EARTHSHAKER FESTIVAL SAMSTAG MIT MANOWAR   DIMMU BORGIR   HYPOCRISY   PRIMAL FEAR   J.B.O.   DESTRUCTION   UVM.  
23.07.2005 @ Festivalgelände, Geiselwind

Die Holländer AFTER FOREVER hatten sich bisher nicht bei mir vorgestellt, schafften es aber, obwohl ich bis auf Ausnahmen kein allzu großer Freund von Frauengesang im Metal bin, mich restlos zu überzeugen. Anders als bei NIGHTWISH wurde nicht andauernd Operngesang angestimmt, sondern die Sängerin vermochte es schlicht und sauber gesungene Passagen geschickt mit eben diesen Passagen zu vermischen. Musikalisch schien mir das Material abwechslungsreicher als bei den genannten Finnen und auch einen Zacken interessanter bzw. weniger kommerziell geschliffen. Die Herrschaften, die das musikalische Fundament für die Dame am Mikrophon legten, taten dies jedenfalls genauso gut wie die Songs waren, weswegen das Zusehen bzw. Zuhören ordentlich Spaß machen – also: merken!

Die deutsche Dampfwalze DISBELIEF durfte, nachdem sich der Regen bei dem AFTER FOREVER noch spielten gelegt hatte, die noch Schlafenden aus dem Bett prügeln. Unmengen zog der etwas sperrige Sound der fünf Deutschen nicht unbedingt an, da er für die Masse wohl ein wenig zu extrem ist. Nichtsdestotrotz zeigten Smasher wie „Misery“, „66Sick“ oder „God Master“ ihre unglaubliche Durchschlagskraft. Zähflüssig und ohne Ende groovend walzte der Sound von DISBELIEF alles nieder. Vor meiner Nase fanden sich sogar ein paar Fans ein, die heftigst zu moshen begannen. Der Beifall gab der Band auch Recht und zeigte, dass sie durchaus mehr Hörer verdient hätten – sollte man mal gesehen haben!

DESTRUCTION waren kurzfristig für OVERKILL eingesprungen. Letztere mussten deren Auftritt aus terminlichen Gründen canceln. Wer die Burschen auf dem Kaltenbach Open Air gesehen hat, hat das Set, welches die Band hier erneut runterzockte in einer ausgedehnteren Form gesehen. Also gab es zu Beginn mal „Curse The Gods“. Von der Originalversion des Butchers über dessen neue Taten bis zu Songs wie „Thrash Till Death“ oder Klassikern aus Demotagen wurde so gut wie jede Schaffensphase abgedeckt. Bei brauchbarem Sound und den Anblick von Schmier und Mike, die Kilometer auf der Bühne zurückgelegten, vergingen die 45 Minuten, die der Thrash-Legende zugedacht waren, wie im Flug.

PRIMAL FEAR stellen für mich ein wenig ein rotes Tuch dar. Die arrogante Performance von Fronter Ralph Scheepers und Musik, die vor x Jahren bereits origineller – und das in des Wortes wahrsten Sinn – jenseits des Ärmelkanals kreiert wurde, sind für mich unüberwindbare Hürden für den Zugang zu dieser Band. Damit sich Fans der Band jetzt nicht wegen eines polarisierenden Berichts auf den Schlips getreten fühlen, sei hiermit festgehalten, dass die Show sowohl aus musikalischer, als auch aus optischer Sicht dem Bekanntheitsgrad der Band entsprechend war. Der Sound war ebenso ok, was mich trotzdem nicht vor der Bühne zu halten vermochte.

Anders verhielt sich die Sache bei MASTERPLAN, auch wenn ich mich während deren Gig auf Nahrungssuche und anschließender Aufnahme befand. Sänger Jörn Lande vermittelte rasch (zumindest meinen Ohren – muss ja nicht jeder so sehen) den Eindruck, ein um einiges besserer Sänger zu sein als der Kollege davor. Nachdem ich mit den zwei Alben der Band rund um HELLOWEEN-Veteranen nicht vertraut bin, möchte ich mir über die Songs kein Urteil erlauben. Der Gesamteindruck war jedenfalls und einiges besser als zuvor, auch wenn mir die Band vor zwei Jahren auf dem W:O:A als ca. jeder von deren Debut schwärmte, stinklangweilig erschienen war. Die Dinge können sich aber bekanntlich ändern…

Die Herren Tägtgren und Hedlund, sowie ihre beiden neuen Kollegen Andreas und Horgh sind live ein Garant für eine kurzweilige, sympathische und mitreißende Performance. HYPOCRISY, die in Bälde deren zehntes Studioalbum veröffentlichen werden, standen also in vollem frisch erstrahlenden Sonnenschein auf der Bühne, weswegen Peter Tägtgren gleich die Gelegenheit zu einer Ansage nutzte: „The sun is shining right in my face, so I wish I could adjust it – this one is called ‚Adjusting The Sun’“. Grundsätzlich gab es in der knappen Stunde HYPOCRISY nebst einem recht brauchbaren Sound einiges an alten Krachern. Als Opener fungierte wieder mal „Fractured Millennium“, welches gleich von „Pleasure Of Molestation“ und „Buried“ abgelöst wurde. Für Fans der älteren Werke, so wie ich es bin, gab es noch „Inferior Devoties“ sowie „Apocalypse“ und „The Abyss“ vom „Fourth Dimension“-Album. Die neueren Werke wurden u.a. mit „Eraser“ und „Turn The Page“ abgedeckt. Fit waren sie allemal die Burschen, Bewegung war auch auf der Bühne, man könnte also von einem echt gelungenen Gig sprechen, wenn da nicht eines wäre – ich hatte schon bei IMMORTAL immer wieder den Eindruck, dass sich Drummer Horgh irgendwie extrem schwer tut beim Spielen und diesen Eindruck hat er zumindest dieses Mal wieder erweckt. Alles in allem trotzdem ein cooler Gig!

Die deutschen Blödelbarden J.B.O. durften die Menge nun erheitern, bevor norwegische Dunkelheit und grenzenlose, amerikanische Trueness Einzug hielten. Wer die Band einmal live gesehen hat, weiß was ihn erwartet – auf der einen Seite amüsante Parodien auf der anderen „deutscher Humor“. Soll heißen das musikalische Pendant zu dem was im Lande der Germanen als Comedy bezeichnet wird und via Fernsehen gelegentlich zu einem müden Lächeln animieren kann, mit manchem plumpen Geblödle stellenweise sogar zu einem ca. dreisekündigen Lachen. Nachdem die Sonne dem Auftritt der Rosa Armee Fraktion ebenso lachte, lud der Hang, der etwa hundertfünfzig Meter entfernt von der Bühne mit Blick auf selbige war, zum gemütlichen Platznehmen ein. Bevor mich wie einige Zuseher rundherum ebenso der Schlaf im gemütlichen Grün übermannte, wussten mich der bekannte Auftritt des „echten“ Luciano Pavarotti beim der Verulkung von „Roots Bloody Roots“, eine Vereppelung einer BACKSTREET BOYS-Nummer oder die MANOWAR-Persiflage „Verteidiger des wahren Blödsinns“ zum Schmunzeln zu bringen. Pädikat: Trash, in der richtigen Stimmung, live trotzdem amüsant.

Im negativen Sinne routiniert kamen die norwegischen Black Metal-Topseller DIMMU BORGIR rüber. Die Performance wirkte gelangweilt und keinstenfalls motiviert – möglicher Weise auf Grund der Tatsache, dass der Gig 45 Minuten nach vor verschoben wurde, weswegen man noch bei Sonnenlicht auf die Bühne musste. Was im Gegensatz zur müden Show rasch positiv herausstach, war die Tightness von Sessiondrummer Tony Laureano (Ex-NILE, Ex-ANGEL CORPSE), die bei den Gigs mit seinen Ex-Bands eher mangelhaft war. Für alle, die es noch nicht wissen, Fellverdrescher Nick Barker (Ex-CRADLE OF FILTH, jetzt BENEDICTION) ist nicht mehr an Bord bei den Norwegern. Die Songauswahl ging bunt durch alle Alben, wobei erstaunlicher Weise auch „Reptile“ vom „Spiritual Black Dimensions“-Album ausgepackt wurde, sonst gab es das Standardset mit „Kings Of The Carnival Creation“, „Progenies Of The Great Apocalypse“, „Stormblåst“ und „Mourning Palace“ als Zugabe. Geht auf jeden Fall besser…

Mit dem Auftritt von MANOWAR sollte ein einmaliges Event über die Bühne gehen. Jeder, der nicht dabei war, kann sich dieses auf der wohl nächstes Jahr erscheinenden „Hell On Earth Pt. V“-DVD, für die alles mitgeschnitten wurde, ansehen. Leider zeigte sich, dass nicht alles was glänzt, Gold ist. Die Spielzeit, die großzügig und vor allem auf Kosten der anderen Bands auf drei Stunden ausgedehnt wurde, wurde längst nicht für das lange Set ausgenützt, das man in der Zeit hätte spielen können. Das Fehlbleiben von Christopher Lee wurde andernorts bereits besprochen.
Schließlich wurden alle Ex-Members versammelt und jeder wurde auf die Bühne gebeten. Zum Beispiel durften Rhino u.a. bei „Metal Warriors“ die Kessel verdreschen und Ross The Boss bei „Metal Daze“ die Gitarre würgen. Das Highlight der Show war ganz klar „Battle Hymn“, bei dem drei Gitarristen (Ross The Boss, Dave Shankle, Karl Logan) und drei Drummer (Donnie Hamzik, Scott Columbus, Rhino) gleichzeitig am Werke waren.
Den Großteil des Gigs nahmen allerdings elendslange Reden von Mr. Joey „There was another beer, the show is finished“ DeMaio ein. Mal sehen, ob alles davon echt seinen Weg auf die DVD finden wird – ist jedenfalls nicht zu hoffen.

Ob die Aktion mit dem Enkel Richard Wagners, dessen Großvater so DeMaio der Erfinder des Heavy Metal sei, peinlich oder amüsant war, ist auch fraglich. Was ist passiert? Die Band hätte ihn angeblich einladen wollen, um ihm eine goldene Schallplatte zu überreichen, er sagte ab, da er mit der Band nichts zu tun haben wollte. Nun wischte man sich vorgeblich mit dem Antwortschreiben den Allerwärtesten ab…

Eine optische sehr feine Geschichte waren der Chor sowie das Orchester, die seitlich der Bühne auf drei Etagen platziert waren. Da der Sound nicht wirklich berühmt war, wird der volle Genuss dessen wohl erst auf dem Mitschnitt möglich sein. Alles in allem kann ich sagen: Eric Adams Gesang war über alle Zweifel und über das Können so gut wie aller Konkurrenten erhaben und über die Performance aller Beteiligten (die Arroganz von Dave Shankle vielleicht ausgeklammert) gibt es auch kein schlechtes Wort zu verlieren, nur spielten die paar beschriebenen Negativfaktoren mit, die das Konzert nicht zu dem genialen Event machten, der es hätte sein können.

Wer sich fragt, was so gespielt wurde, für den möchte ich versuchen die Titel aus meinem Gedächtnis zu kramen: „Manowar“, „Kings Of Metal“, „Borthers Of Metal“, „Call To Arms“, „Black Wind Fire And Steel“, „Outlaw“, „Herz Aus Stahl“, „Warriors Of The World“, „King Of Kings“ (neuer Song, der auch auf der neuen „Hell On Earth IV“-DVD enthalten ist), „Metal Daze“, Blood Of My Enemies“, „Hail And Kill“, „Battle Hymn“, „Sign Of The Hammer“, „Metal Warriors“, „Dark Avenger“, „Kill With Power“.
www.earthshaker-fest.com

Gore
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Beitrag vom 24.08.2005
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