MISANTHROPIC VIOLENCE II - TAG 1  
14.10.2005 @ Hafen

Misanthropische Gewaltausbrüche zu erleben bot das MISANTHROPIC VIOLENCE FESTIVAL II reichlich Gelegenheit: Mit Bands wie WATAIN, CORPUS CHRISTII, KAMPFAR, MORTUARY DRAPE und HORNA fuhren die Organisatoren von Brutal Arts Tyrol ein massives Black Metal-Package auf, das in Kombination mit der gemütlichen Location im Hafen Innsbruck und einem ebenso gut bestückten wie motivierten Publikum für Begeisterung sorgen konnte. Lest und seht hier, wie es war.

MISANTHROPIC MIGHT passten nicht nur wegen ihres Names hervorragend auf das MISANTHROPIC VIOLENCE II und durften die freitägliche Metzelei einläuten - allerdings unter wenig günstigen Verhältnissen, denn das Publikum bestand anfangs aus kaum einer halben Hand voll Leuten, was bei der Band verständlicherweise für Enttäuschung sorgte. Den Vienna-Underground-Allstars Sic, Purgatory und Slavetrader ging es damit aber kaum anders als den folgenden Holländern von LUGUBRE, die mit Anti-Human Black Metal aufwarteten. Zu meiner Schande muss ich sagen, dass ich zu dieser Zeit ebenfalls zur Masse des nicht vorhandenen Publikums zählte, Innsbruck ist halt doch ein Stückchen weit weg von Wien. Auch ANDRAS fielen für mich somit ins Wasser.

Die deutschen ETERNITY erwischte ich aber noch, und so nahm mich rauer Sound, ein inzwischen doch ansehnlich gefüllter Saal mit frischem Gerstensaft und ein dornengekrönter Saukopf in Empfang. Das musikalische Schaffen der seit 1995 aktiven ETERNITY bleibt mir als solides, klassisches Gebolze in Erinnerung. Wesentlich spannender wurde es da schon bei HORNA:

Die finnische Todesschwadron besticht in Liveauftritten schon einmal durch ihre überwältigende optische Präsenz – obwohl auf Mätzchen wie Blut und Dekoration verzichtet wird, wirken HORNA wie ein wahres Gruselkabinett, mit krass-gelungenem Corpsepaint, einem Kutten tragenden Bassisten, knochenbehangenem Sänger und vor allem einem Bassisten, der mit seinem Bauchtattoo ein wenig nach Hardcore ausschaut. Das klingt jetzt vermutlich eher witzig, aber HORNAS ungezügelte Aggression ließ das Schauspiel schon eher bedrohlich und entrückt wirken und entfaltete eine Atmosphäre, die mich an ihre Landsmänner IMPALED NAZARENE und, weniger vom Sound als von den Gesichtsausdrücken her, die französischen ARKHON INFAUSTUS denken ließ. Ersterer Vergleich kommt jedoch auch dem Sound von HORNA einigermaßen nahe. Dieser entfaltete in seinen besten Momenten einen solch unerhörten Groove und derartig apokalyptische Stimmung, dass das Bangen eine Lust war. Sehr gelungen!

Mit MORTUARY DRAPE hielt gnadenlos die Eighties-Schule Einzug: Die Italiener sind seit 1986 präsent und klingen tatsächlich, als wäre ihr seliges Jahrzehnt nie vergangen. Obwohl von True-metallisch sägenden Riffs und einem mehr als üppigen Schuss Heavy geprägt, ist der Sound von MORTUARY DRAPE doch (zumindest auch) Black Metal. Anständige Sache, und meiner Meinung nach sehr motiviert und fähig umgesetzt, wenn auch auf die Dauer etwas anstrengend. Die bemalten Südländer erzeugten zudem mit einfachsten Mitteln eine geile Bühnenshow, bei der der Sänger als old-schooliger Satanspriester von einer wackeligen Kanzel aus rezitierte und so für Laune sorgen konnte.

Es wurde Zeit für die Headliner KAMPFAR, und hymnischer, von nordischer Mythologie und Natur inspirierter Black Metal erschallte, sehr zur Freude der inzwischen auf wirklich stattliches Ausmaß angeschwollenen Audienz, und es wurde noch einmal lange und exzessiv abgefeiert. Überhaupt genoss an diesem Freitag jede einzelne Band eine angemessen lange Spielzeit bei – nicht anders als bei KAMPFAR – durchaus gutem Sound: freilich roh und grimmig, aber ausgewogen und in passender Lautstärke. KAMPFAR ließen sicher am Ende noch etwas bitten, gaben dann aber die ultimativen zwei Zugaben und beschlossen somit einen erfolgreichen ersten Abend des MISANTHROPIC VIOLENCE II.


FOTOS + E-CARDS
www.brutal-arts-tyrol.com/

marian
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Beitrag vom 25.10.2005
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