PAGANFEST: FINNTROLL   ELUVEITIE   DORNENREICH   VARG   ARKONA  
20.02.2010 @ Posthof

Gerade mal vier Monate ist’s her, dass die Jungs von KORPIKLAANI, den APOREITERN, UNLEASHED und Co. unter dem Banner des PAGANFESTs zu euphorischen Metaltaten schritten und den Posthof als letzte Location der Tour in Schutt und Asche feierten. Auch heuer lockt das Line Up (diesmal keine Piraten, dafür aber Wölfe und Trolle) mit FINNTROLL, ELUVEITIE, DORNENREICH, VARG und ARKONA mehr als reichlich Metaller in den Linzer Posthof.

Der unglaubliche Publikumsandrang macht sich bereits bei der ersten Band ARKONA bemerkbar. Von wegen langweilige Openerband, bei der sowieso nichts los ist! ARKONA sind nämlich die heimlichen Gewinner des heutigen Abends, denn sie ziehen derart viele Fans vor die Bühne, dass der Posthof jetzt schon zum bersten voll ist. Ihr starker Russen-Paganmetal resultiert in sehr guten Publikumsreaktionen und ersten ausgiebigen Headbangaktionen, besonders zum Hit „Yarilo“ wird kräftig gasgegeben. Der Sound ist für diesen Abend noch verhältnismäßig gut und trotz kleinerer Probleme mit den Schlagzeugmikros hat die Band um Frontfrau Masha „Scream“ mordsmäßig Spaß an dem guten Gig, besonders Gitarrero Sergei „Lazar“ steht die Spielfreude ins Gesicht geschrieben. So verabschieden sich ARKONA nach einer guten halben Stunde von einer feierwütigen Meute, die deutlich noch nicht genug hat, was man an den –ganz und gar nicht- vereinzelten Zugabe-Rufen zu spüren bekommt. Leider gibt’s in dieser Welt keine Zugaben für eine Opener-Band. Bleibt zu hoffen, dass ARKONA bei ihren weiteren Touren weiter nach oben im Billing rutschen.



VARG können da in Sachen Stimmung nahtlos anknüpfen. Lediglich das Soundniveau geht nach unten. Doch wen juckt's? Zum Intro „Aufzug Der Heere“ und Songs wie „Schildfront“ oder „Blutaar“ werden die Fäuste nach oben gerissen und die Haare von den Kopfhäuten geschraubt – so muss es sein! Von der Saitenfraktion gibt’s Daumen hoch und speziell Alphawolf Freki fegt über die Bühne und stachelt die Crowd an. VARG freuen sich sichtlich über die guten Reaktionen, denn in letzter Zeit mussten sich die Coburger viele politische Vorwürfe gefallen lassen. Freki stellt auch heute einmal mehr klar, dass sie mit der rechten Szene nichts am Hut haben: „Wir haben in der Band alle verschiedene politischen Ansichten, doch eins haben wir gemeinsam: Nazis fuck off!“ Die lautstarken Reaktionen seitens des Publikums machen es deutlich: VARG haben die Fans auf ihrer Seite und so steigert sich das Wolfsrudel im Laufe ihres viel zu kurzen Gigs immer mehr und spielen sich in einen regelrechten Blutrausch. Gut so, denn scheinbar wird der gesamte Gig vom Bühnenrand mitgefilmt, ob man da auf eine DVD gespannt sein darf? Bevor VARG versprechen, dass sie nach der Show mit ihren Fans bei der Bar Bier trinken werden, gibt’s noch das extrem abgefeierte „Wolfszeit“, bei dem Freki sogar vom Fotograben aus singt.



Beim Umbau zu DORNENREICH wird kollektiv zur Umbaumusik von RAMMSTEIN gesungen, bevor es erstmals richtig dunkel wird. In fahles Licht gehüllt, sieht man anfangs nur die Silhouetten der drei Musiker, die mit ihrer episch melancholischen Akustik-Intro der Partystimmung just den Stecker ziehen. Leider muss nach dem Intro noch kurz wieder umgebaut werden, so dass ein/zwei Minuten unangenehmer Stille aufkommen. Doch als Geiger Inve wieder den Bogen ansetzt, kommt erneut diese herrlich düster bedrohliche Stimmung ihrer Songs auf. DORNENREICH brauchen keinen Bass, keine Blastbeats, keine Partyansagen. Der Sound ist nämlich trotzdem druckvoll, die Crowdsurfer trotzdem aktiv und auch der Applaus fällt nicht geringer aus. Zugegeben, DORNENREICH sind anders, die Veranstalter haben ohne Frage Mut bewiesen, sie ins Billing aufzunehmen, doch es funktioniert. Sobald man sich auf die verträumte Stimmung und die schüchternen Ansagen von Evíga gewöhnt hat, war es einfach nur eine Live-Erfahrung, die man nicht missen möchte. Nicht ganz so routiniert wie ihre Vorgänger liefern sie trotz erhöhter Zahl an Tribünengängern eine gute Show ab und verabschieden sich unspektakulär, aber vor lautem Applaus von der Bühne.



ELUVEITIE sind fleißig. Eben noch ihr erstes Akustikalbum „Evocation I– The Arcane Dominion“ herausgebracht, stehen sie schon mit dem nächsten Metalkracher in den Startlöchern: „Everything Remains (As It Never Was)“. Dabei schaffen es ELUVEITIE bei all der Studioarbeit immer noch eine derartige Live-Wand zu sein! Bereits beim Aufbauen (ja, größtenteils wird bei den Schweizern noch selbst aufgebaut) wird Sänger Chirgel bejubelt. Bevor die Show überhaupt startet, wird sogar eine Wall Of Death verlangt, ähm, ja wär auch mal was anderes… Doch dann geht’s endlich los mit den heimlichen Headlinern des Abends. Leider ist der Sound die ersten 30 Sekunden unter aller Sau: Keine Gitarre, kein Gesang, lediglich ein alles maskierendes Bassdrummkrachen. Doch prompt wird darauf reagiert und der Sound bessert sich, ist jedoch auch nicht auf Posthof-Standard. Den Fans macht’s aber nichts aus, denn ELUVEITIE sind wie bereits erwähnt eine Live-Macht, das stellen sie auch heute wieder unter Beweis. Kein einziger Verspieler, nicht ein falscher Ton, nicht ein verpatzter Einsatz, alles sitzt perfekt und das bei immerhin acht Instrumenten! Spielspaß gepaart mit einer satten Prise Sympathie und viel, viel Bühnenerfahrung. Hits wie „Gray Sublime Archon“, „Slania's Song“ oder das unschlagbare „Inis Mona“ machen ebenso verdammt viel Spaß wie Chirgels Ansagen: „Es ist geil zu sehen, wie die Heidengemeinschaft wächst!“ oder „Wir waren gestern in der Schweiz und die waren sowas von lauter als ihr!“. Natürlich dürfen auch keine Songs vom Akustikalbum fehlen; „Omnos“ geht da ebenso runter wie Öl wie die nicht akustischen Stücke. Das neue Album der Schweizer ist nicht nur auf CD ein spitzen Werk, wie es viele Kritiker bereits bestätigten, auch Live zünden die Songs sofort: „Quoth The Raven“, „Nil“, „Thousandfold“ und „(Do)Minion“ werden frenetisch bejubelt und das Stimmungsbarometer steigt immer mehr an. Kurzerhand wird ein Typ „mit dem Alestorm T-Shirt da vorne“ von Chirgel zum Chefcircler ernannt, um einen riesigen Circlepit anzuführen. Noch mehr Crowdsurfer, noch mehr Pommesgabeln und sogar eine Polonaise durchs Publikum zeigen: ELUVEITIE funktionieren live eben wie ein Schweizer Uhrwerk.



FINNTROLL haben es darauf doch etwas schwer, dies noch zu toppen. Die Finnen geben ebenso Gas wie ihre schweizer Kollegen, können aber etwas weniger zünden. Doch wieder klingen Bass und Bassdrum übersteuert, so dass so manches Gitarrensolo oder Keyboardeinsprengsel gerne mal untergeht. Mit „Blodmarsch“ wird losgelegt und das Publikum ist trotz des hohen Stimmungsbarometers der vorhergehenden Stunden immer noch voll mit Energie. Crowdsurfer fliegen tief, Köpfe werden gewirbelt und immer wieder durchdringen kleinere Circlepits den Posthof. Bei FINNTROLL kommt eben jeder Humpa-Fan auf seine Kosten. Die Band ist in bester Verfassung: Die Axtschwinger werfen sich lässig in Pose und Kreischsäge Vreth hat die Fans in der Hand. Leider tendiert der Sound immer wieder Richtung Bassbrei und so schwingt immer etwas Enttäuschung mit, denn viele grandiose Live-Songs wie „Nedgang“ oder „Solsagan“ vom neuen Album „Nifelvind“ werden schlichtweg von der Doublebass totgewalzt. Wir waren nicht die einzigen, die sich fragten, was der Soundmann am heutigen Tage an den Ohren hatte. Die Finnen bekommen davon jedoch nichts mit und als „Trollhammaren“ gezockt wird, geht ein lautes Jubeln durch den Posthof, das sofort in mehreren Pits übergeht. Da wird fröhlich geschunkelt, im Kreis getanzt und die Kehlen beim Refrain schön durchgeblasen. Die zwei Wall Of Deaths beweisen, dass trotz des miesen Sounds beste Stimmung herrscht.



Als das Septett schließlich von Dannen zieht, geht schon kurz darauf das Licht an, bevor überhaupt die ersten Zugabe-Rufe ertönen. Als FINNTROLL dann doch nach einiger Zeit wieder die Bretter betreten, ist schon gut ein Viertel der Crowd auf dem Weg zur Garderobe. „Oh goddamn, you are so silent! So you wanna hear some more?“, grinst Vreth. Tja, Pech für die, die keinen Bock mehr haben, denn bei „Jaktens Tid“ wird der neu gewonnene Platz gleich für weiteres Moshen genutzt. Nach zwei Zugaben verabschieden sich die Headliner mit einem simplen „Thank you, good night“ und diesmal gehen die Lichter endgültig an.

Ja, das war also das PAGANFEST 2010. Keine Frage, die Bands waren wie gewohnt auf höchstem Niveau, der Publikumsandrang riesig (so voll hatten wir den Posthof schon lange nicht mehr gesehen), aber der Sound, wow, da bitte noch nachbessern, vom Posthof sind wir Besseres gewohnt!




FOTOS + E-CARDS
www.paganfest.eu

Doano
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Beitrag vom 28.02.2010
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