THE BOSSHOSS   SMOKESTACK LIGHTNIN´  
27.11.2008 @ Posthof

Stiefel, Cowboyhut und Revolver durften an diesem Abend im Posthof, definitiv nicht fehlen, denn nachdem VOLBEAT vor kurzem Linz rockten, gastierte nun die „US“-Berliner Truppe THE BOSSHOSS im großen Saal. Die Jungs haben sich gleich drei Support- Bands für die „Shake & Shout“ Tour 2008 mitgenommen, aber ließen nur eine pro Gig ran und diese bekam dann auch gerade mal 30 Minuten Spielzeit vermacht. Bei diesen Bands könnte man fast denken: „Hm... da könnt ich doch meine Eltern mitnehmen.“ Die wären mal lieber daheim geblieben, denn was so manch Besucher älteren Semesters „geshaked und geshoutet“ hat, war stellenweise weit über der Peinlichkeitsgrenze.

Pünktlich um 20 Uhr enterten die Vor-Cowboys SMOKESTACK LIGHTNIN’ die Bühne. Ausgerüstet mit Kontrabass und Gitarren ohne Verzerrer, lieferte die Truppe eine schöne Melange aus Country Rock á la JOHNNY CASH, WILLIE NELSON und HANK WILLIAMS, mit einem Schuss Rockabilly-Flair. Der Kontrabass wummerte sauber und wurde nur kurzzeitig gegen das elektrische Pendant ausgetauscht, das kleine Drumset hingegen war leider großteils nur schwer zu hören. Ganz groß waren aber „Unknown Stuntman“, das seinerzeit als Soundtrack für „Ein Colt für alle Fälle“ fungierte und die Country-Version von „Paradise City“, wo ich nicht behaupten möchte, dass sie mir besser gefallen hat, als das Original.



Aber jetzt, Bühne frei für Hillbilly-Country-Punk Rock N’Roll, oder so ähnlich. Ausgerüstet mit Western Gitarre besteigt Hoss Power die Bretter und leitet das Set mit „Arnachy“ ein, um nach kurzer Zeit von den restlichen 6 Wahlcowboys begleitet zu werden. Und schon setzen die ersten Kreisch-Orgasmen bei den Damen in der ersten Reihe ein. Die glorreichen Sieben fahren großes Geschütz auf. Alles Mögliche an Instrumenten, auch welche, die ich mein Leben lang noch nicht gesehen habe, kommen im Laufe des Sets zu Einsatz. Von herkömmlichen Verdächtigen: Schlagzeug, E- und Western Gitarre über Kontrabass und Mundharmonika bis hin zu tonnenweise Percussion, bedient von Erneste Escobar de Tijuana , Stylophone aus den 60ern und nicht zu verachten, das Ich-hau-mal-mit-dem-Löffel-auf-das-Waschbrett-Instrument. Von den ersten Minuten an ist die Stimmung im restlos ausverkauften Posthof am Kochen. Die Songs „Rodeo Radio" und "Remedy" rocken sofort das Haus und die Bühnen-Performance der Truppe sucht seinesgleichen. So manche Rock- und Metalband kann hier noch etwas lernen. Dass Kracher wie „Hot In Herre“, das rasante „I Am On A High“ oder „Radio Rodeo“ Partystimmung versprühen ist selbstredend, aber dass Hoss Power, Russ T. Rocket und Co. ihre Instrumente beherrschen, beweisen sie mit der Akustik-Einlage, mit dem traurigen „Lake Daniels“ und dem genialen „Sugar Man“, das sie der kürzlich verstorbenen Rock N’ Roll Legende Bo Diddley widmen. „Yeehaw“ – jetzt sind die Fans gefragt und dürfen lauthals die Cowboy- Parole schlechthin mitgrölen. Wahnsinn, was hier abgeht. Sänger Boss Burns fliegt nur so über die Bühne, gesellt sich aber zwischendurch auch auf den Hocker neben den Hoss, während Hank Williamson, der sehr kleine, dickliche Mann auf einem Podest zu 90 Prozent auf seinem Stuhl verweilt und eine nach der anderen Raucht. Generell verraucht und versauft die Band auf der Bühne schnell mal einen polnischen Monatslohn. Nach über 90 Minuten kommt der mutmaßliche Rausschmeißer „Shake & Shout“ und die Band verabschiedet sich ausgiebig und verteilt großzügig Bierflaschen.



Doch sie lassen sich nicht lange bitten und geben noch „Stallion Batallion“, „Jesus Built My Hotrod“ und „Hey Ya“ zum Besten. Wow, was für ein Abend, was für eine Show. Zwei Stunden BOSSHOSS sind anstrengend, aber dennoch nicht genug. So kommt es, dass Hoss mit seiner Westerngitarre wiederkehrt und das herzzereissende und geniale Stück „Mary Marry Me“ alleine spielt und stark auf die Tränendrüse drückt. Als echter Abschlusstrack kommt noch ein Song zu ehren des King - „who’s that?“ – ELVIS AARON PRESLEY in Form von „Little Less Conversation“ heftig, fetzig daher.



Mit einer ganzen Hand voll Würmern im Ohr und der immer mehr wachsenden Lust auf eine Saloon-Schlägerei verlasse ich den Posthof mit einem mehr als zufriedenen Ausdruck im Gesicht.

Setlist THE BOSSHOSS:

Anarchy
Radio Rodeo
Remedy
Polk Salad Annie
Rodeo Queen
I Am On A High
Hell Yeah
Hot In Herre
-
Acoustic:
Lake Daniels
Sugar Man
-
Sams Plams
Free Love
Yeehaw
Monkey Business
Jumpin Around
Shake & Shout
-
Stallion Battalion
Jesus Built My Hotrod
Hey Ya
-
Mary Marry Me
Little Less Conversation


FOTOS + E-CARDS
www.thebosshoss.com

maxomer
Weitere Beiträge von maxomer


Zurück

Beitrag vom 01.12.2008
War dieser Bericht
interessant?

352 Stimme(n)
Durchschnitt: 5.34
Diesen Beitrag bewerten:
  
Diesen Beitrag per E - Mail verschicken:
An:
Von:
Kommentar: