PUNCHLINE    LOST DREAMS    INZEST    YARVIS    SERENITY    SEVEN DEADLY SINS   HYPERION DEATHBIONICS   MINDTRANSMISSION   
02.07.2005 @ Hafen

Kaum sind die letzten Dampfschwaden vom Slayergig herausgelassen, füllt sich die Halle erneut mit Metalern aus ganz Tirol, die zum Sommerfest gependelt waren, um hier der Musik ihrer Lokalhelden zu frönen. Veranstaltet wurde es, wie üblich, von „Support the Underground“, die nun seit etwa neun Jahren Konzerte innerhalb und um Tirol herum organisieren, die vor allem unbekannteren Bands eine Plattform bieten.

Bei acht Bands ist es nicht verwunderlich, dass das Konzert schon nachmittags beginnt, trotzdem fragt man sich, wo die Zuschauer bleiben. MINDTRANSMISSION spielt vor einer fast leeren Halle und auch der Parkplatz, wo sich die Meute bei uninteressanten Bands aufhält, strotzt auch nicht gerade vor Überfülle. Was aber durchaus nachvollziehbar war, denn die progressiven Nu Metaller waren, neben SERENITY, die klaren Festivalaußenseiter. Wer wegen den aggressiveren Bands des Abends gekommen war, konnte sich natürlich kaum mit MINDTRANSMISSIONS-Rumgehopse und den, an Rap erinnernden Gesang anfreunden. So stellte man sich zu den wenigen, die sanft mit dem Kopf nickten und wartete auf die nächste Band.

Um die sich dann, nach der viertelstündigen Umbauzeit, schon eine nette Menschentraube versammelte. Für die HYPERION DEATHBIONICS war es sicher ein angemessener Motivationsschub, in die Augen der versammelten Zuschauer zu blicken, nachdem sie am Jahresbeginn buchstäblich fast vor dem Fußboden spielen mussten. Wie dem auch sei, die melodische Black/Death-Mischung schien zu wirken, man bewegte sich motiviert im Takt und genoss die viel zu kurze Vorstellung. Natürlich war nicht alles eitel Sonnenschein, die Lautstärke des Mikrofons war klar zu bemängeln, eigentlich konnte man die Stimme des Sängers nur bei den Ansagen, wie zu „Zähle meine Sünden“, klar verstehen. Auch gab es Gemurre wegen des Feuerspektakels, das schon ein fixer Bestandteil ihrer Show geworden ist. Würde man dieses weglassen, hätte man noch einen zusätzlichen Song spielen können. Deswegen war der hervorragende Auftritt leider nach vier Liedern vorbei und gab dem Publikum wieder 15 Minuten Zeit, um sich auf SEVEN DEADLY SINS vorzubereiten.

Der hier vorgetragene Hardcore war genau das Richtige, um die von HYPERION aufgebaute Energie zu übernehmen. Auch wenn mir das unkoordinierte Herumtorkeln und der, meiner Meinung nach, zu hohe Gesang nicht wirklich zusagten, wirkte der Pulk sichtlich zufrieden und schwankte fleißig mit. Nachdem man bei der letzten Band der 40 Minuten-Blöcke („Support the Underground“ hatte das Konzert in Blöcke eingeteilt, um dem Opener fairerweise fast genauso viel Spielzeit wie dem Headliner zu geben) genug Kalorien verbrannt hatte, konnte man sich endlich auf ruhigere Töne gespannt machen.

SERENITY, die schon als Opener beim letzten Winter Power Metal Festival zu sehen waren, schafften es schon, nach kaum einem vollständigen Song die Lager zu spalten. Was gar nicht mal wirklich am Genreunterschied lag, sondern eher an dem übertriebenen Gepose, was manchen mürrischen Zuhörer dazu bewegte, lautstark an der Sexualität von Herrn Neuhauser zu zweifeln. Soviel zum Thema Toleranz. Einige waren trotzdem bereit, lautstark mitzufeiern und SERENITY schien mit dieser Hälfte ihren Spaß zu haben. Der Sound war auch nicht von schlechten Eltern, der Keyboarder spielte, als hätte er sein Leben lang nichts anderes getan und unterstützte den Sänger auch vokalistisch lautstark, welcher vor allem bei dem Stück „Forever“ zeigte, was in seinem Kehlkopf steckt. Auch ihr bekanntestes Stück, „Engraved Within“, ließ technisch nichts zu wünschen übrig.

Egal, welcher Fraktion man den letzten 45 Minuten angehörte, um 9:05 Uhr wurden sie alle wieder vereint. Und zwar von YARVIS, die uns, wie vor kurzem SLAYER, wieder gezeigt haben, wie guter, purer Thrash Metal klingen muss. Von der nervösen Gruppe, die anno 2003 als Opener fürs Skeleton Bash spielen durfte, damals wegen unkoordinierter Bühnenpräsens und Rumgeschreie aber nicht wirklich im Hinterkopf blieb, war nichts mehr übrig. YARVIS rockte einfach das Haus, nicht mehr und nicht weniger. Nicht nur der Gesang war ausgewogener, sondern die gesamte Bühnenpräsens war professioneller geworden, so dass man sich auf ihren neuen Datenträger freuen kann, der Ende dieses Jahres erscheinen soll.

Wer sich nach dieser Szene den Nacken rieb und dachte „härter kimt’s nimma“, hatte sich sehr geirrt. INZEST, Tirols jüngster „Bulldozing-Deathcore“-Zuwachs, hat es in sich, zögert auch nicht, ihre Stellung als wildeste Band des Abends zu verteidigen. Vor allem Maggo Wenzel (Ex–LOST DREAMS) legte einen schwungvollen Tanz hin und versuchte zu jeder Gelegenheit, die Masse zu einem „Circle Pit“ zu inspirieren, was aber keiner zu verstehen schien. Komisch, suchen die Innsbrucker doch sonst immer angestrengt nach einem Grund, loszumoshen. Neben der Musik waren auch noch die Aussagen der Band interessant, die nicht nur mehrere Male gegen den Krieg zeterten, sondern auch noch gegen eine nicht namentlich genannte NS-Black Metal Band herzogen. Ein geschwenktes T-Shirt mit einem durchgestrichenen Hakenkreuz brachte ihnen lauten Jubel ein. Schade, dass die Gruppe von Menschen, die sich unter Metalern immer eine braune Masse vorstellen, diesem Konzert nicht beiwohnte. Es wurde aber nicht nur politisiert, sondern auch eine sehr gute Show geboten. Die Tracks wurden nicht nur aus dem sehr guten Demo entnommen, sondern auch wo anders hatte man sich fleißig bedient. Vor allem das HATEBREED-Cover von „Straight To Your Face“ wurde der Auslöser lauter Zurufe. Dass sie dabei Leute aus dem Auditorium für den Refrain rekrutierten, hat ihrem Sympathiewert auch alles andere als geschadet.

Endlich neigte sich der Konzertabend in Richtung Headliner und man machte sich für LOST DREAMS bereit. Schon beim Opener „Living In A Mass“ wogte die Menge, wie zuvor bei INZEST, jedoch war ich mehr gespannt darauf, wie wohl die neuen Tracks live rüberkommen würden. War dann auch vollauf zufrieden, als endlich „Demonic Night“ aus den Lautsprechern dröhnte und von den Massen mitgeschrien wurde, wie das darauf folgende „Evil Unleashed“ und „Tormented Souls“. Die Darbietung selbst war, wie bei LOST DREAMS üblich, lebhaft und fehlerfrei, die Band tummelte sich gleichermaßen an vorderster Front und schien sogar noch motivierter als beim letzten Auftritt, nur Herbert Sopracolle wirkte fast schüchtern. Stimmungshöhepunkte waren die „Where God’s Creation Ends“-Klassiker „Aborted Fetus Christ“ und der Titeltrack des Albums, womit der Auftritt auch schon wieder abgeschlossen war. Viel zu kurz, der allgemeinen Meinung nach, doch für weitere Zugaben war keine Zeit.

PUNCHLINE sollte doch auch noch eine volle Spielzeit zur Verfügung haben. Die Tiroler Hardcorer, von denen ich komischerweise noch nie etwas gehört hatte, obwohl sie nach Eigenangabe schon zehn Jahre auf dem Buckel haben, wussten gekonnt für sich zu begeistern. Durch altbekanntes Konzept: Wild auf der Bühne herumspringen, bis die Menge heiter mitmacht. Völlig ausgepowert entsetzte mich der Anblick von Menschen, die jetzt noch solche Energiereserven mobilisieren konnten. Weshalb ich mich langsam aus der beglückten Anhäufung zurückzog.

Als Fazit kann man nur von einem ausgezeichneten Konzertabend sprechen. Alles stimmte, kaum Verspätungen, keine Tonausfälle und auch sonst keine Problemchen. „Support The Underground“ hat sichtlich von der langjährigen Erfahrung profitiert. Der einzige Minusfaktor war die Anzahl der Zuschauer. Was einem bei acht guten Bands und einen, für Innsbrucker Verhältnisse, mehr als minimalistischen Preis von zehn Euro davon abhält, in den Hafen zu kommen, ist für mich nicht nachvollziehbar.

Playlist HYPERION DEATHBIONICS

Into My Battlefield
Underworld
Count My Sins
Beastsoul Master


Playlist YARVIS

Middle Ground
Wasted Time
Skinned Alive
Troops Of Doom
The Dirge
Desert Father
Back To Reality
Future Tense
Redemption


Playlist LOST DREAMS

Living In A Mass
Sorrow
Territory
Demonic Night
Evil Unleashed
Tormented Souls
Dawn Of The Apocalypse
Aborted
Silent Mayhem
www.supporttheunderground.net/

Lenny
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Beitrag vom 07.07.2005
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