ISIS   THE AUSTERITY PROGRAM   JAKOB  
22.04.2008 @ Arena

ISIS im Doppelpack!
Marian und DoubleRR waren für Earshot am Konzert und ließen es sich beide nicht nehmen ihre Eindrücke des Abends in Worte zu fassen.

Bittesehr, ISIS - die Erste:

Gründe ein Konzert nicht so richtig zu genießen gibt es viele. Dieses Mal lag es aber weder an den Bands noch an dem Lieblings-Sündenbock, dem Tontechniker.

Schon früh war klar, ISIS ist auch in Wien längst kein Geheimtipp mehr. Bereits vor dem Start der Bands war: erstens die Arena schon gut gefüllt und zweitens tummelten sich viele vor dem Merch-Stand, wo der Tourmanager und der Sänger von THE AUSTERITY PROGRAMM fleißig beim Verkaufen halfen. Justin Foley, der Sänger, hatte aber vermutlich nach seinem Gig weniger zu tun.

Mit JAKOB startete der Abend vielversprechend: Epische Songs, die einem ISIS-Fan einfach gefallen müssen in einer Lautstärke, die die Hosenbeine flattern lassen. Die drei Neuseeländer kamen beim Publikum sichtlich gut an – für die erste „Vorband“ war es in der Halle schon ziemlich voll. Gut, ein bisschen lag es auch daran, dass die Arena die Tribüne noch abgesperrt hatte.

Auch THE AUSTERITY PROGRAMM fing sehr gut und druckvoll an. Ihr Sound, vor allem der einer Drummachine ist am Anfang etwas ungewohnt, aber es passte. Bei der zweiten Nummer dann der Schock: höflich ausgedrückt war Foleys Stimme einfach schlecht. Auf Platte klingt sie ja eigentlich ganz gut, aber an diesem Abend war es fast nicht auszuhalten. Eigentlich schade, denn umso länger ihr Set dauerte, umso mehr gefiel mir die Drummachine. Minutenlang haben sie eine schnelle Doublebass in die Menge geblasen, die für die wenigen Passagen, in denen die Beats mehr nach Musikschulmetronom klangen, locker entschädigten.

Bei ISIS war die Halle, nun mit Tribüne, voll und der Sound war einwandfrei – quasi schon die halbe Miete. Mit dem ersten Track „Dulcinea“ hatten sie die Crowd auf ihrer Seite. Aaron Truners Gesang war härter als auf ihrer letzten CD, das ist gut so, und gerade zur Band davor könnte der Unterschied wohl kaum größer sein. Die Mauer, die sie mit ihren Instrumenten aufbauten war spürbar – also die besten Voraussetzungen um so richtig in die Musik reinzukippen. Auch die Setlist ließ wenige Wünsche offen, ältere und neuere Tracks waren ganz gut durchgemischt. Trotzdem hat es bei mir nicht geklappt. Im Grunde zeigen ISIS vorbildhaft, wie man zu ihrer Musik head- oder besser bodybangen kann, der Typ neben mir ließ sich davon allerdings überhaupt nicht beeindrucken. In den Gitarrenpassagen spielte er schlecht Luftgitarre und in den schlagzeuglastigen Parts noch schlechter Luftschlagzeug. Als er sich dann endlich nach vorne durchgekämpft hatte, war vor mir einer der zu diesen zwei Moves dann noch ein Luft-Mitschreien hinzugefügt hat. Mit meiner Konzentration auf ISIS und meiner Stimmung war es spätestens dann vorbei. Wirklich schade, denn ISIS war verdammt gut.
[doubleRR]



Und nochmal ISIS:

Die große Halle ist richtig voll – diese verdammten Rockstars! ISIS haben es geschafft, den Post-Rock/Metal/Core in die Dimension des großen Rock zu hieven, und das mag zwar paradox sein, ist aber verdient: Integrität ist ihr weitgehend unfehlbares Konzept, und eine gewisse Unzuordenbarkeit. Denn warum war der Nu-Metal (und ist seine heutige Version, der Metalcore) nicht mehr als eine ungeliebte Fussnote in den Annalen der harten Musik? Weil die aufgepropften Massentauglichkeits-Elemente ganz offensichtlich nach kommerziellem Kalkül müffelten. Wenn aber ISIS auftrumpfen als wären sie schon heute die nächsten TOOL, dann bezweifle ich keinen Moment lang, dass es konsequente Experimentierfreude war und ist – dass dieser Mix Metaller aller Couleur mit diversesten Alternativlingen vereint liegt halt daran, dass sie es so verdammt gut machen!

Zarte Melodie, bedrohliche Endlos-Steigerungsläufe und verbogene Tragik (die den Übervätern NEUROSIS huldigt) ergießen sich in gleißenden Orgasmen aus surrealem, in seinem Rausch apathisch erstarrendem Thrash. Surreal – aber ungekünstelt; ISIS lassen sich auch nie so recht festnageln. Fest steht, dass sie Meister darin sind, den reichen Fundus der psychedelischen Musik, der pathetischen Rock-Chori und der deathmetallischen Härte zu dekonstruieren, um daraus ein wahres Monster zu erschaffen. IIIISIS!!!

„Die Band was eh, wie sie haast…“ raunzt einer. Wohl wahr, in jedem ruhigen Zwischenteil zu applaudieren wäre wohl nicht nötig gewesen – aber wissen WIR, wie die Band heißt? „Eisis“ ist wohl angebracht, weil sie ja Amis sind, aber „Isis“ (deutsch ausgesprochen) klingt schöner. Außerdem ist das ja eine ägyptische Göttin, gehört also nicht exklusiv ihnen – und so richtig weanerisch kling „Eeeisis“ ziemlich schirch. Fest steht, dass dieses Konzert alles andere als ein Scheis-Is.

Und die Vorbands? JAKOB aus Neuseeland beackern die ruhigste Hälfte des Postrock-Feldes mit sparsamen, aber geilen Ausbrechern (vergleichbar mit MASERATI, OSTINATO, GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR). THE AUSTERITY PROGRAM mit ihrem Drumcomputer sind dafür leidlich fad.

Aus-Is!
[marian]

www.arena.co.at

doubleRR
Weitere Beiträge von doubleRR


Zurück

Beitrag vom 28.04.2008
War dieser Bericht
interessant?

352 Stimme(n)
Durchschnitt: 5.34
Diesen Beitrag bewerten:
  
Diesen Beitrag per E - Mail verschicken:
An:
Von:
Kommentar: