NEXT GENERATION OPEN AIR TAG2: POISONBLACK   BELPHEGOR   HOLLENTHON   IZEGRIM   VARG   ULTRAWURSCHT   ARTAS   FUCK YOUR SHADOW FROM BEHIND   PRIVILEGE OF APPROVAL  
15.08.2009 @ Flugplatz Sportunion

Tag 2 war angebrochen. Da die ersten Bands schon um 10:00 Uhr auf die Bretter mussten, was im Endeffekt mit Verzögerung auf ca. 10:30-11:00 Uhr hinauslief, hörten wir uns die ersten Bands neben einem gemütlichen Frühstück und ein paar Einsteiger-Bier an. Aufraffen und die 40m zur Bühne gehen, konnten wir uns erst bei PRIVILEGE OF APPROVAL. Nach dem Line-Up wäre das die zweite Band des Tages gewesen, dem war aber nicht so. Ein unverständliches Durcheinander machte es für mich schwer abzuschätzen, welche Band als nächstes kam. Es wurden Slots getauscht und ein paar Bands wie z.B. die JAPANISCHEN KAMPFHÖRSPIELE, DARKFALL und, zur Enttäuschung aller, DESTRUCTION sagten ab.

PRIVILEGE OF APPROVAL lockten ca. 50 Leute vor die Bühne, was für die Uhrzeit nicht einmal so schlecht war und auch die Stimmung war ganz gut. Nicht umsonst entstand ein - von den Ausmaßen her - riesiger Circle Pit, wenn auch mit niedriger Teilnehmerzahl. Die Jungs aus Rottenmann heizten die Menge zu einer kleinen Wall Of Death an, an der eigentlich, außer der niedrigen Beteiligung, nichts auszusetzen war. Mit Sprüchen wie: „Wir san do auf kana Kinderjausen! I wü an Circle Pit!“ und der Aufschrift „Mosh“ auf der Rückseite des Basses stachelte man die Crowd auf. Nicht einmal die Finnen von CRIMFALL ließen sich das Spektakel entgehen. Sie verbrachten fast den ganzen Tag am Festivalgelände und genossen die schöne Landschaft sowie die Bands.




Als nächstes gaben FUCK YOUR SHADOW FROM BEHIND ihr Können zum Besten. Die Truppe mit zwei Sängern wirkte noch sehr jung, dafür war ihr Tempo ziemlich rasant. Mit ihrem deutschsprachigen Deathcore waren sie auf jeden Fall eine Abwechslung im Billing des Next Generation Open Airs. „Es War Die Zeit“ ist ihre Hymne gegen Faschismus. Sie ließen die anwesenden Zuhörer den Mittelfinger gegen Neonazis und Faschisten heben. An der Gitarre hatten sie einen Ersatzmann namens Miko, der sich trotz Anstachelungen seiner Kollegen, einfach nicht auf der Bühne entblößen wollte.

Nun war es Zeit für die spaßige Truppe aus Wien mit dem Namen ARTAS. Mit ihrem mitsingtauglichen Thrash Metal lockten sie etwas mehr Menschen vor die Bühne. Obwohl die Herrschaften auf der Stage trotz Hitze komplett schwarz gekleidet waren, strotzten sie nur so vor Energie. Schlagzeuger und Bassist waren während der kompletten Show vermummt wie Banditen, letzterer ließ es sich nicht nehmen, von der Bühne zu steigen und den Circle Pit selbst anzuheizen. Sie sprangen herum als ob es keine Sonne geben würde. Trotzdem kam es zu dem Ausspruch: „Wir brauchen keine Sonne, wir brauchen Dunkelheit!“ Generell waren die Herren sehr sprachgewandt. Sie erkundigten sich nach dem Musikgeschmack einiger Besucher, als diese mit CANNIBAL CORPSE entgegneten, rief der Sänger nur: „Wir sind nicht CANNIBAL CORPSE!“ und schon ging‘s weiter. Ziemlich beeindruckend war das Cover von COOLIO „Gangsters Paradies“, das jeden sich noch so „True“ vorkommenden Kuttenträger, ein Schmunzeln ins Gesicht zauberte.



Wer auf einem österreichischen Festival natürlich nicht fehlen darf, ist ULTRAWURSCHT, der Erlöser aller hungrigen Festivalgeher und der Schrecken aller Festivalorganisatoren.
Ein schräges Intro, wie es nur von den Austro-Bavarian kommen kann, ertönte. (Jubel jubel freu freu, Jubel jubel freu freu…) Der leere Raum vor der Bühne wurde voller und voller. Dass sich die vier Herren nicht wirklich ernst nehmen, dafür umso mehr Spaß auf der Bühne haben, zeigte eigentlich alles an ihnen: Die Texte, Songtitel, das Outfit, das Auftreten und ihre Fans. So hatten sich einige Fans die tolle Idee ausgedacht, die Wurscht-Krieger mit dem Namen ULTRAWURSCHT mit dem verfeindeten Käse zu bewerfen. Während die altbekannte Wurscht-Bazooka abgefeuert wurde, mussten Drummer, Bassist und Gitarrist immer wieder Käsebrocken und Senf-Geschossen ausweichen. Zitat Drummer Hans Wurst: „Bis I nu wos ins Aug kriag! I hob Kas auf da Setlist, I konns scho goar nimma lesn!“ Besser aber war noch: „Der Veranstalter hat uns gebeten folgendes durchzusagen: Es miassts vü mehr saufn! Es sads a Schond fia olle biersaufenden Österreicher! Wer nix sauft, fliagt ausnohmslos vom Festivalgelände!“ Währenddessen erzählte man die Geschichte der „Werwurscht von Simmbad“ oder „Cheese Ass Built My Hot Dog“.



Bei letzteren kam Sänger Dr. Mett Wurscht im String-Tanga, mit einem Karton Käse umgeschnallt, auf die Bühne. Der Drummer meinte, dass man ihn am besten beschießen solle. So war’s dann auch, die Bühne wurde verwüstet. Die Crew auf der Bühne stellte Sachen, wie z.B. die Banners vor die Verstärker damit nichts kaputt geht. Darüberhinaus kamen dann noch andere Bands auf die Bühne und rissen ihm den Karton Käse vom Leib und verschenkten ihn an die tobende Menge, die weiß Gott was mit ihm anstellte. Kurz darauf kamen sogar einige Leute aus dem Publikum auf die Bühne, während die Securities regungslos dastanden. Die Fotografenkollegen berichteten sogar, dass es einen Circle Pit im Fotograben gegeben hatte. Die Situation eskalierte so weit, dass der verzweifelte Tontechniker den Sound abdrehte und die Securities bat, die Bühne zu räumen. Nun entbrannte eine wilde Konversation zwischen Leuten im Publikum und der Crew im Soundturm. ULTRAWURSCHT meinte nur: „He reists eich zom, es schofft‘as nu, dass uns von da Bühne owi snipern!“ Nach ein paar Sekunden Pause ging es schon wieder weiter. Drummer Hans Wurst entdeckte ein paar Wikinger in der Menge: „Gibt es auch ein paar Wurst-Kinger?“ Die Menge war nicht mehr zu bremsen. Beendet wurde die einmalige Show mit, wie hätte man es anderes erwarten können, dem Verteilen von Würsteln.

So eine Show war für VARG schwer zu toppen. Sie gingen es ganz locker an, trieben sich erst Mal vor der Bühne herum, sprachen mit den Fans und verteilten Bier vom Backstage Bereich. Das Sprichwort: „Sie nehmen den Reichen und geben den Armen“ war nicht mehr ganz passend, denn es tauchten Gerüchte auf, dass der Auftritt von VARG fraglich war, da die Kosten für die Bühne angeblich nicht gedeckt waren. Alle Leute waren schon ziemlich nervös und gereizt. VARG gingen schließlich selbst auf die Bühne, klärten die wartenden Menschen auf und entschuldigten sich.
Schließlich ging es nach einer Weile doch noch los - und das Warten hatte sich wirklich gelohnt. Die Bayern hatten als einzige Band kleine, aber feine, Pyro-Effekte, darüberhinaus wird man sie in dieser Besetzung nie wieder spielen sehen. Ihr Sänger war nämlich an einer schweren Krippe erkrankt, deshalb mussten der Bassist und der Gitarrist während der sechsstündigen Autofahrt die Texte lernen. Das wäre nicht nötig gewesen, denn die Fans schienen die Texte auswendig zu können. Am Schluss wird noch nach einem Wunschlied gefragt. Man entschied sich für „Wolfszeit“. Die bayrischen Viking Metaller meinten am Schluss nur: „Wir waren schlecht, doch ihr ward geil!“ Auf jeden Fall machten sie gehörig Stimmung und ließen die Wikingerherzen höher schlagen.



Langsam wurde es Abend. Es war Zeit für die Holländer von IZEGRIM. Die sympathische blonde Frontfrau machte einen sehr schüchternen Eindruck, doch ihre Stimme warf so ziemlich jeden um. Man hätte meinen können, uns erwartet eine opernhafte Frauenstimme, wie die der Dame mit dem Wikingerhelm in der Oper. Dem war nicht so, viel mehr ähnelte die Stimme dem rein gutturalen Gesang von Angelika Gossow. Beim ersten Song musste noch einmal abgebrochen werden, da der Soundcheck wohl doch nicht einwandfrei geklappt hatte. Nichtsdestotrotz lieferten sie eine thrashige Show, die so manchen bestimmt überrascht hat.

HOLLENTHON lockten so ziemlich die größte Menschenmasse vor die Stage. Mit ihrem Symphonic Black Metal, dem eingespielten Orchester und Chor im Hintergrund, lieferten sie eine epische Show. Die Lichteffekte machten das Spektakel noch eindrucksvoller. Der Sound war bei den Wienern wahrscheinlich am besten, sowohl hinten als auch vorne hörte man alle Instrumente transparent heraus. Man sah ihnen an, dass sie schon ziemlich mitgenommen von dem Chaos und den Strapazen waren. „Bald habt ihr’s geschafft! Wenigstens hat es nicht geregnet!“ meinte Frontman Martin Schirenc. Sonderlich begeistert klang das nicht. Man bediente sich vieler Songs des neuen Albums „Opus Magnum“ und einiger Klassiker wie „Einst Waren Wir Könige“ oder „To Kingdom Come“. Sogar der ULTRAWURSCHT Gitarrist traute sich auf die Bühne, um HOLLENTHON zu sehen. Diese Band riss so manchen weniger begeisterten Festivalbesucher in die Höhe.



Nun war es Zeit für etwas schwärzere und blasphemischere Klänge. Wer wäre dazu besser geeignet als die Salzburger von BELPHEGOR? Ihre Fans hatten sie reichlich dabei, in deren Reihen sie auch mächtig Stimmung machten. Die anderen sahen sich einfach genüsslich die ultra-bösartige Show und das hochtechnische Shredding und Blasting der Salzburger an. Der Soundcheck umfasste für Helmut, den Frontman, hauptsächlich wüste Beschimpfungen, ausschließlich auf Englisch natürlich, und das gelegentliche Aufheulen der Gitarre. Das einzige Mal, wo sich Helmut ein paar deutsche Worte entlocken ließ, war als jemand im Publikum ihn mit „Helmut, du schwule Sau!“ beschimpfte. Er entgegnete mit folgenden Worten: „Halt die Goschen du Jugo!“. Generell war die Konversation mit dem Publikum eher karg und primitiv, was man von ihnen aber gewohnt ist, dafür war der Sound spitzenklasse.



Danach kam die Enttäuschung des Tages. Der Veranstalter hätte sich keinen schlechteren Zeitpunkt aussuchen können als direkt vor der anstehenden Show von DESTRUCTION ihren Gig abzusagen. Die Leute im Publikum tobten vor Wut, sodass einer die Sache direkt mit dem Veranstalter klären wollte und die Bühne stürmte, doch von den Securities zurückgehalten wurde (was so ziemlich die einzige Aktion war, bei der die Securities wirklich arbeiteten). Die tobenden Leute vor der Bühne zerstreuten sich langsam und auf die Stage kamen POISONBLACK. Obwohl sie am wenigsten dafür konnten, bekamen sie auch einiges ab. Bierdosen flogen, DESTRUCTION-Chöre wurden gestartet. Es dauerte eine Weil bis sich die Meute beruhigte. Dafür lieferten POISONBLACK einen rockigen Gig. Ihnen war durchaus bewusst, dass sie es hier mit einer besonders schwierigen Crowd zu tun hatten, doch sie zeigten sich nicht sonderlich beeindruckt von der ganzen Affäre und lieferten einen Headliner-passablen Gig und ließen den Abend mit einem etwas weniger harten und eher rockigeren Sound ausklingen. Denn mit der Zeit taute die Band ebenso wie das Publikum immer mehr auf und es wurde doch ein erfolgreicher Gig. Somit holte man doch noch das Bestmögliche aus einem ziemlich chaotischen Tag heraus.



Tja, das war’s auch schon. 2 Tage Festival in der Steiermark. Es war nicht das beste Festival, keine Frage. Doch es gab ebenso sehr positive Punkte die hervorzuheben sind.


Unsere Flops am NEXT GENERATION OPEN AIR:

-Keine Festivalbändchen. Gut, die wurden angeblich nach China geschickt, dafür kann der Veranstalter nichts! Trotzdem, für Sammler eher bitter. Dafür soll man aber auf Anfrage ein Bändchen zugeschickt bekommen.
-Sanitäranlagen. Zu wenige Dixies, keine Duschen.
-Sound war teilweise doch recht schlecht, der Soundturm stand definitiv zu weit vor der Bühne!
-Securities. Absolut unfähig diese Leute, unbedingt beim nächsten Mal eine andere Security-Firma!
-Running Order. War viel zu chaotisch. Beim nächsten Mal bitte Zeitplan einhalten. Eine Running Order in schriftlicher Form gab’s leider keine zu verteilen.
-Catering. Etwas mehr Auswahl hätte nicht geschadet.
-Merchandise (bzw. Festival T-Shirts) wären geil gewesen.
-Zu wenig Werbung. Wer die Wirkung der Werbung unterschätzt, schießt sich selbst ins Knie.


Unsere Tops am NEXT GENERATION OPEN AIR:

+Location. Fast nicht zu übertreffen. Auf der einen Seite der Flugplatz, auf der anderen Seite der Grimming. Nur noch geil.
+Feuerwehr. Die Party-Hengste schlechthin. Haben am verdammt heißen, zweiten Tag fast pausenlos mit dem Feuerwehrschlauch die Leute nass gemacht. Sehr erfrischend und vor allem spaßig. Unbedingt nächstes Mal wieder!
+Sanitäter. Haben ihren Job sehr ernst genommen, sind sogar durchs Gelände patroulliert, um sicher zu gehen, dass es auch jedem gut geht.
+Stimmung. Obwohl bei weitem nicht 500 Leute anwesend waren, war die Stimmung umso größer, Respect an alle MeHes!
+Bands. Von der kleinsten Local-Band bis hin zum größten Headliner. Jede Band gab Vollgas und lieferte ein hohes Maß an Professionalität!
+Preise. 2,50 für ein Bier zahlt jeder Metaller gerne! Prost.
+Lage Campingplatz. 50 Meter vom Zelt zur Stage schafft man sogar mit 2,8 Promille noch!

Alles in allem war das NEXT GENERATION OPEN AIR doch ein gutes Festival. Gut, es gab teilweise erhebliche Mängel in der Organisation, aber beim ersten Mal gibt’s immer ein paar Kinderkrankheiten, auch wenn diese hier etwas heftiger ausgefallen sind. Aber in diesem Festival steckt irrsinnig viel Potential! Da bleibt uns nur noch eines zu sagen: Leute, unterstützt dieses Festival!


FOTOS + E-CARDS
www.ngoa.at

Stoney
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Beitrag vom 26.08.2009
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