KORN   SHINEDOWN  
10.06.2009 @ Gasometer

KORN hatten es in letzter Zeit nicht gerade leicht; Gitarrist Brian „Head“ Welch und Drummer David Silveria verließen zwar schon seit einiger Zeit die Band, doch KORN konnten sich scheinbar nie richtig von deren Verlust erholen. Vocalist und Aushängeschild Jonathan Davis tourte erst einmal exzessiv mit seiner Nebenband JONATHAN DAVIS AND THE SIMPLY FUCKING AMAZINGS und Tieftöner Fieldy schrieb – ähnlich wie der Abgänger Head – ein Buch darüber, wie er von den Drogen und dem Alkohol wegkam und zu Gott gefunden hat.

Doch nun ist es so weit: KORN touren wieder! Nachdem die Herren aus Kalifornien, zuerst die USA unsicher machten, ging es gleich weiter nach Europa, um dort – in reduzierter Originalbesetzung, dafür aber mit neuem Drummer (Ray Luzier), einem Live-Gitarristen, sowie einem Live-Keyboarder – gehörig auf die Trommelfelle ihrer Fans zu drücken. Und so durften sich auch die österreichischen Fans freuen, denn die Amis ließen es sich auch nicht nehmen, das Wiener Gasometer zu rocken. Natürlich war Earshot auch dabei, um von einem Abend, an dem so gut wie alles gepasst hat, zu berichten.

Leider hatten FIVE FINGER DEATH PUNCH als zweite Supportband bereits im Vorfeld abgesagt, was doch recht schade war, da es uns durchaus interessiert hätte, wie sich ihre Mischung aus Thrash und Hardcore vor Live-Publikum geschlagen hätte.

Dafür eröffneten SHINEDOWN vor doch schon recht gut gefüllter Stage die Show. Ihr etwas nach Alternative, aber doch ziemlich hart klingender Rock kam verdammt gut an und es wurde nicht nur Höflichkeitsapplaus gespendet. Sänger Brent Smith, der äußerlich an einen etwas rundlicheren Ozzy Osbourne in jungen Jahren erinnerte, strahlte viel Sympathie aus und konnte das Publikum gut animieren. Spätestens nach den ersten beiden Songs fiel uns auf, dass der Sound in der Bank Austria Halle des Gasometers im Gegensatz zu früheren Jahren um einiges besser geworden war. Denn die Gitarren drückten, die Bassdrum knackte herrlich und auch der Gesang ging keineswegs unter! Die Typen aus Florida kamen für Vorbandverhältnisse sehr gut an und konnten die KORN-Fans perfekt für die Headliner einstimmen.



Während der knapp 30-minütigen Umbauphase, in der uns wie erwartet auffiel, dass der Altersdurchschnitt der KORN-Fanbase doch deutlich unter 20 liegt, wurde es langsam spannend. Das Backdrop mit dem so simplen wie genialen „KORN“-Schriftzug wurde gehisst und ein erster Jubelsturm brach los. Spätestens als Davis‘ berühmter Mikroständer enthüllt wurde, konnte keiner mehr euphorische Rufe nach KORN zurückhalten. Kurz darauf ging auch endlich das Licht aus und das Intro ertönte. Die beiden Aushilfelivemusiker Shane Gibson (zweite Gitarre) und Zac Braid (Keyboards) waren bereits zu sehen und fühlten sich mit ihren Hintergrundrollen scheinbar wohl. Ray betrat gleich darauf die Bühne und setzte sich hinter die Kessel. Nahtlos ging das Intro in den ersten Song „Right Now“ über und Fieldy und Munky erschienen. Ohrenbetäubender Jubel ertönte und wurde letztendlich bei Jonathan Davis, der als letzter die Bretter enterte, doch noch um einiges lauter.

Habe ich vorher erwähnt, dass sich KORN scheinbar nie von ihrem Mitgliederabgang erholen konnten? Klar konnten sie das! Mit perfektem Sound und viel viel Liveerfahrung bewiesen die Bakersfielder, dass man sich auch davon nicht unterkriegen lassen kann.

Ray Luzier zeigte gleich zu anfangs, dass er ein verflucht guter Drummer ist und auch der ein oder andere Songteil wurde etwas verlängert, damit sich der Herr gehörig an den Drums austoben konnte, um sich somit in die Herzen der Fans zu spielen. Fieldy slappte gewohnt lässig an seinem Bass und Munky schnitt gerne mal lustige Grimassen und wagte sich oft – sehr zur Freude der Jungs und Mädels in den ersten Reihen - schön weit nach vorne. Davis praktizierte natürlich seinen bestimmt schon patentierten „Am Mikro festhalten und den Kopf auf und ab hämmern“-Banger und bewies, dass er trotz seiner gesundheitlichen Probleme, nach wie vor einer der besten Livesänger seiner Zeit ist. Das Keyboard tat sein Übriges, um den meisten Songs nochmal eine deftige Portion an Atmosphäre oben drauf zu packen. Auch „Falling Away From Me“ durfte von symphonischen Keyboardklängen eingeleitet werden, nur leider hatte sich Herr Briad oft verspielt, doch Davis und Co nahmen’s mit Humor und so griff dann doch wieder Munky zu den Saiten und spielte den Song ein.



Beim darauffolgenden „Coming Undone“ wurde für eine Überraschung gesorgt, denn mitten im Song wurde plötzlich das QUEEN-Cover „We Will Rock You“ angespielt und jeder sang lauthals mit. Auch Davis‘ Dudelsack-Alleingang durfte nicht fehlen. Bei „Freak On A Leash“ leistete der Sänger dem Neuling an den Drums Gesellschaft, indem er ihn bei den Beckenschlägen unterstützte, um dann natürlich die Drumsticks im Publikum zu verteilen.

Später sorgte „Y’All Want A Single“ für heisere Kehlen, denn der Publikumsburner wurde von der Fanmasse gewohnt textsicher mitgesungen.
Bei einer Setlist, die so von Hits bestückt war, blieb dem Publikum keine Zeit, mal kurz zu verschnaufen. Einen Sturzbetrunkenen in der Crowd ließen die Songs dennoch kalt und so wurde einfach mal im Stehen ein gemütliches Nickerchen abgehalten. Prompt wurde der Trunkenbold hin und her geschoben, bis dieser schließlich etliche Reihen weiter hinten wieder aufwachte und vor lauter Wut über den verlorenen Platz wie wild um sich schlug. Zum Glück wurde niemand verletzt und es blieb bei einigen schadenfrohen Lachern, tja, Alkohol macht Birne hohl, Prost!

Mit „Somebody Someone“, verließen KORN schließlich die Bühne und hinterließen eine tobende Crowd, die unverzüglich mit „Zugabe!“-Rufen und Geklatsche zu Protokoll gab, dass sie noch lange nicht genug hatte. Mit „Blind“, dem Kultsong des Debütalbums, wurden noch einmal die Instrumente aufgegriffen, um die letzten heilen Ohren zum Bluten zu bringen. Die Fans wussten, was zu tun war, und nahezu der ganze Gasomter ging in die Hocke. Es lag Elektrizität in der Luft und jeder wartete auf das „Arrreee you readyyyy!“, um sodann aufzuspringen und durchzudrehen. Herrlich dieser Anblick, wenn knapp 4000 Metalheads im Takt auf- und abspringen, als ob sich der Boden bewegen würde. Mittlerweile kam Jonathan immer weiter aus sich raus und agierte zum Ende hin immer mehr mit dem Publikum und ließ sich auch zu Ansagen hinreißen „Vienna, show me what the fuck you got!“ – Zwar nicht unbedingt originell, verfehlt aber dennoch nie seine Wirkung. Nach „Got The Life“ wurde schließlich das PINK FLOYD-Cover „Another Brick In The Wall“ zum Besten gegeben und die Fans sangen noch einmal mit voller Kraft mit.

Mit vielen Dankesgesten, Pleks, Drumsticks und anderen Gegenständen, die auf und hinter der Bühne aufgegabelt wurden, verabschiedeten sich die legendären KORN nach gut eineinhalb Stunden von der Bühne und hinterließen eine begeisterte Crowd sowie eine beeindruckte Earshot-Crew. Alles in allem ein souveräner Auftritt, der zwar den ein oder anderen „Rock Am Ring“-Schauer nicht überrascht hatte, aber dennoch verdammt geil rockte und zeigte, dass diese Band alles andere als tot ist! Einziges Manko wäre vielleicht der fehlende Einsatz der Video-Walls und die Tatsache, dass Fieldy und Munky zwar viel Blickkontakt mit dem Publikum auf ihrer Seite suchten, leider aber nie die Plätze getauscht haben, um allen Fans etwas zu bieten.

Aber trotzdem hinterließen KORN bei uns tiefsten Eindruck, der darin resultiert, dass wir uns diese Band bei der nächsten Gelegenheit wahrscheinlich ohne weiteres wieder reinziehen werden!


Die Songs von KORN:
1. Intro
2. Right Now
3. Chi
4. Did My Time
5. Thoughtless
6. Falling Away From Me
7. Coming Undone (We Will Rock You Interlude)
8. Dudelsack-Session (Shoots And Ladders)
9. Helmet In The Bush
10. Here To Stay
11. Porno Creep
12. Freak On A Leash
13. Y’All Want A Single
14. Divine
15. Somebody Someone
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16. Blind
17. Got The Life
18. Another Brick In The Wall
modlife.com/korn

Doano
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Beitrag vom 16.06.2009
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