IN SLUMBER   EPSILON    PERISHING MANKIND    EWIG FROST  
20.09.2008 @ FREIRAUM, St.Pölten

An diesem Wochenende befindet man sich schon fast in St. Metal und nicht in St. Pölten, wie Sänger Holger von der Band PERISHING MANKIND feststellt. Das Metalweekend hat es in sich: kommt man, wie ich, erst am Samstag so gegen 9, dann hat man einiges verpasst; nicht nur die sechs Bands am Freitag, sondern auch DESSICATED und MITIGATE, die als Opener am Samstag auf der Bühne standen. Mit sechs Bands pro Abend liefern die Veranstalter durchaus ein dichtes Programm, das zumindest einen Teil der Metalszene mobilisierte – voll war der Freiraum nicht. Veranstaltungen wie diese beweisen: da ist schon was dran an St. Metal. Vor allem seit Mecki, auch Bassist bei EPSILON, das Booking im Freiraum übernommen hat, gibt es regelmäßig Metal-Abende.
Mit Blick auf die Performance der letzten vier Bands am Samstag – TRASHCANNED, die Vorzeige-Metal-Band spielte bereits Freitagabend – ist vielleicht doch nicht so viel dran an St. Metal. Denn PERISHING MANKIND und IN SLUMBER, die nicht aus der Umgebung kommen, sind den beiden Bands EWIG FROST aus Krems und EPSILON aus St. Pölten haushoch überlegen. Nun gut, St. Metal braucht Kulturimport – aber wer braucht das nicht.




Mein Metal-Abend beginnt mit EWIG FROST. Die Kremser Black Metal Band ersetzt die ausgefallenen DARKFALL. Vor gut eineinhalb Jahren hat Kollege Mike ihr Album „Blue Septime Winters“ für Earshot beinahe überschwänglich mit 6 von 7 Punkten bewertet. Bei diesem Gig zeigen sie sich von einer weniger spannenden Seite. Ihr Black Metal kommt nicht gerade Ideenreich aus den Boxen, bei aller Liebe zu Oldschool. Das größte Problem ist jedoch das Fehlen von technischer Perfektion: das Schlagzeug läuft ohne Höhen und Tiefen voraus, gefolgt von einem Soundbrei aus Gitarre und Bass. Überzeugend ist EWIG FROST nur in den wenigen langsamen Passagen, denn hier stimmt das Timing und plötzlich sind sie druckvoll. Auch von der Bühnenshow hätte ich mir mehr erwartet als EWIG FROST schwer geschminkt auf die Bühne kommen. Bewegung gibt es nicht viel – aber sei’s drum, auch in der Scheinwerferhitze verläuft die Schminke.

Ganz anders PERISHING MANKIND. Die Grazer Death Metal Band, so die Selbstbezeichnung, wobei es auch Metalcore ganz gut treffen würde, haben sich den Schweiß richtig verdient. Der Sound ist eigenständig und dank der Frau am Schlagzeug durchaus Genre-untypisch, erfrischend und spannend. Dass dies die letzte Show mit ihrer Schlagzeugerin ist, ist irgendwie schade. Denn gerade das Schlagzeug, neben dem hervorragenden Shouter – die Singpassagen sind verzichtbar – trägt einiges zum guten Sound bei: Sie setzt auf Akzente und stellt damit das durchgängige Geknüppel des Vorgängers locker in den Schatten und endlich kickt auch die Doublebase wie es sein soll.




Aber noch mehr als das Publikum profitiert EPSILON von der guten Performance PERISHING MANKINDs, die dem Publikum so einheizten, dass es auch bei EPSILON noch glüht. Für ihren mäßigen Erfolg können die St. Pöltner auch nicht die technischen Problemen am Anfang verantwortlich machen. Klar Thrash Metal darf auch mal richtig thrashig aus den Boxen krachen, aber mit dem was EPSILON an diesem Abend abliefert, verdient sich die Band keine Lorbeeren. Der Sound ist undifferenzierbar und kraftlos und was es der Gitarrenfraktion an Technik fehlt, fehlt es dem Schlagzeuger an Emotion. Schließlich mangelt es an Gitarrenhöhen, womit der Sound ausgewogener wäre. Den Versuch des Two-Hand-Tappings lassen wir der Gnade halber unter den Tisch fallen. Überzeugend ist der Sänger, der geschickt zwischen tiefem Growlen und hohen Shouts abwechselt. Ein technisches Highlight macht aber bekanntlich keinen Sommer.




Die Headliner des Abends IN SLUMBER zeigen wie es geht. Mit ihrem Melodic Death Metal spielen sie eindeutig in einer anderen Liga. Bei ihrer Show merkt man, dass es nicht penibel ist auf Technik und Können wert zu legen; vielmehr ist es unumgänglich, um den Riffs die nötige Härte mit auf den Weg zu geben. Gerade das haben die Bandmitglieder um Sänger Wolfgang Rothbauer eindeutig bewiesen. Bei so einer Leistung auf der Bühne gebe ich Mike recht, der IN SLUMBER für ihr Album „Scars: Incomplete“ 6,5 Punkte gegeben hat. Sie bieten auch auf der Bühne feinsten Melodic Death, der richtig groovig und außerordentlich druckvoll aus den Boxen schallt. Ein würdiger Abschluss für ein Metal Weekend.



www.myspace.com/stpmetalweekend

doubleRR
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Beitrag vom 29.09.2008
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