NOVA ROCK 2009 TAG2: IN EXTREMO   CHICKENFOOT   KILLSWITCH ENGAGE   STAIND   LACUNA COIL  
20.06.2009 @ Pannonia Fields II

Die Nacht äußerst ungemütlich in einem Smart For Four verbracht - oh ja, das Auto ist so klein, wie es sich anhört - und natürlich dementsprechend rückenleidend, begab ich mich zurück zum Zeltplatz, wo Kollege Stoney nach METALLICA, den Headlinern des Vorabends, das Glück gehabt hatte, seine Hälfte des Zelts nicht vollkommen überschwemmt vorzufinden. Das Sauwetter dachte auch an diesem Samstag nicht die Bohne daran, sich zurückzuziehen und so war die Demotivation angesichts nasser Klamotten, unangenehmer Kälte und Matsch soweit das Auge reichte, entsprechend groß.

Neben den Festivalbesuchern waren natürlich auch viele Bands die Leidtragenden, THE DURANGO RIOT beispielsweise, gaben zwar ihr bestes, konnten aber nicht mehr als gut 40 Leute vor die Bühne locken. Viele Fans ließen sich die gatschigen Wege und das in Schlamm versinkende Areal vor der Blue Stage nicht gefallen und traten den Heimweg an. Hier kommen wir leider nicht drum herum, die Organisation zu kritisieren, denn unternommen wurde gegen die Schlammmassen so gut wie gar nichts! Nahezu den gesamten Samstag wurde vergebens auf Stroh gewartet, die Wege blieben fast unpassierbar! Erst am Sonntagvormittag wurde Stroh über die Sümpfe verstreut, nur schade, dass es dort schon zu spät war! Immerhin wurde gratis Regenschutzbekleidung seitens dem Orange- und dem Kronenzeitung-Stand ausgegeben. Dennoch, was blieb war der Frust, denn da wurden andere Festivals wie z.B. das Summer Nights 09 schon wegen weit weniger kritisiert!

Glücklicherweise zeigten die Wettergötter bei LACUNA COIL doch noch Gnade und drehten an den himmlischen Wasserhähnen, sodass es wenigstens aufhörte zu regnen. Nicht nur des sich bessernden Wetters, sondern auch der guten Songs wegen, ließen es sich viele Fans nicht nehmen, die Herren und die Dame aus Italien zu bejubeln. Co-Frontfrau Christina Scabbia konnte durch Sympathie und eine tadellose Livestimme das Publikum für sich gewinnen und die steifgefrorenen Fans sogar zum auf und ab hüpfen animieren. Songs vom neuen Album wie beispielsweise „I’m Not Afraid“ oder „Spellbound“ kamen gut an und auch das DEPECHE MODE-Cover „Enjoy The Silence“ sorgte für gute Stimmung. Bevor die Alternative Metaller die Stage verließen, bedankte sich Sänger Andrea Ferro noch, dass trotz des Wetters so viele Leute erschienen sind und hinterlässt eine dankbare Crowd, die froh ist eine so coole Band auch noch im Trockenen gesehen zu haben.

Bei STAIND zeigte sich sogar die Sonne ein wenig hinter den Wolken und die allgemeine Stimmung hob sich spürbar. Neben dem sehr guten Sound wurde den Fans auch eine feine Lightshow, die fast nur aus weißem Licht bestand, geboten. Mike Mushoks satte Riffs betonte er indem er wie wild über die Bühne fegte und headbangte, als ob er sie nicht mehr alle hätte.



Die Songs von STAIND:

01. This Is It
02. Raw
03. Falling
04. Paper Jesus
05. For You
06. The Way I Am
07. It’s Been A While
08. King Of All Excuses
09. Pressure
10. Spleen
11. Outside
12. Mudshovel

Von den eher ruhigen STAIND ging’s für uns auf zu den Metalcorelern von KILLSWITCH ENGAGE, die bereits eine gehörige Masse an Fans vor der Red Stage hatten. Gerade noch mit uns im Gespräch, betrat Gitarrist Adam Dutkiewicz zusammen mit seinen Bandkollegen die Bretter und schon ging’s mit „A Bid Farewell“ los. In bester Metalcore-Manier wurde bei den Riffs fett gebangt und bei den Refrains aus vollem Halse mitgesungen. KSE sind nun mal eine verdammt heiße Liveband! Wie immer mit Umhang bekleidet sorgte Adam wieder für die nötige Prise Selbstironie: „My name is Adam Gay!“ Nachdem schon zahlreiche Moshpits gestartet worden waren, forderte Sänger Howard Jones die Crowd zu mehr Prügelei auf: „Split the middle, i want a fucking mud-assed wall of death!“ Nur um dann wieder mit „The muddiest person gets free merchandise!“ den nächsten Witz zu reißen. Den Song „Arms Of Sorrow“ tauften sie kurzerhand in „Chest Of Sorrow“ um, denn Adam erklärte dem Publikum zuvor, dass er ein totaler Fan von Brüsten sei. Mit „Starting Over“ spielten sie sogar ein Stück des noch unveröffentlichten Selftitled-Albums. Bei „My Last Serenade“ herrschte schon fast Ausnahmezustand in der Menge, denn jeder der mit der Band auch nur ein kleines bisschen am Hut hatte, sang mit und ging ab, als ob es kein Morgen gäbe. Zwischen den Songs fiedelten die beiden Gitarristen Joel Stroetzel und Adam ständig hammermäßige Solos ein, was einen durchaus fragen lässt, wieso KSE nie Solos in ihren Songs einbauen, denn drauf hätten sie’s auf jeden Fall! Generell muss man außerdem sagen, dass trotz des vielen Herumlaufens der Bandmitglieder immer alles sehr sauber gespielt wurde, also in diesem Sinne: Daumen hoch für sowohl Show als auch für die spielerische Leistung! Das DIO-Cover, „Holy Diver“ war schließlich krönender Abschluss für einen sehr guten Auftritt der fünf Amis, die sich mit den Worten „Thank you so much for supporting this band!“ vom österreichischen Publikum verabschiedeten.



Die Songs von KILLSWITCH ENGAGE:

01. A Bid Farewell
02. When Darkness Falls
03. Fixation On The Darkness
04. Still Beats Your Name
05. Take This Oath
06. Life To Lifeless
07. Starting Over
08. Rose Of Sharyn
09. This Is Absolution
10. The Arms Of Sorrow
11. My Last Serenade
12. My Curse
13. The End Of Heartache
14. Holy Diver

CHICKENFOOT mussten Anfangs einen doch größeren Publikumsabgang erdulden. Aber auch nur Anfangs, denn die Band, bestehend aus den Ex-VAN HALEN Leuten Sammy Hagar (Vocals) und Michael Anthony (Bass), RED HOT CHILLI PEPPERS-Drummer Chad Smith und niemand geringerem als der lebenden Gitarrenlegende Joe Satriani, konnte im Laufe ihres Gigs derart überzeugen, dass sich immer mehr potentielle Fans vor der Red Stage sammelten. Schon die ersten Songs animierten kinderleicht zum Mitsingen. Hier wurde einem bester Easy Listening Stoff geboten! Musikalisch gesehen braucht man ohnehin nicht erwähnen, dass Satrianis Solos gewohnt unmenschlich, Smiths’s Gedrumme sowas von groovig, Anthonys Basslines herrlich gefühlvoll und Hagar’s Stimme einfach brillant sind. Bei „Sexy Little Thing“ wurde ebenfalls wieder mitgesungen und Chad Smith warf unaufhörlich Drumsticks ins Publikum. Darauf erklärte Sammy Hagar, dass der nächste Song aus einer Jam Session entstanden sei und auch live eher jammig dargeboten wird: „Down The Drain“ hieß das Stück und beinhaltete ein Solo, das Satriani nur mit Zunge und Zähnen spielte und einem schlichtweg die Schuhe auszog. Bei „Learning To Fall“, der schönen Ballade, wurden Feuerzeuge gehisst und mit den Händen mitgewunken. Da Basser Michael Anthony an diesem Tag Geburtstag hatte, durfte er sich den nächsten Song wünschen und er wünschte sich den ersten Song, den Hagar je geschrieben hatte. Dieser setzte sich mit einer Art Elektrozither an die Bühnenkante und jammte zunächst etwas mit einem Bottleneck herum, bis dann die restlichen Mitglieder einstiegen und auch er zur Gitarre griff. Satriani wurde sogar kurzzeitig zum zweiten Gitarristen „degradiert“, als Hagar selbst ein Solo spielte. Aber kurz danach stieg auch Satriani wieder mit einem Mördersolo ein und beide lieferten sich ein Gitarrenbattle der Extraklasse.

Mit den Worten „You make some good beer around here“, machte sich Hagar außerdem bei den Ottakringerfans sehr beliebt.
Für CHICKENFOOT war es der erste Gig in Europa und man muss schon sagen, wenn die Herren so weiter machen, haben sie diesen Kontinent schneller eingenommen als so manch andere Band, bestehend aus berühmten Mitgliedern.



Gleich wie PLACEBO, spielten die folgenden IN EXTREMO nicht zum ersten Mal als Headliner am NOVA ROCK. Zu Recht, denn ihr Mix aus Pyroshows, Bühnenchoreographie und Hammer-Livesongs war wie geschaffen für den Headlinerslot. Mit „Sieben Köche“ als ersten Song warfen sie uns gleich mal einen fetten Mittelalterrocker vor die Füße. Gleich anfangs flogen Rosenblüten über die Häupter ihrer Fans hinweg, die mit tobendem Jubel reagierten. Bei „Sängerkrieg“ wurde natürlich mit „Oh, Oh Oh“-Rufen kräftig mitgesungen und bei „Ave Maria“ gab’s sogar ein kleines Feuerwerk. Den Song „Ai Vis Lo Lop“ sagte Sänger Michael Rhein an, indem er erklärte, dass der Titel „Am Montag habe ich keine Lust zur Arbeit zu gehen, da können mich alle am Arsch lecken“ bedeutete. Bei „En Esta Noche“ wurde das Publikum vorher noch zu spanischem Geklatsche animiert, was super passte. IN EXTREMO wissen halt, wie man sein Publikum am besten einbaut!

Ganz zu schweigen von dieser Bühnenshow! Vulkanpyros, Feuerstäbe, Feuerwerk, silbernes Confetti und bei „Villeman Og Magnhild“, dem letzten Song, wurden sogar Reiner Morgenroths Drumsticks sowie einige seiner Becken entzündet. IN EXTREMO bauten die Zugabesongs gleich mit in die Setlist ein, sodass alle Versuche, sie nach dem letzten Song wieder auf die Bühne zu holen, vergebens waren. Gut, das mag vielleicht Zeit sparen, aber manche Fans waren trotzdem enttäuscht.

Die Songs von IN EXTREMO:

01. Sieben Köche
02. Vollmond
03. Sängerkrieg
04. Ave Maria
05. Poc Vecem
06. Spielmann
07. Ai Vis Lo Lop
08. En Esta Noche
09. Auf's Leben
10. In Diesem Licht
11. Flaschenpost
12. Mein Rasend Herz
13. Omnia Sol Temperat
14. Küss Mich
15. Spielmannsfluch
16. Erdbeermund
17. Villeman Og Magnhild

Somit endete ein halbverregneter zweiter Festivaltag, der aufgrund der genialen Auftritte der Bands trotzdem irre viel Spaß machte!
www.novarock.at

Stoney
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Beitrag vom 26.06.2009
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