MISANTHROPIC VIOLENCE II - TAG 2  
15.10.2005 @ Hafen

Der zweite Tag des MISANTHROPIC VIOLENCE II wurde, während am Freitag ab 18:00 gelärmt wurde, bereits um den mittleren Nachmittag begonnen. LORN aus der Südtiroler Landesmetropole Bozen machten tapfer den Anfang, konnten aber heute trotzdem einige Leute rekrutieren, was angesichts der Qualität dieser jungen Band auch nicht verwundert: LORNs schneller, tighter und angriffslustiger Black Metal bietet eisige Atmosphäre und gnadenlose Aggression, aber auch dunkle Melodie und ist dabei beeindruckend gut gespielt. Dabei legten LORN, die ihr Lineup in den letzten Monaten bis auf den Gitarristen umgestellt hatten, an diesem Abend überhaupt ihren allerersten Gig hin - Respekt! Beim dritten Titel gab es bei LORN einen kleinen Bühnenbrand, der der Löschaktion seitens der Security wacker zu trotzen wusste - keine Ahnung, was das nun wieder war...

Die lokalen AMAZEROTH und die französischen GLORIOR BELLI folgten. AMAZEROTH spielen durch eine recht technische Herangehensweise gefallenden Black Metal, GLORIOR BELLI bestätigen mit ihrem fanatischen High-Speed-Geprügel mein positives Klischee, dass französische Black-Kapellen besonders durchgeknallt sind.

Die DUNKELGRAFEN sorgten mit einer blutigen Bühnenshow für Geferkel auf der Bühne, wenn auch nicht so extrem, wie es der äußerst extreme Ruf der deutschen Schwarzwurzler erwarten lassen hätte. Dazu gab es pechschwarze, unheilig dröhnende akustische Dresche auf die Ohren. CAEDES fand ich auch recht ansprechend, da mit opulenter Bühenaktion bestechend, die da SM-Arschbehandlung einer durchaus anmutig leidenden Gothic-Lady und das Werfen blutigen Gedärms beinhaltete.
Einige Waghalsige bissen jedenfalls recht motiviert in das mehr oder weniger frische Fleisch, das auch den weniger Willigen aufgedrängt wurde. Dazu zierte ein blutverschmierter Teddybär mit Darmhalsband die Bühne. Wie war das bitte noch mal mit dem ehernen Black Metal-Grundsatz „No Fun“ ? Während die Backen der Gequälten unter der Behandlung einer Drahtbürste zu bluten begannen, fragte ich mich, ob CAEDES jetzt true sein sollten und kam zum Schluss, dass wohl kaum. Unterhaltsam waren sie trotzdem.

CORPUS CHRISTII waren jedenfalls um einige Ecken ernsthafter unterwegs, und ohne Frage eine qualitativ höchstwertige Todesschwadron der schwarzen Künste, höchst kreative Aasgeier menschlichen Leids. Bandkopf Nocturnus Horrendus und seine Mannen ließen doomig-schleppenden, gleichzeitig aber sehr gehässigen und mitreißenden Suicide-Black über unsere demütigen Häupter donnern, der dem Publikum wie Strychnin ins morbide Gehirn fuhr. „We want War!“ deklamierte der massige Bandkopf, der mit seinem Bier ein überzeugendes Exempel dafür bot, dass man gleichzeitig das Leben hassen und auf Alkohol versessen sein kann. Drummer Necromorbus hämmerte uns indessen in Grund und Boden; CORPUS CHRISTII hinterließen ein massakriertes Schlachtfeld und ein begeistertes Publikum.

WATAIN sind ja seit ihrer Tournee als Begleiter der mächtigen, zu diesem Zeitpunkt frisch auferstandenen DISSECTION zu einer recht ansehnlichen Bekanntheit gelangt, von ihrem Auftritt im Planet ist allerdings nicht viel mehr als die Erinnerung an geradezu fürchterlichen Sound geblieben. Das MISANTHROPIC VIOLENCE bot ihnen zum Glück einen recht klaren Sound, doch auch diesmal war WATAIN die Technik nur bedingt hold, musste doch nach nur zwei Stücken ein Verstärker ausgetauscht werden. Dann ging es aber konsequent weiter, besonders die Titel der „Rabid Deaths Curse“ wussten zu überzeugen und Eiseskälte bis tief in die Knochen zu jagen. „I am the Earth“ von der aktuellen „Casus Luciferi“ war natürlich wieder einmal der Killer schlechthin, ansonsten muss ich aber sagen, dass das zweite Album nicht ganz an der Erstling herankommt. Mal sehen, was die Zukunft für WATAIN bringt, ich hoffe jedenfalls das Beste, denn die giftige Atmosphäre, die die Band erschafft, ist von ganz eigener Qualität.

Das Kolumbianischstämmige, in den USA angesiedelte Duo INQUISITION machte das tapfer weiter feiernde, aber inzwischen doch etwas erschlagen (und vor allem schwer alkoholisiert) wirkende Publikum nun endgültig fertig: Kriegslüsterner, waffenstarrender und in seinem unbeirrten Minimalismus ekelhaft ins Gebein sägender Black Metal, so sollte es sein! Da konnte auch eine weitere Zwangspause wegen technischer Probleme nicht demotivieren. Es ist wirklich ansehnlich, wie nur zwei Musiker eine so dichte musikalische Monstrosität erschaffen können. Irgendjemand hat gesagt, der Sänger klinge ein wenig wie eine erwürgte Mickymaus, das hat etwas Wahres an sich. Und das war’s dann auch, ein wirklich gutes Black Metal-Festival, freilich auch mit ausführlicher Aftershow-Party. Bis zum nächsten Mal!


FOTOS + E-CARDS
www.brutal-arts-tyrol.com/

marian
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Beitrag vom 25.10.2005
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