ARCTURUS   RED HARVEST  
13.10.2005 @ Planet Music

Dass ich das noch erleben durfte, mit ARCTURUS eine der innovativsten, aber dafür unbeachtetsten Bands im Metalzirkus (sic!) live erleben durfte. Die geschätzten 150 Anwesenden bestätigten die Tatsache mit dem Status des Unterschätzten. Erinnere ich mich doch noch an Interviews zu Zeiten vom Debut "Aspera Hiems Sinfonia" bei denen Hoffnungen auf Live-Auftritte zerstreut wurden, beim zweiten Geniestreich "La Masquerade Infernale" änderte sich das auch kaum. Von Album Nummer eins bis zum Album Nummer drei gab es gerade mal eine Handvoll Konzerte und die fanden kaum außerhalb des Heimatlandes der Band statt. Die erste vollständige Tour führte aber die Ausnahmeformation rund um Keyboarder Sverd, Drummer Hellhammer (MAYHEM, THE KOVENANT, u.a.) und Neuzugang Simen (DIMMU BORGIR, Ex-BORKNAGAR) auch nach Wien. Als Support-Act waren die Industrial Metaller von RED HARVEST mit von der Partie. Bei allem guten Willen und den Versuchen Ausdauer an den Tag zu legen, verzog ich mich doch nach zwei Songs, die an Monotonie kaum zu überbieten waren, vorübergehend aus der Halle. Man verzeihe daher das Fehlen eines weiteren Kommentars.

Eine Stunde später war jedoch alles anders. Musikalisch ohnehin, aber auch optisch. Wie Bilder auf der Homepage der Norweger vermuten ließen, sollten ARCTURUS selbst auf Tour eine ordentliche Show mitbringen. Wer die Musik des Sextetts nicht kennt, hätte die optische Darbietung wohl als mittelgradig seltsam bis gar peinlich empfunden. Wer jedoch mit dem avantgardistischen Sound der Norweger vertraut ist, für den dürfte die an eine makabre Variante des venezianischen Karnevals angelehnte Optik die perfekte Begleitung für den Sound gewesen sein.
Kurz: zu den Klängen von "The Masquerade Infernale" als Intro erklomm der Tross maskiert die Bühne. Der Basser behielt seine Karnevalsmaske selbst Zeit des Konzerts auf. Fronter Simen bewegte sich auf eine narrenhaft, schunkelnde Art zu den Songs, wenn er nicht gerade knieend sang. Nebst der Musiker untermalten zwei Tänzerinnen in Harlekinsgewand mit Tanzeinlagen die Show. Klingt skurril, war es auch. Jede Beschreibung in Worten würde den Einklang von Ton und Bild nur verzerrt darstellen. Als Ganzes kam der Eindruck, der in diesen eineinhalb Stunden geschaffen wurde, in einer Art rüber wie Edgar Allan Poe mit Worten zu malen wusste.

Mit einem für Planetverhältnisse brauchbaren Sound ausgestattet gab es satte 90 Minuten Show. Kleiner Wermutstropfen war für mich zweifelsohne, dass mit "Raudt Og Svart" nur ein Song vom Debutalbum zum Besten gegeben wurde. Der Rest des Materials, der keinesfalls minder genial ist, kam ebenso gut rüber, nur stach besonders diese Nummer aus dem Rest heraus. Zu Beginn des Sets widmete man sich mal mit zwei Songs dem "Sham Mirrors"-Album, bevor es mit "Alone" eine Nummer vom Zweitwerk gab, dann nochmals zurück zu "Sham Mirrors" und verwunderlicher Weise dann gleich "The Chaos Path", was ich persönlich als Zugabe erwartet hatte. Die Songs, die vom neuen Album "Sideshow Symphonies" gespielt wurden, gliederten sich fugenlos in den Rest ein. Mit "Master Of Disguise" verabschiedete sich die Band schließlich, um zu guter Letzt für die erwähnte Zugabe nochmals zurückzukommen.

Wer nicht dabei war hat nicht nur etwas versäumt, sondern kann sich einen echten Eindruck dessen, was hier live abgeht bzw. abging nur holen, indem er einen Konzertbesuch nachholt. Bleibt zu hoffen, dass sich die Gelegenheit nicht erst wieder in zehn Jahren ergibt.
www.arcturus.no

Gore
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Beitrag vom 20.10.2005
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