MASTERS OF ROCK 2009 TAG1: NIGHTWISH   SHAMAN   RAGE   IN EXTREMO  
09.07.2009 @ Areál likérky Jelínek

Die Earshot-Crew rüstete sich Donnerstags in der Früh für ganze vier Tage Survival Training auf dem von uns bereits zwei mal besuchten Masters Of Rock, dem größten Metal Event Tschechiens, das jedes Jahr wieder mit innovativen und abwechslungsreichen Acts lockt. Vier lange, harte, aber schwermetallische Tage galt es, mehr oder weniger unbeschadet, zu überstehen, wobei wir von Anfang an mit Verlusten rechneten. Aber gut, Abfahrt in Linz – Ankunft in St. Pölten – Abfahrt in St. Pölten – Ankunft in Linz… ja richtig, Kollege Andy hat die Tickets für die restlichen Mitgereisten liegen gelassen (Hirt!). Mit noch genügend Zeit ging es also nochmals gen Wien und weiter über Bratislava, quer durch die Slowakei in Richtung Zlin, genauer gesagt Vizovice und direkt auf die Alm rauf zum Campen.

Etwas später als geplant angekommen, bauten wir erstmal unter strömenden Regen auf, zischten 2-3 Biere und pilgerten zum Festivalgelände. Trotz schweren Defiziten bei den tschechischen Republikanern, was die deutsche und englische Sprache anging, war der Presseausweis schnell übergeben und los konnte es gehen. Recht viel verpasst dürften wir mit den tschechischen Bands BETHRAYER, NIL, FLERET und VYPSANÁ FIXA nicht haben, was uns die Erfahrung lehrte. Aber wer weiß...

Bis zum Anschlag voll war das Gelände jetzt schon. Abertausende NIGHTWISH Shirts erklärten uns sofort den Grund für diese hohe Besucherzahl an einem Donnerstagabend auf dem Gelände der Schnapsbrennerei Jelínek. Außerdem war bereits vor dem Signing-Session Stand, an dem sich besagte Finnen in Kürze zeigen sollten, eine riesige Schlange, die sogar die derzeitigen AMS-Besucherzahlen schlagen sollte, zu sehen.

Leider konnte ich von den deutschen Volkmetlern In Extremo nicht viel sehen, da zu viel Zeit mit Zeltaufbau und Promille nachholen verplempert wurde. Somit kann ich nur die letzten 2 Songs beurteilen. Bei gutem Sound wurden die üblichen mittelalterlichen Instrumente zu einer feurig heißen Show eingesetzt. Man merkte bei der guten und ausgelassenen Stimmung, dass diese Art von Musik bei dem tschechischen Publikum besonders gut ankam. Auch die Stimme von Sänger Das letzte Einhorn war in gewohnter Stärke zu bewundern.
[AndyVanHalen]

Nun wurde es zum ersten Mal interessant für mich, denn die deutschen Power Metal Veteranen RAGE hatten im Vorfeld schon angekündigt, eine spezielle 25-years Anniversary Show abzuliefern, was nichts anderes bedeutete als eine gewohnt starke Show mit allen Hits und Klassikern sowie einigen Überraschungsgästen, wie zB Ex-Gitarrist Manni Shmidt (jetzt bei GRAVE DIGGER) oder auch DESTRUCTIONs Schmier, der stark, aber eine Spur zu leise bei „Prayers Of Steel“ aus noch alten AVENGER-Zeiten mitkeifte. Bei dem auf deutsch präsentierten „Gib Dich Nie Auf“ retournierte sich IN EXTREMOs Michael Rhein zurück auf die Bühne, während die mir gänzlich unbekannte Pop-Sängerin Jan Majura zu „From The Cradle To The Grave“ zusätzliche Vocals beisteuerte. Nur Hansi Kürsch, der "Set This World On Fire" hätte zusätzlich veredeln sollen, konnte leider nicht rechtzeitig aufgetrieben werden.



Ansonsten agierte das Trio souverän wie eh und je. Peavy versuchte das Publikum anzuheizen, während der Weißrusse Victor Smolski wieder den Virtuosen heraushängen lies und wieder einmal mehr bewies, dass er zu den besten Gitarristen Europas gezählt werden darf, was die drei Teile „Innocent“, „Depression“ und „No Regrets“ von der „Suite Lingua Mortis“ nochmals bestärkten. Klassiker wie „Invisible Horizons“ oder „Fear The Winter“ machten neben den Hits „Set The World On Fire“ und dem abschließenden „Soundchaser“ die Setlist mehr als würdig für ein 25-jähriges Jubiläum. Nicht perfekt, aber überaus souverän.

Ganz unterhaltsam war am Ende noch Drummer Andre Hilgers, der betrunken (vor Freude?) ins Mikrofon lallte, dass er 2 Tage zuvor Vater wurde und die Zuschauer zu mehrmaligen "Hello Sam!"-Rufen animierte.




Setlist RAGE:

Higher Than The Sky
Set The World On Fire
All I Want
Invisble Horizons
Enough Is Enough
Don´t Fear The Winter
From The Cradle To The Grave (feat. Jan Majura)
Prayers Of Steel (feat. Schmier)
Down (feat. Schmier)
Lord Of The Flies (feat. Jan Majura)
Lingua Suite Mortis:
(Innocent, Depresion, No Regrets)
Gib Dich Nie Auf (feat. Michael Rhein)
Soundchaser

Zum erseten Male in der Geschichte des Masters Of Rock gab es eine zweite Bühne, die wir aber nur einmal kurz besuchten. Ein umgebauter Coca Cola Truck musste als Bühne herhalten. Optisch aber recht genial, da zudem die Stage genau zwischen 2 Industriehallen aufgebaut wurde. Die Besucherzahlen bei den durchgehend aus Tschechien stammenden Newcomerbands, die dort spielen durften, waren aber recht mager.




Im Anschluss dessen war es schon Zeit für den ersten von vier Headlinern des Masters Of Rock 2009. NIGHTWISH war definitiv die am heißesten ersehnte Band dieses Festivals und zog somit mit Abstand die meisten Fans vor die Bühne, was uns das Nachvornekommen sehr erschwerte. Ich bin zwar kein großer Fan der Truppe, doch schätze ich einige Klassiker der Band sehr und war auch vom Earthshaker Auftritt 2005 schwer begeistert. Nun 5 Jahre und ein Album später, war ich durchaus entsetzt. Aber erstmal ertönte das teutonische Intro und die Musiker flogen auf die Bühne. Am auffälligsten war natürlich die neue Dame Annette (halbe Stunde) – wie Andy den großen Austin Powers zitierte – die wohl mit immer runder werdendem Gesicht und einem dermaßen geschmacklosen Outfit dem Auge weh tat.

Dafür war aber das Bühnenbild und die restliche Band, was Stageacting und Performance angeht, eine Augenweide, auch auf musikalischer Ebene überzeugten Holopainen, Hietala und Co. auf voller Linie. Nur trübte Anettes Gesang – über den sich natürlich streiten lässt – die Stimmung sehr. Nicht nur, dass mir ihr Pop-Stimmchen, das aber perfekt zu ihrer so gar nicht metallischen Ausstrahlung und Performance passt, nicht gefällt und auch nicht zu NIGHTWISH passen mag, sondern Frau Olson hatte auch oftmals wirklich Schwierigkeiten die Töne zu treffen. So wurden die eigentlichen Ohrenweiden „Wishmaster“ oder „Dark Chest Of Wonders“ zur echten Tortur. Marco gab aber sein Bestes und konnte mit seinem aggressiven, aber dennoch melodiösen Organ einige schöne Momente retten. Bei den neueren Songs „The Islander“ und „The Poet And The Pendulum“ gab sie sich aber dennoch sehr viel Mühe.



So blieb definitiv große Enttäuschung und das Gefühl, dass Tarjas Fußstapfen doch noch um einige Nummern zu groß sind, bei mir zurück, doch sollte noch erwähnt werden, dass Gitarrist Emppu Vourinen mehr Beachtung geschenkt bekommen sollte, denn dieser stellte sich gut in den Vordergrund und kämpfte mit seinen Riffs und Soli auch gegen das dominante Keyboard sehr schön an. Was auch sehr negativ ins Auge stach, war die Stimmung der tschechischen Fans, die am ersten Tag alle sehr lethargisch wirkten. Von Mitsingen, Abgehen oder sonstigen Aktionen, war nicht die Spur zu erkennen.


Die gespielten Songs von NIGHTWISH:

7 Days To The Wolves
Dead To The World
The Siren
Amaranth
Romanticide
Wishmaster
The Poet And The Pendulum
Nemo
Sahara
Dead Boy´s Poem
Escapist
-
Dark Chest Of Wonders
Wish I Had An Angel


Auch wenn der Headliner des Abends bereits von der Bühne verschwunden war und mittlerweile die mitternächtliche Stunde weit überschritten, so war es dennoch noch nicht Zeit für den warmen Schlafsack, denn die Brasilianer von SHAMAN, einst mit Ex-ANGRA Sänger Andre Matos, durften noch durch die Nacht rocken und das samt türkischem Symphonie-Orchester. Die Melodic Metal Songs von SHAMAN sind an sich schon schöne Leckerbissen, aber die Kombination an Härte und Symphonie, des gut auf den Metal abgestimmten Orchesters mit quirligem Dirigenten, konnte aber leider nicht so überzeugen wie ich erwartete, denn Sänger Thiago Bianchi, der Andre stimmlich sehr nahe kommt, wurde viel zu laut in den Sound gemischt und die Doublebass verschluckte oft die Orchestrierung. Aber alles in allem war es ein überaus schöner Abschluss des Tages. Wenn die Uhr auch mittlerweile unaufhaltbar in Richtung 03:00 Uhr steuerte, ließ man den Abend noch gemütlich am Zeltplatz ausklingen.


FOTOS + E-CARDS
www.mastersofrock.cz

maxomer
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Beitrag vom 20.07.2009
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