MUFF POTTER   CHRIS WOLLARD & THE SHIP THIEVES  
05.12.2009 @ Szene

Nach 16 Jahren Bandgeschichte und 10 Auftritten in Wien, steht MUFF POTTER das letzte Mal auf einer österreichischen Bühne. Bei so einem geglückten Abschiedsfest schauen wohl auch die Fans mehr durch ihr lachendes Auge.

Wenn alles so pünktlich startet wie heute in der Szene, kann es schon mal passieren, dass man die erste Supportband (DRAG THE RIVER) verpasst. Aber leider pünktlich genug für CHRIS WOLLARD & THE SHIP THIEVES, die man getrost verpassen hätte können.

So wie HOT WATER MUSIC-Bandkollege CHUCK RAGAN, ist nun also auch Chris Wollard mit seinem Soloprojekt unterwegs. Bei unterschiedlichen Line-Ups – Ragan mit Acoustic-Set, Wollard im Standard Rock-Set mit zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug, Gesang – setzen beide auf ruhigere Sounds. Nur geht dabei bei WOLLARD & THE SHIP THIEVES die Spannung völlig flöten. Technisch sind die Songs wirklich gut gemacht, gut arrangiert, mit einer überzeugenden Singstimme als Krönung – auch der Sound lässt heute Abend kaum etwas zu wünschen übrig – das nötige Etwas fehlt aber leider. Die Songs sind zu lang, mit zu vielen kleinen Gitarrensolos dazwischen und gehen schließlich zu Ende, ohne dass sie jemanden mitgerissen oder überrascht hätten. Chris hat es wohl angepisst, dass das Publikum nicht so richtig mitgeht. Die Frage ob wir denn gut drauf sind, hat er für sich schon längst beantwortet – aber ganz unschuldig daran ist er auch wieder nicht.



„Ab morgen können wir unsere restlichen Konzerte an einer Hand abzählen“. „Dann können wir uns die Zweite ja abhacken“. Es schwingt gehörig Sentimentalität mit, wenn MUFF POTTER ihr letztes Konzert in Österreich spielen. Warum sie sich auflösen, ist nicht ganz klar; irgendwann muss anscheinend Schluss sein und bei MUFF POTTER ist nach 16 gemeinsamen Jahren, jetzt dieses irgendwann gekommen. Eigentlich schade, denn gerade heute Abend zeigen sie, dass sie eine super eingespielte Band sind, mit guten Songs und einer gar nicht so kleinen Fanszene in Wien. Es wird mitgetanzt, ein bisschen gemosht und am Ende gibt’s noch ein paar Crowdsurfer – gut das Publikum war tendenziell jünger, aber dennoch ist es in Wien ja nicht so leicht die Crowd zur aktiven Beteiligung zu animieren. MUFF POTTER gelingt das mit links und vor allem mit den alten Songs, wie den „Bordsteinkantengeschichten“ – „Unkapputbar“ wird live so abgewandelt, dass man beim mitsingen nicht mehr falsch einsetzen kann: Danke! (Falsch einsetzen ist manchmal ein klein bisschen peinlich, vor allem wenn man aus voller Brust losschreit.)



Sie dürfen ruhig stolz auf ihre Leistungen sein, wie Sänger Nagel in einer Ansage erwähnt: Heute Abend ist eine gelungene Abschiedsfeier. Man konnte noch mal die schönen Augenblicke (die alte Songs) rekapitulieren. Und dass die Band mehr durch ihr lachendes, als ihr weinendes Auge schaut, wie Nagel versichert, macht den Abend zwar ein bisschen sentimental, aber nicht rührselig. Nach 16 Jahren Bandgeschichte darf Sentimentalität schon sein.
www.myspace.com/muffpotter

doubleRR
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Beitrag vom 10.12.2009
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