CONVERGE   KYLESA   GAZA   KVELERTAK  
12.08.2010 @ Arena

Es ist ja schon seit fast einigen Jahren Tradition, dass das sommerliche Konzertloch von den „Wüterichen“ von CONVERGE mehr als nachhaltig gestopft wird, so war es diesen August wiedereinmal soweit. Die vier Herren aus Boston suchten abermals Wien heim. Unterstützt wurden sie dabei von KYLESA, GAZA und den norwegischen KVELERTAK.

Wohl waren die verlautbarten „Open Doors“ ab 19 Uhr, den gedrängtem Zeitplan von vier Bands geschuldet, warum dann aber erst knapp vor 21 Uhr KVELERTAK die Bühne enterten war doch ein wenig unverständlich, umso mehr da den Bands, ausgenommen CONVERGE, kein Raum für etwas ausführlichere Sets geschweige denn für Zugaben blieb.

Die Opener des Abends, KVELERTAK, aus dem hohen Norden, legten dann gleich mit einer launigen und augenzwinkernden Melange aus frühen TURBONEGRO, norwegischem Black Metal und Hardcore los. Trotz, oder gerade weil auf norwegisch gesungen bzw. geschrien wurde, kam die Band, die sich 3(!) Gitarristen leistet, beim Publikum durchwegs gut an, und von Eingeweihten wurde die erste Single „Mjød“ des kürzlich erschienen Debütalbums (Produziert von Kurt Ballou, Gitarrist bei CONVERGE) frenetisch abgefeiert. Von diesen 6 Herren wird man, nicht nur in diesem Review, sicher noch einiges hören. Da ist womöglich wirklich Großes im Entstehen.





Nach der nächsten längeren Wartezeit folgte dann der Doom wie Sludge durchsetzte (Grind-)Core, der vier Herren von GAZA. Sänger Parkin, wohl mehr als zwei Meter groß, wankte, wenn er nicht gerade Blut und Galle in das Mikro kotzte, wie ein waidwundes Tier über die Bühne und schien dabei knapp vor dem Kollaps zu stehen. Dieser Eindruck wurde durch die äußerst beklemmende Musik des Quartetts noch verstärkt, somit stellten sie ein krasses Kontrastprogramm zu den humoristischen KVELERTAK dar, GAZA nehmen ihre Musik als Kunst sehr ernst. Was sich auch bei einem nachträglichen Lyrics-Studium herausstellte. Mit den Herren ist definitiv nicht zu spaßen, diesen Eindruck hinterließen sie auch an diesem Abend in der Arena.





Auch KYLESA eilt inzwischen ein ausgezeichneter Ruf voraus, nicht nur ihren Live-Qualitäten entsprechend, sondern auch ihr letztes Album „Static Tension“ sorgte für einiges Aufsehen unter den Musikkritikern. Zuletzt hatte der Autor dieser Zeilen KYLESA bei ihrer gemeinsamen Tour mit COALESCE gesehen, doch dieser Auftritt war damals eine durchwachsene Angelegenheit. Umso positiver überraschte dann das Quintett rund um die beiden Sänger und Gitaristen Phillip Cope und Laura Pleasants, die seitdem letzten Album ihr Wechselspiel mehr als perfektioniert haben und die beiden Schlagzeuger sorgten für ordentlich Druck. Leider war das Konzert der Sludge-Metaller ob des knappen Zeitplans, und/oder des verspätenden Beginns nach gut 40 Minuten zu Ende. Dennoch ließen KYLESA erahnen was für eine großartige Live-Band sie sein können.





Was kann man über CONVERGE noch groß Worte verlieren. Die Band existiert seit 20 Jahren und spielt fast ebensolange in einer eigenen Hardcore-Liga. Die Bandmitglieder sind fixe Genregrößen, und die vier Herren nur umtriebig zu nennen, wäre wohl noch eine Untertreibung. So betreibt Shouter Jacob Bannon nicht nur das momentan wohl beste Hardcore Label "Deathwish Inc.", sondern sorgt auch als Grafiker und Artworker für Furore. Der schon erwähnte Kurt Ballou stieg in den letzten Jahren zu einem der meist gefragten Produzenten des Hardcore und seiner diversen Sub-Genres auf.

Auch an diesem Abend wurden CONVERGE ihrem Ruf als absolute Live-Bank mehr als gerecht. Unterstützt von einem mächtigen Sound, feuerten Jacob Bannon, Kurt Ballou, Nate Newton und Ben Koller wiedereinmal ein gewaltiges Live-Feuerwerk ab, das diesmal so gar dem österreichischen Qualitäts-Feuilleton in einer Samstagsausgabe mehr als eine Viertelseite wert war.





CONVERGE live, das ist wie Seelenpein und Karthasis. Da regiert Wut, Aggression, Angst, Enttäuschung, Ohnmacht und bitterer Ernst. Nein das Leben ist oft nicht lustig, leicht ist es sowieso nie und im Moment weiß dies niemand besser in ein so ehrliches Soundgewand zu stecken, als das Quartett aus Boston, hier ist nichts Fassade, hier wird gelitten, die Finger werden in dürftige verheilte Wunden der Seele gebohrt, ohne Kompromiss. Deshalb wirkte die Band auch mehr als betreten, als die Herren von KVELERTAK splitternackt während dem Klassiker„Homewrecker“ die Bühne enterten, vor allem Jacob Bannon der sonst wie von der Tarantel gestochen über die Bühne wetzende Frontmann, wirkte regelrecht angepisst. Dies sollte wohl das Abschiedsgeschenk und ein schräges Dankeschön der Norweger an CONVERGE darstellen, denn in Wien fand die (vorerst?) letzte gemeinsame Club-Show auf dieser Tour statt. Die Mannen um Kurt Ballou & Co. präsentierten sich an diesem Abend in größter Spielfreude und prügelten sich durch das Material der Alben „Jane Doe“, „You Fail Me“, „No Heros“ und dem aktuellen Meisterwerk „Axe To Fall“ was auch das Publikum mit reichlich körperlichen Einsatz quittierte.

Als die Band kurz nach 12 die Bühne verließ, kehrte sie nochmals für zwei Zugaben zurück und entließ danach ein zufriedenes wie nassgeschwitztes Publikum aus der großen Halle der Arena. CONVERGE bewiesen an diesem Abend erneut eindrucksvoll ihre musikalische Ausnahmestellung.
www.convergecult.com

tsunemoto
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Beitrag vom 24.08.2010
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