METAL OVERDOSE # 22: LEGACY OF HATE   LOST DREAMS    BOMBSQUAD    ARCANUM   
06.06.2008 @ Posthof

Und wieder lud der Posthof, in Form des Metal Overdose #22, zum freudigen Bangen und Feiern mit österreichischen Underground-Bands ein. Die Death Metal Hoffnung LEGACY OF HATE kehrte nach längerer Abstinenz und einigen Sänger-Problemen mit einem neuen Album auf die Bühne zurück und wer außer den Linzer Metal-Fans sollte nach so langer Zeit sonst als Publikum fungieren…
Außerdem mit dabei, die Tiroler Melodic Deather LOST DREAMS, das Wiener Hardcore-Geschoss BOMBSQUAD und auch aus Wien, ARCANUM. Normalerweise sollte da nichts schief gehen, denn der Posthof ist ja, wie ich schon öfter erwähnte, in Sachen Sound und Licht die optimale Location für Abende voll Metal „Made in Austria“. So freute es mich auch, dass die Show in den mittleren Saal verlegt wurde, da dort auch mehr Platz zum Moshen und Feiern vorhanden ist. Aber es sollte doch einiges anders kommen...

Zum einen fiel mir auf, ich kam kurz nach 20 Uhr an, dass da ja noch eine fünfte Band im Billing gewesen wäre, diese aber schon um eine halbe Stunde früher als erwartet ihren Auftritt absolvierte. Fünf Bands waren doch etwas zu viel für ein Underground Konzert dieser Größenordnung, da ja doch viele noch mit dem letzten Bus nach Hause wollten oder einfach in die Stadt auf ein paar Aftershow-Biere. Somit blieb mir der Auftritt von WORLD BETRAYED vorenthalten. Aber ich durfte mich noch von dem schwer angeheiterten Sänger dieser Combo vollquatschen lassen - eine sehr amüsante Sache.

Als ich dann den noch recht leeren Saal betrat, spielten ARCANUM bereits und die Haare flogen schon wild durch die Gegend, aber vorerst nur auf der Bühne, denn in den ersten fünf bis sechs Reihen waren eigentlich nur Fotografen zu sehen. Ihre Mischung aus Metalcore und Melodischen Death Metal war eigentlich ganz gelungen, wobei in erster Linie im Gesang noch einiges zu tun wäre, denn der auf der Bühne rumhüpfende Session-Vocalist Kersten Waltinger kam doch etwas dünn rüber und der sehr konfus abwechselnde Gesang wollte eigentlich auch nicht wirklich zum Sound passen. Technisch gut gespielt, konnte man eigentlich auch nur die mangelnde Eigenständigkeit anprangern. LAMB OF GOD zum Beispiel war doch an jeder Ecke zu hören. Ihre schwachbrüstige, verwurstete Coverversion von “Now You've Got Something To Die For” bestätigte dann auch meine Vermutung. Verhaltenen Applaus erntete die junge Truppe dennoch und konnte im Grunde auch auf einen gelungenen Gig zurückschauen.






Setlist ARCANUM
Chaos Arise
Leviathan
One Bullet Left
Now You've Got Something To Die For
Legio Astartes
Behind The Paradise
Damiens Torture
Ragnarök

Nach einer ewigen Pause war ich schon sehr gespannt auf die Wiener Formation BOMBSQUAD, die optisch und musikalisch auf den ersten Blick bzw. Riff sofort klar machten worum es ging - Poser Hardcore, wie ihn die großen Vorbilder aus den Staaten, wie HATEBREED, fabrizieren. Klar hier war auch nicht mit Innovationen oder Eigenständigkeit zu rechnen, aber ihr Handwerk verstanden die Wiener auf jeden Fall. Nun flogen auch die Matten vor der Bühne, dank dem bang-kompatiblen Drumming des Mannes hinter der Schießbude. Die Songs wie „We Take All“, „Walk On Blood“ oder „Bomb Is Back“ hielten auch, was die Titel versprachen: brachialen Hardcore, ohne Kompromisse und Spielerein. Einzig die Stimme des Fronters wollte nicht ganz dazu passen, da sie einfach etwas zu wenig aggressiv daherkam, vielleicht sollte man in Zukunft das Ganze etwas tiefer versuchen. Außerdem nervte er zwischendurch mit dem so genannten Wiener Schmäh und zu viel Gebrabbel. Aber egal, die Zugabe „Fight For Your Right“ von den BEASTY BOYS machte zum Schluss auch noch mal richtig Spaß.





Setlist BOMBSQUAD:
My Own War
VIP
Bomb Is Back
Indicator
We Take All
Need An Enemy
Pirate Flag
Over The Edge
Believe In Me
Follow The Light
Walk On Blood
-
Fight For Your Right



Eine weitere Ewigkeit später kamen die Tiroler Melodic Deather LOST DREAMS mit einem Keyboard-Intro vom Band auf die Bühne und eröffneten ihr Set aggressiv und melodisch zugleich mit „Living In A Mass“, bei dem ein Teil der zirka hundert Besucher auch richtig schön mitging. Der Schweden-Tod, der oft gewisse Parallelen mit den Vikingern von AMON AMARTH in Sachen Riffing und Gesang aufwies, aber keineswegs etwas mit Pagan Metal zu tun hatte, konnte eigentlich von Anfang an die kleine Schar vor der Bühne begeistern. AT THE GATES, THE CROWN oder SKYFIRE waren stellenweise im breit gefächerten Sound enthalten, wobei LOST DREAMS anders als letztgenannte ausschließlich auf Gitarrenläufe, statt Keyboardteppiche setzten. Auch hier war viel Bewegung auf der Bühne zu sehen, vor allem Sänger Erwin Wibmer, der gesanglich wie gesagt in tieferen Regionen an Johann Hegg erinnerte, dessen Stimmvolumen er zwar nicht ganz erreichte, aber dafür viel variabler sang, lies den Kopf immer schön zum Beat kreisen. Vom aktuellen Album gab es neben dem Melodic-Kracher „End Of Time“ noch das brutalere „Nailed To The Cross“ & „Fall Of The World zu hören. Auch für zwei Zugaben in Form von „Infernal Voices“ und „WGCE“ ließen sich die Jungs noch mal auf die Bühne bitten, aber dann war leider wirklich Schluss.





Setlist: LOST DREAMS
Intro
Living In A Mass
I Curse You
Sorrow
Nailed To The Cross
Tormented Souls
End Of Time
Fall Of The World
-
Infernal Voices
WGCE


Nun war ich wirklich gespannt wie LEGACY OF HATE anno 2008 klingen würden. Wenn ich auf vergangene Auftritte zurückblicke, erinnere ich mich an ausgelassene, brachiale, aber dennoch melodische Death Metal Ergüsse. Aber heute sollte, wie gesagt, alles anders kommen. Nach dem Split mit Sänger Simon Landskron, der mittlerweile die Band PEKARI formierte, und einem kurzen (und fruchtlosen) Zwischenspiel mit Ex–FRAGILE-I Richie, schwingt nun Leo von der mittlerweile aufgelösten Post-Hardcore Truppe ESTATE das Mikro. Mit einem ewigen Intro vom Band gingen die erfahrenen Musiker auf die Bühne und machten es damit sehr spannend. Mit einem tiefen Riff konnte der Death Metal Gig endlich beginnen. Aber halt… da der Schock! Nicht als einzigem fiel mir plötzlich die Kinnlade runter, als Leo auf die Bühne wirbelte und ein Metalcore Geschrei, begleitet von einem melodischen viel höher, als üblich gestimmten Riff, vom Stapel ließ. Bei den älteren Zuschauern, sprich über 20, die die Band von guten alten Zeiten her kannte brach eine Welt zusammen. Aus der technischen Death Metal Band wurde eine 0815 Metalcore Band, die auf den Gitarren schrammt und nur noch von hohem keifenden Gesang begleitet wird. Warum dieser Wandel? Die meiner Meinung nach einzige Death Metal Band aus Österreich mit Potenzial zu Großem gibt alles auf und startet einen Neuanfang mit einer derzeit völlig überfluteten Musikrichtung. Mir fehlten die Worte, doch nüchtern betrachtet (ich spreche jetzt nicht vom Alkoholkonsum an diesem Abend) machten die Linzer einen starken Auftritt und können mit der neuen Stilrichtung sicher auch mit Genregrößen wie NEAERA oder MAROON mithalten. Denn technisch sind das Gitarren-Duo Max und Heli über jeden Zweifel erhaben. Die 2 Klassiker „Death By Execution“ & „Psychotic Mania“ waren nicht mehr wieder zu erkennen. Viel höher, als gewohnt gespielt und eben mit dem gewöhnungsbedürftigen Gesang unterlegt, hatten sie abgesehen vom starken antreibenden Drumming von Max Pointner (auch IN SLUMBER/EDENBRIDGE), nicht mehr viel mit den Death Metal Geschossen zu tun. Aggressiv waren sie dennoch, auch gerade durch die Grind- und Doublebass-Einlagen, aber irgendwo fehlte die gewohnte Brutalität. Leider meine Enttäuschung des Jahres. Wenn die Jungs unter neuem Banner als Metalcore Band aufgetreten wären, wäre das eine andere Sache gewesen. Dem jüngeren Publikum gefiel es dennoch gut und so formierte sich auch bald ein kleiner Moshpit. Schockiert und etwas verstört verließ ich den Posthof gegen Mitternacht und machte mir reichlich Gedanken, wie ich diesen Bericht verfassen könnte ohne meine Enttäuschung zu stark einzufließen zu lassen, da ich dennoch einen insgesamt guten Auftritt miterleben konnte.






Setlist LEGACY OF HATE:
Wake Up
A Moment Of Secrets
When Chains Are Breaking
Blindfold Aggression
Memories We Made
Death By Execution
Behind The Mind Animosity
Last Days Of Night
-
Psychotic Mania
Dispatch



Bleibt nur zu sagen: Wir haben eine geniale Death Metal Band verloren aber eine Metalcore Band mit Potenzial gewonnen. Ob das gut ist oder nicht, müssen die Fans wohl selber entscheiden, für meinen Teil jedenfalls war diese Band auf der Bühne nicht LEGACY OF HATE.



FOTOS + E-CARDS
www.legacyofhate.com

maxomer
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Beitrag vom 10.06.2008
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