DEVIL DAYS OPEN AIR 2005 - TAG 2  
11.06.2005 @ St. Leonhard am Forst

Es geht doch nichts über einen Schlummer in der freien Natur – gut erholt suchte ich wieder das Gelände auf, um mit STAND ABLAZE den Nachmittag zu beginnen: Das sind vier Mannen und ein holdes Weib, die dem melodischen Death Marke KALMAH verfallen sind. Und diesen zelebrierten STAND ABLAZE auch in höchster Qualität, womit der Wiedereinstieg ins den musikalischen Nachmittag stimmig vollbracht war. DARKFALL sind mir seit ihrem diesjährigen FUCK THE COMMERCE-Auftritt als Headliner der dortigen Warm-Up-Party ein lebhafter Begriff, sah ich doch noch selten einen dermaßen besoffene, aber dennoch gnadenlos thrashenden Haufen. So spektakulär wurde es zu dieser frühen Zeit auf dem DEVIL DAYS freilich nicht, aber ihre Werke wussten gut zu gefallen. Und DEATH zu covern, finde ich immer sehr in Ordnung, vorausgesetzt, man kann das Zeug auch spielen – für DARKFALLS hohes Niveau jedenfalls kein Problem.

CRUSADE, die Wiener Death-Coreler mit dem Motto „Wir machen Death-Metal-Core, Musik zwischen Death und Hardcore, und wenn’s euch nicht passt, leckt's uns am Oasch“ waren hochmotiviert und gaben sich ganz schön den Rest. Obwohl ich so etwas privat kaum höre, muss ich sagen: da war Druck dahinter! Mit ihrem Stilmix irgendwo zwischen DYING FETUS, BRUJERIA und FEAR FACTORY haben CRUSADE offenbar genau ihren Sound gefunden.

Bei GODDAMNED X blitzten die Flying Vs und die Pilotenbrillen zum stylischen Death'n'Roll, und Drummer Schuarl bewies wieder einmal, dass im Vergleich zu ihm alles anderen Schlagzeuger depressive Langweiler sind – so ein Gegrinse sieht man sonst nirgendwo! Kam aber auch sonst sehr bestimmt und überzeugend rüber, und ich muss sagen: Hat mir diesmal sehr gefallen, GODDAMNED X haben schon was eigenes. Leider aber sehr kurz, weil der Zeitplan irgendwie durcheinander gekommen war, und die nächste Kapelle schon ungeduldig wartete.

Das waren namentlich BITTERNESS aus Deutschland, die ein geradliniges, aber durchaus originelles Death Metal-Brett zimmerten und dafür ein Kompliment verdient haben. Die ungarischen CASKET GARDEN lieben ganz offensichtlich AT THE GATES sehr, und lobenswerter Weise coverten sie CARCASS („Heartwork“ nämlich) – das könnten ruhig mehr Bands machen. Aber auch sonst gibt es an CASKET GARDEN nichts auszusetzen – weiter so!

COLLAPSE 7, das eigene Projekt des Mario Klausner (Ex-BELPHEGOR, Ex-und-jetzt-wieder PUNGENT STENCH), fand ich etwas weniger berauschend. Das Markenzeichen der Band, „apokalyptischen“ Death Metal zu machen, also eher getragen und bedrohlich als schnell und direkt zu klingen, macht ihr den Liveeinsatz eher schwer. Obwohl sehr gut gemacht und gespielt, fehlt mir bei der Musik von COLLAPSE 7 ein wenig der Kick. Die deutschen MY DARKEST HATE gewinnen auf jeden Fall einen Preis für ihre überaus originelle Namensfindungen, hehe. Sonst war mir die Truppe aber eher zu lahm: Durch die Bank SIX FEET UNDER-Tempo ist nicht mein Fall, das muss man halt mögen.

DARK FORTRESS waren als einzige richtige Blacker des Festivals schon interessanter. Stilecht angemalt und grimmig dreinschauend zelebrierten die Finstermänner ein zünftiges Ritual, auch wenn sie für meinen Geschmack an den Keyboardpassagen und langsamen Teilen etwas sparen könnten. Mit der abschließenden EMPEROR-Coverversion von „I Am The Black Wizards“ sammelten sie aber noch einige Sympathiepunkte. GOREROTTED habe ich, soweit ich weiß, an die drei Mal verpasst, also höchste Zeit, das nachzuholen. Und der weltweit einzigartige Hooligan-Grindcore erwies sich als geile Angelegenheit. Diesmal kein Schottenrock, aber mächtig Blasts, bitterböses Geschrei und ein sehr vitaler Moshpit.

NIGHT IN GALES habe ich nicht angeschaut – melodischer, eher ruhiger Death wäre es gewesen, der sich im Hintergrund auch ganz anständig anhörte. Zu den folgenden TOTENMOND war ich wieder da: Deutscher Ur-Thrash, dem seine punkigen Wurzeln nicht abzusprechen sind. War ok, aber irgendwie hatte die Band keine übermäßige Bühnenpräsenz, verschwanden die Jungs doch zeitweise völlig im sehr großzügig eingesetzten Nebel. Aber auch wurscht, ich war in Gedanken schon bei der nächsten Band und meinem persönlichen DEVIL DAYS-Highlight: GOD DETHRONED.

GOD DETHRONED enttäuschten mich in keinster Weise, und so konnte ich es mir zu ihrer einzigartigen Synthese aus Melodie und Aggression ordentlich geben. „Villa Vampiria“, „The Tombstone“, „The Warcult“ – großartige Hymnen, vorzüglich geeignet, um einem ordentlich warmgefeierten Festivalpublikum den Trinkabend zu einem wahren Fest zu versüßen. Normalerweise ist mir sehr melodischer Death schnell zu kitschig, aber GOD DETHRONED haben ihre liebliche Soli und von bissigem Gekeife begleitete Prügelteile nahezu perfekt ausbalanciert, und sind meines Erachtens zudem über die Jahre zu großer musikalischer Reife gelangt. Nur schade, dass GOD DETHRONED nicht all zu lange spielten, und die Zugabeschreie erfolglos blieben: „Soulsweeper!!!“ forderte die Menge, ich bestand dagegen (eh vergebens) auf „Into the Lungs of Hell“. Na ja, vielleicht das nächste Mal.

Womit die letzte Band, ROTTING CHRIST aus Griechenland, anstand. Artisten betraten die Bühne und gaben eine Feuershow zum Besten, die auch nett anzuschauen war, sich aber etwas zog: Nach einer Viertelstunde dämmerte mir langsam, dass das wohl nicht das Intro von ROTTING CHRIST war, sondern eine eigenständige Show – das war trotzdem keine Entschuldigung dafür, dass die Feuerakrobatik zu nevigem Techno stattfand. Da hätte ich lieber noch eine GOD DETHRONED-Zugabe gehabt. Aber egal, ROTTING CHRIST waren danach auch in Ordnung, obwohl mich ihr tempomäßig eher gedrosselter Black/Düster-Metal auch nicht aus den Schuhen kippen ließ. Atmosphärisch durchaus interessant, aber ein bisschen zu zivilisiert, um ein spätes DEVIL DAYS noch einmal aus der Reserve zu locken. Zum Abfeiern aber allemal geeignet.

Ja, das wars auch schon wieder! Ich muss sagen: geiles Fest, gute Party! Erfreulich, dass das KALTENBACH OPEN AIR solch anständige Gesellschaft gefunden hat. Die DEVIL DAYS 05 waren zwar klein, aber nicht zu klein, das Wetter hat auch gehalten, die Stimmung war sehr gut, die Musik anständig sortiert – was will man mehr? Danke und Grüße an alle, die da waren, und natürlich an die Veranstalter. Ich prognostiziere einmal, ohne es definitiv zu wissen, aber zuversichtlich: nächstes Jahr wieder!


FOTOS + E-CARDS
www.devildays.at/

marian
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Beitrag vom 17.06.2005
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