TUSKA 2005 - TAG1: MONSTER MAGNET   APOCALYPTICA   FINNTROLL   PRIMAL FEAR   DESTRUCTION   EINSIFERUM   TERÖSBETONI     
15.07.2005 @ Kaisaniemi, Helsinki

Tuska, zu Deutsch das Leiden, der Schmerz oder die Qual ist Finnlands größtes Metalfestival. 1998 entdeckt, verbreitete sich das vorerst nur kleine Clubs befallende Leiden in rasender Geschwindigkeit, machte mehr und mehr Menschen auf sich süchtig und erreichte anno 2005 den bisherigen Höhepunkt von 33 000 Abhängigen, die an den Tagen vom 15.7.-17.7. nach Kaisaniemi, einem Areal mitten im Kern der Rock-Stadt Helsinki pilgerten, um in glühender Hitze (*vonwegen immer schlechtes Wetter in Finnland!*) gemeinsam ihren Schmerz hinauszuschreien und für kurze Zeit Seelenruhe zu finden.

Das Tuska begann für Harald und mich dieses Jahr mit dem Ende von TERÄSBETONIs Setlist. Bevor wir das Festivalgelände betraten, dachte ich noch, wir würden den Entschluss bereuen, TERÄSBETONI zu schwänzen, im Nachhinein muss ich aber sagen, dass ich die Euphorie rund um die Band nicht so ganz verstehe. Sie sind eine typische Heavy Metal-Band mit Kommerzpotential (was die dreiwöchige Beharrlichkeit ihrer ersten Single „Taivas lyö tulta“ auf Platz eins der finnischen Charts beweist) und einem Frontmann, dessen gesangliche Höhenflüge schon jenseits von Gut und Böse landen.

Danach lockte uns die sogenannte Sue Stage, deren Überdachung ganz nach dem Beispiel des finnischen Architekten Alvar Aalto aufgemacht war zum Debütauftritt von WINTERSUN, der neuen Band von Jari Mäenpää, dem Ex-Gitarristen und Ex-Sänger von ENSIFERUM. Musikalisch bewegen sie sich für meinen Geschmack mit ebendiesen auf einer ziemlich ähnlichen Schiene, haben jedoch durchaus auch dieses gewisse Etwas, das sie als eigenständige Band interessant macht. Dass ihr Gig am Tuska in dieser Zusammenstellung ihr erster war, merkte man dem Quartett nicht an, vielmehr wirkten sie aufeinander eingespielt und schienen schon lange nur darauf gewartet zu haben, die Sauna einheizen zu dürfen.

Einer der Höhepunkte des Tages für das Publikum waren bestimmt FINNTROLL, die es schafften Unmengen an Menschen in die pralle Sonne vor die größte der insgesamt drei Bühnen zu ziehen. Ihr „Mörkö-Humppa“, so denke ich, ist besonders auf das finnische Gemüt zugeschnitten. Zum Teil hart, aber doch herzlich mit einer gehörigen Portion Humor und Selbstironie. Allerdings hätte ich mir von einem so ausgereift wirkenden und genau konzipiertem Orchester ein bisschen mehr „Action“ auf der Bühne erwartet. Aber diese Macke ist ihnen auch zu verzeihen, sind sie doch bühnentechnisch ansonsten ziemlich gut in Fahrt. Außerdem war es lustig zuzuschauen, wie Hunderte Finnen im Publikum in der Sprache ihrer alten Erzfeinde Wort für Wort und Zeile für Zeile mitgröhlten…Obwohl…Vielleicht waren es ja auch „nur“ Schweden…
Die alteingesessene Trash-Combo DESTRUCTION stand als nächstes am Spielplan. Viel ist bei mir über ihren Auftritt nicht in Erinnerung geblieben, wohl deshalb weil ich mit dem Spielstil nicht sehr viel anfangen kann. Prinzipiell zogen sie ihren Auftritt gut durch.,

Gleichzeitig mit eben erwähnten wagten sich auf der „Hellsinki Stage“ vier Burschen auf die Bühne, die so aussahen, als würden sie ihren Auftritt im Zuge einer Schulklassenexkursion unternehmen. Die Rede ist von den Doom-Newcomern CALLISTO, die durch ihre besonders gefühlsbetonte Musik auf sich aufmerksam machen. Dargeboten wurde zwar keine besondere Bühnenshow (was ja auch nicht unüblich für Vertreter dieses Musikstils ist), wohl aber immer intensiver werdende Weltuntergangsstimmung und fühlbarer Weltschmerz, der gut auf das Publikum transferiert wurde.

APOCALYPTICAs Auftritte & Werke wurden wohl schon zur Genüge rezensiert & ich habe für meinen Teil jedes Mal betont, dass sie das was sie machen nicht anbrennen lassen. So war es auch diesmal. Der dargebotene Auftritt zeugte von Spielstärke und –freude, APOCALYPTICA bewiesen ein weiteres Mal die Unbezwungenheit & Klischéelosigkeit ihrer Musik und schafften emotional zu berühren. (Unter „Interviews“ findet ihr APOCALYPTICAs Statement zum Tuska.)
Mit PRIMAL FEAR, dem selbst so ernannten „German Metal Commando“ ging es mir ungefähr genauso wie mit DESTRUCTION. Meine Musikrichtung ist’s nicht, um ehrlich zu sein kann ich mit der Musik beider überhaupt nichts anfangen, aber prinzipiell würde ich sowohl bei PRIMAL FEAR als auch bei DESTRUCTION von einem grundsoliden Auftritt sprechen. Allerdings finde ich schon, dass sich zumindest PRIMAL FEAR Einiges von diversen „neueren“ Bands abschauen könnten beziehungsweise nicht imstande sind mit ihnen zu konkurrieren. Für Fans der Band: Am 19.1.2006 kommen die Germanen mit HELLOWEEN ins Planet Music.
Einen würdigen, wenn auch nicht bestmöglichen Abschluss des Abends stellte der Auftritt von MONSTER MAGNET dar. Sie wurden ihrem Namen gerecht, lieferten eine ganz passable Rockshow ab, allen voran der komisch-skurrile Sänger Dave Wyndorf. Sie schafften es dem Publikum noch ein letztes Mal an diesem Tag so richtig einzuheizen.

Wer immer noch nicht genug hatte, konnte sich an diesem, wie auch an den anderen Abenden durch die relativ billigen Aftershows in Helsinkis besten Rocklokalen den Rest geben…

In Zusammenarbeit mit Harald


FOTOS + E-CARDS
www.tuska-festival.fi

Kristina
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Beitrag vom 06.09.2005
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