CARRION BAY   INVETERATE ENEMY   CHAOS BEYOND   ARS RESIDENT IN SOMNIO  
12.12.2009 @ ESCAPE Metalcorner

Neben den Großen der Großen, den Szeneführern, den Helden, muss sich auch mal das Augenmerk auf die kleineren Bands, die Newcomer, den Underground richten. Nicht selten kann man durch solche Blicke in den Untergrund durchaus mal einen Blick in die Zukunft werfen – was wird kommen, welche Band wird sich behaupten und und und. Grund genug für Earshot, sich mal wieder etwas in diesem Bereich umzusehen und einen netten Abend im Wiener Escape zu verbringen – bei reichlich Bier, Stimmung und natürlich Metal!

Gleich zu Beginn geht’s durchaus avantgardistisch zur Sache: „Hallo wir sind ARS, oder ARSCH, wie auch immer!“ begrüßt Sänger Adorjani den gut gefüllten Raum. Mit einer epischen Solo-Intro seitens des Gitarristen Zoltan geht‘s los, um dann gleich in den ersten Song „Turmoil“ überzugehen. Tja, der Stil den ARS RESIDET IN SOMNIO (so der Name ausgeschrieben) an den Tag legen, lässt sich schwer beschreiben. Irgendwo zwischen Progressive Metal und Grunge; verträumt aber heavy, sphärisch und vertrackt. Vor allem die guten Leads sollten hier hervorgehoben werden. 0815-Gitarrenarbeit ist das schon lange nicht mehr! Klar, dass das Trio auch gleich mehr Leute anlockt. Nach „Next Door's Culture“ gibt Adorjani bekannt, dass er nicht gerne vor so vielen Leuten redet – was er dann aber doch in keinem geringen Maße macht - zum Ärger seiner Bandkollegen. Egal, nächster Song. Leider ist der Sound im Escape heute nicht gerade der beste – was sich später auch noch des öfteren herausstellen wird, denn die PA knackt leider etwas unangenehm. ARS lassen sich davon aber nicht beirren und ziehen gekonnt ihr Ding durch.

Besonders der Song „One Man Show“ besticht durch seine eingängigen Leads, die zum melancholischen Gesang passen wie die Faust aufs Auge. Hitverdächtig! Bei einem Hammersolo erntet der grimassenschneidende Gitarrist auch noch massig Extraapplaus, zu Recht! Für Verwunderung sorgen ARS schließlich beim letzten Song: Ein reines Instrumental – mutig, mutig! Instrumental bedeutet ja bekanntlich ohne Gesang, doch ARS lassen ihre Instrumente singen. Nicht eine Sekunde kommt bei diesem Stück Langeweile auf! Echt geiler Brocken, den die Rüdigersdorfer hier vom Stapel lassen und plötzlich bildet sich in den ersten Reihen eine Haarwand von Bangern, die brav im Takt die Matten kreisen lassen. Natürlich gibt’s nach so einem sauberen Gig noch lautstarke Zugaberufe. Der Soundmann gibt sein ok und ARS geben das SOUNDGARDEN-Cover „Spoonman“ zum Besten. Alles in allem ein starker Auftritt von ARS, die mit ihrem lässig angeprogten Sound bestimmt noch von sich hören lassen werden!




Die Songs von ARS RESIDENT IN SOMNIO:

- Turmoil
- Next Door's Culture
- Onemanshow
- Ride Through Sameness (Fire)
- Little Johnny
- Spoonman (SOUNDGARDEN-Cover)

CHAOS BEYOND sind zwar nicht so innovativ, können aber durch ihre energiereiche Liveperformance noch mehr Leute vor die Bühne ziehen. Gut, ihr Metalcore ist nichts neues, aber definitiv einer der guten Sorte: Fette Breakdowns, gute Melodien, viel Geshoute – so wird’s gemacht! Besonders Sänger Robert heizt den Anwesenden ein. Bei „Sick Of You“ erfüllt sich das ganze Escape mit "Oi"-Rufen und es herrscht verdammt gute Stimmung. Hier gibt’s sogar Moshpits mit viel Gekicke (mir scheint, als ob so mancher Besucher nur zum Treten erschienen ist). „Desecrating Essence“ kommt da ebenso livetauglich daher – was die Hörerschaft mit fleißigem Mitklatschen quittiert. Generell zeigen sich CHAOS BEYOND sehr agil und bewegungsfreudig. „Wollt ihr noch mehr?“ spornt Robert weiter an und es wird „Paranoia“ zum Besten gegeben. Mit „Bloodred“ haut zum Schluss noch mal einen Kracher rein, bei dem gemosht wird, bevor sich der Fünfer – leider ohne Zugabe – verabschiedet.




Die Songs von CHAOS BEYOND:

-Hard Beyond
- 6/7
- Sick Of You
- Desecrating Essence
- Crawling In The Dark
- Paranoia
- Denie My Existence
- Bloodred


Einen leichten Publikumsabgang müssen INVETERATE ENEMY leider hinnehmen, was sie aber kein bisschen juckt, wie es scheint. Denn die Wiener geben von Anfang an ab wie Schmidts Katze. Ihr ebenfalls sauberer Metalcore erinnert stark an BULLET FOR MY VALENTINE und ist ebenso livetauglich. Die Spielfreude dieser Kapelle ist nicht zu übersehen, der Sound ist gut und die Stimmung wird von Song zu Song besser. Emotionale Cleanparts zwischen stampfenden Riffs lockern das Klangbild auf und sorgen für Abwechslung. Irgendwann hält Frontglatze Chris (der übrigens immens an Scott Ian erinnert) ein CHAOS BEYOND T-Shirt hoch und verkündet, dass dies das erste Shirt sei, dass er sich von einer anderen Band gekauft hat. Na wenn das nicht sympathisch ist! „Das nächste Lied ist für alle, die noch da sind! Macht’s a bissl Stimmung!“ wird den anwesenden eingeheizt, die der Aufforderung nachkommen und Stimmung machen, als ob doppelt so viele Metalheads anwesend wären. Speziell beim Auftritt des Gastsängers Joe – seines Zeichens Stimmbandakrobat bei LURID LISHAPED - wird ein Stimmungshoch verzeichnet, denn dieser begeistert durch einen locker 1-minütigen Shout, der das Glas zum splittern bringt, was ihm riesen Beachtungsapplaus einbringt. „Like You“ dröhnt aus der PA und auch hier gibt’s einen feinen Mosphit und die Meute geht ganz schön ab. Auf jeden Fall bewundernswert, dass INVETERATE ENEMY sich im Laufe des Gigs derart gesteigert haben, dass am Ende ihrer Show die bisher lautesten Zugaberufe erschallen. Leider gibt’s auch hier keinen weiteren Song – da helfen auch die Weihnachten-Rufe (Hallo? Wieso das denn?) nichts.




Die Songs von INVETERATE ENEMY:

- No More Mistakes
- Unbreakable
- Versus The Mirror
- Time Wasn't On My Side
- Concert Lights
- Close My Eyes
- Until The End
- Like You (feat. Joe von LURID LISHAPED)


Last but not least geben CARRION BAY dem bestens gelaunten Publikum den Rest. Keine Cleanparts dafür umso mehr Hardcore-Geshoute gibt’s bei diesem Wiener Quintett, das vor energiereichen Songs nur so strotzt. Von Anfang an wird hier auf hohem Niveau geprügelt. Satte Breakdowns sorgen außerdem für den nötigen Schuss Moderne. CARRION BAY spielen zwar wieder vor etwas mehr Fans, aber so ganz wird in Sachen Stimmung kein Headlinerstatus mehr erreicht, was sie aber nicht davon abhält das Escape in Schutt und Asche zu slammen. Trotz des extremsten Stils kann die Band durch den besten Sound am heutigen Abend punkten, humorvolle Songtitel inklusive. „Es ist wirklich eine Ehre heute hier für euch zu spielen!“ verkündet Sebi am Mikro und leitet „Your Mum Takes Anabolics“ ein. Selbiger brüllt bei den Songs ins Mikro, als gäbe es kein Morgen, während Drummer Jens einen Halftime nach dem anderen vom Stapel lässt, was durchaus auf ihre kommende EP neugierig macht, für die sie am nächsten Tag das Studio entern werden und die sie im Frühjahr 2010 erscheinen soll. CARRION BAY wirken ebenso sympathisch und bewegungsfreudig wie ihre Vorgänger, speziell Sebi gibt alles, indem er wie wild herum hüpft, große Gesten macht und seinen Schädel hin und her reißt. Ein letztes Mal gibt das Publikum alles und startet einen Pit – wieder mit vielen Kicks und blauen Flecken. „Ihr seid wirklich Bestien!“ bringt es Sebi schließlich auf den Punkt. CARRION BAY waren somit ein sehr guter Abschluss für einen gelungenen Abend!





Die Songs von CARRION BAY:

-Mark My Words
-The Bigger They Are, The Harder They Fall
-U.M.T.A (Your Mum Takes Anabolics)
-KnuckleFuck
-In Diana Jones
-Do You Believe In Bratwurst
-Point Blank Range


Tja, die Wiener Metalszene ist definitiv lebendiger denn je! Für diesen überaus geilen Abend hat man übrigens dem House Of Music Verein zu danken, der wieder einmal durch gute Organisation punkten konnte!


www.myspace.com/arsresidetinsomnio
www.myspace.com/chaosbeyond
www.myspace.com/inveterateenemy
www.myspace.com/carrionbay
www.houseofmusicrec.at

Doano
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Beitrag vom 22.12.2009
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