LONG DISTANCE CALLING   LEECH   NAUTILUS   RVLTD!  
18.10.2008 @ Arena

Willkommen beim musikalischen Themenabend „Fresh till Death“ im gemütlichen Arena-Dreiraum: Für Unterhaltung sorgt ein bunter Strauß Postcore-Künslter, namentlich LONG DISTANCE CALLING, LEECH, NAUTILUS und RVLTD!.

Die Opener RVLTD! passen dabei am wenigsten in die Schublade von ISIS, RED SPAROWES, KEHLVIN & Co. und beschreiben sich als Experimental Elektro-Postpunk. Trotz manches rotzigen Riffs finde ich bei diesem österreichischen Soloprojekt "Punk" noch am wenigsten zutreffend, weitgehend handelt es sich um absurden bis melancholischen Anti-Pop, der teils geradezu nach Neofolk tönt und mit zerbrechlichen Keys, sehnsüchtigen Loops und einer authentischen Stimmperformance kommt – und die Bandbreite von schrägem Schlager bis zum Breakcore ausreizt. Unorthodox und empfehlenswert.

NAUTILUS bezeichnen sich ebenfalls als experimentelles Bandprojekt, fabrizieren aber im Gegensatz zum vorigen Act klassischen Postcore. Zusammengesetzt aus (Ex-) Mitgliedern von ACEPHALIA, INSECURE, THE ARTICLE, DEATH FOR LIBERTY und GODS ABUSE dröhnt uns die Truppe riffgewaltig nieder, bietet allerdings nur ein sehr knappes Set dar und wirkt noch nicht optimal eingespielt. Trotz Blast-Finale ausbaufähig, im Grunde aber nicht schlecht.


Leech

Und dann kommen LEECH. Ein Name den man sich merken muss: Was die vier Schweizer hier zelebrieren ist filigran, originell, orgiastisch, astronomisch, ein Lexikon-Eintrag in Sachen Virtuosität mit viel viel Gefiehl. Ein ganzes Arsenal an Gitarren kommt zum Einsatz, Cymbals und Toms folgen den Melodien, teilweise gibt es Keys und Bass, immer aber eine erlesene Auswahl spaciger Effekte: LEECH, heilige Ritter der Pedalplatten, würden BORIS neidisch machen. Dabei ist Zurückhaltung Trumpf: Wenig Fuzz, gar keine Vocals – die klanglichen Luftschlösser stehen für sich und strotzen vor bizarren Erkerchen, Türmen und Spiraltreppen. Die Reaktionen sind ganz zu Recht euphorisch.


Long Distance Calling

Das Publikum bleibt auch LONG DISTANCE CALLING treu, und im Grunde gelingt den Deutschen ein Abräumer-Gig. Störend macht sich aber nach den wunderbar organischen LEECH eine nackte Sterilität bemerkbar: Mag sein, dass das an rhythmischer Steifheit liegt, bedingt durch vom Apple-Laptop eingespielten Electronics. Schaut übrigens auch ein bisserl komisch aus, den Laptop-Mann ins Publikum zu stellen und so quasi zum Frontman zu machen, aber na ja. Trotzdem gibt es starke (neue) Nummern zu hören, und „Jungfernflug“ bildet eine würdige Zugabe. Gewinner des Abends: LEECH!
www.arena.co.at

marian
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Beitrag vom 23.10.2008
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