KALTENBACH OPEN AIR: DISSECTION   ILLDISPOSED   MANEGARM   GODDESS OF DESIRE   DECAPITATED   GODDAMNED X    SECRETS OF THE MOON   IN SLUMBER   AZRAEL   
15.07.2005 @ Spital am Semmering, Stmk

Endlich war es wieder so weit: Das Kaltenbach Open Air, Österreichs Sommerfest-Schmankerl Nummer eins, rief uns alle nach Spital am Semmering, und wir folgten höchst motiviert, um in der freien Natur auf Gottes verwesendem Kadaver zu tanzen und bei fast 40 Bands und massig Bölkstoff der barbarischen Lebensweise zu frönen. Die Sonne lachte zumindest anfangs freundlich vom Himmelszelt, und die Einheimischen schienen uns sehr ins Herz geschlossen zu haben; vor allem aber feierten wir eine rauschende Metal-Orgie, die sich gewaschen hat! Schade, dass es schon wieder vorbei ist – hier ein kleiner Rückblick.

Der Freitag: Highlights wie DECAPITATED, DEFLESHED, MANEGARM, GODESS OF DESIRE, besonders aber der Headliner DISSECTION. Die Laune war gut, und die Leute zahlreich: Die Serpentinen um das Konzertgelände waren lückenlos mit Zelten bestückt – etwa 1300 sollen es gewesen sein, eine doch recht ansehnliche Steigerung gegenüber 2004. Zum Ablauf: Das Frühstücks-, Mittags- und Frühnachmittagsprogramm bestritten die lokalen Bands LA RESISTANCE; DIABOLICA, AZRAEL, CREMATION, EKPYROSIS und IN SLUMBER; mit PATHOLOGY STENCH und NOCTIFERIA fielen dann gleich zwei Bands nacheinander aus (gewesen wäre das einmal Death-Grind und einmal Midtempo-Black Metal), und so ging es direkt zu DEMOLITION, die kräftig drauflos thrashten und gute Reaktionen verbuchen konnten - besonders Session-Gitarrist Eugen schien einen regelrechten Fanclub angezogen zu haben.

SECRETS OF THE MOON, Deutsche, zelebrierten dann einen sehr eigenen Black-Stil, der sich strikt der Einordnung in klassische Kategorien verwehrt und durch außergewöhnliche Kompositionen zu gefallen weiß. Zwischen Blastparts und melodischen und mystischen Einschüben in oft recht ausgefallenen Rhythmen gab es einiges zu entdecken, und obwohl SOTM für Live-Zwecke etwas sperrig und uneingängig sind, war ihr Auftritt bemerkenswert.

Mit GODDAMNED X betraten wahre Lokalmatadoren die Bühne, um uns mit fucking Thrash’ n Roll die Ohren zu versohlen. Das Publikum ließ sich das freudig gefallen und feierte sich langsam richtig warm. Die Freude war auch ganz meinerseits – und ein neuer Release ist anscheinend auch schon im Anmarsch, der spannend werden dürfte. EQUILIBRIUM, ihres Zeichens akut aufstrebende Pagan/Viking Metal-Hoffnung, schlossen sich daran an, interessierten mich mit ihrem epischen, meist getragenen Material aber eher weniger – sollen aber gut gewesen sein.

Mit DECAPITATED wurde es dann richtig interessant: Polands Finest in Sachen ultra-kompromissloser Highspeed-Death haben für mich – Achtung, Sakrileg – VADER schon lange den dortigen Metal-Thron abgeluchst, und bewiesen auf Kaltenbach wieder höchst eindrucksvoll ihr lichtschnelles Händchen für vollendete Metzelhymnen: Mörderische Blasts, kompromisslose Tightness, feinste technische Finessen, und dabei doch immer total eingängig und mitreißend – yeah! Und „Spheres of Madness“ killte wieder einmal ohne Ende. Leider aber gerade einmal fünf Lieder und kaum eine halbe Stunde – schade!

GODDESS OF DESIRE mussten rauf und waren auf eine völlig andere Weise nicht weniger der Hammer: Die wackeren Old-Schooler boten eine wirklich geile Bühnenshow mit Okkultismus, Feuer, nackter Frauenhaut, bizarren Kostümen (tolle Hosen!) und natürlich Posing total: Eine Geschmacklosigkeit ohne Beispiel, und das auf die kompromissloseste Rock n’ Roll-Tour – so muss sich ein Provinzpfarrer den Heavy Metal vorstellen. Klischee pur, gewagt, aber auch gelungen. Ich kann nur sagen: GODDESS OF DESIRE fukkking rules – Metal forever, forever Metal! Danke an Willi und Ingo für den Ausflug in luftige Höhen (und natürlich auch den anderen, die mich so zuverlässig gehalten haben)!

Dann gab es MANEGARM, die Kaltenbach in Grund und Boden zu folken gedachten und mit Violinenunterstützung rockten. Die Band ist ziemlich kultig und beglückte massig Leute, riss mich aber nicht vom Hocker. Das machten schon eher die gnadenlos Speed-thrashenden Schweden von DEFLESHED: Minimalistische drei Leute holzten uns eine schnörkellose Dampfwalze nach der anderen an den Schädel und gaben uns keine Gelegenheit zum Verschnaufen. Regelrecht anstrengend so was, aber definitiv eine Live-Macht.

Mit der sympathischen Koksverherrlichertruppe ILLDISPOSED ging es weiter, und die seit unlängst nur mehr zu viert agierenden Party-Dänen um den immer wieder schier unglaublich tief grunzenden Brüllklops Bo sorgten ganz nach Wunsch für beste Stimmung: Da wurde gehüpft, dass es eine helle Freude war, und Bo hat sowieso immer die besten Sprüche drauf – diesmal sogar mit einer Kostprobe seiner „Italienischkenntnisse“ – ILLDISPOSED bewiesen sich wieder einmal als die Partyband schlechthin.

Mit DISSECTION war der Spaß dann aber aus – Anti-Cosmic Metal of Death war angesagt, und Spannung und Publikumsandrang groß. Jon Nödtveidt betrat die Bühne, segnete sich und seine knienden Mitstreiter mit einem Messer. Was dann folgte, war ein vollendeter Erguss einzigartiger Musik – „Unhallowed“, „Storm of the Lights Bane“, Nights Blood“, „Where dead Angels lie“ – eine Hymne nach der anderen, geradezu magische Stimmung und ein ausrastendes Publikum. Auch der sonst zurückhaltende Nödtveidt wirkte richtig begeistert und bedankte sich mit einem äußerst ausführlichen Programm. Der Sound war ebenfalls gut, und die Livepräsenz DISSECTIONS im Vergleich zum Planet Music Rebirth Tour-Gig um Welten besser. Auch das nicht ünbedingt beliebte neue Stück „Maha Kali“ kam durchaus akzeptabel rüber. Alles in allem also ein fulminanter Abschluss des ersten Tages.


FOTOS + E-CARDS
www.kaltenbach-openair.at

marian
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Beitrag vom 24.07.2005
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