NOVA ROCK 2009 TAG1: METALLICA   SLIPKNOT   MASTODON   DISTURBED   BLACK STONE CHERRY   CALIBAN   SONIC SYNDICATE  
19.06.2009 @ Pannonia Fields II

Ehrlich gesagt wissen wir nach vier Tagen Megafestival nicht, was wir vom Nova Rock 2009 halten sollen. Sollen wir mit der problemlosen Anreise am Donnerstagnachmittag anfangen? – Positiv. Oder doch die etwas unorganisiert erschienenen Mitarbeiter am Presseeinlass erwähnen? – Negativ. Sollen wir das breitgefächerte Angebot an Fressalien lobpreisen, oder doch die vollkommen überteuerten Preise eben jener bemängeln? Sind absolut strenge Securities maßgebend für die Sicherheit, oder kann man auch übertreiben? Tja, das NOVA ROCK war heuer scheinbar ein Festival, über das sich ohne weiteres streiten lässt, dennoch werden wir versuchen so objektiv wie möglich an die Sache ranzugehen.



Gut, wie gesagt, verlief die Anreise am Donnerstag absolut problemlos, nirgends war etwas von einem Stau zu bemerken, der Weg zum Festivalgelände war super angeschrieben, bei der Ankunft wurden wir auch gleich auf einen absolut passablen Parkplatz geleitet, der relativ bequem nahe am Eingangszelt lag. Mit einem –typisch für die burgenländische Location- wunderschönen Sonnenuntergang im Rücken, begaben wir uns mal samt Gepäck zum Presseeingang, wo 2 Karten für uns hinterlegt waren. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an die Jungs vom Plattenlabel WARNER MUSIC GROUP, die für unsere zweite Karte aufgekommen sind! Noch schnell ein gutes Plätzchen für die Zelte gesucht – der Campingplatz war schon mehr als gut bewohnt – und schon zischten die ersten Bierdosen. Die „Ottarocker“-Aktion (KALTES Ottakringer Bier um nur 1 Euro) fanden wir eine wirklich gute Idee, zumal kaltes Bier auf einem Festival ohnehin eine Rarität ist. Ob davon viel Gebrauch gemacht wurde, wissen wir nicht, da wir doch die klassische „Pallettenschleppen und Biertee trinken“-Methode bevorzugten.

Am nächsten Tag, von geschätzten 60 Grad im Zelt herrlich schonend aus dem Zelt gejagt, hieß es für uns erst mal die müden Knochen wachrocken. Die erste Band, die wir am Nova Rock genießen durften, waren die Herren und die Dame von SONIC SYNDICATE. Die Schweden lockten bereits beachtlich viele Leute vor die Blue Stage und bei diversen Krachern wie „Red Eyed Friend“, „Jack Of Diamonds“ oder „Blue Eyed Friend“ hüpften nicht nur massenhaft Fans auf und ab, sondern es wurde auch der ein oder andere kleine aber feine Circle Pit gestartet. „We wanna see a big fucking Wall Of Death!“ hieß es seitens der beiden Sänger, doch die Menge konnte sich so früh scheinbar doch noch nicht zu wilderen Eskapaden hinreißen lassen. Aber mit Sätzen wie „We got a fucking great line up this time! We‘re glad to be part of it!” konnten sie sich wieder Sympathie einheimsen und so blieb es bei einem soliden Auftritt der Melo-Deather.

Die Songs von SONIC SYNDICATE:

01. Engaged
02. Hellgate: Worcester
03. Flashback
04. Jack Of Diamonds
05. Denied
06. Red Eyed Friend
07. Blue Eyed Friend

Was SONIC SYNDICATE nur bedingt schafften, konnten CALIBAN umso besser. Die deutschen Metalcoreler (die sich selber übrigens eher im Hardcore angesiedelt fühlen) rufen ebenso zu einer Wall Of Death auf. Oder waren es 2? 3? 4? „Wir rennen einfach alle durcheinander, aber wir wollen Freunde bleiben!“ Gesagt, getan, und es wurden überall in der Menge Löcher gebildet, bis schließlich auf Kommando alle durcheinander rannten. Der Spaß hielt jedoch nicht lange an, denn immer wieder wurden Massen an Staub aufgewirbelt, das nervte und verdarb einem sofort den Spaß am Moschen. Die Blue Stage ist ja schon bekannt für die nervige trockene Erde, warum hier seit Jahren nichts dagegen unternommen wird (wie z.B. Sägescheiten streuen) bleibt uns ein Rätsel. Den Herren von CALIBAN war’s egal und sie konnten nicht nur durch Publikumszuwachs, sondern auch durch coole Showeinlagen, wie zum Beispiel das synchrone um den Hals schwingen ihrer Gitarren, punkten.

Leider konnten wir aufgrund des ersten Interviews (MASTODON) nicht die ganze Show der Southern Rocker von BLACK STONE CHERRY sehen. Was wir jedoch mitbekamen, waren gute Stimmung, geile publikumstaugliche Songs und ein üppiges Maß an Sympathie der DISTURBED-Fans gegenüber den Amis.
Eben jene DISTURBED betraten als nächster Act die Blue Stage und zeigten einmal mehr, dass sie eine verdammt treue, aber vor allem verdammt große Fangemeinde haben. Denn vor dem Einlass zum Wavebreaker stauten sich die Fanscharen und auch sonst erlebte das Areal vor der Main Stage den ersten großen Ansturm von Leuten. Der überaus sympathische David Draiman überzeugte mit gewohnt perfekter Livestimme und auch der Rest der Band zeigte sich fit. Somit wurden die politischen Alternative Metaller aus den Staaten mit riesen Applaus gefeiert



Die Songs von DISTURBED:

01.Voices
02. Liberate
03. Just Stop
04. Prayer
05. Land Of Confusion
06. Stupify
07. Fear
08. The Game
09. Inside The Fire
10. Stricken
11. Ten Thousand Fists
12. Indestructible
13. Down With The Sickness

Da hatten MASTODON schon ein viel schwereres Los gezogen. Denn die progressiven Postcoreler mussten als letzte Band vor den beiden Riesenacts SLIPKNOT und METALLICA ran. Den SLIPKNOT-Kids war diese Art von Musik natürlich viel zu anspruchsvoll und die METALLICA-Fans ließen sich von den ebenso technischen wie tiefgründigen Songs ebenfalls nicht beeindrucken. Schade eigentlich, denn mit Songs wie „Oblivion“, „Bladecatcher“ oder „Quintessence“ boten sie wirklich geile Songs, sowohl vom aktuellen Album, als auch von älteren Meisterwerken. MASTODON spielten fehlerfrei, hatten perfekten Sound und ließen sich während des Gigs auch von zahlreich erhobenen Stinkefingern nicht irritieren. Es wurde auch kein einziger Song angesagt, was wir durchaus positiv fanden, denn somit wurde ein gewisses mystisches Flair aufrecht erhalten. Lediglich beim Verlassen der Bühne konnte sich Gitarrist Brent Hinds nicht davon abhalten lassen, mit den Worten „Thank you very much for nothing!“ seinen Frust kundzutun.



Die Songs von MASTODON (ohne Gewähr)

01. Oblivion
02. Quintessence
03. The Czar
04. Bladecatcher
05. Colony Of Birchmen
06. The Wolf Is Loose
07. Crystal Skull
08. Capillarian Crest
09. Seabeast
10. Megalodon
11. Blood And Thunder
12. Crack The Skye
13. Iron Tusk
14. March Of The Fire Ants

Natürlich war die Stimmung bei SLIPKNOT danach um einiges besser, zumal das Publikum nur so von Teenie-Maggots strotzte. Mit „Sic“ legte der Neuner gleich richtig los und der Boden vor der Blue Stage schien angesichts des unaufhörlichen Gebanges und Gemoshes förmlich zu beben. Geile Lichteffekte und natürlich eine Live-Performance, an der man sich nicht satt sehen konnte, machten SLIPKNOT für viele zum Höhepunkt des ganzen Wochenendes. Sid Wilson hing wie ein Affe am hochgefahrenen Podest des Clowns, Shawn Crahan und Corey Taylor zeigte mit dem einen oder anderen Purzelbaum sein akrobatisches Können und überzeugte auch so durch gute Publikumsinteraktion und viel Gefluche. Hits wie „Wait And Bleed“, „Duality“ oder „Before I Forget“ beweisen einmal mehr, dass bei all dem Gekloppe immer noch massenhaft Livetauglichkeit inkludiert ist. Die Erwartungen an SLIPKNOT waren auf jeden Fall verdammt hoch, aber wir wurden definitiv nicht enttäuscht. Einzig und allein Joey Jordison hinterließ bei mir persönlich große Enttäuschung. Warum dieser Drummer ständig dermaßen hoch gelobt wird, kann und will mir einfach nicht eingehen. Eine derart unsaubere Doublebass habe ich noch nie gehört! Also das ist echt nur noch Lärmmacherei, ohne viel Dynamik, geschweige denn Taktgefühl. Wenn sich dann noch einige Rhythmusfehler einschleichen, steht die Sache für mich schon fest: Joey Jordison ein Weltklasse-Drummer? Niemals!

Die Songs von SLIPKNOT:

01. 742617000027
02. (Sic)
03. Eyeless
04. Wait And Bleed
05. Before I Forget
06. Sulfur
07. The Blister Exists
08. Dead Memories
09. Disasterpiece
10. Psychosocial
11. Duality
12. People = Shit
13. Surfacing
14. Spit It Out
15. Til We Die


Mit gut 15 Minuten Verspätung war es endlich so weit. Das Licht ging aus, die Fäuste nach oben und die legendäre Intro „Ecstasy Of Gold“ von Ennio Morricone ertönte. Die Fans klatschten im Takt mit, Jubelrufe überall. Das Intro verstummte. Jetzt hätte man, wie schon so oft zuvor, „Enter Sandman“ oder „Creeping Death“ als ersten Song erwartet, doch nein, ganz wie in alten Zeiten, wird der Anfang von „Blackened“ eingespielt. METALLICA entern die Bühne. Zuerst nahm Lars seinen Platz am Drumset ein, gewohnt lässig und grinsend. Dann erschienen Kirk, Rob und James. So froh wir über die Tatsache waren, dass der ganze Freitag bis in den Abend hinein trocken blieb, so verärgert waren wir darüber, dass es genau JETZT anfing, wie aus Eimern zu pissen. Hinzu kam ein Temperatursturz a la „The Day After Tomorrow“ und ein dermaßen fieser Wind, der viele Fans dazu bewegte, das Entkommen vom Erfrierungstod dem Metal vorzuziehen und zurück zu ihren Zelten zu latschen. Hart wie die Earshot-Crew nun mal ist, hielten wir unsere Gesichter in den Wind und trotzten dem Wetter, was sich mehr als bezahlt machte. Denn mit „Fuel“ wurde ein Klassiker der umstrittenen „Reload“-Ära zum Besten gegeben. Passend zum Song gab’s geile Pyroeffekte, die uns nicht nur die Augenbrauen versengten, sondern auch angenehme Wärme verbreiteten. Der doch recht rare Klassiker „No Remorse“, vom Debutalbum, brachte uns zum ersten Mal auf den Gedanken, dass es diese Setlist mächtig in sich hatte. „One“ widmete James „all out there, who are surviving the elements!“ – was mit der Zeit immer weniger waren. Denn die Tore zum ersten Wavebreaker wurden, aufgrund des massiven Publikumsabganges und sehr zu unserer Freude wieder geöffnet, und ehe wir uns versahen, standen wir problemlos in der fünften Reihe. „Broken Beat And Scarred“ war das erste Stück vom neuen Album „Death Magnetic“ und kam doch ziemlich gut an. Danach stellte James dem Publikum die Wahl zwischen „Slow Song?“ und „Fast Song?“. Das Publikum hat gewählt und „My Apocalypse“ dröhnte aus der Anlage. Später wurde uns wieder ein Leckerbissen in Form von „No Leaf Clover“, den Song den die Herren damals für die legendären S&M-Auftritte komponierten, geboten. Kurze Zeit später bestätigte uns „Dyers Eve“, dass dies zweifellos eine der besten Metallica-Setlists aller Zeiten war. James beschrieb den Abend treffend mit den Worten: „We’re gonna play some of the new stuff, some of the middle stuff and some of the really old stuff!“ Ein spanisch klingendes Solo von Kirk “The Ripper” Hammett stimmte die Zuhörerschaft für “Nothing Else Matters” ein, bei dem zahlreiche Feuerzeuge gen Himmel gehoben wurden und das wenigstens die Herzen der durchnässten und frierenden Fans erwärmte. Wie zuvor bei „One“ gab’s auch bei „Enter Sandman“ ein spektakuläres Feuerwerk. Vor lauter energischer Spielerei löste sich James‘ Gitarrengurt und er musste wohl oder übel die Gitarre festhalten während er spielte. Doch die routinierte Crew von METALLICA schlief natürlich nicht und keine sieben Sekunden später erschien auch schon ein Roadie und überreichte James eine Ersatzgitarre – das ging aber schnell! Bevor es mit „Last Caress“ weiterging, wurde noch schnell „Blitzkrieg“ angespielt. Ein weiterer nackenbrechender Klassiker wurde uns mit „Hit The Lights“ geboten – der vorerst letzte Song der ehemaligen Bay Area Thrasher. Nachdem Kirk und James bereits die Bretter verlassen hatten sah man, wie Lars und Rob doch noch gerne einen Song spielen würden.



Mit den Worten „Be crazy, than we are!“ meldete sich James grinsend noch einmal zurück und es wurde ein Song gespielt, der ohnehin nicht fehlen darf: „Seek And Destroy“ lockte noch ein letztes mal alle Reserven hervor und es wurde mitgegröllt was die heiseren Stimmen hergaben. Ganz kurz wurde dann noch einmal „Waste My Hate“ angespielt, bevor es die Veteranen dann doch ließen und sich mit haufenweise Pleks und Danksagungen eines jeden Mitglieds von zwar deutlich dezimierter aber dennoch jubelnder Crowd verabschiedeten. Tja, was soll man da noch sagen. Die Setlist war wie erwähnt nahezu unschlagbar und ein perfekter Mix aus Klassikern, Raritäten und neuen Songs. Der Sound war im Gegensatz zur Center Stage ihrer Hallentournee einwandfrei. Die Jungs sind nach wie vor sympathisch und wissen es, das Publikum zu begeistern. Leider konnte man über den ein oder anderen Verspieler nur schwer hinwegsehen, denn neben einigen Rhythmushängern powered by Lary Ulrich, wackelte Herrn Hetfields Stimme –speziell in den höheren Gefielden- manchmal doch recht deutlich. Aber dennoch, METALLICA sind und bleiben eine Live-Weltmacht, verspielen hin oder her!

Die Songs von METALLICA:

01. Blackened
02. Fuel
03. No Remorse
04. Leper Messiah
05. One
06. Broken Beat And Scarred
07. My Apocalypse
08. Sad But True
09. No Leaf Clover
10. Judas Kiss
11. The Day That Never Comes
12. Master Of Puppets
13. Dyers Eve
14. Nothing Else Matters
15. Enter Sandman
16. Last Caress
17. Hit The Lights
18. Seek And Destroy

Somit ging ein verdammt geiler, zum Ende hin schwer metallischer, erster Festivaltag für uns zu Ende, der leider durch ein absolut beschissenes Wetter am Abend überschattet wurde.




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Beitrag vom 26.06.2009
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