MASTERS OF ROCK 2010 - TAG4: ACCEPT   UNISONIC   LORDI   DORO   LACRIMOSA   ARAKAIN   CALLEJON  
18.07.2010 @ Areál likérky Jelínek

Am vierten und letzten Tag des brutal anstrengenden Wochenendes wurden die Metalgötter gnädig gestimmt und somit das Wetter angenehmer. Es ließ sich länger im Schlafreich aushalten und man konnte bei wechselhaften Bedingungen und angenehmen Temperaturen auf ein angenehmes Ende vorausschauen. Dennoch stand noch einiges Schönes an.

Nachdem der Vormittag mit den Tschechen EUTHANASIA und HARLEJ sowie den Exoten RHEMORHA aus Russland und KIMAERA aus dem Libanon sich für uns nicht so interessant anhörte und der letzte Tag etwas entspannter angehen sollte, nahmen wir uns erneut Zeit die Umgebung zu erkunden. Vizovice (zu Deutsch Wisowitz) ist ein beschauliches Städtchen mit ca. 5000 Einwohnern im Osten Tschechiens, nahe der Grenze zur Slowakei. In der Stadt wuselte es nur so vor schwarzgekleideten, langmattrigen Menschen und die Cafés, Eissalons und vor allem die Bars boomten. Nebenbei konnte man Bandshirt Plagiate mit schlechter Qualität erwerben oder einfach in den Supermärkten etwas shoppen. An jeder Ecke, Garage oder Haustür wurde eiskaltes Bier verkauft. Rein nach dem Motto: Konzession oder nicht – wen interessiert‘s?

Am Nachmittag durfte dann auch schon die erste von fünf deutschen Bands an den Start. Die Zombiecore Truppe CALLEJON lockte das jüngere Publikum vor die Bühne, um ein Stündchen die Sau rauszulassen. Wie auch schon zuvor ließ mich die musikalisch recht uninspirierte Band mit den deutschen Texten kalt.





Anders sah das dann schon bei den tschechischen Symphonic Metallern ARAKAIN aus, die zwei Jahre zuvor schon mitsamt Orchester am Masters Of Rock für Aufsehen sorgten. Neben schönen Melodien, etwas Bombast und nettem Gesang, wurden auch ein paar Grunts zum Besten gegeben und die zahlreichen Fans dankten der Band für diesen Auftritt mit tosendem Applaus. Einzig die Texte, auf Tschechisch vorgetragen, wirken auf mich etwas holprig und unschön. Kann aber auch nur Einbildung sein.

Am letzten Tag des Festivals durften die deutschen Symphonic Rocker von LACRIMOSA ihr Können beweisen. Die Musikrichtung trägt auch den überaus klangvollen Namen „Neue Deutsche Todeskunst“, was teilweise auch ganz gut zutraf, da meine Ohren dank des furchtbaren Gesangs von Tilo Wolff oft dem Tode nahe waren. Auch zusehermäßig konnte man nicht wirklich von Begeisterung sprechen und eine große Menge sah auch anders aus.

Lediglich Sängerin Anne Nurmi konnte teilweise mit ihrer Stimme das Publikum überzeugen und für Applaus sorgen. Auch optisch gab die Dame einiges her.
Der Bandname LACRIMOSA, der wörtlich übersetzt Tränenreich bedeutet, ist nicht wirklich gut gewählt, warum kann sich ja jeder selbst denken.
Für mich die bisher schlechteste und unpassendste Band am Master Of Rock und daher wurde der Besuch schon nach 4 Songs wieder beendet, um das Gehörte mit einem Mojito an einer der Bars zu ertränken. Somit bleibt nur die Vorfreude auf eine Dame, die ihr Handwerk um einiges besser versteht, DORO Pesch.

Und selbige, auch genannt die Königin der Metal-Szene, durfte auch gleich ran. Um Punkt 18 Uhr lief DORO mit ihrer Band auf die Bühne und wenn ich sage es wurde laut, dann ist das etwas untertrieben. Es ist ja nichts neues, das weibliche Band besonders gut ankommen beim tschechischen Publikum.





Sympathisch, fröhlich und überaus routiniert wurden Songs wie "Burning Witches", "Night Of The Warlock" oder "Burning Up The Fire" ins Publikum geschleudert. Absolutes musikalische Highlight der Deutschen Blondine an diesem Tag, war der Kult-Song „All We Are“, der an Stimmung und Leidenschaft nicht zu überbieten war. Seit unglaublichen 25 Jahren liefert uns DORO zeitlose Songs, und daher steht das Jahr 2010 im Zeichen des Feierns. Zu diesem Anlass wurde zahllosen Menschen gedankt, die den Weg für diese Karriere geebnet hatten. Da wurden zum Beispiel UDO oder RONNIE JAMES DIO erwähnt oder JUDAS PRIEST bei denen man vor einem viertel Jahrhundert als Vorband auftreten durfte. Da ist es nicht verwunderlich, dass „Breaking The Law“ einer der besten Songs aller Zeiten gemeinsam mit dem Publikum gesungen wurde, um den Legenden um ROB HALFORD zu huldigen. Tolles Konzert der hübschen Rockerin, das leider viel zu schnell vorbei war.





Setlist DORO:

Burning Witches
I Rule The Ruins
Earthshaker Rock
Night Of The Warlock
Meatl Racer
Burning Up The Fire
Breaking The Law
All We Are
Always Life To Win
Hellbound


Nach dieser schönen Einlage stand das nächste große Hightlight bereits in den Startlöchern. Was sich viele nicht mehr zu erträumen wagten, wurde Wirklichkeit. Ex-Kürbiskopf und Wunderstimme Michael Kiske betrat nach 17 Jahren erstmals wieder die Bühnen und darunter auch die des Masters Of Rock. Mit seiner neuen Band UNISONIC enterte er gemeinsam mit seinen Freunden Bill Ward (PINK CREAM 69, PLACE VENDOME), Mandy Meyer (u.a. KROKUS, GOTTHARD, ASIA) und Kostas Zafiriou (PINK CREAM 69, PLACE VENDOME) die Stage und zeigte, dass er nach wie vor zu den besten Sängern diese Erde zählt. Von der ersten Minute an, merkte man, dass er für die Bühne geboren ist und diese auch vermisste. Das Problem von UNISONIC erklärte er charmant selbst: „We have not a freakin‘ album out yet…“ – darum gabs Songs von PLACE VENDOME. Machte aber nichts, denn das rockige „Streets Of Fire“, das berührende „Set Me Free“ oder „Cross The Line“ sind astreine Melodic Metal Songs, die auch live überzeugen. Mit „Souls Alive“ gab es dann doch noch eine Kostprobe des kommenden UNISONIC Albums. Ein guter Metal Song, mit schöner Melodieführung und einprägsamen Chorus, der Lust auf mehr macht.





Gegen Ende hin gibt es plötzlich ein richtig hartes Riff, das Gänsehaut erzeugt, einen in Erinnerungen schwelgen lässt und mir ein breites Grinsen auf den Mund zaubert. Der HELLOWEEN Klassiker „Kids Of The Century“ wird von Michi, der auf dem Gig auch immer mal wieder zur zweiten Gitarre greift, vorgetragen, als ob die Platte abgespielt wird. Jeder Ton sitzt, als hätte es den Austritt bei den Kürbissen nie gegeben. Als wäre das noch nicht genug, setzt man mit dem genialen „Keepers“-Song „A Little Time“ noch einen drauf.

Wer einen Co-Headliner Posten ohne Album bekommt, der muss schon etwas Besonderes sein und das ist bei UNISONIC auch der Fall. Das kommende Debüt und die dazugehörige Tour will ich zu keinem Preis verpassen.





Setlist UNISONIC:

Cross The Line
I’ll Be Gone
Set Me Free
Souls Alive
Sign Of The Times
Streets Of Fire
The Setting Sun
My Guardian Angel
Kids Of The Century
A Little Time

Nach diesem kurzen Ausflug in die Vergangenheit, war es auch schon an der Zeit für die alljährliche Altmännerrunde, in der sich schon Namen wie EUROPE, DEF LEPPARD oder WHITESNAKE einreihen durften. Im Jahre 2010 durften die Altmeister von ACCEPT diesen Part übernehmen. Reunioniert und mit neuer Stärke wollen die Männer heut nochmal beweisen, dass es auch ohne Udo Dirkschneider noch geht.





Dafür zuständig neben den bekannten Gesichtern Hoffmann, Frank, Baltes und Schwarzmann der bisher unbekannte Sänger Mark Tornillo, der durch einen Zufall zu ACCEPT hinzustieß. Die Herren fackelten nicht lange und schossen gleich „Metal Heart“, den ersten von unzähligen energiegeladenen Klassikern auf die Zuschauer ab. Und schon bei diesem ersten Track beweist der charismatische Sänger aus Amerika, dass er dem Meister Udo in nichts nachsteht. Natürlich ist der Mann neben seiner starken Stimme auch eine Erscheinung für sich. Es sollten noch weitere Hits folgen. Das Fehlen von „Balls To The Wall“, „Fast As A Shark“ oder „Restless And Wild“, die mehr als nur für perfekte Stimmung sorgten, kann man sich bei einem ACCEPT Gig sowieso nicht vorstellen. Auch die neuen Tracks des starken Albums „Blood Of The Nation“ konnten sich hören lassen. Mit „The Abyss“ und „Teutonic Terror“ gab es aber nur zwei Kostproben im langen Set der deutschen Veteranen. Neben astreinem Sound, geilen Songs und einem starken Sänger, der alle Zweifel über das Comeback zerstreute, passte natürlich auch die bewegungsfreudige Performance.





Setlist ACCEPT

Metal Heart
Midnight Mover
Restless And Wild
London Leatherboys
Losers And Winners
Teutonic Terror
Breaker
Bulletproof
Up To The Limit
The Abyss
Monsterman
Burning
Princess Of The Dawn
I'm A Rebel
Fast As A Shark
Balls To The Wall


Einen besseren Abschluss für das 2010er Masters Of Rock konnte man nicht finden. Aber um die Stimmung vergeblich nach diesem Phänomen zu erhöhen, engagierte man noch eine Band.

Der letzte Auftritt nach 4 Tagen Rocken und Feiern ohne Pause gehörte also den kultigen Monstern von LORDI. Die Finnen suchten sich keinen geringeren Platz aus als das Master Of Rock, um ihre 3 Jahre andauernde Tour zu beenden.
Den verdienten Urlaub vor Augen gaben die Song Contest Gewinner von 2006 nochmal richtig Gas, um das tschechische Publikum ein würdiger Abschlussgig zu sein. Bei nicht mehr ganz so heißem Wetter und dunklen Wolken drängten sich die Massen ein letztes Mal vor der Bühne, um Mr. Lordi und Band zu hören oder die grusligen Kostümen zu sehen.

Mittlerweile kann die Band ja auf eine beachtliche Zahl an Hits zurückgreifen. Songs wie „Devil Is A Loser“, „Who's Your Daddy?“ oder „Would You Love A Monster Man“ dürfen bei einem Konzert der Schockrocker keinesfalls fehlen.
Eine kleine Kritik sei hier noch angebracht. Mir kam der Auftritt von LORDI leider ein wenig zu abgebrüht vor. Da ich schon einmal das Vergnügen hatte bei einer Show dabei zu sein, gab es am MoR nichts Neues, und der Aha-Effekt blieb leider aus, da man weder etwas an der Show änderte, noch sonst wie überzeugen konnte. Natürlich machte die Gruselshow Spaß und auch zum Schmunzeln war das ein oder andere dabei, aber ein paar neue Ideen bei der nächsten Tour würden das ganze wieder etwas pushen.

Zum finalen Abschluss wurde den Leuten noch „Hard Rock Hallelujah“ geboten, das noch einmal für frenetischen Jubel sorgte. Somit ging ein fantastisches Festival zu Ende und die Freude auf das nächste wächst mit jedem Tag.

Vier Tage brutalste Metalparty, unerträgliche Hitze, ein Sturm, literweise Bier und insgesamt 90 Metalbands sind überstanden. Der erste Gedanke am Tag danach bei der Heimreise: „Nie wieder!“ – und doch werden wir am Masters Of Rock 2011 mit größter Freude wieder mitten drinnen sein. Ein gigantisches Event, das dank der Veranstaltung, den Bands und unserer Crew ebenso wie die letzten drei meiner Besuche in Vizovice unvergesslich bleiben wird.

- In Zusammenarbeit mit AndyVanHalen & Sunny

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Stimmen zum MoR 2010

maxomer:

Top:
ANNIHILATOR – für mich die beste Band des Festes. Hätte nicht erwartet, dass sie 2008 überbieten können.
ACCEPT - eine der Überraschungen des Festivals - wer bitte ist UDO?
UNISONIC - Gänsehaut pur. Michi wieder auf der Bühne, ich kann es immer noch nicht fassen.
AXEL RUDI PELL: die erste Überraschung des Festivals. Traumstimme, super Performance und sowieso fette Songs.

Auch gut:
GAMMA RAY - starke Performance - langweilige Setlist
MANOWAR – Bitte Joey halt die Klappe! Geiles Set, starker Sänger, aber zu wenig Bewegung auf der Bühne.
QUEENSRYCHE: Geoff ist ein Traumsänger, doch athmosphärisch und Songtechnisch wäre mehr drinnen gewesen.
METALFORCE – die sympathische, am Boden gebliebene Version von MANOWAR mit nicht minder starken Songs.

Flop:
LORDI - gähnende Langeweile. Ein Stündchen zu Mittag hätte es auch getan. MTV lässt grüßen.
TARJA - braucht wirklich keiner auf einem Metal Festival.
CALLEJON – überflüssig auf dem MoR. Überzeugte nur die Kiddies.

Sonstiges:
Geniale Preise, super Ambiente, wie immer tollesLineUp - einfach ein einzigartiges Festival!
Tschechen, die einfach weiterquatschen, obwohl man ihnen sagt, dass man sie nicht versteht. Immer wieder ein Spaß.
Ein plus für den Wasserschlauch, die Wassertoiletten und die medizinische Versorgung. Auch das abwechslungsreiche Essen ist super, aber Finger weg von den schwarzen Würsten (Klobasy) und dem dazugehörigen Wursttopf (Klobasy Massaker)!

AndyVanHalen:

Top:
ACCEPT: Wie auch Max schon erwähnte einfach eine Macht. Muss man gesehen haben.
AXEL RUDI PELL: Keiner spielt soooo cool Gitarre.
MIKE TERRENA: Gott hat der Mann Arme! Rekord im Dauerspielen eingestellt.
GRAND MAGUS: Ihnen gehört die Zukunft und für ein Trio ein echt fetter Sound.

Auch gut:
MANOWAR: Schließe mich meinem Vorschreiber an! + Heaven and Hell perfekt gesungen.
DORO: Der Frau macht es einfach Spaß auf der Bühne zu stehen, absolut sympathisch.
SABATON: Auch nach dem 4. Mal live immer noch perfekt zum bangen.

Flop:
BLOODBOUND: Warum muss es genau bei der Band so unglaublich schiffen?
LACRIMOSA: Braucht das wirklich wer?
Tschechische Pop-Bands!! Sonnenbrand im Gesicht! Alkohol wirkte nicht!

Sonstiges:
Kein einziger Streit oder Ärger mit dem Tschechischen Publikum. Perfektes Verhalten und 4 Tage super Stimmung.
Super Platz zum Zelten.
Wenn die Kraft nachlässt, kann man auch von einem Hügel gemütlich im Sitzen den Bands lauschen. Zu zweit, vier Tage mit 80 Euro alles zu kaufen, was das Herz begehrt. Bei 35 Grad, eine Dusche vor der Bühne! (Lebensretter)
Am Campingplatz dank absoluter Ruhe perfekt geschlafen.


Sunny:

Top:
AXEL RUDI PELL - Für mich ein wahres Highlight des Festivals – absolute Spitzenklasse.
UNISONIC – Perfekte Performance und gelungene Mischung aus PLACE VENDOME, HELLOWEEN und einem UNISONIC Song.

Auch gut:
SABATON – Starke Performance selbst in den frühen Morgenstunden.
METALFORCE – Habe ich zum ersten Mal live gesehen und ich war auf Anhieb begeistert.
EPICA – Für mich die beste Female-fronted-Band des Festivals.

Flop:
MIKE TERRANA – Man kann es auch übertreiben.
LACRIMOSA – Da war man wirklich den Tränen nahe.
LORDI – Nicht wirklich ein krönender Abschluss fürs MoR.

Sonstiges:
Fantastisches Wetter, bis auf die Sturmflut am Samstag Abend.
Geniale Location und Stimmung. Super faire Preise!
Dixi Klo-Straße ab 2. Tag nicht einmal mehr wirklich zum Passieren zu empfehlen. Ein Plus für das Angebot an Wassertoiletten und Duschen zu günstigen Preisen. Essen war auch lecker, Ausnahmen siehe maxomer. Wirklich mehr als schade, dass es der Wettergott mit BLOODBOUND nicht gut meinte.



FOTOS + E-CARDS
www.mastersofrock.cz

maxomer
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Beitrag vom 03.08.2010
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