MASTERS OF ROCK 2009 TAG3: BLIND GUARDIAN   STRATOVARIUS   EVERGREY   CRUCIFIED BARBARA   AXXIS   THE SORROW   LEGION OF THE DAMNED   KISSIN DYNAMITE  
11.07.2009 @ Areál likérky Jelínek

Am dritten Tage eines solchen Festivals inklusive Toilette im Wald, Glücksspiel beim Essen, vieler feiner Getränke – nicht zu vergessen, das Gelände ist auf einer Schnapsbrennerei – und natürlich einen Haufen starker Bands, zu denen abgegangen werden will, zehren die Kräfte schon etwas an einem. Vor allem da einige Speisen wirklich aussahen als wären sie schon mehrmals verspeist worden und Würste - nicht definierbar von welchem oder ob das überhaupt ein Tier war - musste man schon aufpassen, um nicht seinen Körper zu vernichten.

Doch wir ließen uns nicht erschüttern und standen bereits bei den Jungspunden von KISSIN´ DYNAMITE wieder vor der Stage, um deren energiegeladenen Show zu sehen. Eigentlich ohne viele Erwartungen, wollten wir einfach mal vorbeischauen bei der deutschen Truppe, doch was uns da erwartete, war sehr überraschend. Sehr professionell und spielfreudig gaben sich die Jungs, die alle um die 17 Jahre alt sind und ließen so manch alten Rocker wirklich alt aussehen. Eine Mischung aus Heavy Metal, mit Halford´schen Screams, Glam Elementen und einer Spur Trueness, begeisterten sofort und ließen die Haare fliegen. Vielleicht klingt diese Zusammenstellung recht abgedroschen, aber ich kann euch beruhigen, denn bei KISSIN´ DYNAMITE fliegen die Fetzen auf hohem Niveau. Durchdachte Hooklines, viel Energie und heftiger Rock treffen auf teutonische Elemente und eingängige Refrains, die zum Mitsingen einladen. „Let´s Get Freaky“, ist der perfekte Partykracher, während „Iron Fist“ vor True Metal nur so strotzt. Überraschend war auch, dass Sänger Hannes eine dermaßen starke Kopfstimme aus seinem jungen Körper herauspresst, bei der eben Rob Halford dieser Tage mehr als neidisch drein schauen sollte. Ein großer Tipp meinerseits!



Nach einer kleinen Pause am Metal Market war es wieder einmal Zeit für LEGION OF THE DAMNED. Wer die sympathischen, aber wütenden Holländer noch nicht kennt, hat wohl unter einem Stein gelebt. Auf etlichen Tourneen und Festivals bewiesen die vier Mannen, dass ein Live-Auftritt von ihnen eine Freude für Death/Thrash Jünger ist und so war es nicht weiter verwunderlich, dass diese Freude auch am Masters Of Rock aufkam. Mit einem anderen Intro als auf den Tourneen, starteten LEGION OF THE DAMNED fast schon theatralisch in ihr heftiges Set, das natürlich mit all ihren Hits vollgepackt war. Ansonsten denke ich nicht, dass noch viele Worte zu der Band verloren werden müssen.





Endlich ein Stückchen Heimat! Unser Vorarlberger Super-Export THE SORROW durfte schon das zweite Jahr in Folge auf die Bühne in Vizovice steigen und das sicher nicht zu Unrecht, denn unsere Burschen zelebrierten eine NWOAHM Show der Sonderklasse. Sowohl die Hits vom Debüt, als auch die neuen Tracks von „Origin Of The Storm“ kamen wunderbar bei den Tschechen an, die zwar wie am Vortag auch am Samstag durchwegs recht lethargisch wirkten, aber dennoch das eine oder andere Haupt schüttelten. Aber definitiv sah man THE SORROW an, dass sie echt Freude haben auf der Bühne zu stehen und somit ist es schön endlich mal wieder einen Act mit so viel Potential in unseren Landen zu haben.





Im Anschluss ging es wieder etwas in den Norden mit den aus Dortmund stammenden Melodic Metallern von AXXIS. Schon auf der Tour mit HELLOWEEN überzeugten mich die Jungs und Dame, die übrigens dieses Mal zu Hause gelassen wurde, sehr. Somit war ich auch auf diesen Auftritt gespannt. Mit „Arabia“ ging es auch gleich wunderbar los und „Tales Of Glory Island“ packte gleich nochmal einen drauf, während das rockende „Heaven In Black“ einen wieder runter holte. Die Setlist, im Gegensatz zur Club Show, war dieses mal mit Klassikern durchzogen, so überraschte mich, dass „Living In A World“ und „Little Look Back“ im Set zu finden waren. Zum kultigen „Touch The Rainbow“ wurde eine Dame, die weder Bernhardt verstand, noch es schaffte mit ein Tamburin umzugehen, auf die Bühne geholt. Leider verschwendete Zeit, denn dafür hätte man neben dem bombastischen „Angel Of Death“ und der witzigen Zugabe in Form von „Nana, Hey, Hey, Kiss Him Goodbye“ noch den einen oder anderen Track spielen können.



AXXIS:

Arabia
Tales Of Glory Island
Black Heaven
Bloodangel
Little War
Living In A World
Touch The Rainbow
Wind In The Night (Shalom)
Death Angel
Little Look Back
Kingdom Of The Night
--
Nana, Hey, Hey, Kiss Him Goodbye

Da mein Körper mit Fortdauer des Festivals auseinander zu brechen drohte, sah ich mir die vier hübschen Damen von CRUCIFIED BARBARA sitzend am nahen Hügel an. So konnte ich zwar dem akustischen Können der Schwedinnen lauschen, aber leider dem Auge nicht viel bieten. CRUCIFIED BARBARA begannen 1998 als eine Punk-Rock-Band, änderten jedoch innerhalb kurzer Zeit ihren Stil in Heavy Metal, was meiner Meinung nach eine gute Wahl war, da der True Rock der Damen hier bei dem tschechischen Publikum sehr gut ankam. In gut einer Stunde wurden die Songs der beiden Alben "In Distortion We Trust" und "Til Death Do Us Party" auf die feiernde Menge losgelassen. Im Großen und Ganzen ein cooles Konzert, wobei es sicher schöner gewesen wäre, ein bisschen weiter vorne zu stehen und die heißen Lederoutfits zu bewundern.
[AndyVanHalen]

Die düsteren Power-Göteborger EVERGREY sah ich mir diesmal aus weiterer Distanz an, um Kräfte zu sparen, aber was sie boten, war wie immer eine sehr schöne Mischung aus Melancholie und Verzweiflung, gepaart mit fettem Riffing und genügend Power. Verwunderlicherweise kam der Übertrack „The Masterplan“ recht früh und nicht wie erwartet als Ausklang, was aber irgendwie cool war, aber auch neue Scheiben, wie „Soaked“ oder „Broken Wings“ hatten durchaus ihre Momente und passten sehr schön in das Set der Schweden. Solide, stark und wundervoll war also wieder einmal der Auftritt von EVERGREY, nur hoffe ich endlich mal eine Show in einem schön finsteren Club zu sehen, was der Stimmung sicher gut täte.




Nachdem an diesem Tag wieder mehrmals heftiger Regen auf die Festival Besucher herabprasselte, waren wir sehr froh, dass zu STRATOVARIUS, auf die ich mich am meisten freute, das Wetter sich halbwegs stabilisierte. Wir mussten nicht lange warten und der Jubel zu „Hunting High And Low“ erschallte, dem gleich zwei Mörder Klassiker mit „Speed Of Light“ und „Kiss Of Judas“ folgten. Bei mir richtete sich, nicht nur wegen der eisigen Kälte, eine Gänsehaut Atmosphäre ein, was der neue Track vom genauso neuen Gitarristen Matias Kupiainen geschriebenen „Deep Unknown“ nochmals bestärkte. Der Track kann live genauso überzeugen. Schon jetzt merkte man, gerade an der Spielfreude von Lauri und Matias, dass STRATOVRIUS mehr zu einer Band zusammengewachsen sind als je zuvor, was wohl auch an der Arbeitsaufteilung und Beteiligung der ganzen Band liegt, die vorher nie gegeben war.




Auch „Winter Skies“, herzzerreißend von Timo Kotipelto, der stimmlich richtig erblühte, vorgetragen, ließ dann meine Härchen gar nicht mehr zum Erliegen kommen, während die Hits „Phoenix“ und „Eagleheart“ zum Bangen und Mitsingen animierten. Dazwischen platzierten sie das wundervolle „Visions“, des weiteren gab es bei "Will The Sun Rise?" ein fulminantes Keyboard-Gitarren-Soli Duell zu bestaunen, während „Black Diamond“ dem Ganzen das I-Tüpfelchen aufsetzte. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass die Setlist der absolute Wahnsinn war… Als dann Schluss war, wollte ich meinen Augen und Ohren nicht trauen. Die 75 Minuten waren schneller als im Flug vergangen und mein Körper verlangte nach mehr, doch dieser wird sich wohl bis in den Jänner nächsten Jahres gedulden müssen. Doch die Headlinertour zu dieser Zeit ist schon als Pflichttermin vermerkt.


Die gespielten Songs von STRATOVARIUS:

Hunting High & Low
Speed Of Light
Kiss Of Judas
Deep Unknown
A Million Lightyears Away
Will The Sun Rise?
Winter Skies
Phoenix
Visions
Eagleheart
Higher We Go
-
Black Diamond

Bei gefühlten 0° Celsius warteten wir auf die Krefelder Teutonen BLIND GUARDIAN. Die Tschechen wissen schon, warum sie hauptsächlich Nordmänner, wie eben STRATOVARIUS gegen Abend einbauen. Die Kälte kroch schon in Mark und Nieren. Doch als dann Knochen und Muskeln zu versagen schienen, was an den anstrengenden Tagen lag und dann auch noch die ersten Organe aussetzen wollten, betraten die Herren endlich die minimalistische Bühne, die aber mit einem sehr schönen Backprint ausgerüstet wurde.

„War Of Wrath“, das Intro aller Intros, läutete das Set ein und ging fliegend in „Time Stands Still (At The Iron Hill)“ über, dem sofort mein Lieblingsbanger von BG folgte: „Another Holy War“. Was für ein Klassiker! Neben den üblichen Verdächtigen „Welcome To Dying“ oder „Nightfall“, ohne die ein BLIND GUARDIAN Set nicht vorstellbar wäre, gab es auch den brandneuen Song „Sacred“, der aber live irgendwie noch nicht ganz zünden wollte. Doch dann – „Valhalla“, stark wie immer. Aber wo sind die minutenlang anhaltenden Chöre? Nix, Nada, Niente. Die Tschechen schienen, abegesehen vom Gebrüll zwischen den Songs, zu schlafen. Und ich traue es mich fast nicht erwähnen, aber „The Bard´s Song“ hatte so wenig Magie wie noch nie. Hansi, der übrigens mit neuer Kurzhaarfrisur auffiel, musste fast den kompletten Song alleine singen und die paar Worte, die ohne ihn gemeistert wurden, klangen dermaßen schlecht. Sorry, aber ich habe wirklich noch nie so ein Publikum erlebt, denn da konnten die 500 Nasenbären damals im Planet Music mehr Stimmvolumen erzeugen. Da halfen auch obligatorische Aussagen wie „You are a brilliant audience“ nichts.



Die Krefelder spielten dennoch als gäbe es kein Morgen, und sie versüßten außerdem das Set noch mit „Imaginations From The Other Side“ und „The Lord Of The Rings“, während leider zu viele Songs von der überbewerteten „A Twist In The Myth“ miteinbezogen wurden. Dafür glänzte Hansi Kürsch mit einer ausgezeichneten Stimmperformance, die in den ruhigen, wie auch aggressiven Momenten, wie immer exakt jeden Ton traf. Sumasumarum ein geiler und würdiger Headliner Auftritt, der aber dezent durch die Stimmung gedämpft wurde.


BLIND GUARDIAN spielten:

Time Stands Still (At The Iron Hill)
Another Holy War
Nightfall
Fly
Traveler In Time
Turn The Page
Welcome To Dying
The Quest For Tanelorn
Valhalla
Blood Tears
Sacred
The Lord Of The Rings
This Will Never End
-
Imaginations From The Other Side
The Bard´s Song
Mirror Mirror


So endete der beste Tag des Festivals und entließ einem frierend in die Nacht, denn TIAMAT war bei diesen Umständen nicht mehr möglich mitzuerleben, ohne seine Gliedmaßen oder gar sein Leben im Frost zu verlieren. So viel zum Thema globale Erwärmung...


FOTOS + E-CARDS
www.mastersofrock.cz

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Beitrag vom 21.07.2009
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