COHEED AND CAMBRIA   JR EWING  
22.02.2006 @ Arena

Nachdem der COHEED AND CANMBRIA-Auftritt bereits einmal verschoben worden war (Sänger/Gitarrist Claudio Sanchez hatte sich beim Boxen mit seinem Bruder die Hand verletzt), stand man am Sonntag ganz schön blöd da, als einem beim Eingang zur kleinen Halle der Arena (dass die große gar nicht geöffnet war, machte mich ja schon ein bisschen stutzig) erklärt wurde, es gäbe eine neuerliche Verschiebung - und zwar auf Mittwoch. An diesem hat dann auch alles hingehaut, COHEED AND CAMBRIA rockten natürlich die große Halle und für’s Warten und den doppelten Weg wurde man dann auch gebührend belohnt.

Das Publikum auf Betriebstemperatur bringen durften die Norweger JR EWING. Dass COHEED AND CAMBRIA eine derart noisige Band mit auf Tour genommen haben, lässt sich wohl nur aus deren aktueller Omnipräsenz in den einschlägigen Medien erklären, das Quintett gilt als wegweisende Band in Sachen rockigem wasauchimmer-Core. Dies nicht ganz zu unrecht, denn der von nur mäßig verzerrten, sehr höhenlastigen Gitarren getragene Sound JR EWINGs zeigt, dass man Härte auch auf etwas andere Art erzeugen kann und dass es dabei nicht nötig ist, auf Melodie zu verzichten und diese wiederum einer gewissen Progressivität nicht im Wege stehen muss. Das Publikum wusste das sowieso zu schätzen, denn viele waren sicher auch wegen dem Supportact gekommen, wie man aus den Reaktionen herauslesen konnte.

Für mich, der in Postcore(jaja, so nennt man das)-Gefilden nicht ganz so bewandert ist, waren JR EWING eine nette Neuigkeit, konnten jedoch dem, was darauf folgte, keineswegs das Wasser reichen. COHEED AND CAMBRIA wählten mit „Welcome Home“ den perfekten Opener und bewiesen von Anfang an, dass das, was ich befürchtet hatte - nämlich, dass es sich bei ihnen eher um eine Album- als um eine Live-Band handelt – überhaupt nicht zutrifft. Der gute Sound, der natürlich etwas rauer als auf CD rüberkam, passte perfekt zu den Songs der vier Amerikaner, ebenso wie der solide dargebotene, und manchmal etwas von den auf den Aufnahmen zu hörenden Phrasierungen abweichende aber nie danebenliegende Gesang Claudio Sanchez’. Nebst Spielfreude der Band und guter Songauswahl ließen diese Voraussetzungen die folgenden etwa eineinhalb Stunden zu einem wahren Genuss werden. COHEED AND CAMBRIA verstehen es, mit ihrem facettenreichen Stil sowohl Quasi-Metal-Reißer wie den eingangs erwähnten Opener zu schreiben, aber auch mit fast schon kitschigen Balladen, Gute-Laune-Emocore-Songs („Blood Red Summer“) und sogar ausgedehnten aber keineswegs langweiligen Improvisationen wie gegen Ende des Gigs zu überzeugen und so nicht nur auf Platte den Hörer mitzureißen. Optisch war natürlich der Chefe Claudio ganz der Mittelpunkt - allerdings muss man dem guten fehlende Entertainerqualitäten ankreiden, denn zwischen den Songs war außer ein bisschen ins Mikro Nuscheln nicht viel los. Aber was soll’s? Sobald COHEED AND CAMBRIA loslegen, spricht die Musik für sich selbst.
www.coheedandcambria.com

Kronos
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Beitrag vom 25.02.2006
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