NEXT GENERATION OPEN AIR TAG1: ENDSTILLE   EQUILIBRIUM   NORTHER   CRIMFALL   MORS PRINCIPIUM EST   TÝR   EXILIA   MASTIC SCUM    DESERT SIN   EMBRYONIC   WARLORDS   SYMPATHY FOR NOTHING   ...  
14.08.2009 @ Flugplatz Sportunion

2009 ist das Debütjahr für das NEXT GENERATION OPEN AIR. Ein Festival dessen Intention darin liegt, jungen talentierten Bands eine Chance zu geben, neben berühmten Bands, vor großem Publikum aufzutreten und zu überzeugen. Tja, was soll man dazu sagen, die Idee hinter diesem zweitätigen Event klingt schon mal mehr als fair. Dennoch gingen wir mit (zugegeben) eher niedrigen Erwartungen an die Sache ran. Ein Festival mit so vielen Localbands? Wird da die Bühne überhaupt was Gescheites sein? Das ganze soll auf einem Flugplatz in Niederöblarn stattfinden? Werden die Preise nicht vollkommen überteuert sein? Kommen überhaupt genügend Leute?

Gleich vorweg: Einige unser Befürchtungen (wohlgemerkt nur einige) lösten sich gleich bei unserer Ankunft in Luft auf. Trotz fehlender Beschriftung, fanden wir doch leicht zum Festivalgelände, denn der Flughafen war ohnehin angeschrieben. Schnell am Parkplatz, in zu verkraftender Nähe zur Campingarea geparkt und auf ging´s! Uns bot sich ein schlichtweg verdammt geiles Bild:
Das Campingareal war nicht mehr als 30 Sekunden (!) Fußweg von der Stagearea entfernt. Der Mundartausdruck „gmiadlich!“ trifft es ziemlich genau. Die Stage war riesig – viel größer als wir es erwartet hätten, denn ihre Größe war in etwa mit der der Kaltenbach Stage zu vergleichen. Über allem thronte der riesige Grimming-Berg, dessen Spitze zunächst geheimnisvoll in Wolken getaucht war. Hinzu kamen spektakulär niedrig fliegende Segler und Propellermaschinen, die genau über der Festivalarea zum Landeflug für die dahinter liegende Landebahn ansetzten. Uns war sofort klar: Die Location ist kaum zu übertreffen!
Schnell unsere Mates am Campingplatz begrüßt und auf ging’s zur Stage, die erste Band zu checken.

SYMPATHY FOR NOTHING waren (leider schon 40 Minuten verspätet!) gerade beim Soundcheck. Gut, kann man verstehen, die erste Band am Festival – da müssen sich die Tontechniker bestimmt erst einarbeiten. Leider hatten wir, wie wir im Laufe des Festivals erfahren mussten, nicht recht gehabt. Denn der Zeitplan wurde so gut wie nie eingehalten. Dennoch blieben die fünf Oberösterreicher locker und wir kamen auch schon in den Genuss von Richard Thallinger’s verdammt guten Leadvocals, als er beim Mikrocheck mal schnell SERJ TANKIANs „Empty Walls“ dahinträllerte. Leider konnten sich aufgrund des Sauwetters vom Donnerstag auf Freitag nur wenige aus ihren pitschnassen Zelten ziehen lassen, denn auch am Freitag Vormittag war es noch ziemlich nebelig und feucht. Aber trotzdem wurden die geschätzten 20-30 Köpfe vor der Bühne gehörig vom Rock-Metal-Mix der Herren mit satten Riffs, guten Hooklines und gut passendem Clean/Growl-Geang vollgepumpt. Awards wie der International Live Award 2008 und Best Young Drummer Austria 2008 sagen schon genug: Diese Band rockt! Beim Song „Bang Your Fucking Head“ wird außerdem auch der musikalische Knüppel rausgeholt. Fein.



Die nächste Band, in deren Genuss wir kamen, war CORPSE FOR BREAKFAST. Ein wahrlich bunt gemixter Haufen – zumindest vom Aussehen her. Doch was die vier Steirer boten, war fetter Grindcore, versehen mit vertrackten Beats und vielen moshbaren Passagen. Da lag es auf der Hand, dass die (immer noch kleine) Crowd fleißig moshte und sich zu einigen Circle Pits animieren ließ. Sogar eine 8-Mann, aber kaum weniger tödliche, Wall Of Death kam zu Stande. Spielfreudig und mit geilem „Signature“-Headbanging des Sängers, blieb uns diese Combo in Erinnerung.

Richtig authentisch wurde es dann mit WARLORDS, die feinsten 80er Heavy Metal boten. Obwohl einige New-Schooler sich fix fax aus dem Staub machten, blieb doch eine sehr gut gelaunte Menge vor der Stage und es wurde massig Stimmung gemacht. Leider waren die Gitarren um einiges zu leise, was angesichts der thrashigen Riffs schon sehr schade war. Die Band hatte aber trotzdem sichtlichen Spaß am Aufgeigen und den vier Herren und der Dame wurden reichlich erhobene Fäuste und tobender Applaus gespendet. Sowas von true!

Die Lokalmatadoren von EMBRYONIC haben ja schon viel von sich hören lassen. Da war die Earshot-Crew natürlich besonders aufmerksam am Zuhören. Doch man muss schon sagen, ihr melodischer Thrash/Death tritt mächtig in den Arsch! Finger, die über die Saiten fliegen, ein durchgedrücktes Gaspedal in Sachen Drumming und hasserfüllte Vocals, machen diese Band aus. Passende Rhythmuswechsel lockern den Vollgas-Bombenteppich immer wieder auf und es wird gehörig gegroovt. Leider wurden auch sie vom schlechten Sound nicht verschont, denn die Gitarren waren zwar laut genug, klangen dafür aber viel zu verwaschen, somit gingen einige wohltuende Melodien einfach in der Soundwelle unter. Drauf geschissen, denn Showeinlagen wie z.B. das Greifen am Instrument des anderen (wie pervers!) machten alles wieder gut. Alles in allem ein sehr solider Gig der Ennstaler!



Große Pluspunkte konnten GODDAMNED X beim Publikum einheimsen. Denn sie ließen sich trotz einer Fußverletzung von Gitarrist Fred nicht aufhalten, auf hohem Niveau zu rocken! Da wurden die Solos eben kurzerhand vom Hocker gezockt! Obwohl ein leichter Publikumsrückgang zu verzeichnen war, ließen sich die Wiener nicht aufhalten und groovten einen Brecher nach dem anderen aus den Boxen. GODDAMNED X haben wieder einmal bewiesen, dass sie eine spitzen Liveband sind!

Nach dem eher modernen Sound von GODDAMNED X, wurde es jetzt wieder Zeit für traditionellere Töne. Ähnlich wie die WARLORDS, machten es sich die fünf Mannen von DESERT SIN zur Aufgabe, auch etwas Old-School Heavy Metal unters junge Volk zu bringen. Neben der präzisen Instrumentenführung seiner Kollegen, konnte vor allem Sänger Sandro Holzer mit seiner hohen Trällerstimme punkten. Gut, das mag nicht jedermanns Sache sein, doch mir als Klargesang-Fan gefiel’s! Natürlich lag der Schwerpunkt der Nummern am 2009er Erstlingswerk „Edge of Horizon“. „Shadow Queen“, „Temple Of The Shadow“ und das finale „Tears In A Prophet’s Dream“ sind wahre True Metal Leckerbissen!

Einen guten Kontrast boten dafür MASTIC SCUM, die mit schweren Grind/Death Geschützen auffuhren. Die Wiener sind wahre Stimmungskanonen und so wurde vor der Bühne mehr als ein fader Kopfnicker zur Headbangmaschine. Immer wieder bat Sänger Maggo, die im Hintergrund sitzenden Zuhörer vor die Bühne, um mit abzufeiern. Und siehe da, man muss nur oft genug auffordern, um auch diese Memmen ans Geländer zu locken. Der fette Groove ihrer Songs und die herrlich Grindcore-typischen Intros (die nebenbei bemerkt, sogar die Band selbst oft zum schmunzeln brachte) sorgten für fette Stimmung und zum Schluss gab’s sogar noch einen netten Moshpit.



Gerade noch über die Tattoos von Sängerin Masha gelesen, hatten wir auch gleich Gelegenheit, uns von ihren gesanglichen Künsten zu überzeugen. Die Italos von EXILIA waren nämlich als nächste am Start. Wer den Sound von EXILIA nicht kennt: Klingen im Wesentlichen wie GUANO APES, nur mit heftigerer Metal-Schlagseite. Klingt fein, ist es auch. Auch sie konnten wieder einen Publikumszuwachs verzeichnen, denn ihre Songs sind um einiges leichter zu verdauen als die Grindwalzen von MASTIC SCUM. Gitarrist Elio stach außerdem mit seiner Mick Thomson Signature Axt ins Auge.
Am Ende eines coolen Gigs hieß es schließlich: „I hate Britney Spears!“ – Jubel in der Menge - „But I love PANTERA!“ – die Crowd tobte. Schließlich erklangen die ersten Töne von „Cowboys From Hell“ und es ging gar nichts mehr! Diesen Song live zu hören ist einfach verdammt geil, da war auch die Tatsache, dass Sängerin Masha leider überhaupt nicht textsicher war, absolut vergeben.

Am Fanansturm merkte man bereits: Es war Zeit für TÝR! Dass sich diese Band gerade auf der Überholspur befindet, war mehr als ersichtlich, denn rückblickend kann man sagen, dass die vier Heiden von den Färöer-Inseln zu den stärksten Publikumsmagneten dieses Festivals zählten. Diese ließen auch nicht lange fackeln und schmissen uns mit „Hold The Heathen Hammer High“ gleich den ersten Hit vor die Füße. Der mehrstimmige Gesang der Band ließ sofort zum Mitsingen animieren und mit „Sinklars Visa“ und „Trondur I Gotur“ ging’s sodann auch feuchtfröhlich weiter. Doch nicht nur die Fans, sondern auch die Band selbst waren in Partystimmung. Gitarrist Terji Skibenæs vergewaltigte sein Tremolo, Bassist Gunnar Thomsen war ständig am Dauergrinsen und sogar Sänger Heri Joensen ließ sich zu einem Scherz hinreißen: „I know it sounds like a cliche, but there is an old scandinavian saying: Everytime an emo kid cries… a viking comes and dismembers him!“ – die Fans jubeln. Außerdem kam die Hörerschaft endlich mal in den Genuss eines sehr guten Sounds, denn dank der passenden Transparenz im Sound, gingen keine Melodien unter. „Religion is bullshit!” hieß es wieder von Heri Joensen, um den nächsten Hit anzusagen: „The next song is called Hail…???, Hail…???“ Und die Crowd ergänzte: „Hail To The Hammer“!



Mit den deutschen Worten „Dankeschön, meine Freunde!“ mussten sich TÝR aber leider viel zu früh wieder verabschieden. Trotz der immensen Flut an Zugabe-Rufen, blieben die Veranstalter hart und schickten sie von der Bühne. Unsererseits absolut nicht verständlich, wieso gerade TÝR, die definitiv zu den stärksten Bands am NGOA gehörten, die Suppe des nicht eingehaltenen Zeitplans auslöffeln mussten. Schade, denn es war einfach gut zu hören, dass unter der derzeitigen Flut von 0815 Pagan-Mist auch noch echte Perlen zu finden sind!

Da hatten MORS PRINCIPIUM EST natürlich ein schweres Los gezogen, nach der riesen Feierlaune von TÝR, jetzt das noch verbliebene Publikum bei guter Laune zu halten. Aber Aussagen wie: „Australia, how’re you doing?“ waren da schon für Lacher gut. Natürlich gab’s gleich die Korrektur: „Wrong?“ "Österreich wie geht’s?“ Ihr melodischer Deathcore orientiert sich genau am Zahm der Zeit und kam natürlich dementsprechend gut an.



Nach dem kurzen Deathcore-Ausflug wurde es mit CRIMFALL wieder episch. Zwar konnten die Herren und die Dame aus Finnland nicht mehr ganz so viele Leute wie TÝR vor die Bühne holen, aber es wurde auch hier wieder einer der stärksten Auftritte am NGOA. Um es gleich vorweg zu nehmen: Wenn überhaupt, gab es kaum eine Band, die sympathischer rüberkam als diese Folkmetal-Combo. „This is the most beautiful place we have ever played in!“ hieß es von Sängerin Helena Haaparanta. Nahezu alle Tracks des Debutalbums “As The Path Unfolds…” wurden zum Besten gegeben und es wurde bewiesen, dass CRIMFALL-Kompositionen trotz ihres Bombasts absolute Livetauglichkeit besitzen. Die eingespielten Orchestersounds gingen zwar etwas unter, aber im Großen und Ganzen verloren die Songs kein bisschen an Epik. Auch die wirklich makellosen Livestimmen von Helena und Mikko Häkkinen waren ein wahrer Ohrenschmaus. „The next song is dedicated to this huge mount-doom behind us!” und es wurde dem Grimming, dem Berg, der im Nacken der Stage wie eine unüberwindbare Festung stand, gehuldigt. Helena traute sich zudem noch ihr (eigentlich sehr gutes Deutsch) zu präsentieren, indem sie kurz und bündig sagte: „Wir sind so stolz hier zu sein!“ Schließlich kletterte ein Fan über die Barrikaden und reichte ihr einen Becher Alkohol. „Booze is always welcome, at finnish bands!“ dankte sie dem Fan und es wurde zusammen angestoßen. „Was ist das?“ fragte Helena und irgendwo im Publikum hieß es „Whisky Cola!“. Die Leidenschaft, die CRIMFALL in ihre Live-Performance steckten, war ebenso zu hören wie zu spüren und so dankten es die Fans mit tobendem Applaus. Später erfuhren wir von Helena abseits der Bühne, dass dies der beste Gig war, den sie je hatten!



Die Melodic Deather von NORTHER hatten beim Soundcheck leider Probleme mit dem Drumset und dem Gesangsmikro, was ihnen bestimmt von der Spielzeit abgezogen wurde, denn auch sie durften keine Zugabe mehr spielen. Dennoch konnten sie das vorgegebene Niveau von CRIMFALL noch toppen. Der sehr gute Sound ließ alle Melodien und Solos direkt ins Ohr wandern. Gleich zu Anfang ließ uns Gitarrist und Anheizer Kristian Ranta wissen: „Es ist sehr schön, hier in Österreich zu spielen! Wir danken euch viel und Entschuldigung für mein scheiß Deutsch!“. Hits wie „Of Darkness And Light“, „Frozen Angel“ oder „We Rock“ wurden technisch souverän und mit sichtlich viel Spielspaß gezockt und gerockt. Das ließ auch die mittlerweile sehr angeheiterten Jungs von TÝR nicht kalt, denn Gunnar und Terji ließen sich zum Bangen im Fotograben blicken und boten dem NORTHER-Bassisten Jukka prompt einen Schluck aus ihrer Vodkaflasche an. Später enterten sie sogar die Stage und gingen zusammen mit den Jungs von NORTHER mächtig ab, was die beiden vielleicht doch etwas aufdringlichen Trunkenbolde gelassen nahmen. Auch NORTHER blieben uns als verdammt starke Liveband in Erinnerung, die neben TÝR und CRIMFALL zu den absoluten Highlights der beiden Tage zählten.



„So wie schauts aus bei euch, seid ihr bereit?“ Mit diesen Worten betrat EQUILIBRIUM-Sänger Helge Stang die Bretter. Es schien als würde dies das doch sehr unspektakuläre Intro der Münchner sein. Doch natürlich kam es anders. Rabengekrächze und eine Marschtrommel erschufen ein episches Bild, als die vier Herren und die Dame mit erhobenen Metalfäusten aus dem Schatten hervortraten. Bei EQUILIBRIUM wurde wieder in bester Pagan-Manier abgefeiert. Leider überschlug sich der Sound zunächst, was ziemlich nervend war, aber im Laufe des Gigs wurde dieser immer besser. Nachdem altbekannte Stücke wie „Unter Der Eiche“ oder „Blut Im Auge“ schon ziemlich gerockt haben, wurde sogar MICHAEL JACKSON Tribut gezollt, indem ein paar Takte „Billy Jean“ angespielt wurden und Sänger Helge mit schwarzem Hut zu sehen war. „Habt ihr wirklich verdammt viel scheiß Spaß?“ fragte er und ohrenbetäubender Jubel war die bejahende Antwort. Auch hier ließen sich TÝR wieder auf der Bühne blicken, um mitzufeiern. Als schließlich mit dem finalen „Met“ ein Kracher geboten wurde, ging’s auf der Bühne, vor der Bühne und sogar im Fotograben rund. Am Schluss waren die Hörner oben und es gab sogar noch eine Zugabe!



Leider waren ENDSTILLE als Headliner eher fehl am Platz, denn nach der Gute-Laune Musik von EQUILIBRIUM, hatte um diese Uhrzeit (der Zeiger ging schon in Richtung 01:00 Uhr morgens) fast keiner mehr Bock auf den aggressiven Black Metal der Deutschen. Während des Intros „Navigator“, erschienen die Herren wie gewohnt in Corpse Paint auf der Bühne. Kurz eingezählt und loß ging die Metzelei. Feuer unterm Arsch haben sie ja allemal, leider war der Großteil des verbliebenen Publikums eben schon zu müde, um derart abzugehen. Der traurigen Dinge nicht genug, war auch ihre Bühnenperformance etwas statisch, doch den Herren sei verziehen, denn mit Nocturnal Overlord an der Gitarre und Mannevond am Mikro mussten gleich zwei Aushilfsmusiker ins Boot geholt werden.



Trotzdem waren sie ein verflucht böser und mächtig Arsch tretender letzter Act für diesen Freitag am Next Generation Open Air.


FOTOS + E-CARDS
www.ngoa.at

Doano
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Beitrag vom 26.08.2009
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