EDGUY   ALL ENDS   H.E.A.T.  
24.01.2009 @ All-Kart-Halle

Die Power Metal Spitzenreiter EDGUY haben es trotz Tobias Sammet’s (fast) Versprechen nicht geschafft, auf ihrer Dead Or Rock Tour nach Österreich zu kommen, was ja doch sehr schade ist. Aber Glück im Unglück, sie gastierten im bayrischen Kaufbeuren, womit ich die Freude hatte, mich wieder in der feinen All-Kart-Halle einzufinden. Die aktuelle Scheibe „Tinnitus Sanctus“ kann getrost als kleines Meisterwerk in Sachen Power Metal bezeichnet werden, was man dann natürlich auch live erleben sollte. Die Tatsache, dass im Digipack dieser Scheibe auch noch eine nette CD mit Livematerial beigelegt wurde, machte die Lust darauf, Blödelfronter Tobi und seine Mannen endlich wieder auf der Bühne zu sehen, umso größer.

Wie bereits im Interview angekündigt, eröffneten die schwedischen Jung-Sleaze/Poser Rocker H.E.A.T. den Abend in echter 80er Manier, und das obwohl die meisten der Jungspunde wohl die 20 noch nicht lange überschritten haben. Mit einem riesen Patzen Energie starteten die Jungs, die sich irgendwo zwischen rockenden GUNS N’ROSES und schmalzigen WHITESNAKE bewegen und feierten somit gleich eine kleine Party mit den Zuschauern ab. Wohl nur ganz zufällig sieht Gitarrist Eric aus als wäre er der uneheliche Enkel vom Meister des Schmalzrocks David Coverdale. Matten und Outfit, viel zu enge Hosen inklusive, passten perfekt zur Musik, die dank ihren Melodien und eingängigen Refrains sofort ins Ohr gingen. Darum waren diese auch schon bei der zweiten Wiederholung leicht mitzusingen, was auch lautstark praktiziert wurde. Tobi hat mit der Truppe, die er ja höchstpersönlich mit auf Tour nehmen wollte, ein wahres Goldhändchen bewiesen, auch wenn nicht wirklich Innovatives oder gar Revolutionäres geliefert wurde. Dennoch war die Menge nach den gut 25 Minuten schon auf Betriebstemperatur und konnten sich auf EDGUY freuen.



Achja, da war ja noch eine Vorband. ALL ENDS durften vor den Power Metal Heroen noch ihren modernen Metal á la EVANESENCE präsentieren. Leider stellte sich die Wahl dieser Band als Supporter als mittlere Katastrophe heraus, denn die gute Stimmung war bei mir wie weggeblasen und auch bei den restlichen Zuschauern merkte man eine Ernüchterung, denn der ziemlich herunterziehende Sound der Schweden, konnte auch mit dem Ö3-Hit „Apologize“ nicht punkten, das schon in der originalen Popversion ein Krampf war. Mögen die werten Herren plus zwei Frontdamen für ihre selbstbetitelte CD recht gute Kritiken eingefahren haben, so waren sie trotz gutem Riffing und gewissen Akzenten absolut kein guter Support für EDGUY, da einfach die Power fehlte und eine eher düstere Atmosphäre herrschte. Großteils waren dann gelangweilte Gesichter zu sehen und die Bierstände hatten zu dieser Zeit einen größeren Andrang als zuvor. Doch ein Lichtblick war dann doch, dass die gute Stimme von IN FLAMES Schwester Emma Gelotte großteils überzeugen konnte und mit Kollegin Tinna, die aber recht ähnlich klingt, in den zweistimmigen Passagen punkteteten.



Endlich! Nach einer schier unendlichen Umbaupause, die sich, wenn man auf die Uhr schaut nur so anfühlte, wurde das wieder einmal sehr schön gestaltete Backprint im „Tinnitus Sanctus“ Stile enthüllt und das Licht ging aus. Erst tönte ein EAV(!) Intro und kurze Zeit später reckte Felix Bohnke hinter den Drums die Faust, der Jubel brach aus und schon wirbelten die Musiker auf die Bühne, nach wenigen Sekunden gefolgt von Tobi, der mit seiner ausgefallenen Jacke, Sonnenbrille und Cowboyhut wieder den bunten Vogel verkörperte. „Dead Or Rock“ – was für eine Aussage, der Track rockt wie Sau und gibt klar an, was zu tun ist. Rocken, ansonsten kann man sich gleich in die Kiste legen. Auf höchstem Niveau und mit astreiner Performance gingen die Jungs aus Fulda über in die zweite neue Nummer „Speedhoven“, die live noch mehr Spaß macht als schon auf der Platte. Sammet, der ja als Quasselstrippe bekannt ist, hielt sich diesmal zurück, was er mit einer Bronchitis entschuldigte, aber dennoch stimmlich alles gab und Kilometer machte der quirlige Fronter dennoch auf der Bühne. Die Stimmung war bei den über tausend anwesenden Fans am kochen und bei „Babylon“ und der absolut genialen Überraschung „The Pharao“ gab es kein Halten mehr. Dass ich diesen 10-Minütigen Klassiker einmal live erleben durfte, hätte ich mir nie erträumt. Gänsehaut!



Nach einem ausführlichen Drumsolo, unterlegt vom Pirates Of The Caribbean Theme. Ging es auch schon weiter. Den einen oder anderen Witz verkniff sich Tobi trotz angeschlagener Stimme nicht und outete Bandkollegen Dirk Sauer mit Dingen, von denen er wohl selber nichts wusste. So stimmte er dann die Ballade „Save Me“ an, bei denen alle wie Mädchen schreien sollten, für ihr Ego, denn die Damen alleine waren ihnen nicht laut genug. Überraschungen gab es zwar leider keine mehr, aber die Pflichtsongs „Out Of Control“, „Superheroes“, das Sammet sich selber widmete und „King Of Fools“ machten einen Heidenspaß.
Zirka 100 Minuten EDGUY sind einfach zu wenig, aber man merkte bei „Lavatory Love Machine“ schon, dass Tobis Stimme leicht nachgab, aber Mitsing-Spielchen gab es dennoch des öfteren und, dass der Herr gut aufgelegt war, versteht sich von selbst, während Jens Ludwig posend ein Solo nach dem anderen runter riss, zappelte Eggi mit seinem Bass blödelnd über die Bühne. Nach den drei Zugaben hörten die Rufe nicht auf, aber mehr als Picks, Drumsticks und einige Verbeugungen gab es dann nicht mehr.




Setlist EDGUY

Dead Or Rock
Speedhoven
Tears Of A Mandrake
Babylon
The Pharaoh
Ministry Of Saints
Drumsolo
Pride Of Creation
The Headless Game
Save Me
Superheroes
-
Out Of Control
Lavatory Love Machine
King Of Fools

So ging ein verdammt starker Konzertabend mit starkem Sound zu Ende. ALL ENDS, wer war das? EDGUY machen alles vergessen und lassen einem mit einem Grinsen von Ohr zu Ohr die lange Heimfahrt antreten. Ich persönlich hätte gern noch Songs wie „Golden Dawn“ oder „Rise Of The Morning Glory“, die nicht so oft ins Live Set finden, gehört, aber man kann leider nicht alles haben, wobei sich das ja in der diesjährigen Festival Saison noch ändern kann. Ich freue mich jedenfalls darauf und das solltet ihr auch!


FOTOS + E-CARDS
www.edguy.net

maxomer
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Beitrag vom 27.01.2009
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