NEGATIVE ACTION GROUP SEMESTERPARTY: OLEMUS   PINK AS A PANTHER   REAP    LAWFOUNDGUILT    BEREAVEMENT      
24.02.2006 @ Posthof

Negative Action Group, eine überaus ambitionierte Vereinigung namhafter und vorwiegend in der Metalszene verhafteter Bands aus Linz und weiteren Regionen Oberösterreichs setzt also weiterhin völlig neue Maßstäbe in Sachen Bandförderung, anstatt dem österreichischen Volksport schlechthin, dem ewigen Wehklagen, zu frönen: Durch die Veranstaltungsreihe "Metal Overdose" bietet die Organisation in regelmäßigen Abständen alpenländischen Formationen die Option unter professionellen Rahmenbedinungen eine Show im Posthof zu absolvieren, aber auch untereinander werden Musikerstammtische abgehalten, um gemeinsame Ziele zu erörtern beziehungsweise Strategien zur Erreichung dieser zu entwickeln.

An diesem Abend zelebrierte die NAG ihre Semesterparty mit fünf Bands unterschiedlichster musikalischer Couleurs: Auch diese strikte Weigerung, ihre Veranstaltungen stilitisch streng einzugrenzen gilt mittlerweile längst als ein Markenzeichen der NAG in der hiesigen Szene: Getreu ihrem Leitspruch, ihr Handeln "als Faustschlag in die Fratze des kleinkarierten Schubladendenkens und der Intoleranz" zu verstehen, verzichtet man bewußt darauf bei der Auswahl von Bands sich zu sehr von Stilen leiten zu lassen, sondern diesem Bündnis gehören sowohl Vertreter der Sparte Alternative Rock wie auch alles niederknüppelnde Death- oder Black Metal-Acts an, und trotzdem ziehen alle Bands an einem Strang.

Und eine ebensolche Gruppe durfte als Opener die Matten der Metaller zum Schwingen bringen: BEREAVEMENT aus Wels beziehungsweise Traun nämlich, die sich nur wenige Wochen zuvor von ihrem langjährigen Frontmann Alex Malachuth getrennt hatten, in dessen Fußstapfen Hartwig Lasthofer (Ex?-SPEARHEAD INC.) trat. Dieser personelle Wechsel führte auch zu einer minimalen musikalischen Kursänderung beziehungsweise wird phasenweise gar stilistisches Neuland angesteuert, da Hartwig eher über ein trashlastiges Organ verfügt, und eher weniger grunzt als so manche Genrekollegen oder auch sein Vorgänger. Ingesamt erwies sich das Gebotene aber als durchaus unterhaltsam, und obwohl die meisten Fans erst nach der Show im Saal eintrafen, bangten bereits einige wenige Metalheads vor der Bühne zu den brachialen Death Metal-Attacken des Quintetts, der zwar einerseits knüppelhart und erbarmungslos unmelodiös erscheint, aber dennoch über weite Strecken dank entsprechender Breaks nicht zu monoton klingt.

Weiter ging es im Programm mit den Pergern LAWFOUNDGUILT, welche aber schon längst studienbedingt - wie so viele Mühlviertler - in Linz ihre Zelte aufgeschlagen haben. LAWFOUNDGUILT sind meiner Wenigkeit schon mehrmals ausgesprochen positiv aufgefallen, und zwar vor allen Ding durch schlichtweg bärenstarkes Songmaterial verteilt auf drei EPS: Stilistisch sind die Jungs am ehesten im Emo-Core-Sektor anzusiedeln: Energisch und gefühlvoll gleichermaßen also, so könnte man in wenigen Worten die Musik mit halbwegs geeigneten Adjektiven umschreiben. Und LAWFOUNDGUILT sind für mein Dafürhalten wirkliche Meister ihres Fachs: Scheinbar mühelos schaffen es die Jungs geradezu famose Emo-Core/Hardcore-Perlen zu kreieren, mit denen sie dem Zuhörer ihr Inneres offenbaren, was eben einer richtiggehenden Achterbahn der Gefühle gleichkommt, aber dabei schaffen es die Burschen sich nicht zu sehr in ihren Gefühlswelten zu verstricken, sondern auch noch ordentlich zu grooven und zu rocken, was das Zeug hält. Erfreulicherweise blieb die Erkenntnis der Klasse dieser Band nunmehr nicht mehr nur überschauhbaren Undergroundkreisen vorbehalten, sondern auch ein englisches Indie Label mit Sitz in Yorkshire, nämlich Nova Bomb nahm die Band kürzlich unter seine Fittiche. Und in Bälde soll auch das Debutalbum, aus dem an diesem Tag bereits Auszüge zu genießen waren, für (hoffentlich) offene Münder bei Fans und Journaille sorgen.

Es folgten REAP aus Hartkirchen, die längst zu einer unzerzichtbaren Institution hier in OÖ herangereift sind, und die letzten Jahre ihren Fankreis ständig ausbauen konnten. Mitterweile reist der Formation gar ein größerer Fanclub zu (fast?) jedem Gig hinterher, der somit jede Show zu einem Heimspiel umfunktioniert. Aber diese Begeisterung, ja fast schon Hysterie unter Jugendlichen muss nicht immer mit mangelnder Reife und dementsprechend unkritischer beziehungsweise unreflektierter Euphorie in Zusammenhang gebracht werden, nein, denn es gibt durchaus auch genügend Beispiele, wo auch schon die jüngeren Semester ein Gespür für hochwertige Musik entwickeln, ohne sich zu sehr von den Medien blenden respektive in weiterer Folge vereinnahmen zu lassen. Und genau dies ist auch bei REAP der Fall, denn der mörderisch herbe wie mitreißende Thrashcore ganz im Stile von SOULFLY, EKTOMORF und Konsorten läßt vor allem live on stage kaum jemanden kalt. Mittlerweile hat die Gruppe auch eine ausreichende Anzahl an Konzerten gegegeben, um davon nachhaltig zu profitieren, und mit einer gewissen Routine und der nötigen Portion Selbstvertrauen ans Werk zu gehen. Eine erwartungsgemäß gelungene Show der Hartkirchner. Und wenn es auch noch so abgedroschen klingen mag, darf ich festhalten, dass REAP bei entsprechendem Willen zur Weiterentwicklung und weiterhin unermüdlicher Verfolgung ihrer Ziele sicherlich auf der Bekanntheitsskala noch ein paar Grade nach oben gelangen können.

Als vorletzter Act des Tages betraten PINK AS A PANTHER die Bretter, die für so viele die Welt bedeuten: Und alle die schon einmal diese Kombo aus Stahlstadt bei einer ihrer unzähligen Darbietungen im In- und Ausland beobachten konnten, wissen, was eine Show der Herren verspricht: Schweißtreibenden, schmutzigen, fesselnden Rock `n` Roll in höchster Vollendung. Und das mit einem überdimensiolen Maß an Spielfreude ausgestatteten Musikern, die Sinn für Humor beweisen, indem sie für entsprechend abgefahrene bis gewagte Posen sorgen, und somit das Publikum schnell auf Ihrer Seite haben: Pure Rock `n´ Roll garniert mit Versatzstücken aus der Stoner Rock-Sparte. Great show, guys!

Als Headliner durften einmal mehr OLEMUS die Bühne erklimmen, und dank der zu diesem Zeitpunkt anhaltenden Grippewelle, welche die halbe Band lahmlegte, stand noch wenige Stunden vor der Show ein großes Fragezeichen über dem Gig, aber schlußendlich schafften es die fünf Jungs doch trotz dieses Handicaps den Gig zu bestreiten beziehungsweise durchzustehen, und es sollte sich lohnen: Rechtzeitig zu dieser Show hatten OLEMUS wieder eine drei Songs umfassende Mini-CD namens "Living Your Hell" in Eigenregie auf den Markt gebracht, und natürlich galt es, diese anhand einiger Auszüge gebührend präsentieren. Das neue Material führt im Großen und Ganzen den auf "E-God" eingeschlagenen Weg konsequent weiter, d.h. vertonte Gefühlsausbrüche, wütende Crowls versus cleaner Gesang sowie atmosphärische Samples werden zu einem wohlklinges Dark Metal-Bildnis zusammengesetzt.
Und trotz der erwähnten Unannehmlichkeiten liesen OLEMUS keinerlei Schwächen erkennen, und rockten munter drauflos, was das Publikum auch binnen weniger Momente mittels entsprechendem Echo zu goutieren wußte. Seit 1993 mischen OLEMUS schon im heimischen Musikgeschehen mit, und vor fast exakt sieben Jahren (!) gastierte die Gruppe im Rahmen des Heimspieles im Linzer Posthof, und zwar gemeinsam mit den längst verblichen Gruppen FAUST, RED SOCKS und TREIBHAUS (Mitterweile längst ergraute Zeitzeugen erinnern sich eventuell noch daran!).
Der Name OLEMUS steht also längst nicht mehr nur für großartige emotionsreiche Musik, sondern auch für schier unerschüttliche Beständigkeit sowie Durchhaltevermögen. Und dass sie ihre Vergangenheit keineswegs leugnen, bewiesen die Herren, indem sie ein repräsentativen Querschnitt ihres bisherigen Schaffens darboten: Neben den überraschenderweise in die Setlist eingebauten Tracks wie "Cold" oder "Psycho-Path" (von der gleichnamigen MCD von 1998), kamen auch nicht wenige Stücke aus den jüngeren Kapiteln der Bandgeschichte zum Zug: "Es ist ich", "Dead Heard Goddess", uvm.) Die Fans zeigten sich jedenfalls äußerst angetan, und auch die Tradition, wonach ein OLEMUS-Gig nicht nur aus Eigenkomposition bestehen sollte, sondern stets auch eine Coverversion beinhaltet, wurde weitergeführt: Zur erneuten Überraschung aller wurde allerdings kein Genreklassiker aus dem Fundus des unverkennlichen Götheborg-Sounds intoniert, sondern ein Evergreen einer anderer schwedischen Band, die einst zu den Pionieren des Anfang/Mitte der 90er aufkommenden Crossoverbooms zählte: Die Rede ist natürlich von CLAWFINGER, deren Hit "Rosegrove" performte wurde, wofür man sich die gesangliche Unterstützung von MEDUSAE-Frontmann Steff holte, und natürlich eine Euphoriewelle im Publikum auslöste. Trotz der erwähnten Schwierigkeiten eine ordentliche Darbietung!
www.negativeactiongroup.at

Hutti
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Beitrag vom 02.05.2006
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