PAGANFEST: ENSIFERUM   KORPIKLAANI   MOONSORROW   ELUVEITIE   TÝR  
11.04.2008 @ Posthof

Für das Pagan Fest, das im Linzer Posthof stattfand überlegte ich, was ich wohl einpacken sollte. Kettenhemd und Streitaxt vielleicht? Damit wäre das Problem mit dem Platz und den Schmerzen beim Moshen sicherlich gelöst, aber in voller Montur bangt es sich nicht so leicht. Dennoch ließen es sich einige Wenige nicht nehmen in kompletter Kriegsausrüstung zu erscheinen um den Göttern des Nordens mit einem Abend voller Folk Metal zu huldigen.

Als ich gegen 19:35 eintraf war der Auftritt des lokalen Supports BIFRÖST leider bereits vorbei. Im Großen Saal und auch vor dem Posthof tummelten sich schon einige Leute, wobei mir sofort der Gedanke kam, ob man solche Konzerte, dem Auge zu Liebe nicht vielleicht erst nach Anbruch der Dunkelheit beginnen sollte. Der zweite Gedanke war dann, dass ich hier auf einem Konzert zu Ehren der Götter der Vikinger bin, aber wie bei Odins fehlendem Auge soll man ihnen ohne Met die gebührende Ehre erweisen? Der Riese Ymir würde sich im Grabe umdrehen, wenn er denn in einem läge.

TÝR spielten bereits ihren heiteren Pagan Metal und der Saal war auch schon gestopft voll und die Temperaturen ließen zu wünschen übrig, was aber die Meute nicht weiter zu stören schien. Denn, wenn auch noch etwas verhalten, so bejubelten sie Songs wie „Ragnarok“ & „Wings Of Time“ Vom neuen Album gaben die Färöer dann noch „Hail To The Hammer“ inklusive Singalong zum Besten. Eine solide Show war es auf jeden Fall, wobei der eine oder andere schnellere Song sicher noch für etwas mehr Stimmung gesorgt hätte, denn die war auch bei gutem Sound noch etwas mäßig.





Das Ganze sollte sich nachher mit unseren Nachbarn aus der Schweiz ELUVEITIE aber erheblich ändern. Die Truppe lieferte eine mit Power geladene und agile Show ab. Die New Wave Of Folk Metal, wie sie es selber betiteln präsentierten sie im Grunde ähnlich wie die Kollegen von KORPIKLAANI, nur mit erheblich mehr Härte, wie zum Beispiel thrashige Parts, die eingestreut wurden. Durch die Drehorgel und Violine, bedient von den Damen Anna und Meri, kam aber auch der Folkanteil nicht zu Kurz. Die Gebrüder Kirder die vor allem durch ihre Haare und den Tättowierungen auffielen, lieferten mit dem Rest der Band eine sehr agile Performance. Auch Gitarrist Simèon hüpft quer über die Bühne und Sänger Chrigel lies die etwas schütteren Dreads kreisen und griff zwischendurch zur Flöte. Zu dem fast schon Melodic Death angehauchten Song „Bloodstained Ground“ gab es auch einen hübschen Circle-Pit. Die Stimmung war nun am Brodeln, aber leider währte die Freude nur kurz, denn nach 30 Minuten war schon Schluss. Man hätte die junge Truppe ruhig etwas höher im Line-up platzieren können.





Setlist ELUVEITIE:

Inis Mona
Grey Sublime Archon
Of Fire, Wind & Wisdom
Bloodstained Ground
The Somber Lay
Your Gaulish War
Tegernakö

Was etwas negativ ins Auge fiel, war sicherlich die Tatsache, dass die Umbaupausen doch etwas lange währten. In etwa eine halbe Stunde später gaben sich MOONSWORROW als erste finnische Band die Ehre. Hier war aber die Stimmung auch wieder etwas gedämpfter. Außerdem war der Saal nicht mehr so voll, was aber daran lag, dass der Posthof, den Nornen sei dank die, Tribüne eröffnete, auf der man schön Platz nehmen konnte. Auch wenn die Finnen einen gute Auftritt, gemischt aus Geknüppel, Epik, folkloristischen Parts und akustischem Geplänkel lieferten, hielt sich die Begeisterung nun leicht in Grenzen. Wer noch immer nicht wusste worum es hier geht, dem half der blutbeschmierte Fronter Ville Seponpoika Sorvali mit der recht überflüssigen Ansage: „We Are Pagan“, gerne weiter. Übrig blieb dennoch eine solide Leistung, die womöglich das Publikum etwas verfehlte.





Setlist MOONSORROW:

Sankarihauta
Ukkosenjumalan Poika
Pakanajuhla
Kivenkantaja
Jotunheim

Nach einem weiteren ewig währenden Soundcheck war es zeit für Spaß bringenden Folk Metal, vorgetragen von KORPIKLAANI inklusive Ziehharmonika und anderen, für Metal Verhältnisse, ausgefallene Instrumenten in metallischem Soundgewand. Mit lustigen „Humppa“-Klängen ging es gleich mit „Wooden Pints“, das in keinem Live-Set fehlen darf, los. Mit „It’s Time To Drink“ läutete der gut gelaunte Fronter weitere Songs ein. Sound und Licht waren wie immer ganz passabel. Der Saal war komplett gefüllt und auch auf den Rängen wurde fleißig mitgeschunkelt. Einziges Problem der Band waren vielleicht, die immer recht ähnlichen Songstrukturen und „humpa humpa-Beats“. Spaß hat es aber allemal gemacht. Wenn der Lebensbaum Yggdrassil das hätte hören können, wäre er sicher vor Freude noch einige Zentimeter gewachsen.





Setlist KORPIKLAANI:

Wooden Pints
Cottages & Saunas
Tulikokko
Kipumylly
Pellonpekko
Journey Man
Paljon On Koskessa Kiviä
Happy Little Boozer
Beer Beer

Zum Abschluss ging es mit den finnischen Vikingern ENSIFERUM, voll gerüstet in die letzte Schlacht des Abends. Sofort war klar warum die Mehrheit der Krieger an diesem Abend angereist waren. Überall sah man die bekannte Kriegsbemalung in den Gesichtern der Fans. Mit nacktem Oberkörper und Finnen-Rock (wahrscheinlich der Marke Eigenbau) kletterten die 4 Jungs und das Mädel (natürlich nicht mit nacktem Oberkörper) die Bühne und heizten nach dem an Ennio Morricone erinnernden Intro „Ferrum Aeternum“ mit „Iron“ vom gleichnamigen Album gleich richtig ein. Der ganze Posthof tobte und moshte, dass nur so die Fetzen flogen, was Thor sicherlich ein Grinsen ins Gesicht zauberte. Neo-Fronter Petri Lindroos (NORTHER) der beim letzten Release „Victory Songs“ seinen Einstand gab, vollführte eine solide, sympathische Leistung, wenn er den Songs auch seinen eigenen Touch gab. Dann gab es den obligatorischen Bier/Met-Song „One More Magic Potion“ und ich suche immer noch verzweifelt die Met Ausschank. Anfangs waren die Backing Vocals etwas schwer zu hören, was sich aber bald besserte und spätestens bei „Ahti“ änderte, dass in perfektem Soungewand dargeboten wurde. Gegen Ende des Sets wurde noch ein Medley, wo auch IRON MAIDEN’s „The Trooper“ eingebaut wurde, präsentiert. Dem folgte dann noch der überlange, epische Titeltrack „Victory Song“.





Setlist ENSIFERUM:

Ferrum Aeternum
Iron
One More Magic Potion
Ahti
Lai Lai Hei
Guardians Of Fate
Dragonheads
Token Of Time
Medley
Victory Song
Blood Is The Price Of Glory
Treacherous Gods
Battle Song

So ihr Götter des Nordens, ich hoffe euch wurde ein Fest, das euch zufrieden stellt geboten und ihr seit besänftigt bis zum nächsten Schlag im Herbst, in Form des Heiden Festes mit weiteren hochkarätigen Bands, die der nordischen Mythologie frönen werden. Ich war definitiv zufrieden mit dem Abend, wenn ich mir auch so manches, wie schon erwähnt, anders gewünscht hätte, aber ansonsten dürften einige grinsende Gesichter den Saal verlassen haben.



FOTOS + E-CARDS
www.paganfest.eu

maxomer
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Beitrag vom 15.04.2008
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