SATYRICON   SHINING   DARK FORTRESS   NEGURA BUNGET  
10.12.2009 @ Szene

Narzistisch, erhaben, ehrgeizig, perfektionistisch – alles Eigenschaften, die Eigenbrödler Satyr wohl am besten beschreiben. Genie oder Wahnsinn? Arrogant oder eher missverstanden? Alles Dinge, über die sich ohne Zweifel streiten lässt. Klar ist aber, dass Satyr mit seiner Band SATYRICON trotz oder viel mehr gerade wegen seiner Eigenart eine derart starke und professionelle Band am Start hat, wie sie heutzutage nur noch selten zu sehen ist. Die letzten beiden Alben „Now, Diabolical“ (2006) und „The Age Of Nero (2008) sind Beispiele für wahre Eingängigkeit und Groove – schick verpacktt in ein episches Black Metal Gewand. Trueness hin oder her – SATYRICON zählen definitiv zur Speerspitze des europäischen Metal. Das bewiesen sie einmal mehr in der Szene Wien.

Leider kamen wir zu spät an, um noch in den Genuss des Black Metals von NEGURA BUNGET zu kommen.

Dafür aber rechtzeitig zu DARK FORTRESS: Die Deutschen spannen das Black Metal Netz weiter und flochten kleine aber feine Deathfäden mit ein. Der Sound war gut, die Stimmung im Publikum ebenso und so konnten die mit Corpse Paint bemalten Deutschen mehr und mehr Leute vor die Stage ziehen. „Wer weiß, was ein Circle Pit ist?“ fragte Fronter Morean. Ein Mädchen in der Crowd schien es zu wissen. Grinsend zeigte Morean auf sie uns sagte „DU bist der Circle Pit!“ und weiter ging die Prügelei. Obwohl die Mannen zeitweise etwas müde wirkten – vielleicht zehrte ja die erste Tourwoche bereits an ihren Kräften – war es dennoch ein solider Gig des Sechserpacks.



Der Suicidal-Black Metal von SHINING lud danach zum „fröhlichen“ Traurigsein ein. Ihrem Stil alle Ehre machend, fuhr ein Song nach dem anderen brachial, verzweifelnd und niederschmetternd über die Köpfe der MeHes hinweg. Obwohl die Schweden, allen voran Vokalist Kvarforth, bekannt für ihre Schrägheit auf der Bühne sind, gab’s am heutigen Tage keine Selbstverstümmelung und keinen Konsum von Körperflüssigkeiten. Konsumiert wurde dafür aber literweise Alkohol. Mehr Show hatten SHINING aber ohnehin nicht nötig, denn auch ihr Auftritt war mehr als solide. Vor mittlerweile ziemlich voller Szene schlugen besonders Hits der Marke „Claws Of Perdition“ ein.



Bereits beim Umbau zu den Headlinern gab’s einen besoffenen Stagediver – na da hat jemand den Sinn dieser Tätigkeit nicht ganz verstanden. Viel zu lange dauerte es, bevor SATYRICON endlich die Bühne enterten, denn die Roadies waren noch damit beschäftigt, selbige von jeglichen Unreinheiten zu befreien: Jedes Fuzerl, jeder Fleck musste verschwunden sein bevor die Musiker ihren Gig begannen. Angeblich sollen SATYRICON ja schon richtig pingelig sein, was das anbelangt. Doch Gerüchte interessieren uns heute nicht, wir wollen Musik!
Endlich ging das Licht aus und unter einer ersten Jubelwelle ertönte die epische Intro. Natürlich erschienen zuerst Satyrs Mitstreiter, bevor sich der Chef selbst unter deutlich mehr Applaus blicken ließ. Erhaben und umringt von seiner Bangmiliz strahlte der Frontmann eine derartige Macht aus, dass er die Menge sofort im Griff hatte. Mit „Repined Bastard Nation“ ging’s also los. Satyr war begeistert von der guten Stimmung und der zum Bersten vollen Szene, da blieb die böse Miene gar nicht lange im Gesicht. Wenn wir schon in Wien sind, können wir auch gleich gewisse Parallelen zu gewissen Wiener Musikern ziehen. Die Rede ist von Falco. Die Ausstrahlung, die Attitüde, nicht zuletzt sogar die Frisur erinnern an dieses Genie. Satyr – der Falco des Black Metals, klingt durchaus passend. "Wolfpack" war dann klar ein erster Klimax des Gigs; das Publikum wurde maximal eingebunden und die Köpfe schraubten in Scharen. „Prost!“ und der nächste Höhepunkt dröhnte transparent und scharf aus der PA: „Now, Diabolical“. Dass Satyricon täglich im Fitnessstudio trainieren, glaubte man angesichts dieser Bangausdauer gerne, denn alle außer Satyr rotierten den gesamten Gig nahezu durchgehend ihre Mähnen.



Gänsehautfeeling kam erstmals bei „Forhekset“ auf, ein Hammersong, bei dem Satyr die Fans die Refrain-Melodie mitsingen ließ. Mit „Black Crow On A Tombstone“ gab’s gleich den nächsten Hit, gefolgt von „Delirium“. An dieser Stelle muss man doch erwähnen, dass besonders die Songs der letzten beiden Alben eine Live-Wucht sind, denn bei „Delirium“ war doch ein kleines Stimmungstief zu verzeichnen. „You will love this next song!“, gab Satyr den Hellseher und warf der Meute den nächsten Brocken vor die Füße: „Die By My Hand“ und es herrschte wieder gewohnte Hochstimmung. Hier griff der Chef selbst zur Gitarre und leistete Keyboarderin Jonna Nikula und Drummer Frost in der Backline Gesellschaft. Den folgenden Song spielten Satyricon zum ersten Mal am Summer Nights (Earshot berichtete), ließ Satyr verkünden. Doch ein Herr aus dem Publikum unterbrach ihn durch lautes Geschrei. Schwupps war das Lachen aus Satyrs Gesicht verschwunden: „Shut the fuck up, man!“ Doch dann erhellte sich seine Miene wieder und er fragte höflich und grinsend: „Yes, what do you want, honey?“ Doch der Herr im Publikum hatte sichtlich keine Ahnung und fing einfach an zu klatschen. Sichtlich belustigt tat es ihm Satyr gleich und der Rest der Szene klatschte mit – einfach nur so – ähm, ja.
Zurück zu besagtem Song: „Den Siste“ wirkte besonders episch durch die drohenden Samples vom Keyboard. „The Pentagram Burns“ folgte als vorerst letzter Song. „Thank you so much, be proud of yourself!“ bedankte sich der mittlerweile verdammt gut gelaunte Herr am Mikro, als SATYRICON die Stage verließen.„Mother North“ wurde im Publikum angestimmt – Gänsehaut pur! Rufe nach „King“ erschallten. Klar, dass die Crowd noch lange nicht genug hatte.



Mit breitem Grinsen betraten sie dann noch einmal die Bühne, um mit „King“ den lang ersehnten nächsten Kracher vom Stapel zu lassen. Die Band und das Publikum gaben noch einmal alles. Satyr zeigte sich ein weiteres mal begeistert von Österreich und forderte einen Mosphit bei „Fuel For Hatred“, den er dann auch bekam – zwar nicht der tödlichste, aber für den ein oder anderen Bluterguss dürfte dieser schon gesorgt haben.Ein pitschnasser Frost wagte sich sodann hinter den Drumkesseln hervor um ein Bad im Jubel zu nehmen, Frau Nikula tat es ihm gleich. Jetzt war klar, was kommen würde. Wieder bildete die Crowd einen Chor und gab „Mother North“ zum Besten. Erhaben und doch beeindruckt von den Fans dirigierte Satyr den Fanchor, bevor der Rest der Band mit einstieg.
„Mother North“: klar spielen sie diesen Song jedes Mal, doch diese Hymne zündet wirklich immer und ließ auch heute niemanden kalt.

„Thank you so much“ hieß es dann ein letztes Mal, bevor sich SATYRICON unter riesigem Lärm verbeugten und eine verflucht dankbare Fanschar hinterließen.
Beim Abbau ertönte dann noch „This Is The End“ von THE DOORS – einen herrlicheren Kontrast konnte es nach diesem exzessiven Black Metal Abend kaum geben.
www.satyricon.no

Doano
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Beitrag vom 21.12.2009
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