SUMMER NIGHTS FESTIVAL 2007 – TAG 2  
23.06.2007 @ Strasswalchen (S)

Der rauschende Wahnsinn sollte auch am zweiten Tag des Summer Nights Festivals keinen Abbruch nehmen. Erstaunt stellte ich frühmorgens fest dass der Biervorrat aus meinem Zelt über Nacht entwendet wurde – ein Zeltnachbar will gesehen haben wie BEHEMOTH nächtens auf Zehenspitzen ums Zelt schlichen…

Die meisten am Campingplatz sahen von den Exzessen und Gelagen des Vorabends noch recht angeschlagen aus, was aber einige (und ich meine nicht wenige) dazu veranlasste aus dem Reparier-Bier gleich mehrere werden zu lassen, oder halt gleich Schnaps - weils irgendwann eh schon wurscht is - ganz nach Vorbild des TANKARD Sängers Gerre, der dem Vernehmen nach bereits um 10 Uhr vormittags keine Syntax mehr besaß.

Um halb 12 baten dann ULTRAWURSCHT das grunddesolate Festivalpublikum zum Frühschoppen vor die Bühne. Das wollte ich mir keinesfalls entgehen lassen, denn Songs wie „Wurst Case Scenario“, „Oachekaskrainer“, „Leprakas“, „Immortadella“ und „Vegetarier kinan mi kaasn“ können live nur gut sein, geht gar nicht anders. Das Publikum wurde zu räudigstem Dialekt-Grindecore mit Wurst beworfen, herrlich. Eine Band von der man in Zukunft hoffentlich mehr hört. Interessant in diesem Zusammenhang, dass ULTRAWURSCHT die Halle bereits zu Mittag gut füllen konnten, was weder den Bands vorher, noch denen des frühen Nachmittags gelang.

THE SORROW, das menschgewordene Metalcoreklischee aus dem Moshviertel/Vorarlberg, präsentierte sich mit schwarz gefärbtem Seitenscheitel, Maiden-Shirt und Gitarrengurt bis zum Anschlag hochgezurrt. Alles klar? Nein! Die Newcomer sind technisch ein Wahnsinn und Live eine Macht. Die Band schaffte es bei Metal Hammer zum Demo des Monats und ich kann mich den deutschen Kollegen nur anschliessen: Unglaublich.

Danach folgten IN SLUMBER, die ja in Österreich keine Unbekannten mehr sind. Die Helden aus der Stahlstadt legten bei rappelvoller Halle einen soliden, aggressiven Death Metal Gig hin. Routiniert hatten sie die Meute fest im Griff, die bis fast raus bis zur Wurstbar anstand um ein Stück vom fulminanten Auftritt mitzuerleben.

Nach den Fun-Grind Überposern EXCREMENTORY GRINDFUCKERS geigten die Schweizer ELUVEITIE auf. Mit ihrer Pagan-Mittelalter-Folklore fang ich eigentlich nichts an, ich muss aber schon sagen, dass es die Band geschafft hat, das Publikum mit Fiedeln, Flöten und Leiern zum kollektiven Haareschütteln zu animieren und dem, was die Genrekollegen von TURISAS später aufführten, haushoch überlegen waren.

Wie es den Anschein machte hatten TURISAS kurz vorm Konzert einen Elch geschlachtet und sich den blutverschmierten Kadaver um die nackten Leiber gewickelt. Das wird wahrscheinlich der Grund gewesen sein warum die nordischen Pagan Krieger ihren Gig erst nach 45-minütiger Verspätung begannen. Nach 4 Songs mussten die zornigen Finnen mit ihrem Gedudel wieder aufhören – selber Schuld! Die Zeit drängte:

BEHEMOTH war an der Reihe. Die ließen sich ihren 15 minütigen Soundcheck nicht nehmen, was sich bezahlt machte. Es war mein erstes Live-Erlebnis mit den Polen und ich war von deren Sound, Technik und Professionalität schwer beeindruckt. Ein Todesgewitter der Sonderklasse brach über das frenetische Publikum herein. Das Gespann rund um Mastermind Nergal entfachte ein Hochgeschwindigkeits-Blast-Inferno und ließ dabei noch spielend die Schädel rotieren. Aufgrund der allgemeinen Verzögerung an diesem Abend mussten auch BEHEMOTH nach wenigen Songs die Bühne leider wieder verlassen.

CALIBAN hatten zwar technisch gegen BEHEMOTH keine Chance. Die Deutschen konnten aber wiedermal beweisen, dass sie zur Speerspitze des europäischen Metalcore gehören. Das Publikum wurde deutlich jünger und der Circlepit wurde wieder eröffnet. Amüsant mit anzusehen war’s wie ########-Drummer #### (Name auf Leserwunsch zensiert, Anm.), wie Gott ihn schuf, im Wirbel vor der Bühne rumtorkelte. Ganz passend dazu der Kommentar des geschminkten Fronters mit dem lustigen Bart: so einen lahmen und besoffenen Moshpit habe er noch nie erlebt.


Kurz und gut:
Super Location, vielleicht etwas zu klein, der Sound war bis auf bandbedingte Schwankungen einwandfrei und die Stimmung ausgelassen bis exzessiv, 1A Verpflegung zu fairen Preisen.
Was mich etwas gestört hat, waren die enggesteckte Running Order und die kurz kalkulierten Umbaupausen, was teilweise zu verkürzten Spielzeiten führte. Für nächstes Jahr würd ich mir vielleicht mehr und sauberere Klowägen wünschen, Duschen sind nicht zwingend nötig, ein Kärcher würde den Zweck wahrscheinlich besser erfüllen.

Der allgemeine Alkoholpegel war empfindlich zu hoch und ohne jetzt große Diskussionen auslösen zu wollen: Besoffene und Nackerte und Blödsinn im Schädl gibt’s immer und gehören wohl zu jedem Festival dazu, aber was manche Idioten da aufgeführt haben war eindeutig jenseits von Gut und Böse! Schade nur, dass die Scherereien dann an den Organisatoren hängen bleiben und hirnlose Einzelaktionen dann schlechtes Licht aufs gesamte Publikum und die Veranstaltung als Ganzes werfen!

Auch mit mehreren Lineup-Problemen war’s organisatorisch ein voller Erfolg: dem Vernehmen nach waren beide Tage ausverkauft und konsumiert wurde auch nicht gerade wenig. Ich glaub ich kann für die meisten sprechen: ein Spass was allemal. Diesem Sinn sehr zweckdienlich auch die Nussschnapsbar (Gruß an Paul und Birgit).
Ich jedenfalls freu mich schon aufs nächste Summer Nights!
www.summer-nights.at

roomservice
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Beitrag vom 28.06.2007
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