon etwas die Power ausgegangen. Die Jungs aus Finnland sind virtuos auf ihren Instrumenten unterwegs, speziell Fronter Petri Lindroos reißt ein ums andere mal ein technisch anspruchsvolles und ebenso sauberes Solo, doch auch Basser Sami Hinkka glänzt durch perfekte Technik, die ihm so manch interessante Frickelei erlaubt. Bei „One More Magic Potion“ outet sich selbiger mehr oder weniger als ziemliche Rampensau, denn was Hinkka auf der Bühne an Meilen zurücklegt ist nicht zu unterschätzen! Große Gesten und ständiges Herumhüpfen zeugen davon, dass der Herr ganz klar am meisten Spaß hier hat. Richtig cool wird’s vor allem, wenn die Band ihre Matten synchron kreisen lässt! Die Melancholiekeule wird dann bei „Abandoned“, dem „very very sad song, from the first album“ ausgepackt. Die Mitsingparts von ENSIFERUM kommen immer gut an und davon gibt’s heute massenhaft! Nach dem Kracher „Twilight Tavern“, darf auch mal Zweitgitarrist Markus Toivonen beim finalen Song „Iron“ zeigen was er drauf hat - also Gitarre auf den Rücken, und auch hier ein kleines nicht zu verachtendes Solo. ENSIFERUM waren mit ihrer gut gewählten Setlist, sehr gutem Sound und einer ebenso tollen Stimmung neben EQUILIBRIUM der Höhepunkt des heutigen Abends.



Die Songs von ENSIFERUM:

1. From Afar
2. One More Magic Potion
3. Hero In A Dream
4. Stone Cold Metal
5. Ahti
6. Abandoned
7. Deathbringer From The Sky
8. LAI LAI HEI
9. Twilight Tavern
10. Iron

TWILIGHT OF THE GODS glänzt zwar durch eine super Besetzung, geriet aber auch in der Vergangenheit schon des Öfteren unter Kritik, zu „seelenlos“ sollen sie die Kultsongs der Urväter BATHORY rüberbringen. Scheinbar eilt ihnen der Ruf voraus oder es kennen einfach zu wenige MeHes in Wien die Herren von BATHORY, aber der Publikumsandrang bei den heutigen Headlinern ist deutlich geringer als bei den vorigen beiden Bands. Da helfen auch die großen Gesten von Sänger Alan Nemtheanga (PRIMORDIAL) nicht viel, nur wenige Fans erheben mit ihm die Faust. Wer BATHORY Fan ist, geht steil, doch jeglichen anderen Anwesenden ziehen die düster atmosphärischen Songs nur runter. Zwar werden die Songs einwandfrei dargeboten und es herrscht auch rege Bewegung auf der Bühne, doch irgendwie mögen die Herren nach dem Melodiefeuerwerk nicht mehr richtig dazu passen und so kommt es, dass viele bereits den Heimweg antreten. Mit den Worten „Are you with us?“ werden noch einige rekrutiert, was sich durchaus auszahlt, denn die eingespielten bedrohlichen Intros, gepaart mit den stimmigen Licht- und Nebeleffekten sorgen bei so manchem für Gänsehaut, außerdem kommen die herrlich stumpfen BATHORY-Riffs sehr gut rüber. Auch wenn Band sowie Publikum sich im Laufe des Gigs steigern, bleibt das Fazit ernüchternd. Es wäre interessant zu wissen ob dieser Headliner auch beim Rest der Tour so wenige Leute zieht.



Alles in allem war das HEIDENFEST 2010 ein Erfolg. Die Auswahl der Bands war bis auf den fragwürdigen Headliner ziemlich gut und vor allem der Sound im Gasometer glänzte bis auf wenige kleine Ausnahmen, bleibt zu hoffen dass es nächstes Jahr wieder so etwas Heidnisches zu feiern gibt!


FOTOS + E-CARDS
www.heidenfest.eu

Doano
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Beitrag vom 05.10.2010
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